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Warum Regeln sexy sind – Talk – Folge 105

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Warum Regeln sexy sind – Talk – Folge 105
Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit
Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz
korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.
Ehe, liebe Ehe, ich grüße euch. Hier ist Veit, immer noch in Afrika unterwegs, aber jetzt gleich
wieder auf dem Weg zurück nach Deutschland. Herzlich willkommen in meinem Podcast
„Seelengevögelt – Für die Rebellen des Geistes“.
Erst mal an dieser Stelle vielen Dank für das starke positive Echo in den letzten Wochen auf
unsere Podcastbeiträge, sowohl auf die Interviews als auch auf die Ausschnitte aus meinen
Seminaren. Das freut mich natürlich riesig, und ich möchte euch wirklich einladen, richtig
interaktiv mit mir in Beziehung zu treten, mir immer zu schreiben, wenn euch etwas besonders
gut gefallen hat, wenn ihr von etwas mehr wollt, wenn ihr eine Frage habt, wenn ihr meinen Rat
haben wollt. Ich liebe es, von euch zu erfahren. Cool.

Heute gibt es einen Ausschnitt aus einem meiner Online-Programme, die du auf unserer Live-
Coaching-Plattform Homo Dea findest, und es geht um ein Thema, das vielleicht erst mal

unbequem klingt, was aber ultra sexy ist.
Wenn wir über Beziehungen sprechen, also respektive Liebesbeziehungen zum Beispiel oder
Freundschaften, dann reden wir natürlich am liebsten über die ganz schönen Dinge: über Nähe,
über Kuscheln, über Romantik. Und es ist manchmal unbequem, über Regeln zu sprechen oder
über Vereinbarungen, über rote Linien, die nicht überschritten werden sollten.
Aber tatsächlich ist es so, dass eine wirklich freie, kreative Beziehung ihre Kraft daraus zieht,
dass es ein Fundament gibt, das für alle Beteiligten klar ist. Und es ist ein Akt von Selbstliebe,
diese Vereinbarungen, die für dich wirklich wichtig sind, damit du erblühen kannst, überhaupt
erst mal rauszufinden und sie dann erfolgreich zu kommunizieren. Also trau dich. Ich hoffe, du
bist heute Abend wach, denn ich habe Bock, heute ein heißes Eisen mit dir aus dem Feuer zu
holen.
Ich möchte heute mit dir Tacheles reden. Das heißt, richte dich mal so richtig auf, sitz nicht wie
ein Schluck Wasser in der Kurve, setz dich ruhig noch ein bisschen aufrechter hin. Das Thema
verspricht dir, dass es enorm viel Power in dein Leben zurückholen kann. Allerdings bringt es
auch einige fette Herausforderungen mit sich. Ich freue mich sehr, dass du hier bist.
Heute möchte ich ein Thema aufgreifen, das vielleicht erst mal weh tut bzw. ein paar große
Fragen aufwirft, das aus meiner Sicht jedoch sehr wichtig ist. Ich beginne mal mit einer steilen
These, die für mich keine These, sondern tatsächlich Wahrheit ist: Wenn es in deiner
Umgebung – in deinen privaten oder beruflichen Beziehungen – Menschen gibt, die ein
destruktives Verhalten an den Tag legen, sei es gegenüber sich selbst oder dir, dann hast du
diese Menschen dazu erzogen.
So, jedes Verhalten, das sich in deiner Umgebung über einen längeren Zeitraum hält, wird von
dir geduldet, und dein Dulden bedeutet letztendlich, du sagst Ja und Amen dazu. Du bist
niemals ein Opfer, sondern du bist an dieser Stelle ein Schöpfer, eine Schöpferin.
Wir erschaffen einander. Wenn es um Co-Kreation geht, reden Menschen gerne über Liebe,
über Vertrauen, über Visionen, über das Entfalten unseres Potenzials. Was vielleicht am Anfang
erst mal nicht so sexy daherkommt – ja regelrecht unromantisch – ist das Thema
Vereinbarungen.
