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Privileg und kollektives Karma – Dawa Tarchin Phillips im Gespräch mit Veit Lindau – Folge 123

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Privileg und kollektives Karma – Dawa Tarchin Phillips im Gespräch mit Veit Lindau –
Folge 123
Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit
Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz
korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.
Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag. Hier ist Veit mit einer weiteren Episode in meinem
Podcast „Seelengevögelt – für die Rebellen des Geistes“. Und heute ist ein beliebter Gast und
gleichzeitig ein sehr, sehr guter Freund dabei, nämlich Dawa Tarchin Phillips.
Wir haben uns gedacht, dass wir einmal über eines der heißesten Themen der heutigen Zeit
sprechen: über Privilegien, Macht und kollektives Karma. Und ich wünsche mir, dass wirklich
jeder und jede, die jetzt gerade diesen Podcast hört, ganz, ganz aufmerksam lauscht.
Und selbst wenn du denkst, das geht dich nichts an, bitte, bitte lass dich berühren. Denn dieses
Boot, in dem wir uns alle befinden, in dem sich die Menschheit durch die Zeiten bewegt, ist
mittlerweile relativ eng geworden und wir brauchen bewusste Menschen, die es persönlich
nehmen, was auf der Erde passiert, auch wenn es am anderen Ende geschieht.
Ich hoffe, du lässt dich berühren und ich danke dir für deine Aufmerksamkeit. Bis gleich, dein
Veit.
Ihr Lieben, Hörer und Hörerinnen bzw. Zuschauerinnen, herzlich willkommen in einer neuen
Episode meines Podcasts „Seelengevögelt – für die Rebellen des Geistes“.
Ich freue mich ganz doll, heute einen guten Freund und mittlerweile beliebten Podcast-Gast
wieder hier zu haben, um mit ihm gemeinsam einige heiße und unbequeme Themen zu
besprechen, die uns alle etwas angehen.
Dawa, danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Schön, dass du hier bist.
Ja, hi, hi, danke. Danke für die Einladung. Ich freue mich, hier zu sein. Immer schön, dich zu
sehen.
Dawa, wir haben uns ja für heute einige wirklich heiße Themen vorgenommen und ich weiß
nicht, wie es in Amerika ist. Hier in Deutschland habe ich oft das Gefühl, dass in der
psychospirituellen Szene sehr viel Zeit und Energie auf die eigene Selbstverwirklichung und
Selbsterkenntnis gelenkt wird und dabei manchmal kollektive und gesellschaftliche Themen zu
kurz kommen bzw. ausgeblendet werden. Ist das bei euch genauso?
Ja, wobei natürlich auch im Moment gerade in den USA sehr große kollektive Prozesse im
Gange sind. Als Land gehen wir durch viele Prozesse, auch, wie man sagt, divisive Prozesse,
also Prozesse, die sozusagen das Land teilen und die Kultur teilen und deswegen glaube ich,
sind das im Moment Fragen, die sehr aktuell sind. In den USA, aber vielleicht auch in anderen
Ländern der Welt.
Also es brennt ja gerade überall, wenn man Nachrichten sieht, angefangen natürlich bei der
Umweltkrise, aber ich habe das Gefühl, dass es gerade gewaltige kulturelle Verschiebungen
gibt, so als wenn tektonische Platten nicht ineinander greifen, sondern sich massiv aneinander
reiben. Auch hier in Deutschland habe ich das Gefühl, wenn da nicht mehr wirklich eine
Kommunikation stattfindet, so ein wirklich ein Kampf zwischen den Lagern. Gleichzeitig
kommen viele Themen auf den Tisch, von denen wir vielleicht in unserer Arroganz schon
glaubten, das geht uns ja nichts mehr an. Thema Rassismus, Thema Sexismus.
Dawa, tatsächlich bist du es ja gewesen, der mich in einem unserer Coachings darauf
hingewiesen hat, dass ich in der Position von tatsächlich sehr, sehr viel Privilegien bin, derer ich

mir bis dahin gar nicht bewusst war und die gleichzeitig aber auch mit einer großen
Verantwortung verbunden sind. Magst du unseren Zuhörern kurz erklären, was ist eigentlich ein
Privileg?
Ja, sehr gerne. Also ich glaube, was Privileg so wichtig macht in unserer Zeit, ist, dass es ein
unsichtbares Konstrukt ist, das uns alle daran hindert, wirklich miteinander in Kontakt zu treten.
Das heißt, Privileg kann sowohl mit unserem Alter verbunden sein, mit unserer Hautfarbe, mit
unserem Einkommen, mit unserem Status, mit unserem Geschlecht, mit unserer sexuellen
Orientierung, mit unserem Beruf. Es sind alle möglichen Positionen, die wir im Leben
einnehmen, die auf unsichtbare Weise mit Privileg verbunden sein können. Und wenn wir uns
dieses Privilegs nicht bewusst sind und den Einfluss dieses Privilegs auf uns nicht bewusst
wahrnehmen, dann können diese Privilegien zwischen uns als Menschen stehen.
Das Konzept von Privileg, speziell in Bezug auf Rassen, ist etwas, über das W. E. B. Du Bois
geschrieben hat, schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts, wo es darum geht, dass im
amerikanischen Klassenkampf, der durch Rassismus entstanden ist, Unterschiede gab,
inwieweit sich die verschiedenen Teile der Gesellschaft einander bewusst waren. Um das noch
spezifischer auszudrücken: Es war für schwarze Amerikaner immer überlebenswichtig, sich
bewusst zu sein, wie die Mehrheit, die weiße Mehrheit in Amerika, strukturiert ist und wie die
Gesellschaft funktioniert und was akzeptabel ist und was nicht akzeptabel ist. Das war für die
Minderheiten in Amerika überlebenswichtig. Es war für die Mehrheit überhaupt nicht wichtig zu
verstehen, wie die Minderheiten eigentlich funktionieren. Und was da für Schwierigkeiten sind,
was da der Überlebenskampf ist, wo da die Strukturen sozusagen den Menschen im Weg
stehen.
