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Surfe das Chaos | Die Kunst, komplexe Krisen glücklich zu meistern | Folge 307

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Surfe das Chaos | Die Kunst, komplexe Krisen glücklich zu meistern | Folge 307

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Hey, ihr Schnuggels da draußen. Ich grüße euch von Herzen, ihr seid dabei mit einer weiteren Episode in meinem Podcast, „Seelengevögelt für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Und heute muss ich einmal loswerden, worauf ich keinen Bock habe: auf diese Intros. 

Also heute skippe ich einfach mal die Intros. Es geht um Chaos und die Kunst, es zu meistern. Es ist eine echt supergeile Folge, also hör sie dir an. Wie können wir Krisen glücklich meistern? Aus diesem Thema können wir natürlich ein Riesending machen und eine ganze Woche darüber reden. 

Oder aber wir fassen es ganz schlicht, einfach und praktisch zusammen. Das ist mein erklärtes Ziel: dass du nach diesem Vortrag Krisen wesentlich sympathischer findest, dass du verstehst, warum Krisen wichtig sind, dass wir sie gar nicht vermeiden können und was du tun kannst, beziehungsweise wie du anderen Menschen darin unterstützen kannst, mit diesen Krisen auf eine gute Art und Weise zu kooperieren.

Das einfachste Prinzip, was ich sehr gerne in meiner Arbeit und in meinen Ausbildungen weitergebe, und vielen von euch wird das vertraut sein, ist die Salutogenese. Die hilft uns, so gut wie alles zu verstehen, behaupte ich jetzt einfach mal.

Die Salutogenese beschäftigt sich mit der Frage: Was brauchen Menschen eigentlich, um gesund zu sein? Und sie definiert Gesundheit in einem größeren Kontext, also nicht nur als körperliche Gesundheit, sondern als Wohlbefinden, als wenn wir uns wirklich im Einklang mit unserem Leben fühlen.

Und die Salutogenese kommt von dem Punkt, dass wir dafür drei Dinge brauchen. Und ich lade dich ein, falls du gerade eine Situation hast in deinem Leben, in der du dich gestresst, unwohl oder vielleicht sogar krank fühlst, einfach mal zu schauen, welches der drei Elemente fehlt.

Das erste, was wir Menschen brauchen, ist Verständnis. Also wir müssen verstehen, was da passiert. Das, was zum Beispiel viele Menschen in den letzten zweieinhalb Jahren so gestresst hat, ist, dass wir nicht verstanden haben, was passiert, weil diese Krise einfach so wahnsinnig komplex war und immer noch ist.

Medien etc. mit diesen vielen verschiedenen Meinungen führen dann häufig auch noch dazu, dass wir eigentlich noch mehr verwirrt sind und noch weniger verstehen, was passiert. Also wir müssen in einer Krise verstehen, was passiert.

Zweitens, wir müssen einen Sinn in dieser Krise sehen. Also wenn wir das Gefühl haben, das ist komplett sinnlos und wir haben keinen Bock darauf und es passiert uns von außen nach innen und hat nichts mit uns zu tun, dann können wir nicht unsere volle Kraft mobilisieren.

Das dritte Element, das wir brauchen, ist Machbarkeit. Das heißt, wir müssen das Gefühl haben, dass wir innerhalb der Krise, egal wie groß sie ist, das Gefühl haben, ich kann etwas tun, um die Umstände zu verbessern.

Wenn eines dieser drei Elemente oder vielleicht sogar zwei, manchmal sogar drei fehlen, werden wir leiden. Krisen sind nicht wirklich unser Problem. Unser Problem ist, wenn eines dieser drei Elemente fehlt.

Deswegen fangen wir jetzt erst mal mit Verständnis und Sinn an. Also bevor wir uns damit beschäftigen, was ich jetzt innerhalb einer Krise tun kann, beschäftigen wir uns mit der Frage: Erstens, wie verläuft eine generelle Entwicklung, zum Beispiel von einem Einzelsystem wie einem Menschen, die Entwicklung von einem Team oder einer Familie oder eben auch die Entwicklung einer Gesellschaft?

Das sind alles Systeme, nur in einer größeren Ordnung. Also, wie verläuft eine Entwicklung? Und zweitens, warum braucht es innerhalb dieser Entwicklung Krisen? Was ist der Sinn? Wir gehen dazu ein Stück zurück, und keine Angst alle jene unter euch, die Physik nicht mochten. 

