Registriere dich jetzt.

Erfolgreich und glücklich im Home Office – Cordula Nussbaum im Gespräch mit Veit Lindau – Folge 151

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Hallo, ihr Lieben, ich wünsche euch einen wundervollen Tag. Hier ist Veit mit einer weiteren Episode meines Podcasts „Seelengevögelt – Für die Rebell:innen des Geistes“. Ein Wort, das man in diesen Tagen besonders häufig hört bzw. liest, ist Homeoffice. Vielleicht betrifft es dich selbst: Viele Menschen dürfen oder müssen gerade von zuhause aus arbeiten, was natürlich ganz neue Herausforderungen für Strukturierung, Ordnung und Performance mit sich bringt.

Ich freue mich deswegen sehr, heute Cordula Nussbaum als Studiogast begrüßen zu können. Sie bezeichnet sich selbst als kreative Chaotin und ist tatsächlich eine Expertin für Zeit- und Organisationsmanagement. Cordula hat gerade ein Buch zum Thema Homeoffice veröffentlicht und sie war so lieb, euch dieses Buch kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ihr findet den Link dazu unter diesem Podcast. Ich wünsche euch spannende Erkenntnisse bei diesem Podcast und ein wundervolles, glückliches und aufgeräumtes Leben.

Veit: Ihr Lieben, ich freue mich ganz, ganz doll auf meine heutige Podcast-Gästin, weil ich sie als eine Frau kenne, die wirklich mit beiden Füßen auf dem Boden steht und immer richtig coole, pragmatische, gut anwendbare Lösungen mit sich bringt. Herzlich willkommen, Cordula, bei uns hier im Podcast.

Cordula: Danke dir, hallo Veit. Ich danke dir sehr, dass du dir Zeit genommen hast.

Veit: Wir haben ja vorhin schon ganz kurz gesprochen, also auch bei dir sind wilde Zeiten, logisch. Du bist als Speakerin, als Lehrerin jetzt gerade massiv betroffen von dem, was passiert. Lass uns mal so einsteigen: Was, wie, wo tangiert dich diese Krise jetzt gerade persönlich?

Cordula: Ja, also sie tangiert mich natürlich beruflich, geschäftlich, dass ich massiven Umsatzeinbruch habe, dass mir wirklich Aufträge weggebrochen sind. Im hohen fünfstelligen, fast sechsstelligen Bereich von Unternehmen, die klar jetzt eh gar nichts durchführen dürfen oder auch im Herbst Buchungen jetzt gar nicht mehr weiterverfolgen, Verträge auch gar nicht unterschreiben, weil wir alle nicht wirklich wissen, wie es weitergeht. Das habe ich relativ gut abgefangen mit ein paar zusätzlichen Geschichten, die ich jetzt einfach realisieren konnte. Sehr schnell neue Trainingssätze auch aufgesetzt, Themen wie „Wie organisiere ich mich im Homeoffice“, wo ich jetzt auch Unternehmen,Teams schule für die virtuelle Zusammenarbeit. Das heißt,  beschäftigt bin ich ohne Ende, ich habe auch jetzt E-Books geschrieben, Arbeit geht mir nicht aus, ich tue nicht Däumchen drehen. Und das Wirtschaftliche, also ich bin ja eher ein positiver Mensch, ich sage, das fängt sich schon alles und ich bin gut aufgestellt. Klar, tut es weh, aber es reißt uns jetzt nicht um. Aber ich merke, dass es persönlich einfach viel mit mir macht. Dass ich wirklich teilweise schlaflose Nächte habe. Und ich sorge mich jetzt nicht so sehr um mich oder um die Gesundheit, sondern weil mir die Situation einfach auch wahnsinnig Kopfzerbrechen bereitet. Und weil ich sehe, wie sehr andere Menschen leiden, ihren Job verlieren, in Kurzarbeit gehen, Miete nicht mehr zahlen können. Und es geht mir wahnsinnig nahe, weil ich so mitfühle mit denen. Da muss ich halt wirklich dann auch aufpassen, dass ich sage, ja, ich kann mich da schon mitreißen lassen, aber ich selber merke für mich, ich muss mich dann auch abschotten. Ich muss Medienkonsum drastisch reduzieren, damit gar nicht mehr diese ganzen Schreckensnachrichten auf mich einprasseln.