Ich möchte dich heute fragen, ob du ein Mensch bist, dem man vertrauen kann. Bist du ein
Mensch, dem du selbst vertrauen kannst? Und sag jetzt bitte nicht zu schnell Ja. Ich kann mir

zum Beispiel nicht in jeder Hinsicht vertrauen. Ich weiß, dass es Stellen in meinem Leben gibt,
da sage ich relativ schnell Sachen und habe dann Schwierigkeiten, sie zu halten. Ich weiß, dass
ich in den letzten 25 Jahren immer vertrauenswürdiger geworden bin, aber an manchen Stellen,
wenn ich nicht ich wäre und auf Veit schauen würde, würde ich selbst kritisch schauen und an
bestimmten Stellen sagen: „Da musst du noch auf den Busch achten.“
Also, bist du ein Mensch, dem du selbst voll vertrauen würdest? Und glaubst du, dass andere
Menschen dir voll vertrauen können, weil du dich an Vereinbarungen hältst? Und sind die
Beziehungen in deinem Leben vertrauenswürdig, weil ihr kristallklare, konkrete Vereinbarungen
miteinander getroffen habt, an die ihr euch alle haltet?
Vereinbarungen sind letztendlich, bildhaft gesprochen, das Fundament von Co-Kreation. Das
heißt, du kannst nur ein Haus bauen, wenn der Boden fest ist. Ohne Vereinbarungen gleicht
eure Beziehung einem Treibsand.
Und ich wette, du hast diese Erfahrung schon mal gemacht: in einer Beziehung, die ganz toll
gestartet ist, hochgradig begeistert, hochgradig verliebt, und nach einer Weile stellst du plötzlich
fest, es ist nicht genug Vertrauen da, es gibt eine Menge Irritationen, es gibt
Energieverschwendung.
Das fängt an mit so Kleinigkeiten, wie wenn du einen Freund hast, auf den du dich niemals
verlassen kannst, dass er pünktlich kommt. Es geht weiter bei Menschen, denen du etwas
versprichst oder die dir etwas versprechen und es einfach immer und immer wieder nicht halten
und dann sagen: „Es tut mir leid.“ Davon können wir uns nichts kaufen. Dann weißt du, wie sich
das anfühlt.
Und ich habe in meinem Leben zwei, drei Mal wirklich einen tiefen Vertrauensbruch erfahren an
Stellen, wo ich mich wirklich sehr tief auf Menschen eingelassen habe, und ich habe auch bei
meinen Klienten immer wieder erlebt, dass solche Momente, wenn wir wirklich sagen: „Okay, ich
lasse mich jetzt voll auf dich ein“ und dann hängen gelassen werden, uns noch einmal
retraumatisieren können. Ich bin überzeugt davon, dass das ursprüngliche Trauma viel früher
zurückliegt, dass wir als kleine Kinder oft schon die Erfahrung gemacht haben, dass unsere
Umgebung eben nicht zuverlässig ist, sondern dass jemand etwas sagt und etwas anderes tut.
Aber wir können, wenn wir das Thema Vereinbarungen ernst nehmen, ganz viel miteinander
heilen. Wir können aber auch, wenn wir lasch damit umgehen, dafür sorgen, dass uns das
Thema ewig und drei Tage nervt.
Wenn eine Beziehung keine klaren Vereinbarungen, das heißt keine klaren Regeln hat, an die
sich alle Beteiligten halten, fließt ganz, ganz viel Kraft weg und du wirst sehr wahrscheinlich
niemals dein volles Vertrauen in die Waagschale werfen. Es ist ein Unterschied, ob du hoffst,
vertrauen zu können, oder ob du tatsächlich vertraust, weil du einfach spürst, dass du auf einem
festen Boden stehst.
Deswegen möchte ich dich in dieser Woche einladen, in deinen wichtigsten Beziehungen mal zu
checken: Sind denn allen Beteiligten die Regeln klar? Haben alle Beteiligten den Regeln
zugestimmt? Und haltet ihr euch auch an die Regeln?