Das heißt, Privileg bedeutet eigentlich eine unsichtbare Unbewusstheit über die
Schwierigkeiten, die andere Menschen haben. Und das ist eine Unbewusstheit, die sich diese
anderen Menschen gar nicht leisten können, die man sich aber selber leisten kann, wenn man
dieses unsichtbare Privileg genießt. Das heißt, als Männer genießen wir Privilegien zum
Beispiel, wenn wir in bestimmte Etablissements gehen, während Frauen vielleicht vorsichtig
sein müssen und sich umsehen müssen und vorsichtig sein müssen, wie sie kommunizieren,
was für Signale sie setzen. Dinge, über die wir als Männer überhaupt nicht nachdenken. Also
ich habe mal einen Bericht gelesen über zwei Frauen, die darüber sprachen, wie sie sich in
einer Diskothek gegenseitig Blicke zuwerfen, um einander zu versichern, dass sie sicher sind.
Das machen Männer nicht. Das brauchen Männer gar nicht zu tun, weil sie das Privileg der
physischen Sicherheit oftmals genießen, nicht immer, aber oftmals. Und das sind so Beispiele
von Privilegien, die uns daran hindern, wirklich miteinander in Kontakt zu sein, die wir
unbewusst immer jeweils genießen und die aber in unserer Kultur und Gesellschaft Strukturen
schaffen, die bestimmten Mitgliedern von bestimmten Gruppen helfen, wie ein Rückenwind
leichter zu erreichen oder Probleme leichter zu lösen oder Zugang zu bestimmten Möglichkeiten
leichter zu bekommen und anderen Mitgliedern der Gesellschaft wie ein Gegenwind
entgegenkommen und es für sie schwieriger machen, sich wirklich frei zu fühlen, sich
vollständig zu entfalten und wirklich Zugang zu den Möglichkeiten zu bekommen, die sie sich
vielleicht wünschen.
Also wir können ja mal noch ein paar Beispiele aufzählen. Also eins, was ja so überdeutlich ist,
hast du ja schon gerade genannt: Männer und Frauen. Und ein anderes ist ganz klar finanzieller
Reichtum. Du hast Rassen schon angesprochen. Also ich habe immer wieder mit weißen
Menschen zu tun, die sagen, das Thema geht mich überhaupt nichts an. Ich bin kein Rassist,
ich bin total offen. Und ich möchte an der Stelle einfach sagen, dass ich sowohl meiner Tochter,
die mich da vehement darauf hingewiesen hat, als auch dir sehr dankbar bin, weil ihr mich beide
gelehrt habt, dass selbst wenn ich ein freundlicher Mensch bin, dass ich dennoch ein Privileg
habe, als Weißer, zum Beispiel auch in einem Land wie Deutschland, was andere Menschen,
die zum Beispiel dunklerhäutig sind und vielleicht an bestimmten Stellen viel misstrauischer
angeschaut werden, weniger Chancen bekommen als ich, eben nicht haben. Macht ist ganz
sicher ein Thema. Netzwerk, Bildung, habe ich eine Bildung, habe ich nicht. Komme ich in ein

Land rein und bin Staatsbürger des Landes oder bin ich erst mal unerwünscht. Fällt dir noch
was ein?
Ja, ich glaube, dass wir zum Beispiel oftmals Unterhaltungen über bestimmte Arten von
Diskriminierung überhaupt erst führen, wenn eine Person uns darauf aufmerksam macht, die
darunter gelitten hat. Zum Beispiel das Me Too Movement. Das Me Too Movement bringt jetzt
viele Menschen dazu, sich mal über Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe im Berufsleben
usw. auszutauschen. Aber die sind ja nicht neu, sondern solche Situationen gibt es seit
Menschen gedenken. Aber das Privileg sozusagen war es, sich damit nicht auseinandersetzen
zu müssen, bis der Druck der Öffentlichkeit oder auch der Druck der Opfer von diesen
Handlungen und die legalen Mittel, die diese Opfer zur Verfügung haben, zum ersten Mal genug
Hebelwirkung bekamen, um dieses Privileg ein wenig für einen kurzen Augenblick außer Kraft
zu setzen. Das heißt, ein Privileg ist auch, sich mit bestimmten Dingen überhaupt nicht
auseinandersetzen zu müssen. Und darüber gar nicht nachzudenken, weil es einen nicht betrifft.
Und ich denke, wenn wir uns um eine bewusste Gesellschaft bemühen, dann ist es ganz
wichtig, diese Funktion von Privileg zu verstehen, weil wir sonst sehr, sehr klein denken und wir
sonst wirklich uns keine Gedanken machen über die verschiedenen Mitglieder unserer
Gesellschaft und wie wir eine wirklich bewusste, integrative Gesellschaft schaffen können. Also
ich glaube, das ist besonders wichtig, weil sonst finden auch die Unterhaltungen über Privileg
und über Zugang oder fehlenden Zugang zu verschiedenen Dingen erst dann statt, wenn die
Leute, die kein Privileg haben, genug Aufmerksamkeit geschaffen haben für sich.