Ich mache das ganz salopp und übersichtlich, aber es ist wichtig, dass wir ein Grundverständnis davon entwickeln, warum wir eigentlich überhaupt auf Kriegsfuß mit Krisen stehen. Die meisten von uns sind noch in einem sogenannten newtonschen Weltbild erzogen worden.

Das heißt, uns wurde beigebracht, die Welt relativ mechanisch zu sehen. Uns sind Gesetze erklärt worden, zum Beispiel im Physikunterricht, die mittlerweile überholt sind, die damals aber total logisch klangen.

Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnern kannst. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, den haben wir alle in der Schule kennengelernt, der besagte, dass im Laufe der Zeit alle Systeme dazu tendieren, also wirklich alle Systeme tendieren dazu, unordentlicher zu werden und letztendlich auseinanderzubrechen. Es sei denn, es wird permanent von außen Energie zugefügt. Das heißt, das ist wichtig in unserem Verständnis. Wir haben gelernt, dass wenn wir nicht ständig kämpfen, wenn wir nicht ständig Energie zufügen, dann bricht irgendwann das Chaos aus und alles bricht auseinander.

Das führt zu einem relativ starren mechanistischen Weltbild und zu dem Bedürfnis in uns, die Dinge in einer Art von Status quo halten zu wollen. Und immer wenn wir dann arg bedrängt werden durch die Veränderungen des Lebens, fühlen wir erstmal so ein Gefühl von „uns wird was weggenommen“ und wir müssen dagegen kämpfen, anstatt damit zu kooperieren.

Wir wissen allerdings heute, dass dieser zweite Hauptsatz der Thermodynamik überholt ist. Er gilt nämlich tatsächlich nur, Achtung, für geschlossene Systeme. Also ein geschlossenes System ist zum Beispiel ein Karton, in den nichts rein und nichts rauskommt. Oder ein Haus, in dem kein Leben stattfindet. Da sind wir uns, glaube ich, einig: Das bricht irgendwann auseinander, da wachsen Pflanzen, da kommt Ungeziefer und so weiter. Ein Herr Prigogine hat allerdings 1977 gesagt, warte mal kurz, stopp, und dafür hat er einen Nobelpreis bekommen.

Es gibt nicht nur geschlossene Systeme, sondern es gibt auch offene Systeme. Was unterscheidet geschlossene und offene Systeme? Offene Systeme entwickeln sich dadurch, dass sie permanent Energie aufnehmen und wieder abgeben. Energie kann ganz verschiedene Formen annehmen. Zum Beispiel nehmen wir jetzt gerade mit unseren Körpern Energie in Form von Wärme auf und geben sie auch wieder ab. Wir nehmen Energie in Form von Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid wieder ab. 

Aber auch die Art und Weise, wie ich jetzt gerade zu euch spreche, könnte man sagen, ist eine Form von kommunikativer Energie, menschlicher, emotionaler Energie, aber auch zum Beispiel informative Energie. Dein System nimmt gerade Energie auf und macht hoffentlich etwas Sinnvolles damit und gibt dann irgendwann die Energie wieder ab, zum Beispiel indem du später über diesen Vortrag sprichst, dich zu Hause mit deinen Liebsten darüber unterhältst, vielleicht sogar optimalerweise sagst, hey, ich wende das jetzt mal an, ich verändere etwas, dann gibst du die Energie weiter.

Also du bist ein offenes System. Permanent nimmst du Energie auf und gibst Energie wieder ab. Prigogine hat noch etwas herausgefunden, nämlich dass offene Systeme immer wieder Phasen von Chaos durchlaufen. Das heißt, die einmal hergestellte Ordnung bleibt nicht gleich, sondern sie wird immer wieder aufgehoben und infrage gestellt. Jetzt kommt’s: Wir haben gelernt, Chaos als Unordnung zu betrachten. Als etwas, was uns bedroht.

Aber die Wahrheit ist, dass sich offene Systeme nicht trotz Chaos entwickeln, sondern wegen Chaos. Chaos, könnten wir sagen, sind die Turbo-Entwicklungs-Beschleunigungsphasen für offene Systeme.