Um dir das Ganze zu erleichtern, gibt es drei Kategorien von Regeln, die ich dir jetzt vorstellen
möchte. Das kannst du gerne, wenn du möchtest, in Form einer Tabelle machen, in die du
einfach links alle Beziehungen einträgst und dann vier Spalten machst.
In die erste Spalte schreibst du einfach auf einer Skala von 1 bis 10, wie vertrauenswürdig du
diese Beziehung empfindest. Eins ist gar nicht, zehn ist vollkommen. Und ich lade dich ein, da
wirklich mal alles Emotionale beiseite zu lassen. Du wirst überrascht sein, dass es manchmal
Beziehungen gibt, in denen du vielleicht seit vielen, vielen Jahren sagst, du liebst diesen
Menschen oder ihr seid verliebt. Aber wenn du da mal richtig hinschaust, merkst du: Ja, aber

Vertrauen, dieses wirklich stabile Vertrauen, haben wir uns bis hierher noch nicht wirklich
erarbeitet.
Das sind nämlich zwei verschiedene Sachen. In die zweite Spalte trägst du alle unnötigen
Regeln ein. Was ist eine unnötige Regel? Es gibt nicht nur gute Regeln, sondern auch viele
Regeln, die das Zusammensein erschweren können.
Wenn du in eine Beziehung gehst und du fühlst dich unsicher in dir selbst, dann könnte es zum
Beispiel sein, dass du sehr viel Kontrolle über den anderen gewinnen möchtest: über sein
Verhalten, über seine Gedanken, was er tut. Und dass du, um dich sicher zu fühlen, ganz, ganz
viele Regeln aufstellst, wann der andere zu Hause sein muss, er muss dir genau erklären, mit
wem er wann und was besprochen hat, okay?
Es gibt ja heutzutage den Begriff Helikoptereltern. Das heißt Eltern, die so besorgt um ihre
Kinder sind, dass sie quasi immer wie ein Helikopter über ihnen schweben. Das führt bis dahin,
dass sie in der Kita, wo die Kinder sind, eine Webcam installieren, um wirklich sehen zu können,
dass alles reibungslos läuft. Aber was wir tatsächlich an der Stelle machen, ist, unsere Angst
nach außen zu projizieren.
Eine unnötige Regel erkennst du daran, dass sie dich einengt, okay? Da muss man ehrlich
hinspüren und ehrlich darüber sprechen. Sie engt dich ein. Und zweitens, wenn du dich ehrlich
fragst, ob diese Regel wirklich hilfreich ist, um das Potenzial eurer Beziehung zu entfalten, wirst
du zumindest zögern, sehr wahrscheinlich sogar spüren: Wenn ich ganz ehrlich bin, ist es nicht
der Fall.
Eine Regel könnte auch sein, dass du versuchst, das Verhalten des anderen ganz, ganz stark
zu reglementieren. Zum Beispiel: „Du darfst das auf gar keinen Fall sagen und musst dich so
und so verhalten.“ Das kann man natürlich zu regeln versuchen, aber dann ist der andere im
Grunde nichts weiter als eine Schach
figur auf deinem Schachbrett. Und wenn er schwach ist, wird er sich vielleicht sogar an die
Regel halten, aber er wird innerlich absterben. Das heißt, er wird dir niemals zeigen, wer er
wirklich ist.
Deswegen ist meine Empfehlung: Wirf alle Regeln über Bord, von denen du glaubst, dass sie
nicht wirklich wichtig sind und nur euer Spiel begrenzen. Dazu zählen zum Beispiel auch solche
Sachen: Wie gehst du damit um, wenn dein Kind in seinem Zimmer eine Ordnung hält, die du
für Chaos hältst? Ist es wirklich notwendig, da einzugreifen und darüber zu diskutieren? Oder ist
es okay, dem Kind oder dem Mann oder der Frau einen Bereich zu lassen, wo sie wirklich so
sein können, wie sie sind?