Ein überdeutliches Beispiel ist natürlich das Thema Sexualität oder sexuelle Orientierung. Also
da muss ich einfach mit Scham gestehen, mittlerweile bin ich damit in Frieden, aber es hat mich
erst mal schämen lassen, dass mir als einem heterosexuellen weißen Mann wirklich nicht
bewusst war, wie schwierig es ist für Menschen, die einfach eine andere sexuelle Orientierung
haben oder die in einem Körper geboren werden, der nicht ihrem eig
entlichen Geschlecht entspricht. Und ich höre ganz oft von Menschen, die heterosexuell, also
ich sage jetzt mal in Normen unterwegs sind: „Ja, das geht mich ja nichts an. Ich bin schon
offen dafür, aber warum soll ich mich mit den Problemen einer Minderheit beschäftigen?“
Warum ist es heutzutage so wichtig, wichtiger denn je, dass wir uns auch, wenn das Thema
noch nicht zwangsweise an unsere persönliche Tür klopft, weil zum Beispiel unser Kind
betroffen ist, dennoch dafür öffnen und uns damit beschäftigen? Warum ist das so wichtig?
Es ist eine gute Frage. Ich glaube, weil die Menschen ja schon hier sind. Das heißt, die
Menschen, die sozusagen unter diesem Unbewusstsein, das wir immer noch stark verbreitet
haben in unserer Gesellschaft, leiden, die sind ja, die sind ja schon hier. Die werden ja jetzt
nicht erst geboren, sondern die sind ja schon im Moment mit uns auf der Erde. Die teilen ja
heute schon mit uns den Hörsaal oder das Kino oder das Restaurant. Das heißt, wir leben ja
jetzt schon zusammen in der Gegenwart. Und deine Frage ist dann, warum sollen wir uns der
Leute bewusst sein, die jetzt schon mit uns im Raum sitzen? Der Grund dafür hat vielerlei
Gründe. Ich glaube, zum einen ist es Konfliktbewältigung. Das heißt, wenn wir uns nicht
bewusst sind, wer mit uns im Boot sitzt, dann denke ich, dann werden Konflikte auftreten, die
vielleicht vermeidbar wären, wenn wir uns einfach ein bisschen weiter umschauen würden. Und
ich glaube, auf der anderen Seite erleben wir Probleme, die nur gemeinsam bewältigt werden
können. Ob wir jetzt von Massenmigration sprechen aufgrund von Klimawandel, ob wir auch
von technologischem Privileg sprechen und den vielen Berufen, die weggehen werden, jetzt wo
die Datenrevolution noch mal einen riesen Fortschritt machen wird, aufgrund von den
Fortschritten in Computingpower oder auch anderen Gegebenheiten. Also ich glaube, die
Bewusstheit, dass wir alle in einem Boot sitzen, die wird immer größer. Und die Bewusstheit,
dass wir überhaupt nicht wissen, wen wir da in einem Boot sitzen haben oder wie wir eigentlich
besser miteinander arbeiten können, wie wir besser zusammenarbeiten können, jetzt, wo uns
klar wird, dass wir alle in einem Boot sitzen. Ich glaube, das bringt diesen Druck, das Privileg
aufzulösen. Weil Zusammenarbeit ist erst dann möglich, wenn man sich überhaupt bewusst ist,
dass da andere mit im Boot sitzen.

Und das setzt ja nicht mal voraus in meiner Erfahrung, dass ich darauf warten muss, persönlich
Kontakt zu haben zu diesen Menschen, sondern, also siehst du das genauso? Für mich ist so,
wenn ich an einer ganz bestimmten Stelle Bewusstseinsarbeit leiste, das heißt mir zum Beispiel
an der Problematik einer anderen Bevölkerungsgruppe bewusst werde, dass ich eigentlich
dadurch bereits Teil der Lösung bin, dass ich die Lösung mit ins System einspeise.
Richtig, richtig. Und man sieht das ja auch zwischen Nationen. Man sieht privilegierte Nationen,
die sich nie Gedanken darüber machen, wer eigentlich noch betroffen ist von einer bestimmten
Problematik oder wie sich das eigene Verhalten auf das Leben in anderen Ländern auswirken
würde. Also ich denke, das sind alles Zustände von Privilegien. Die modernen Industriestaaten
haben ein unglaubliches Privileg genossen, im Sinne von Umweltverschmutzern. Und werden
sich jetzt erst langsam und schmerzhaft bewusst, dass es eventuell nicht so weitergehen kann.
Das heißt, diese Bereitschaft, das eigene Privileg anzuschauen, das heißt, die Rechte, den
Zugang zu bestimmten Situationen und zu bestimmten Umständen genau zu betrachten,
verändert in dem Moment schon das Spielfeld. Also in dem Moment, wo wir uns eigentlich
bewusst werden, mit wem wir diese Welt teilen und was die menschlichen Grundrechte sind, die
wir für alle Menschen wollen, in dem Moment machen sich Türen auf, die uns wieder
miteinander in Kontakt bringen und die uns eigentlich auch erlauben, klarer zu sehen. Also
wirklich klarer zu sehen, wie sehr wir durch unser eigenes Privileg auch von anderen
abgeschnitten werden und wie sehr uns unser eigenes Privileg auch daran hindert,
Lösungsansätze zu finden, die wirklich nachhaltig sind. Das heißt, wir können ja selbst im
eigenen Haus keinen Frieden finden, wenn wir die Bedürfnisse unserer Familienmitglieder
ignorieren. Es ist unmöglich. Wie sollen wir in der Welt Frieden finden, wenn wir die Bedürfnisse
unserer Mitmenschen ignorieren? Es ist Wunschdenken.