Und das, was wir als Menschen als Chaos erleben, ist in Wahrheit gar kein Chaos, sondern es ist die Anbahnung einer höheren Form von Ordnung, die wir im Augenblick noch nicht verstehen. Beispiel: Deswegen das Bild von dem Wirbelsturm. Wenn wir nicht wissen, was ein Wirbelsturm ist, wenn wir mitten im Zentrum dieses Wirbelsturms stehen, dann fühlt sich das für uns einfach nur an wie Chaos, alles wird auseinander genommen. Wenn wir allerdings von oben über einen Satelliten oder ein Flugzeug auf diesen Wirbelsturm blicken, dann sehen wir, wow, da gibt es eine Ordnung in dem Ganzen.

Und ich könnte jetzt ganz viele Beispiele aufzählen. Ein anderes Beispiel: Stell dir vor, ein Baby könnte, wenn es geboren wird, bereits denken. Für das Baby wäre der Geburtsprozess pures Chaos. Es wird eng, es wird aus diesem ozeanischen Paradies herausgeschleudert, es wird blutig, es wird dunkel, es gibt kein Hinweisschild: „Achtung, da kommt gleich das Freie und Offene“, sondern für das Baby wäre, wenn es denken könnte, diese Phase der Geburt absolut bedrohlich. Wir als Erwachsene, wenn wir dabei stehen und das sehen, mit all dem, was wir über die Geburt, über Biologie und so weiter wissen, wissen, das ist jetzt gerade nicht wirklich Chaos, sondern es ist Teil einer höheren Ordnung.

Ein anderes Beispiel, das vielleicht am häufigsten zitierte: Eine Raupe, wenn die denken könnte, wenn es plötzlich eng wird in ihrem Kokon, dann würde sie sich auch bedroht fühlen und hätte das Gefühl, sie stirbt gleich, ihr wird ihre heißgeliebte Ordnung genommen. Gott sei Dank kann die Raupe nicht denken. Und wir stehen sogar daneben und bewundern die wundervolle Transformation einer Raupe in einen Schmetterling. Aus Chaos wird wiederum eine Ordnung, eine höhere Ordnung.

Das ist wichtig zu verstehen. Das heißt, das, was wir Krisen nennen, ist in Wahrheit die Anbahnung einer höheren Ordnung. Warum haben offene Systeme ein Problem damit, einfach nur immer wieder mitzuschwingen und sich weiterzuentwickeln?

Die Antwort darauf lautet Homöostase. Jedes offene lebendige System hat das Bedürfnis, wenn es einmal eine Ordnung erreicht hat, diese Ordnung zu halten. Ein  Beispiel: Wenn du dich frisch verliebst, ich hoffe, du kannst dich noch erinnern, wie das war, dann bist du in einer Phase von, wir könnten sagen, wundervollem Chaos, das fühlt sich sehr, sehr erregend an, irgendwann bist du dann aber froh, dass der andere oder die andere sagt: „Okay, ich will mit dir gehen, ich liebe dich.“ Ihr zieht zusammen, ihr stellt ein paar klare Regeln auf und dann kommt Ordnung in eure Beziehung. Das heißt, ihr einigt euch darauf, wie ihr füreinander seid, und die Beziehung fängt an, sich zu entspannen.

Jetzt denkt das System auf einer unbewussten sozialen Ebene: „Okay, das, was wir hier erreicht haben, das wollen wir jetzt gern aufrechterhalten, weil es funktioniert ja.“ Und für uns jetzt bei diesem Thema ist es wichtig zu verstehen, dass wir als offene Systeme sogar Gleichgewichte verteidigen, die eigentlich gar nicht mehr für uns gut sind.

Ein Beispiel: Wenn du eine Neurose entwickelt hast, die dir hilft, etwas in deinem Leben zu kompensieren, zum Beispiel immer, wenn du dich unsicher oder traurig fühlst, isst du ganz viel und dann ist die Unsicherheit und die Traurigkeit weg, dann ist das aus Sicht deines Systems ein Gleichgewicht. Es funktioniert. Es nutzt dir nicht wirklich auf Dauer etwas, aber dein System hat das Bedürfnis, diese Homöostase zu bewahren. Das ist ganz wichtig zu verstehen, wenn wir uns fragen, wie wir Krisen besser meistern können.