Dann gibt es den großen und wichtigen Bereich der förderlichen Regeln, das heißt, der Regeln,
die euer Potenzial fördern. Eine solche Regel könnte zum Beispiel sein: „Wir sind ehrlich
miteinander.“ Eine Regel könnte sein: „Hey, wir haben auch Zeiten, in denen wir uns taff
kritisieren, in denen wir wirklich ungeschminkt miteinander reden, aber den Großteil der Zeit
respektieren wir uns gegenseitig.“
Wir orientieren uns daran, was deine und was meine Bedürfnisse sind, und wir unterstützen uns
gegenseitig. Eine Regel zur Potenzialentfaltung könnte auch sein: Du wirst jetzt vielleicht
lachen, aber es kommt öfter vor, als du denkst: den Menschen, mit dem du viel Zeit verbringst,
jeden Tag gepflegt zu begegnen. Es ist leider nicht selbstverständlich, dass man sich Mühe gibt,
wenn der andere sicher scheint, aber wenn man glaubt, man hat den anderen sicher, dann
treiben wir keinen Sport mehr, waschen uns nicht regelmäßig – ich weiß, das klingt lustig, aber
alles habe ich in meiner Coaching-Praxis erlebt.
Ich ziehe nicht meine schönsten Sachen für diesen Menschen an, sondern meinen
schlabberigen Schlafanzug und so weiter. Das heißt an dieser Stelle zum Beispiel die Regel

einzuführen: „Hey, wir wollen doch, dass wir füreinander die wichtigsten Menschen sind, also
lass uns dementsprechend verhalten.“ Macht Sinn, oder?
Eine andere Regel, die durchaus potenzialfördernd ist, ist, regelmäßig über eure Vision zu
sprechen, und zwar nicht nur ein paar Mal. Das sollten übrigens keine Muss-Regeln sein, also
im Sinne von „das müssen wir jetzt tun“, sondern das sind Regeln, um die du den anderen
bittest.
Warum ist das so wichtig? Schau, Potenzialförderung kann nur funktionieren, wenn beide total
freiwillig dazu Ja sagen. Wir beide sagen: „Okay, das macht voll Sinn, dass wir uns zweimal die
Woche treffen und ehrlich über unsere Gefühle und unsere Vision sprechen.“ Da möchtest du
niemanden am Tisch haben, der darauf nicht wirklich Bock hat.
Der spannende Punkt ist jetzt: Wenn du das zum Beispiel deinem Mann nahebringst und du
sagst ihm: „Pass auf, Schatz, das ist für meine Potenzialentfaltung total wichtig,“ und der Typ
sagt: „Ich will aber nicht,“ dann habt ihr ein ganz anderes Thema. Dann steht die Frage im
Raum: Warum seid ihr zusammen? Vielleicht wollt ihr gar nicht euer Potenzial fördern. Du
merkst schon, an dieser Stelle sind konkrete Regeln unglaublich hilfreich, weil du aus diesem
nebulösen Gefühl herauskommst und es konkret wird: „Hier zeige ich dir, was du tun könntest,
um zu zeigen, dass du mich liebst.“ Und wenn du das nicht machst, dann ist deine Liebe nicht
so viel wert, wie du sagst.
Jetzt kommen wir zu einer ganz heißen Form von Regeln, die ich dich einlade, in die vierte
Spalte zu packen: die sogenannten Überlebensregeln. Was ist eine Überlebensregel?
Optimalerweise gibt es so etwas gar nicht, weil du innerlich total stabil bist und voll im
Vertrauen. Jetzt ist es aber so, dass es viele Menschen gibt, die zum Beispiel durch
vorhergegangene Beziehungen regelrecht traumatisiert sind.