Ich würde gerne das Thema Privileg noch um zwei Dimensionen mit dir erweitern. Das eine ist,
also wir haben ja sehr viel jetzt über weltliche Privilegien gesprochen. Ein Privileg, das, glaube
ich, vielen Menschen erst mal gar nicht so bewusst ist, ist Bewusstsein, also der Grad unserer
Bewusstheit. Also ich gehe zum Beispiel davon aus, dass diejenigen, die diesen Podcast bisher
gehört haben und noch nicht entnervt abgeschaltet haben, schon ein weltlich gesehen relativ
hohes Maß an Bewusstheit mitbringen. Und auch das ist ein Privileg. Also zum Beispiel in
Deutschland sehe ich das so, dass wir gerade Gefahr laufen, zum Beispiel Menschen, die aus
der Angst heraus sich für regressive politische Strömungen entscheiden, zu verteufeln, dass wir
die bekämpfen, anstatt einfach zu sehen, dass es auch ein Privileg ist, ein vielleicht etwas
erweitertes Bewusstsein zu haben. Und das ist uns verpflichtet, dazu eine Brücke zu bauen.
Ja, ja, ich glaube auch, dass wir nicht verstehen, wie unsere politischen Einstellungen auch in
jeglicher Hinsicht zu Privilegien führen. Also wie eine progressive Einstellung, was für Privilegien
damit einhergehen oder eine konservative Einstellung. Es braucht ja beides im Leben. Es
braucht Offenheit und es braucht Konsistenz und Verantwortungsbewusstsein. Und wir
verhalten uns manchmal ein wenig wie Kinder, wenn wir darüber streiten, was besser ist. Es gibt
im Moment viele Unterhaltungen darüber, ob ein System, das auf Rivalität aufgebaut ist, also wo
es immer wieder darum geht, wer gewinnt, in sich eigentlich schon eine Limitation der
Möglichkeiten darstellt. Und solange wir nur so denken, solange wir nur darüber denken, wer
gewinnt, verschließen wir uns eigentlich selbst den Zugang für eine Welt, die unsere Probleme
tatsächlich nachhaltig lösen kann. Das heißt, das System, in dem wir agieren, verschließt uns
eigentlich den Zugang zu einer Welt, die diese verschiedenen Lösungsansätze ganz anders
integriert. Und man kann natürlich dann sich auf die eigene Position zurückziehen und zu
sagen, das Problem sind die Rechten, das Problem sind die Linken. Das Problem sind die
Konservativen, das Problem sind die Progressiven. Aber man versteht gar nicht, dass das
eigentliche Problem ist, dass man sich selber immer wieder in einem Bewusstsein von Rivalität
verschanzt und dass man in einer Welt hängen bleibt, wo die Problematiken sich eigentlich
ändern, aber die Ursachen der Problematik sich nicht ändern. Und die Ursache der Problematik
ist eigentlich ein Geist, der in der Rivalität feststeckt und der eigentlich keine andere
Seinsmöglichkeit für sich bislang entdeckt hat. Und ich denke, dass es ganz wichtig ist, wie du,
was du gerade gesagt hast, also nicht einfach nur voranzubreschen und auf Leute
hinabzublicken oder sich von Leuten abzugrenzen, die die eigene Sichtweise nicht verstehen,

sondern zu verstehen, dass eigentlich der Inhalt unserer Zeit hier, der Inhalt als Menschen oder
der Inhalt unserer Zeit hier als Mensch in dieser Lebenssituation darin besteht, uns der anderen
bewusst zu werden und sich wirklich mal klar zu machen, was es bedeutet, in 7,5 Milliarden
Menschen in diesem gegenwärtigen Augenblick diese Erde zu teilen. Und nicht nur daran zu
denken, wie ich persönlich einfach nur für mich alleine meine Schäfchen ins Trockene
bekomme.
Ich würde jetzt gerne noch eine dritte Dimension zufügen, die scheinbar das Ganze vielleicht
erst mal noch komplizierter macht, aber für mich tatsächlich eine Dimension ist, die mich erst
mal überhaupt in die Lage versetzt, die Komplexität der Herausforderungen heutzutage
anzunehmen. Und das ist die Dimension von Zeit. Oder ich möchte gerne den Begriff
reinbringen, kollektives Karma. Also wir als Deutsche haben ja ein Mega-Thema damit, weil wir
uns seit dem Zweiten Weltkrieg mit der Frage von Schuld auseinandersetzen. Manche von uns
freiwillig, viele von uns mittlerweile eher als ein Pflichtakt, weil wir uns vielleicht weigern
anzuerkennen, dass wir eben nicht einfach nur, also wir können unsere Existenz nicht
herauslösen aus dem Gesamtkontext. Wir können nicht sagen, ich lebe heute und ich habe
damit nichts mehr zu tun. So wie wir, wenn jetzt gerade so viele Flüchtlinge nach Europa
strömen, diese Komplexität eigentlich erst dann mit dem offenen Herzen annehmen können,
wenn wir verstehen, wir haben etwas damit zu tun. Also das, was da kommt, ist wie so eine
Rückstoßwirkung von Karma, das sich im Laufe der Zeit aufgebaut hat. Zum Beispiel dadurch,
dass Industrienationen über viele, viele Jahrhunderte hinweg andere Kontinente ausgebeutet
haben und ein absolutes Ungleichgewicht entstanden ist, das jetzt gerade nach Ausgleich
strebt. Und wir können nicht einfach sagen, ja, ich habe ja damals nicht gelebt, ich habe damit

nichts zu tun. Oder noch ein anderes Beispiel, ich erlebe in meiner Arbeit zum Mann-Frau-
Thema, dass da ganz häufig eben nicht nur Themen aus der Beziehung jetzt rauskommen,

sondern auf beiden Seiten Verletzungen, die viel älter sind als dieses Leben. Verletzungen der
kollektiven weiblichen Seele, Verletzungen der kollektiven männlichen Seele. Und solange ich
sage, ich habe damit nichts zu tun, sehe ich mein Leben aus einem zu begrenzten Kontext und
verstehe auch gar nicht, dass ich mich diesem kollektiven Karma nicht entziehen kann. Siehst
du
das auch so?