Und vor allem, was ich für mich jetzt auch in den letzten Tagen gelernt habe, und das ist die Journalistin vielleicht auch in mir, die Sachen viel mehr zu hinterfragen, nicht alles zu glauben, was uns präsentiert wird, sondern wirklich die Quellen hinterfragen, die Expert:innen hinterfragen. Teilweise bin ich auch hingegangen, habe Zahlen nachrecherchiert, habe festgestellt, irgendeine Medienschlagzeile, sobald du genauer drauf schaust, löst sie sich komplett in Luft auf. Und das ist jetzt gerade eine emotionale, persönliche Befindlichkeit – hoch spannende Zeit für uns alle mit Tiefen, aber auch wirklich Höhen.

Veit: Du hast jetzt mal so fast nebenbei gesagt, fünf- bis sechsstelliger Umsatz ist weggebrochen. Also es wäre jetzt Grund genug, den Kopf in den Sand zu stecken und zu jammern. So habe ich dich noch nie erlebt in unserer ganzen Zeit. Mich interessiert immer das Mindset eines Menschen, der auf beide Füße fällt. Also was geht in Cordula Nussbaum vor, wenn sie das hört? Sorry Cordula, all deine Pläne sind einfach mal obsolet. Was passiert dann in dir?

Cordula: Ja, vielleicht ist es gut, dass ich als kreative Chaotin immer nie Pläne mache. Betriebswirtschaftlich schlagen sämtliche Kaufleute die Hände über dem Kopf zusammen. Ich habe keine Finanzplanung in dem Sinn, dass ich sage, pro Monat muss der und der Betrag reinkommen. Das ist natürlich auch so ein bisschen meinem Business geschuldet, dass wir manchmal Phasen haben, wo du viel Umsatz machst, wo ich viel in Trainings unterwegs bin, wahnsinnig viel am Reisen bin, und dann kommen auch wieder ruhigere Zeiten. Vom Prinzip her bin ich schon so aufgestellt, dass ich weiß, es gibt einfach Peaks: viel Zeit, viel unterwegs, viel Umsatz, und dann kommen auch wieder ruhigere Zeiten. Das heißt, ich habe eher so eine Durchschnittsbetrachtung jetzt von den Zahlen her und ich habe immer dieses Grundvertrauen, wenn irgendwo was wegbricht – und das war schon immer in meinem Leben so – wenn mir irgendwo was wegbricht, es kommt immer irgendwas Neues daher.

Und ich erinnere mich noch, ich bin ja vom Beruf her Wirtschaftsjournalistin und wir hatten schon mal so eine Krise, Jahr 2000, wie die neuen Medien total eingebrochen sind, New Economy komplett eingebrochen ist, und wo ich auch eines Tages bei mir in der Küche stand und von jetzt auf gleich keinen Auftrag mehr hatte, weil genau das mein Themengebiet auch war. Dann stand ich so in der Küche und dann kam mir ein Satz von meiner Oma in den Kopf, die mir immer gesagt hat: Cordula, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Dann stand ich so in der Küche und ich habe gedacht, Oma, jetzt bin ich auch mal gespannt, wie recht du hast.

Und keine 20 Minuten später hat das Telefon geklingelt, es war ein ehemaliger Kollege von mir dran, bei denen hat gerade eine Mitarbeiterin aufgehört, ob ich ganz spontan einspringen könnte. Sie bräuchten mich ganz dringend für textliche Unterstützung. Dann habe ich wieder gesehen, ja, Oma hatte tatsächlich recht. Und das habe ich, glaube ich, wirklich verinnerlicht: Ja, jetzt ist viel weggebrochen, aber da kommen neue Möglichkeiten daher. Da vertraue ich einfach ganz viel ins Universum oder in Gott, aber dieses „Es wird schon gut, klar, du musst was tun dafür.“ Ich schiebe jetzt auch an, ich habe viele neue Aktivitäten gestartet. Du musst schon selber aktiv werden, weil nur die Hände in den Schoß legen und sagen, irgendwo kommt das Lichtlein dann schon her – nee, entzünde mehrere Feuer da draußen und die Wahrscheinlichkeit, dass du proaktiv durch die Schwierigkeiten durchgehst, dass dann an irgendeiner Stelle wieder eine neue Chance aufpoppt, das ist einfach statistisch gesehen die Wahrheit, meine Wahrheit.