Wenn du zum Beispiel in deinem Leben einen ganz schlimmen Betrug erfahren hast, also es
könnte zum Beispiel sein, dass du in einer Beziehung über viele Jahre hinweg vielleicht sogar
von mehreren beteiligten Personen betrogen wurdest, ohne davon zu erfahren, also ich hatte
schon solche Klienten, die haben letztendlich niemandem mehr geglaubt. Für so einen
Menschen könnte es eine Überlebensregel sein zu sagen: „Pass auf, ich bin so erschüttert an
der Stelle, dass ich, damit ich mich dir wieder öffnen kann, das absolute Commitment brauche,
dass wir hier an dieser Stelle total ehrlich miteinander sind.“
Ich erkläre auch gleich noch, was die Konsequenz ist. Eine andere Überlebensregel könnte zum
Beispiel sein – das hatten wir mal den Fall – also ich habe ja, das habe ich bestimmt an anderer
Stelle erzählt, ich habe am Anfang unserer Beziehung gut strapaziert, weil ich der Meinung war,
ich muss mich sexuell ausprobieren, ich muss herausfinden, was wirklich mein sexuelles
Lebensmodell ist.
Andrea hat dann auch ein paar Sachen ausprobiert, und unter dem Strich ist unsere Beziehung
aber durch diese vielen Rahmenbedingungen so strapaziert worden, dass das Vertrauen nur
noch sehr dünn war. Andrea hat dann einfach die rote Karte gezogen und gesagt: „Pass auf, für
mich ist ganz viel okay, aber ich brauche von dir das Commitment, dass du für ein Jahr lang
sexuell treu bist.“ Damals war ich eigentlich noch gar nicht an dem Punkt, okay, ich dachte:
„Schluck, das will ich eigentlich gar nicht, das fühlt sich einengend an.“
Aber da ich wirklich gesehen und gespürt habe, dass das für Andrea eine
überlebensnotwendige Regel ist, habe ich mich gern darauf eingelassen. Bei Überlebensregeln
geht es wirklich darum zu sagen: „Das muss sein, okay?“ Wenn du mich so und so betrügst,
passiert das und das. Überlebensregeln sind, um dir einfach mal zu zeigen, was sie für eine
Dimension haben: Stell dir vor, du gehst mit jemandem klettern in die Berge und du hängst dann
im Seil 50 Meter über dem Boden und fragst den anderen plötzlich: „Sag mal, hast du eigentlich
die Karabiner doppelt gecheckt?“ Und dann sagt dir der andere: „Weißt du was? Ne, hab ich
nicht. Ich bin da eher so ein Mensch, ich vertraue.“

Das würde ich, wenn du mich fragst, nicht noch ein zweites Mal machen. Ich würde dem in die
Augen schauen und sagen: „Okay, das machst du nie wieder mit mir, sonst gehe ich nie wieder
mit dir klettern.“ Auch in meinem Leben gibt es zum Beispiel in meinen Business-Beziehungen
bestimmte rote Linien. Wenn die überschritten werden, ist einfach Schluss. Da gibt es nicht so
etwas wie: „Okay, vielleicht mal wieder.“ Sondern an der Stelle ist die rote Linie gezogen.
Jetzt habe ich schon das Wort Konsequenz fallen lassen. Die spannende Frage ist: Bist du bei
den Regeln, die dir wirklich wichtig sind, bereit, Konsequenzen zu ziehen? Die Konsequenz
muss nicht zwangsläufig immer sofort sein: „Ich trenne mich von dir.“ Aber schau, der Punkt ist –
und er betrifft sehr häufig, ich würde behaupten, häufiger Frauen, aber tatsächlich auch Männer
– wenn ich dir sage: „Pass auf, das ist eine wichtige Regel für mich, hier ist eine rote Linie, du
darfst die nicht übertreten,“ und dann übertrittst du die Linie und ich komme zu dir und sage:
„Hey, du hast die rote Linie übertreten, das ist nicht okay,“ und ich empöre mich, rege mich auf,
bin vielleicht wütend, aber es erfolgt keine Konsequenz, dann erziehe ich dich dazu, dass du
glaubst, es geht immer wieder.