Ich glaube, generell sind wir uns der Kräfte, die um uns herumwirken in der Welt, bewusst. Wir
sind uns aber nicht bewusst der Kräfte, die in uns wirken. Es wird viel mehr Zeit darauf
verwendet, die Kräfte zu verstehen, die von außen auf uns einwirken. Es wird relativ wenig Zeit
damit verbracht, zu verstehen, welche Kräfte eigentlich in uns wirken. Aber diese Kräfte
natürlich beeinflussen unser Wohlbefinden noch viel mehr als die Kräfte, die auf uns einwirken
von außen. Denn wir finden glückliche Menschen in jeglichen Lebensumständen. Wir finden
glückliche Menschen, die alleine in ganz einfachen Verhältnissen irgendwo leben. Wir finden
glückliche Menschen in den Slums, in Drittweltländern. Und wir finden unglückliche Menschen in
den großzügigsten, luxuriösesten Lebensumständen. Das heißt, das Wohlbefinden eines
Menschen wird eigentlich viel mehr durch die inneren Kräfte bestimmt als durch die äußeren
Umstände. Und da, glaube ich, setzt auch gerade die gegenwärtige, evolutionäre
Herausforderung an. Das heißt, wir haben uns als Menschheit noch nicht sehr viel mit diesen
inneren Kräften auseinandergesetzt. Individuen haben sich damit auseinandergesetzt. Einzelne
Menschen über die Zeit hinweg und kleine Gruppierungen haben sich damit
auseinandergesetzt. Aber viel unserer Aufmerksamkeit als Kollektiv hat sich tatsächlich unseren
äußeren Umständen zugewandt. Auch, glaube ich, weil wir einfach unsere Lebensumstände
und das Überleben der Menschheit sichern mussten. Und jetzt, heutzutage, glaube ich, wo in
vielen Ländern die Lebensumstände eigentlich so vieles ermöglichen, zeigt sich eigentlich erst,
dass da wirklich viel Arbeit auf uns wartet, um unsere inneren Kräfte zu verstehen und unser
inneres Leben aufzuräumen. Und da sind halt viele, wie du sagst, karmische Begebenheiten,
also sowohl individuell als auch kollektiv. Das heißt, wir erleben im Moment sehr, sehr viel
Feedback. Die Welt ist in gewissem Sinne ein Feedback-Mechanismus. Das heißt, Klimawandel
ist ein Feedback auf unbewusstes Handeln. Migrationsproblematik ist ein Feedback auf
unbewusstes Handeln. Das heißt, diese Menschen kommen ja nicht von ungefähr. Die

entfliehen Bürgerkrieg, die entfliehen Dürre, die entfliehen Armut. Und diese Bürgerkriege, diese
Dürre, diese Armut, die haben auch Ursachen. Das heißt, es gibt überall einen Zusammenhang
und solange es sich etwas ignorieren lässt, möchten Menschen das halt gerne tun. Wir möchten
gerne etwas so lange ignorieren, bis es sich nicht länger ignorieren lässt. Es ist wie so, als hätte
man eine Entzündung am Fuß, die langsam das Bein hochwandert, aber man hat noch immer
das Gefühl, das ist nicht wirklich der eigene Körper. Das heißt, was da am Bein hochkommt, das
gehört nicht mehr. Irgendwie kriege ich das noch abgehakt oder ich kann noch eine Mauer
bauen oder vielleicht noch irgendwie die Grenze zumachen, bevor es dann wirklich in die Hüfte
geht und dann den Weg am Oberkörper zum Herz findet. Und da, glaube ich, hapert es daran
zu verstehen, dass wir ein Ökosystem sind, dass die Menschheit ein Ökosystem ist und dass
nichts verloren geht hier, sondern dass alle Handlungen individuell oder kollektiv gespeichert
werden und dass alles ein Feedback-Mechanismus ist. Das heißt, irgendwann kommt das, was
man raussendet, auch wieder zurück, auf irgendeine Art und Weise. Und wir haben halt viel
gespeichert in diesem System. Wir haben viel Positives in diesem System gespeichert und wir
haben auch viel Schmerzhaftes in diesem System gespeichert. Und da sind im Moment einige
Sachen, die wirklich im großen Stil an die Oberfläche kommen. Macht das Sinn?
Das macht für mich total Sinn, das erklärt für mich auch. Weißt du, was ich oft zu hören
bekomme? Also, gerade in der psychospirituellen Szene gibt es ja sehr viele Menschen, die
sehr empfindsam sind. „Oh, ich schaue am besten gar nicht mehr nach, denn das macht mich
einfach nur traurig.“ Und dann versuche ich den Menschen zu vermitteln, dass für mich der
eigentliche Lösungsansatz darin besteht, anstatt mich vor allem Schmerz zu verschließen, ihn
total persönlich zu nehmen. Und das mag erst mal wie ein Paradox klingen, aber ich mache die
Erfahrung, dass mich das eigentlich wieder in eine selbstwirksame Position bringt. Anstatt wie
so ein Opfer, das denkt, das strömt alles von außen auf mich ein, zu sagen, das ist meine Welt.
Also das ist mein, ich sage immer, mein persönliches Lernhologramm. Und alles, was da von
außen an die Tür klopft, ist letzten Endes nur Botschaft für mich selbst. Siehst du das auch so?