Veit: Also, wir haben ja wirklich sehr, sehr viele Menschen in unserem Netzwerk, die selbstständig sind, kleine Unternehmen. Und ich versuche ja auch gerade zu sagen: Hey Leute, selbst wenn alle eure Aufträge wegbrechen, also du bist noch da, dein ganzes Wissen, deine Erfahrungen sind noch da. Und die Leute, denen du bis jetzt gedient hast, die sind ja auch noch da, und die haben immer noch Probleme und Bedürfnisse.

Cordula: Ja, ganz genau.

Veit: Und du hast ja vorhin schon gesagt, also du hast im Prinzip relativ schnell ein Bedürfnis, was ja sehr offensichtlich ist, aufgegriffen und hast ein Buch über Homeoffice geschrieben. Das ist für mich ein super cooles Beispiel, weil ich weiß, das ist dein Spezialgebiet, obwohl du eine Chaotin bist, Ordnung in die Dinge zu bringen und eben nicht zu warten auf irgendetwas, sondern zu sagen: Hey, das ist ein heißes Bedürfnis, so wie die Menschheit immer ein Bedürfnis haben wird und Lust zu geben. Wie schreibt man innerhalb von so kurzer Zeit ein Buch? Also das ist ja auch die Idee, das braucht ewig lange.

Cordula: Ja. Also was ganz, ganz wichtig war: Ich habe dieses Buch nicht geschrieben, um jetzt Geld zu verdienen. Also mittlerweile kostet es ein bisschen was, aber ich habe es wirklich ganz billig eingestellt, weil ich einfach nur will, dass den Menschen geholfen wird. Und die ersten Tage, war es jetzt auch gratis überall erhältlich. Warum? Weil ich den Menschen helfen wollte, in der jetzigen Situation umzugehen, selber Ideen zu bekommen, wie kann ich die Sachen anpacken? Und ich glaube, das ist genau auch das, was du meinst. Unsere Mitmenschen, die haben Bedürfnisse und gerade in so Krisensituationen, wenn wir denen helfen, das kommt immer was zurück. Und jede:r von uns kann etwas. Also ich treffe manchmal Menschen, die sagen: „Ich kann doch nichts, ich weiß doch nichts.“ Das stimmt nicht. Jede:r von uns kann irgendetwas und wenn es nur ist, ich habe bei uns jetzt auch Plakate nach wie vor gesehen, handschriftliche Zettel, die an Bäume geklebt sind: „Ich bin Lehrerin, momentan zu Hause mit meinen Kindern. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, melden Sie sich.“ Du kannst deine Zeit zur Verfügung stellen, du kannst einkaufen gehen, du kannst irgendwas tun. Und das heißt, wenn du jetzt selbstständig bist, überleg mal, was ist deine Kernkompetenz und wem kannst du mit dieser Kernkompetenz gerade helfen? Und dann schenk, gib, es kommt auf alle Fälle zu dir zurück.

So, und jetzt Teil zwei deiner Frage: Wie schafft man es, innerhalb so kurzer Zeit ein Buch zu schreiben? Das Wissen in mir ist ja drin. Ich habe auch selber jahrelang Homeoffice gemacht. Am Anfang ausschließlich Homeoffice, auch als die Kinder ganz klein waren mit sämtlichen Höhen und Tiefen: Tochter auf dem Schoß, während ich E-Mails gemacht habe oder Telefonkonferenzen hatte und nebenbei gefüttert habe. Ich denke mir heute: Wie blöd war ich eigentlich? Aber man denkt ja immer, es muss ja irgendwie gehen. Das heißt, viel persönliche Erfahrung, dann viele Tools, die einfach gut funktionieren. Es war alles im Kopf drin. Und dann war es tatsächlich eher die Challenge zu sagen: Ich setze mich hin und ich kann euch sagen, ich habe wirklich Tag und Nacht durchgeschrieben, weil mir das so ein Bedürfnis war, die Sachen so schnell wie möglich herauszugeben. Und jetzt ist es draußen. Und jetzt werde ich mich auch mal am Wochenende gemütlich, hoffentlich, wenn das Wetter schön ist, in die Sonne packen und sozusagen meine eigenen Reserven auch wieder auftanken.