An der Stelle müssen wir einfach klar sehen, es gibt auch einen tierischen Teil in uns. Wenn du
mit einem wilden Tier zusammenleben würdest, zum Beispiel einem Wolf, und du würdest dem
Wolf erlauben, immer wieder eine bestimmte Grenze zu überschreiten, ist nicht der Wolf schuld,
sondern du bist schuld, weil du nicht bereit bist, Konsequenzen zu ziehen.
Ich habe zum Beispiel oft mit Frauen gesprochen, die, wenn sie in der Position der verheirateten
Frau waren, gesagt haben: „Ich würde niemals eine Beziehung mit einem Mann anfangen, der
verheiratet ist.“ Anders sieht das schon aus, wenn sie selbst vielleicht schon mehrere Jahre
Single sind und natürlich Bedürfnisse haben. Dann kommt plötzlich so ein Typ, der in seiner Ehe
unglücklich ist und seine Päckchen nicht auf die Straße bekommt, und sie fangen eine
Beziehung mit dem Mann an.
Und plötzlich weichen deine eigenen Regeln innerlich auf. Das heißt, du bist schon mal nicht
konsequent mit dir selbst. Warum? Es fühlt sich einfach so gut und richtig an, stimmt’s? Und
jetzt beginnt das Spiel, und glaubt mir, ich habe das hunderte Male schon gehört. Jetzt beginnt
das Spiel: Du weißt, dass es eigentlich nicht gut ist, aber du glaubst daran, dass dieser Mann
eigentlich dich will und eigentlich zu dir gehört. Also lässt du dich hinhalten. Du lässt dich
hinhalten, immer wieder.
Du stellst zwar die Regel auf: „Pass auf, du musst das mit deiner Frau klären, du musst es
ansprechen,“ und dann kommt das nächste Mal, und er hat wieder einen Grund gefunden,
warum nicht, warum er jetzt die Kinder schonen muss und so weiter und so fort. Und so weicht
im Laufe der Zeit die Regel immer mehr auf, und glaubt mir, ich habe mit Frauen im Coaching
gesessen, die haben das zehn Jahre lang durchgezogen. Wenn du nicht bereit bist,
Konsequenzen zu ziehen, ist es besser, du stellst keine Regel auf.
Denn eine Regel aufzustellen und dann keine Konsequenzen zu ziehen, signalisiert dem
anderen und dem Leben, dass du schw
ach bist. Und führt dazu, dass an dieser Stelle die Bresche immer größer wird. Warum haben
wir Angst vor Konsequenzen? Die beliebteste Begründung, die ich an der Stelle höre, ist: „Weil
ich den anderen so liebe.“ Aber da müssen wir ganz klar sagen: Das ist Bullshit. Es ist nicht der
Punkt, dass wir den anderen lieben, sondern es ist der Punkt, dass wir den anderen und uns
nicht genug lieben, um diese Konsequenz zu ziehen.
Denn die schwierigste Form der Liebe, vielleicht die höchste Form der Liebe, ist nicht die
Verbindung, ist nicht das Nähren, sondern ist, wenn ich dich und mich so tief liebe, wenn ich
unseren wahren Kern so tief liebe, dass ich bereit bin, für deine Entwicklung und für meine
Entwicklung das Schwert zu ziehen und das Band zwischen uns zu kappen. Wenn ich bereit

bin, allein zu sein. Wenn ich bereit bin, auszuhalten, all die Bedürfnisse, die ich mir mit dir erfüllt
habe, plötzlich nicht mehr erfüllt zu bekommen.
Wann immer du nicht bereit bist für Konsequenzen, wisse einfach: Es ist nicht aus Liebe,
sondern aus Mangel an Liebe. Es ist, weil du dich selbst nicht all diesen unangenehmen
Erfahrungen aussetzen willst. Und nochmal, verstehe mich bitte richtig: Mir geht es nicht darum,
dass du jetzt anfängst, wie blöde, riesenlange Listen von Regeln aufzusetzen.