Wir müssen den Part in uns verstehen, der sich von der Krise bedroht fühlt. Wir alle wussten schon vor Corona, dass etwas mit unserer Gesellschaft auf ganz vielen Ebenen nicht stimmt. Wir wussten, dass sich ganz viel verändern muss. Die Krisen, die gerade hochploppen, Zukunftsforscher nennen das Stapelkrisen, weil es eben nicht mehr nur Corona ist, sondern zum Beispiel auch Inflation, Umweltkrise und so weiter, sind ja eigentlich gar keine wirklichen Überraschungen, sondern es ist das Hochploppen von Problemen, die wir die ganze Zeit unterdrückt hatten, weil wir gehofft haben, es geht einfach immer so weiter.

Aber jetzt kommt es. Es kann nicht immer so weitergehen, denn jedes offene System kommt immer wieder in Phasen, wo die Energie, die es aufnimmt, größer ist als die Energie, die es abgeben kann. Die hochdynamische Entwicklung unserer Gesellschaft, zum Beispiel ausgelöst durch digitale und Informationstechnologien, hat dazu geführt, dass so gut wie jeder Mensch auf diesem Planeten wesentlich mehr Energie aufnimmt als er wirklich abgeben kann, als er verarbeiten kann. 

Was jetzt passiert, an dieser Stelle ist, dass das System überflutet wird und es in einen Stresszustand kommt. Vielleicht kennst du das: Wenn du im Kaufhaus bist und du wirst bombardiert mit Werbebotschaften, dann entsteht Stress, weil dein System das nicht verarbeiten kann. Wenn du mit jemandem sprichst und ertextet dich zu, entsteht Stress. Wenn du in eine Situation kommst, die dich total triggert und du hast plötzlich ganz viele Emotionen und du weißt nicht, wie du zum Beispiel durch Atemtechniken oder Meditation diese wieder integrieren kannst, entsteht Stress.

Stress bedeutet, dass das System mehr Energie aufnimmt, als es abgeben kann. Das geht eine Weile gut, also wir können das eine Weile abfangen und dann kommt das System – und das ist jetzt Chaosforschung – an einen sogenannten Bifurkationspunkt, übersetzt eine Weggabelung. 

Und das ist jetzt ganz spannend, weil an diesem Punkt hat das System zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist, es bricht in eine einfachere Form auseinander. Das nennen wir Regression. Es wird weniger komplex. Also zum Beispiel erleben wir jetzt gerade, wir haben ja eine lange Phase der Globalisierung gehabt, in der das auch sehr gefeiert worden ist. Jetzt erleben wir gerade brutal die Schatten der Globalisierung und plötzlich werden die Stimmen immer lauter von Nationalstaaten, die sagen, wir wollen wieder zurück zu „America First“, „Großbritannien First“ etc.

Das ist im Grunde genommen eine Regression. Ein anderes Beispiel: Du kommst mit einem Menschen zusammen. Also zwei Einzelsysteme bilden plötzlich ein Paarsystem. Das ist eine höhere Ordnung. Wenn ihr den Stress, die Informationen, die Neuigkeiten, die das beinhaltet, weil plötzlich hast du nicht nur mit einem Ego zu tun, sondern mit zwei Egos, nicht gut verarbeiten könnt, dann kann es passieren, dass das System wieder auseinanderbricht. Das heißt, ihr trennt euch. Einfachere Ordnung, weniger komplex, nur noch die Probleme von einem Ego an der Backe. Das ist nicht per se schlecht. Manchmal ist es total legitim zu sagen, ich habe mich etwas übernommen, ich gehe wieder einen Schritt zurück.

Wir müssen verstehen, dass ein System immer an der Stelle steht, wenn es an einer Bifurkationsgabel steht. Unsere Gesellschaft, die wird gerade mega gestresst und entweder unsere Gesellschaft bricht noch mehr auseinander, zum Beispiel noch mehr kulturelle Grabenkämpfe, oder unsere Gesellschaft macht einen Entwicklungsschub und das ist die gute Nachricht. 