Veit: Cool. Also auch deswegen freue ich mich sehr, dass wir – es war ja relativ schwierig bei uns beiden, so eine Terminüberschneidung zu finden – dass uns das jetzt gerade gelungen ist, weil ich glaube, das Thema Homeoffice ist gerade ultrapräsent, also für viele Einzelunternehmer:innen, aber eben auch wirklich für größere Teams. Und deswegen möchte ich an der Stelle alle Menschen, die das betrifft, einladen, sich das Buch anzuschauen, weil ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, Homeoffice ist eine Riesenchance und kann aber auch ein Riesenloch sein, in dem man verschwindet und am Ende des Tages kommt überhaupt nichts dabei heraus.

Cordula: Ja, ja, ja.

Veit: Cordula, ich würde jetzt gerne nochmal in den Bereich privat persönlich gehen. Du hast ein Buch über Glück geschrieben und ich denke etwas, das berührt mich jetzt gerade, das ist so der Punkt, wo ich so am Puls der Menschen dran bin. Ich weiß, dass die Optimist:innen sagen: Das ist ja gerade eine Riesenchance, weil so viele Menschen auf sich zurückgeworfen werden und Zeit haben. Ich bin da in der Mitte, ich sage: Ja, es ist eine Riesenchance und gleichzeitig habe ich einen Riesenrespekt dafür, was es für viele Menschen bedeutet, gerade wirklich so viel Zeit zu Hause zu verbringen, gezwungenermaßen eventuell keine Arbeit zu haben. Was kann ein Mensch in solchen stressigen Zeiten tun, um sein System richtig gut zu pflegen?

Cordula: Ja, ich glaube, jetzt haben wir es ja ein paar Wochen erlebt. Es ist ganz, ganz wichtig, dass jeder für sich jetzt mal achtsam in sich selbst hineinhorcht: Wie geht es mir momentan mit dieser ganzen Situation? Ganz ursprünglich, wie das relativ neu war, wie wir ziemlich schnell überrollt worden sind von diesem kompletten Shutdown und alles macht zu und so viele wie möglich gehen ins Homeoffice, habe ich auch erst mal gedacht: Wow, wie cool ist das denn? Plötzlich hast du alle Zeit der Welt, du sparst dir die Wegezeit, du kannst auch im Homeoffice schneller, produktiver unter Umständen deine Aufgaben erledigen. Was sich aber jetzt gezeigt hat in den letzten Wochen, das ist nur die halbe Wahrheit. Denn wenn du zum Beispiel Kinder hast, kleine Kinder hast, Schulkinder hast – die jungen Familien, die drehen momentan richtig am Rad und für die ist es dann fast schon provokativ, wenn wir dann sagen: „Du hast die Auszeit, mach es dir schön, besinne dich auf dich selbst“, weil die sagen: Uah, von wegen Auszeit. Ich hatte noch nie so viel Stress wie momentan. Und dann finde ich es auch wirklich wichtig, dass wir uns da auch selber mal loben, dafür auch gegenseitig loben und sagen: Wow, ja, das ist jetzt gerade für uns alle eine schwierige Zeit im Sinne von anspruchsvolle Zeit. Und dann auch nochmal wirklich zu sagen: Gerade die, die jetzt zu Hause sind, sich um die Kinder kümmern, Homeschooling machen und und und, klopft euch mal selber auf die Schulter für den Job, den ihr hier seit Wochen teilweise ja schon macht. Und in dem Moment, wo ich mich auch selber mal loben darf dafür, dann komme ich vielleicht auch mal ein Stückchen raus aus dem Stress, kann mir dann auch eher mal Durchschnaufzeiten gönnen. Und Durchschnaufzeit kann auch bedeuten, dass ich mich jetzt nicht so mitreißen lasse – wir hatten es gerade schon: negative Berichterstattung – dass ich mich zumindest minutenweise mal ausklinke aus dem Alltag und dann so kleine Glücksmomente schaffe. Ein Glücksmoment kann sein, hoch dankbar, mich zumindest mal fünf Minuten auf den Balkon rauszusetzen oder wenn ich aus dem Supermarkt rausgehe, drei Minuten innezuhalten, nicht im High-Speed-Tempo den Einkaufswagen aufzuräumen, sondern innezuhalten, zu sagen: Mensch, heute ist schönes Wetter, ich bin gesund, meine Lieben sind gesund. So kleine Momente der Achtsamkeit, Dankbarkeit reinzubringen, um einfach uns mehr zu erden, nicht wegwischen zu lassen von dem großen, großen Chaos.