Aber wenn du nach sorgfältigen Überlegungen zu dem Schluss kommst: Das sind wichtige
Regeln, im Zusammenhang mit meinem Teenie, im Zusammenhang mit meiner Frau, im
Zusammenhang mit meinen Mitarbeitern oder mit meinem Chef. Und diese Regel wird verletzt,
und es erfolgt keine Konsequenz, dann ist es keine Liebe, sondern es ist Schwäche. Die
schwierigste Form der Liebe ist es, das Schwert zu ziehen und zu kappen und zu sagen: „Weil
ich dich liebe, traue ich dir zu, dass du mit dieser Konsequenz umgehen kannst. Und weil ich
mich liebe und weil ich meine Entwicklung liebe, traue ich mir zu, dass ich mit dieser
Konsequenz umgehen kann.“
Deswegen ist es so wichtig, über Regeln nachzudenken und sie schriftlich zu formulieren. Denn
wenn du das nicht gemacht hast, bist du selbst total kompromittierbar. Denn du wirst im
entscheidenden Moment, wenn es heiß wird, gar nicht mehr wissen, welche Regel gerade
verletzt wird. Du wirst einfach nur spüren, dass gerade wahnsinnig viel Kraft wegfließt und du
dich verraten fühlst.
Du wirst dich als Opfer fühlen, aber du bist kein Opfer, sondern du hast verpasst, ein klares,
festes Fundament aufzubauen. Und wenn du das verpasst, ist jeder Mensch, den du einlädst
auf dieses Fundament, im Grunde genommen schon auf Treibsand stehend. Wenn du zum
Beispiel ein Coach bist und du sagst deinen Klienten am ersten Tag: „Es gibt ein paar Regeln.
Die erste Regel ist Pünktlichkeit. Wenn Sie nicht pünktlich kommen, mache ich die Tür nicht auf
und die Session wird bezahlt. Zweite Regel: Wenn ich Ihnen eine Hausaufgabe gebe, wird die
Hausaufgabe durchgeführt.“ Das sind powervolle Regeln, mit denen du dem anderen zeigst:
„Ich liebe dich.“ Wenn du dann, wenn der andere doch zu spät kommt oder die Hausaufgabe
nicht gemacht hat, einknickst, dann tust du dir und dem anderen keinen Gefallen und
respektierst weder ihn noch dich selbst.
Es ist ein enorm powervolles Thema. Und was ich krass finde: Ich kenne ganz, ganz viele
langjährige Paare, die sich nie zusammengesetzt haben, um über diese Regeln zu sprechen.
Die immer so ein undefinierbares Unwohlsein an bestimmten Stellen haben, sich versuchen zu
manipulieren, schlechtes Gewissen zu machen, anstatt sich mal hinzusetzen und zu sagen: „An
der Stelle nerven wir uns mit Regeln, die uns einfach nur fesseln. Lass uns sie einmal offiziell
über Bord werfen. Lass uns alle Regeln, die wir nicht brauchen, über Bord werfen. Zweitens:
Lass uns genau formulieren, was jeder von uns beiden braucht, damit er in seinem Potenzial
erblühen kann. Und drittens: Lass uns Überlebensregeln aufstellen.“
Überlebensregeln können sich übrigens im Laufe der Zeit verändern. Das heißt, wenn du zum
Beispiel anfängst, immer mehr zu vertrauen, dann kann es sein, dass eine Grenze, die vor fünf
Jahren wichtig war, heute gar nicht mehr wichtig ist. Deswegen ist es auch wichtig, die Regeln
immer wieder aktuell zu erforschen. Und das ist meine Einladung in dieser Woche an dich.
Zeig dir und der Welt, dass du vertrauenswürdig bist. Das war eine Folge aus dem Podcast
„Seelengevögelt – Für die Rebellen des Geistes.“ Danke für dein Zuhören. Wenn dir die Folge
gefallen hat, dann bewerte sie gerne und abonniere auch den Podcast, damit du immer auf dem
Laufenden bleibst und nichts verpasst. Wir freuen uns auf dich und danken dir, dass du dabei
bist.

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