An diesem Bifurkationspunkt gibt es nämlich nicht nur eine Regressionsmöglichkeit, sondern auch eine Transformationsmöglichkeit. Das heißt, das System lernt es, die Information besser zu verdauen. Es wird komplexer und es wird evolutionsstärker. Es wird angepasster. In unserem Beispiel würde das halt zum Beispiel bedeuten, dass eine Gesellschaft lernt, solidarischer zu sein, neue Wirtschaftsformen zu entwickeln, neue Kommunikationsformen, Co-Kreation und so weiter und plötzlich kommen wir auf neuen Ebenen an und wir wundern uns nur noch, wofür wir uns gestern die Köpfe eingeschlagen haben.

Oder ein Paar geht vielleicht in die Therapie, geht in den Workshop, lernt neu miteinander zu kommunizieren und die Beziehung kommt auf einer neuen, wesentlich freier, lebendigeren Möglichkeit zusammen.

Diese Phasen passieren in Zyklen und es ist mega wichtig – wir haben mal gesagt, wir brauchen dieses Verständnis – es ist mega wichtig, dass wir die Zyklen, die Phasen verstehen, damit wir erkennen können, in welcher Phase wir jetzt gerade sind. Das heißt, ich möchte dich einladen, wenn ich dir diese Phasen jetzt vorstelle, einfach mal zum Beispiel für dich persönlich, für deine Beziehung, für dein Business oder für unsere Gesellschaft darüber nachzudenken: Was glaubst du, wo diese einzelnen Systeme gerade stehen?

Die erste Phase ist die Alphaphase. Ich mach’s mir hier ein bisschen freier, weil mir wird jetzt heiß, mein System muss Energie abgeben. So eine Alphaphase, das ist die Phase, in der unser System auf einer neuen Ebene angekommen ist und das Gefühl hat, ich hab’s gecheckt.

Also wenn du gerade in der Phase bist in deinem Leben, wo du das Gefühl hast, du sitzt so richtig gut im Sattel, du verstehst die Welt, du hast für alles oder für das meiste eine gute Antwort, du kommst gut zurecht, dann bist du sehr wahrscheinlich gerade in einer sogenannten Alphaphase.

Wenn es nach unserem Ego ginge, dann wären wir nur in einer Alphaphase. Und ich pendle mal zwischen individuellen Beispielen und gesellschaftlichen Beispielen. Ein großes Problem, das wir im europäischen Raum haben, ist, dass wir nach dem Zweiten Weltkrieg eine relativ lange Alphaphase erlebt haben. Das heißt, die ganze Gesellschaft hat, auch geschockt durch das Erlebnis, einen Schub gemacht. Wir hatten Wachstumsjahre, wir hatten enorme Wohlstandsjahre, vor allen Dingen hatten wir ganz viel Sicherheit.

Das tricky Ding ist: Wenn wir so eine Alphaphase haben, gewöhnen wir uns daran und wir denken dann, so geht es immer weiter. Aber wir haben ja gesagt, die Energie nimmt zu, zwangsläufig, weil wenn wir auf Alpha sind, wir bleiben ja nicht wirklich stehen, sondern wir wachsen, wir bewegen uns, wir denken uns neues Business aus, wir verlieben uns neu etc.

Das heißt, es passieren immer wieder neue Sachen, es kommen mehr Energien rein und jetzt kommen wir meist unmerklich in die sogenannte Betaphase. Die Betaphase heißt, es wird eng. Und wenn wir mal alle ganz ehrlich sind, dann haben wir schon lange vor Corona gewusst, es muss sich etwas verändern.

Wir hatten nur keinen Bock drauf. Es ist eng geworden. Das sind Phasen, in denen du manchmal morgens aufstehst und du spürst so eine Unruhe, weil du merkst, zum Beispiel die Beziehung ist nicht mehr wirklich so knackig und frisch wie sie mal war. Dein Job fühlt sich nicht mehr richtig sinnerfüllt an, oder du merkst, dass in der Gesellschaft etwas passiert, was unruhig ist. Wenn wir Krisen nicht verstehen – und nach diesem Vortrag ist das natürlich anders für dich – aber wenn wir es nicht verstehen, reagieren wir in der Betaphase mit Frustration, aber vor allem mit Vermeidung.