Veit: Das gefällt mir sehr, der Ansatz, weil ich habe das bei mir bemerkt. Ich bin irgendwann in die Falle getappt, dass ich gedacht habe: Ja, ich habe ein sehr busy Leben, ich muss jetzt warten, bis es um mich herum mal ruhiger wird und dann kann ich mich entspannen. Und mittlerweile mache ich das genauso, wie du es sagst, also es dann wirklich so diese Minuten Erholung zwischendurch, dieses Kurzaussteigen, ich sage immer dem Universum auch mal den Stinkfinger zeigen, fuck it, ihr könnt jetzt alle mal ohne mich, und mich dann halt erholen. Was glaubst du, was ist für Menschen, die jetzt gerade, die nicht meditieren, die kein Yoga machen, die auch keine Kommunikationsschulungen besucht haben und die jetzt zu Hause sitzen und jetzt kommt hoch? Also jetzt kommen die ganzen Spannungen hoch und gerade wenn du jetzt zum Beispiel da noch Kinder zu Hause hast etc. fällt mir gerade ein: Wir haben gerade einen neuen Office-Leiter eingestellt und das war die witzigste Übergabe überhaupt, andererseits mit der Abstand und der ist gerade so ein cooler Typ, der sitzt gerade mit drei Kids zu Hause und sagt: Es ist auf der einen Seite total schön und auf der anderen Seite ist es crazy.

Cordula: Ja.

Veit: Was, was, was kann ein Otto-Normal-Mensch mit diesen Anspannungen machen?

Cordula: Ja. Für uns als Otto-Normal-Menschen ist es super wichtig, dass wir uns auch eingestehen, negative Gefühle zu haben, uns einzugestehen: Ich finde es gerade alles mega doof. Das nervt mich gerade. Nicht, weil ich mich selber jetzt in die negative Laune bringen will, sondern ich sag mal, wenn ich mir den Stress mache, alles positiv sehen zu wollen, immer nur die Chancen sehen zu wollen, ja, dann mache ich mir den nächsten Stress auf. Und wir Menschen sind einfach menschliche Wesen, wir haben Emotionen und ich finde es absolut legitim, dass wir uns auch mal auskotzen dürfen. Mein Mann kriegt das zum Beispiel auch gerade massiv mit, weil ich bin auch ein sehr emotionaler Mensch und mir geht das, wie gesagt, alles sehr, sehr nahe. Und dann bin ich immer so happy, der braucht mir nur ins Gesicht gucken und dann sagt er schon: Okay, Cordula, lass raus. Und dann lasse ich einmal raus und dann kotze ich mich so richtig aus, was mich heute schon hier genervt hat. Und dann ist gut. Und das ist nämlich der Punkt, weil danach geht’s mir gut. Also mein Mann weiß das auch, der kann da gut damit umgehen, dass er das nicht persönlich nehmen muss, sondern der weiß, dass ich das brauche, einfach mal diese Gefühle ausspeichern zu dürfen. Und der nimmt das auch nicht mit, sondern er hört mir zu, der gibt mir auch keine Ratschläge, will ich auch gar nicht. Der nimmt mich dann vielleicht noch in den Arm und sagt: Schatz, wir schaffen das, alles wird gut. Aber allein dieses „Ich darf auch mal negativ sein“, das nimmt so viel Druck von mir weg. Und in dem Moment, wo ich mich einmal ausgekotzt habe, dann kann ich auch wieder sagen: So, und jetzt komme ich nochmal die Treppe runter, jetzt gehe ich in die Küche in der Früh rein und jetzt hole ich mir einen Kaffee mit einer guten Grundhaltung. Und ja, manche, die meditieren, die erzählen, dass sie eben so dieses Verarbeiten über die Stille hinkriegen. Wenn du aber nicht der Typ dazu bist, ja, vielleicht brauchst du eher dieses Laut-Rauslassen. Und was ich zum Beispiel vor Jahren auch für mich entdeckt habe, das klingt total crazy: Ich gehe manchmal raus in den Wald, wenn ich so richtig geladen bin und entschuldige mich bei den Bäumen, aber dann schreie ich einen Baum an. Da ist mal wichtig, da ist keiner …

Veit: Ich glaube, die können das ab.