Also dass es die Lösung eigentlich darin besteht, diese Welt total persönlich zu nehmen? Jede
Minderheit total persönlich zu nehmen, jeden Konflikt, der passiert, jede Reibung, also wirklich
als eine Widerspiegelung unseres eigenen Bewusstseins zu nehmen, von etwas, was wir sehr
wahrscheinlich noch nicht entdeckt haben in uns, aber was irgendwo in uns angelegt ist.
Ja, ich würde das vielleicht so beschreiben, dass wir viel Zeit in unserem Leben in einem
Zustand von Abgeschnittenheit verbringen. Also wo wir uns so mental, emotional, physisch,
spirituell einfach vom Körper der restlichen Menschheit abgetrennt haben. Wir leben in diesem
abgetrennten Zustand, in einem Zustand von stiller Verzweiflung. Und wir leben in einem
Zustand von Sehnsucht nach etwas, was wir manchmal gar nicht richtig beschreiben können.
Was dem entgegensteht, ist, dass wir Teil eines kollektiven lebendigen Organismus sind. Ob wir
das auf Menschheit begrenzen wollen oder auf Leben begrenzen wollen, das ist ja vielleicht uns
überlassen. Aber dieser Zugang zu allem, dieser Zugang zur Einheit, zur Ganzheit des Seins,
der führt halt erst mal dadurch, dass man diese abgetrennten Dinge, diese abgewiesenen,
zurückgewiesenen Dinge, denen gegenüber man sehr viel Widerstand hat, erst mal an sich
ranlässt wieder. Und das führt zu dieser Erfahrung, dass das Herz sich manchmal anfühlt, als
wäre es überhaupt nicht groß genug, um so viel zu halten, um so viel Geschichte, so viel
Schmerz, so viel Lebensumstände, so viel Komplexität überhaupt aufnehmen zu können. Und
ich glaube, deswegen fühlen sich Menschen oft überwältigt oder auch, dass sie sobald sie auch
nur ein bisschen aufmachen, die Welt wie eine Riesenflut auf sie einströmt und sie sofort wieder
zumachen, weil es einfach zu viel ist. Und gleichzeitig zeigen uns alle Zeichen, die wir im
Moment haben, dass wir uns diesem Prozess nicht länger entziehen können. Das heißt, ob wir
es wollen oder nicht, wir müssen lernen, als eine Menschheit zu agieren. Und dem zugrunde
liegt erst mal, sich überhaupt als eine Menschheit wahrzunehmen. Und das bedeutet Privileg
aufgeben. Das bedeutet, diese falsche Trennung von Identität und die ganzen falschen
Vorstellungen von Vorteil, die man glaubt, dadurch zu bekommen, dass man über anderen steht
oder von anderen getrennt existiert oder andere von sich fernhält, andere von sich weghält,
dass das alles ein Vorteil sein könnte. Dass man sich von diesem Irrglauben befreit, weil da ist
ja auch kein Vorteil. Das heißt, diese Trennung, ob durch Unterdrückung oder durch Privileg,
schmerzt uns alle und hält uns alle eigentlich davon ab, in diese überlebenswichtige Identität als

eine gesamte Menschheit überhaupt erst mal hineinzuwachsen. Und das ist, glaube ich, etwas,
was im Moment vielen Menschen bewusst wird. Viele Menschen werden sich bewusst, dass
das, was sie eigentlich ihr Leben lang als Vorteil betrachtet haben, eigentlich nur eine andere
Auswirkung der gleichen Trennung darstellt. Und dass das eigentlich eine Verarmung des
menschlichen Seins bedeutet. Die Menschheit in Erhobene und Unterdrückte aufzuteilen, das
stellt eine Verarmung auf allen Seiten dar.
Also das Konzentrat dieses Konfliktes, dieser Trennung, das habe ich eigentlich, ich glaube, am
allerdeutlichsten in Israel erlebt. Ich habe mich, glaube ich, noch nie so sehr auf meine Reisen
im Vorfeld mit der Geschichte eines Landes beschäftigt. Und was mir aufgefallen ist, egal wie
tief du gräbst in diesem Land, egal in welche geschichtliche Brache du gehst, es gibt immer
noch einen Boden darunter. Und immer wenn der Geist denkt, jetzt habe ich den Schuldigen
ausgemacht, geht wieder eine Schicht auf und es kommt noch eine Partei dazu, noch eine
Partei. Und im Endeffekt ist es für mich so, als wenn in diesem Schmelztiegel wirklich wie unter
einem Brennglas klar wird, dass niemand von uns unschuldig im weltlichen Sinne ist, sondern
dass wir alle unsere Finger da drin haben, dass so gut wie jede Nation dieser Welt da irgendwo
mitgerührt hat und dass es eben nicht über Rivalität zu lösen ist, sondern dass der einzige
Ausweg nur darin liegen kann, genau zu sehen, was du gerade gesagt hast, zu realisieren und
auch zu praktizieren, dass es nur eine Menschheit gibt.
Ja, also da kommt mir natürlich jetzt in den Sinn die Reise, die du nach Israel planst, nächstes
Jahr. Und mir kommt auch die Reise in den Sinn, die wir planen, um die Erde. Und vielleicht
sollten wir mal kurz darüber sprechen, weil ich glaube, dass das An-diese-Orte-Gehen und das
Auseinandersetzen mit der Menschheit an diesen Orten und mit der Geografie und der Rolle,
die diese Orte haben in der Geschichte der Menschheit und in der Geografie und in uns selbst,
ganz
wichtig ist. Also, als für mich diese Arbeit angefangen hat mit der „Awaken World Global
Pilgrimage“, da ging es wirklich darum: Was ist die Beziehung mit uns selbst? Was ist die
Beziehung mit dem Rest der Menschheit? Und was ist die Beziehung mit der Erde und diesen
Orten, an denen sich diese Konflikte austragen, seit Jahrhunderten? Also, was ist der
transformationale Motor? Und warum ist das wichtig, für uns zu verstehen, was da passiert?