Cordula: Ja, ich glaube auch. Da darf halt gerade keiner außen rum sein, ja, ist dann auch doof, wenn Spaziergänger:innen vorbeikommen: „Was macht die Frau da?“ Ich gucke dann schon erst mal links, rechts, gerade keiner, und dann brülle ich diesen Baum an. Ich entschuldige mich dann auch bei dem Baum, weil ich sage: Du kannst ja nichts dafür. Aber dieses Rauslassen ist wichtig. Und das ist wirklich was, wo ich sage: Auch Otto-Normal-Mensch, ohne dass ich Großschulungen gemacht habe, nehmt diese Gefühle wahr, drückt die nicht weg, lasst sie raus und sagt: So, und jetzt ist gut. Krönchen richten, weitergehen, positiv, wenn mir danach ist.

Veit: Ja. Ich nenne das bei unserer Arbeit kontrolliertes Abkotzen, also eben nicht zu sagen, ich lasse den ganzen Tag den Stress raus, sondern wirklich einmal ganz kontrolliert. Und gerade wenn man in einer Partnerschaft ist, wirklich dann auch bewusst ankündigen vorher und nicht die Worte einfach hinterrücks überfallend.

Cordula: Absolut. Ich würde es auch zum Beispiel nie bei Kindern machen.

Veit: Ja.

Cordula: Ja. Also, die können damit nicht umgehen. Mein Mann, wie gesagt, mein Partner, mit dem das abzusprechen und zu sagen: Das ist einfach meine Art, mit Problemen umzugehen. Mein Mann hat ein anderes Problemlösungsverhalten und das geht halt gut, wenn du Menschen hast, denen du vertraust. Das kann auch die beste Freundin sein. Aber klar, kontrolliert. Und ich meine eben nicht dieses Rumgranteln, dieses Stammtisch-Granteln, wo du dann sitzt und sagst: Oh, und die Politiker und dies und das. Darum geht es überhaupt gar nicht, sondern genau, wie du gesagt hast, schönes Wort: dieses Kontrollierte.

Veit: Ja, absolut. Jetzt ist ja so, also, so kenne ich dich, ich weiß, dass du relativ schnell sofort wieder in einem positiven Mindset bist. Hast du einen Tipp für Menschen, die jetzt einfach von ihrer Natur oder von ihrer Erziehung her eher auf das schauen, was nicht stimmt? Und da gibt es ja heutzutage jetzt mal viele, viele Anlässe. Wie können solche Menschen es schaffen, sich dafür nicht noch zusätzlich runterzuziehen, sondern den Fokus wieder langsam zu verschieben, ins Positive?

Cordula: Ja. Ich glaube, zwei Sachen, die uns gut helfen können. Der erste Punkt ist, dass ihr euch gerne heute gleich sofort mal hinsetzt, nehmt einen Post-it-Block und schreibt auf jedes Post-it drauf, was heute schön war, was dir heute gelungen ist. Das können schöne Momente sein: Es hat dich jemand angelächelt, beim Supermarkt die Verkäuferin war total freundlich, du hast ein Telefonat geführt oder eine E-Mail geschrieben, die dir leicht von der Hand gegangen ist. Also wirklich so kleine Kleinigkeiten aufschreiben, weil in dem Moment, wo wir es aufschreiben, machen wir es uns bewusst. Oft gucken wir immer nur auf das, was nicht funktioniert hat. Auch To-do-Listen, darum mag ich keine To-do-Listen. Listen schreien danach, abgearbeitet zu werden und abends guckst du drauf und stellst fest: Von den 20 Sachen, die du eigentlich tun wolltest, sind zwei abgehakt, 18 eben nicht. Also wir beschäftigen uns immer viel zu sehr mit dem, was nicht gut funktioniert, was wir nicht erreicht haben. Und das heißt, dreht den Spieß um, schreibt auf, was du erreicht hast, was du gut geschafft hast. Und der zweite Punkt, glaube ich, der dabei ganz, ganz wichtig ist, um von einem eher negativen in ein positives Mindset reinzukommen, ist es, dass wir uns erlauben, Fehler zu machen, zu scheitern. Und dass wir eben auch sagen, probiere ruhig was aus, ja, und wenn es nicht geklappt hat, dann hat es halt noch nicht geklappt oder bei diesen Menschen nicht geklappt. Aber das hat nichts damit zu tun, dass die Welt gegen dich ist oder dass du schlecht bist oder unfähig oder nicht gut genug für diese Welt bist, sondern es war eine Möglichkeit, du hast es probiert und dann lerne aus diesen Möglichkeiten. Also guck auch mehr auf die Entwicklung, die du persönlich durchmachen kannst. Und dann zum Beispiel sagen: Das Telefonat habe ich aber heute völlig vergeigt. Kunde, obwohl ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet habe, hat trotzdem den Auftrag storniert. Ja, aber was hast du daraus gelernt? Ui, diese Einwände sind gekommen, diese Antworten sind gekommen und beim nächsten Telefonat wirst du es besser machen. Auch das hilft dir nach und nach, in ein positives Mindset reinzukommen.

Veit: Jetzt ist ja so, wir leben in einer Zeit, wo es, finde ich persönlich, gerade extrem schwierig ist, langfristig irgendwelche Visionen aufzustellen. Also es ist ein Witz, von der 10-Jahres-Vision zu sprechen, geschweige denn einer Ein-Jahres-Vision. Welche Ratschläge gibst du gerade Klient:innen, die du berätst, oder Freunden, wenn die sagen: Mir ist gerade alles flöten gegangen, also mein ganzes Business funktioniert nicht mehr so, ich habe jetzt gerade statistisch gelesen, auch Beziehungen gehen gerade viel auseinander? Wie kann man in einer Zeit, die so unklar ist und so chaotisch dennoch so etwas wie eine Vision oder ein Ziel aufstellen, oder würdest du aus deiner Erfahrung sagen, einfach Schritt für Schritt für Schritt?

Cordula: Nein, ich würde tatsächlich sagen: Vision, ja. Und zwar insofern, das ist auch so das Credo in meinen Büchern, auch in meinem Online-Kurs „Geh deinen Weg“, kennst du vielleicht auch, du arbeitest ähnlich, dass wir halt auch erstmal gucken: Was ist dein grundsätzlicher Antrieb? Was macht dich von Grund auf zufrieden, was macht dich von Grund auf glücklich? Und ich arbeite mit vielen meiner Klienten momentan ganz stark daran, die zum Beispiel auch sagen: Ich will dieses Chaos auch nutzen. Für den Umbruch. Ich will danach nicht so weitermachen wie davor. Wo wir wirklich mal in die Basis gehen und mit Übungen rauskristallisieren: Was ist dir grundsätzlich wichtig im Leben? Ich vergleiche es immer ganz gerne so: In welchem Ozean möchtest du gerne unterwegs sein? Was ist dein Element? Was ist dein Gewässer? Ozean sind sozusagen unsere Lebensmotive. Bei den einen ist es Macht, bei den anderen ist es Freiheit, Natürlichkeit – sehr, sehr unterschiedlich, diesen Ozean zu bestimmen und dann zu gucken: Welche Leitsterne sollen da oben hängen? Leitsterne sind deine Werte. Was ist dir wirklich wichtig? Familie, Beziehung. Leitsterne sind auch deine Präferenzen: Bin ich eher der kreative Chaot, eher der Systematiker? So, und wenn ich das für mich mal anschaue, dann zeichnen diese Leitsterne wie so einen Korridor auf unseren Ozean auf, auf unserem Meer der Möglichkeiten. Und in diesem Meer der Möglichkeiten habe ich dann verschiedene Inseln, die ich ansteuern kann. Die Inseln sind jetzt zum Beispiel kurz- und mittelfristig weggebrochen, überspült vom Ozean. Eine Insel, die ich anlaufen wollte, die gibt es jetzt einfach nicht mehr. Ist aber in letzter Instanz nicht so wahnsinnig schwerwiegend, weil solange du in diesem Korridor, in diesem Glitzerkorridor weiter paddelst, wirst du gut unterwegs sein. Und das bedeutet von der Vision her gedacht: Ja, was ist dein Glitzerkorridor? Und wenn ich sage: Ich bin total happy, wenn ich anderen Menschen helfen kann, wenn ich Freiheit habe in meinen Entscheidungen, wenn ich vielleicht auch viel draußen sein kann in der Natur, dann kann ich mich jetzt fragen: Was kann ich heute noch im Chaos tun, damit ich auf diese drei Dinge sozusagen einzahle, diese drei Dinge leben kann? Dann kann ich mir auch die nächsten Inseln wieder raussuchen: Wo könnte ich dann auch wieder vielleicht Geld damit verdienen? Nicht, weil ich einen 10-Jahres-Plan mache – Pläne funktionieren überhaupt nicht mehr heute in unserer Gesellschaft. Es verändert sich alles viel zu schnell. Aber ich kann mir immer überlegen: Vom jetzigen Stand der Dinge, Blick von der einen Insel, auf der ich gerade bin, welche Insel ist in meinem Ozean als Nächstes, welche möchte ich ansteuern? Und das hält dich ganz gut im Tun und du weißt, egal was du tust, du wirst immer Dinge tun, die dich grundsätzlich glücklich machen. Klammer auf, Krisen und Schicksalsschläge gehören da auch dazu. Es geht nicht darum, dass wir permanent ein Happy Life haben, Klammer zu. Aber dieser Korridor gibt dir ein sicheres Gefühl: Im Prinzip bin ich gut unterwegs.