Warum ist das für jeden von uns wichtig? Weil das sind ja energetische Stellen, in denen Jahr
um Jahr transformationale Prozesse im Gange sind. Und ich glaube, dass es ganz wichtig ist,
sich die Zeit zu nehmen, um sich mit der Beziehung zu sich selbst, der Beziehung mit anderen
Menschen und der Beziehung mit unserer Erde auf ganz intime Weise auseinanderzusetzen.
Und darum mache ich diese Reise oder machen wir diese Reisen und vielleicht sagst du ein
bisschen auch, warum du diese Reise machst. Weil ich glaube, dass es wichtig ist, für Leute zu
verstehen und sich auf diese Reise zu begeben. Weil das, was wir im Moment brauchen, dieses
ganz andere Bewusstsein und ganz andere Verständnis von sich als Mensch, wird nicht von
irgendwo kommen, das wird nicht vom Himmel fallen, das wird nicht einfach so auf der Straße
liegen, sondern das wird daher kommen, dass Menschen sich wirklich aufmachen und sagen,
okay, ich bin mir jetzt bewusst genug, dass ich etwas ändern muss und ich weiß auch, dass das
mit mir beginnen muss. Und ich weiß zwar nicht genau, wie ich den ersten Schritt machen
muss, aber ich weiß, dass ich ihn machen muss.
Ja, für mich ist es so, als ich in Israel war und angefangen habe, Fragen zu stellen und vor
allem zuzuhören, ist mir klar geworden, dass mich dieser Hotspot zwingt, alle Urteile
loszulassen. Also ich kann ihn nicht auf einer intellektuell-logischen Ebene verstehen. Und ich
habe gemerkt, wie in diesem Land dich sofort alle möglichen Parteien versuchen, auf ihre Seite
zu ziehen und dass es nicht möglich ist, so die Antwort zu finden. Dass es zum Beispiel nicht
möglich ist, Jerusalem, allein die Altstadt in Jerusalem, zu verstehen, dieses Aufeinanderprallen
all der Religionen. Also allein in der Grabeskirche, diese, ich glaube, acht verschiedenen
christlichen Konfessionen, die sich streiten um Bereiche in der Kirche und sich zum Teil prügeln,
die Mönche sich dort tatsächlich prügeln. Es ist nicht zu verstehen, wenn ich mit der Ratio
rangehe, sondern es geht nur, wenn ich mein Herz weite, weite, weite und wenn ich es total
persönlich nehme. Also wenn ich mir anschaue, was ist denn der Kern, wirklich der Kern jeder

Religion und wo finde ich den in mir wieder, egal ob ich Atheist bin oder Gläubiger. Das ist für
mich zum Beispiel ein ganz großes Anliegen unserer Reise nach Israel. Egal, ob Jesus wirklich
so gelebt hat oder nicht, was ist der Kern seiner Message in mir, in meinem Herzen? Wo gibt’s
in mir die Palästinenser? Wo gibt’s in mir die Israelis? Wo gibt’s in mir die Juden? Wo gibt’s in
mir die Männer, die Frauen nicht in die Heiligtümer lassen? Und das einfach zu fühlen, erst mal
nur zu fühlen. Also Israel hat mich wirklich sprachlos gemacht und ich habe gemerkt, es ist ein
Platz, der es regelrecht verbietet, mit irgendwelchen blöden oberflächlichen Ratschlägen oder
Lösungsideen zu kommen, sondern der dich wirklich zwingt, noch mal viel tiefer zu lieben.
Ja, und der, ich glaube, auch dich mit Konflikt ganz, ganz nackt konfrontiert und
dementsprechend halt auch die eigenen Möglichkeiten zu Konfliktlösungen herausfordert, weil
ich glaube, wirklicher Frieden bedeutet halt, Konflikte durch Weisheit und Mitgefühl zu lösen.
Aber das ist ein Prozess, der transformiert. Das ist ein Transformationsprozess. Und ich glaube,
in Israel sind die Konflikte so offensichtlich, dass es halt immer wieder zu Gewaltanwendung
kommt, weil die Weisheit und das Mitgefühl so herausgefordert werden durch die Umstände,
dass Leute immer wieder an ihre Grenzen kommen. Und ich glaube, so haben wir halt auch in
uns unser ganz persönliches Israel in bestimmten Lebenssituationen, wo wir mit
Herausforderungen zu tun haben, wo wir immer wieder an unsere Grenzen kommen und dann
in Gewalt, ob das jetzt gedankliche Gewalt ist, emotionale Gewalt oder physische Gewalt,
immer wieder in Gewalt reingezogen werden als Konfliktlösungsmethode. Obwohl es uns nicht
weiterbringt. Aber das ist, glaube ich, so habe ich diese Herausforderung erlebt. Als wirkliche
Herausforderung. Wie sitzt man in der Mitte von großen Konflikten und verfällt doch nicht in
gewalttätige Ansätze zur Problemlösung, sondern nutzt diese Gelegenheit, um das Feuer der
Weisheit zu schüren und daraus als ein ganz anderer Mensch mit einem ganz anderen
Verständnis, mit einer ganz anderen Seinsvorstellung eigentlich herauszukommen.