Veit. Also ist es ja eigentlich gerade jetzt in einem Chaos – Chaos bedeutet für mich auch immer, okay, dass die alte Matrix ist zerstört. Also da ist wahnsinnig viel Offenheit da. Gerade jetzt ist es eigentlich wichtig, eben nicht darauf zu warten, bis sich die Dinge beruhigt haben, sondern zu sagen: Ich nutze diese Offenheit.

Cordula: Ja. Nietzsche hat mal so schön gesagt: „Du musst Chaos in dir tragen, um einen Stern gebären zu können.“

Veit: Oh, ich liebe dieses Zitat.

Cordula: Ja. Und das meine ich: Also wenn du wirklich gerade Angst hast, wirtschaftliche Angst hast, Existenzängste hast, dann klingt das mal hohl. Wenn ich aber sage: Okay, wirtschaftlich, ich sehe mich einigermaßen raus, dann kann ich auch diesen Blick sehr viel schneller Richtung Chance weiterdrehen. Für alle anderen, wo es jetzt wirklich gerade komplett alles zusammenbricht, da rate ich: Denke jetzt noch nicht so sehr an die Zukunft. Jetzt heißt es wirklich erstmal, die Situation zu sichern, schauen, dass es uns wirtschaftlich gut geht, dass wir überleben können und vor allem auch Beziehungen zu pflegen. Auch zu schauen: Im Netzwerk, seid füreinander da. Wir brauchen uns jetzt mehr denn je, einfach auch vom Zusammenhalt her. Und in dem Moment, wo ich auch weiß, ich habe eine Schulter, da kann ich mich auch mal anlehnen, da kann ich auch mal weinen. Das hilft einfach total viel, auch wirklich schwierige Zeiten und Schicksalsschläge zu überstehen.

Veit: Cordula, wir werden auf jeden Fall dein Homeoffice-Buch und auch deine anderen Bücher unten drunter verlinken. Hast du für die Menschen hier, die das jetzt gerade sehen, noch etwas, was du gerne loswerden möchtest, was du ihnen mit auf den Weg geben möchtest?

Cordula: Also ich möchte euch auf alle Fälle mit auf den Weg geben: Achtet auf euch, geht achtsam mit euch um, geht achtsam mit den anderen Menschen um, schottet euch ab vor zu viel negativer Berichterstattung, prüft die Quellen, glaubt nicht alles, was veröffentlicht wird, hinterfragt Experten, hinterfragt die Quellen und findet für euch ein Setting, wo ihr sagt: Das ermöglicht mir jetzt gerade, gesund weiterzumachen. Viele Dinge können wir auch nicht diskutieren, aber momentan sind wir so in den Überzeugungen drin, und jeder Mensch, mit dem du redest, zitiert wieder andere Experten, die die eigene Meinung unterstützen. Es ist alles fein, weil wir wissen viel zu wenig, es sind viele Schätzungen, es sind viele Glaubenssätze, Ängste da. Und das heißt, such für dich das, was dich momentan stabil macht, achte auf dich auch gesundheitlich, stärke dein Immunsystem, gönn dir so viel wie möglich, um einfach auch gesund zu bleiben. Ich arbeite dann auch mal gerne mit dem Zitat: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Wir sind sicherlich noch nicht am Ende angelangt. Lasst uns einfach zusammenstehen und gemeinsam gucken, dass wir das so gut wie möglich irgendwie über die Bühne bringen.

Veit: Cordula, ich danke dir ganz, ganz doll, dass du dir die Zeit genommen hast, und allen, die das jetzt gerade sehen, wünsche ich, dass für euch eine wertvolle Perle mit dabei war.

Cordula: Ich danke dir.

Veit: Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – Für die Rebell:innen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, würden wir uns sehr über deine Bewertung freuen. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. Wir danken dir für dein Zuhören. Es ist schön, dass du da bist.

Weitere Podcasts

Episode 127