Das Feuer der Weisheit, das berührt mich gerade sehr. Dawa, zum Abschluss letzte Frage an
dich. Ich gehe davon aus, dass dieser Podcast von sehr vielen Menschen gehört wird, die
bereits mit offenem Herzen unterwegs sind und die vielleicht besonders jetzt auch nach diesem
Podcast die Frage bewegt: „Okay. Was kann ich tun, um meine Privilegien erst mal überhaupt
bewusst wahrzunehmen und dann möglichst sinnvoll und friedvoll zu nutzen?“ Was kannst du
diesen Menschen sagen?
Ja, sehr gut. Also ich glaube, dass wir alle Menschen um uns herum haben, die uns etwas
sagen wollen, wozu wir noch nicht bereit sind, es zu hören. Ich würde sagen, beginne damit, dir
einfach mal eine Stunde beiseitezunehmen, um dich mit den Menschen hinzusetzen und zu
sagen: „Ich habe das Gefühl, du willst mir seit Jahren etwas sagen. Ich möchte das jetzt hören.
Ich möchte jetzt mal verstehen, was du mir da eigentlich sagen möchtest oder hast versucht,
mir seit Jahren zu sagen.“ Ich denke, dann kommt dazu, das eigene Leben mal anzuschauen
und zu sagen, und zu schauen: „Wo ist die Diversität in meinem eigenen Leben? Verbringe ich
meine ganze Zeit mit Leuten, die nur so denken wie ich, die nur so aussehen wie ich, die nur
Dinge tun wie ich, die sich nur mit den gleichen Fragen beschäftigen wie ich? Oder habe ich
mein Leben geöffnet für andere Leute oder gehe ich auf andere Leute zu, die ganz anders sind
als ich?“ Ja, ich bin in einem Gremium einer Organisation, die Retreats für Teenager in Amerika
organisiert. Achtsamkeits-Retreats, die heißt Inward Bound Mindfulness Education, eine sehr,
sehr gute Organisation. Und eine der Boardmembers ist eine junge 17-jährige Frau, die dort die
Jugendstimme vertritt. Und zufällig hatten wir den gleichen Abreisetag und so kam es dazu,
dass wir am Flughafen die Gelegenheit hatten, mal eine Stunde einfach nur zu sitzen und uns
zu unterhalten. Und ich habe gesehen, wie selten es eigentlich vorkommt, dass ich mich mit
einer 17-Jährigen, die eine ganz, ganz andere Sichtweise der Welt hat, eine ganz, ganz andere
Erfahrung der Welt, mal eine Stunde lang wirklich nur hinsetze, um zuzuhören und mich zu
unterhalten. Und ich glaube, so haben wir alle verschiedene Situationen. Und ich denke, da
sollten wir anfangen. Wir sollten anfangen, mal dafür, für die Leute Zeit zu nehmen, die eh
schon da sind in unserem Leben und die eh schon an der Tür unseres Privilegs klopfen und uns
bitten aufzumachen. Und wenn wir damit anfangen, dann werden sich andere Möglichkeiten
erschließen. Dann werden wir auch die Möglichkeit haben, zu Veranstaltungen zu gehen oder
mal Bücher zu lesen von Autoren, die uns vielleicht für Dinge öffnen, über die wir noch nie

nachgedacht haben. Also ich glaube, das Privileg, das ist vielleicht auch etwas, was wir nicht
verstehen. Privileg verhindert uns oft eigentlich daran, uns mit Dingen zu befassen, die das
Privileg auflösen können. Das heißt, wir lesen keine Bücher oder wir schauen keine Filme oder
wir hören keine Musik oder wir reden nicht mit Leuten, die tatsächlich uns helfen könnten, unser
Privileg aufzulösen. Ich denke, da ist der Schritt. Und ich glaube auch, zu verstehen, dass das
nicht mehr auf sich warten kann. Denn wir haben im Moment Herausforderungen, die darauf
basieren, dass diese Schleier aktiv sind. Und der Druck auf die Menschheit generell, ob über
Immigration oder über Klimawandel oder über technologischen Fortschritt, diese
Konfrontationen, die werden immer größer und diese Herausforderung wird immer stärker. Und
deswegen denke ich, haben wir jetzt die Möglichkeit, diese Arbeit bewusst zu tun, aber wir
werden sie so oder so tun müssen.
Dawa, ich danke dir ganz, ganz doll. Ich möchte den Podcast für uns alle gerne mit der Frage
an jeden Einzelnen von uns beenden: Wen oder was lässt du im Augenblick noch draußen?
Wen oder was ist eh bereits da, klopft bereits an deine Tür, und es ist einfach Zeit zu sagen: „Ich
kapituliere freiwillig und ich öffne meine Tür und ich lasse dich rein bzw. ich akzeptiere, dass du
eh schon drin bist.“ Ich danke dir und ich freue mich auf weitere Gespräche mit dir.
Gleichfalls, Veit. Danke.
Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – für die Rebellen des Geistes“. Danke,
dass du hier bist und danke, dass du das hörst. Kennst du more than? Hier erwarten dich viele
Inspirationen. Ab dem 20.12. laden wir dich ein, im Kurs „Peacemaker – die Kunst der
Vollendung und Vergebung“ gemeinsam mit Veit dein Leben von seelischen Altlasten zu
befreien, um erleichtert neu zu beginnen.
Am 11.01.2020 wecken wir gemeinsam mit „Magic Life“ die Magie in deinem Leben. Verwandle
2020 in das erstaunlichste Jahr deines Lebens und sei bei diesem Kurs dabei. Wir freuen uns
auf dich und alle Infos findest du unten in der Beschreibung.

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