Wir wollen nicht wahrhaben, dass Veränderung ansteht. Wir gehen in Widerstand. Wir schieben die Verantwortung nach außen, sollen sich doch die anderen verändern. Wir lenken uns mit Medien ab, mit Alkohol, mit Arbeit etc. Wir wollen nicht wirklich spüren, dass das Leben anklopft und sagt: „Bürschen, du bist wieder fällig.“ Wenn wir dieser Betaphase lange widerstehen – und die kann wirklich manchmal sehr lange dauern, also gerade bei Paaren – meine Frau und ich, wir coachen auch Paare, und es ist manchmal so, dass Paare 20, 30, 40 Jahre in so einer Betaphase sind, die öde ist, wo sich beide gegenseitig anzicken, aber gleichzeitig ist es noch irgendwie stabil.

Irgendwann – und ich betone, das muss so sein, das sind universelle Gesetze – kommt das Leben und legt noch eine Schippe drauf und wir stürzen in die sogenannte Gammaphase. Die wird meist ausgelöst durch einen sogenannten schwarzen Schwan. Als schwarzen Schwan betrachten wir Ereignisse, die relativ unwahrscheinlich sind, aber die, wenn sie kommen, so richtig reinhauen. Corona ist ein schwarzer Schwan gewesen. Der Ukraine-Krieg ist ein schwarzer Schwan gewesen, also niemand hat gerade diesen Scheißkrieg vor unserer Tür gebraucht.

Der schwarze Schwan in deiner Beziehung kann sein, dass einer oder eine von euch fremdgeht. Der schwarze Schwan kann auch sein, dass du in einen Burnout gehst. Das heißt, du kriegst noch einen drauf und jetzt passiert Folgendes: Das System stürzt in die Gammaphase und Gammaphase bedeutet, jetzt sind wir im Chaos. 

Also wenn du gerade irgendwo in deinem Leben Chaos erlebst, das ist eine Gammaphase. Was wir natürlich alle wollen in dieser Gammaphase, ist, so schnell wie möglich wieder rauszukommen. Und was jetzt so häufig passiert, ist ein sogenannter Deltaaufschwung oder wir nennen es auch einen Pseudoaufschwung.

Also bei meinen Klienten, wenn ich sie coache, die sind gerade in der Krise und mega betroffen und so weiter, die sind bereit an sich zu arbeiten, dann haben sie eine kleine Erkenntnis und dann denken sie: Boah, jetzt habe ich es verstanden und jetzt geht es los und jetzt breche ich auf

Ich rede ihnen das nicht aus, aber ich bin mal skeptisch, weil häufig ist dieser erste Aufschwung dünnbrüstig. Also der hat nicht wirklich Bestand. Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnern kannst, wie wir dachten nach drei, vier Monaten Corona, jetzt geht es los, jetzt sind wir raus, die Zahlen gehen wieder runter.

Wir wissen jetzt, das war ein Deltaaufschwung. Und wir wissen auch, dass wir im Grunde genommen immer noch, also immer noch immer wieder tiefer in diese Gammaphase reingetunkt werden, weil wir ganz offensichtlich noch nicht bereit sind. Jeder für sich, aber auch als Gemeinschaft, alle Lektionen wirklich anzunehmen. Das heißt, häufig kommt nach so einem kurzen Deltaaufschwung noch mal eine Gammaphase und meist geht die noch mal ein Stück tiefer.Ich weiß nicht, ob du schon mal das Sprichwort gehört hast: „A junkie must hit rock bottom“, also wir müssen auf dem Grund aufschlagen. Wir müssen wirklich kapitulieren, damit wirklich etwas Neues passieren kann.

Ja. Und dann – und auch das ist ein Gesetz – wird immer nach jeder Gammaphase ein neues Alpha entstehen. Und nochmal, dieses neue Alpha bedeutet manchmal, dass ein System auseinanderbricht und dass zwei Einheiten getrennt voneinander weitergehen.

Das neue Alpha kann aber auch bedeuten, dass du eines Morgens aufstehst und weißt, das Problem von gestern war nicht wirklich ein Problem. Du siehst plötzlich größer, du siehst weiter, du siehst komplexer, du siehst integraler.

Das heißt, du kannst die Dinge aus mehr Perspektiven sehen als gestern und du fühlst dich einfach befreit. Und du bist wieder angekommen, in der von uns so geliebten Alphaphase, in der du das Gefühl hast, boah, ich habe es gecheckt.

Und Anfänger denken in dieser Phase, sie haben es wirklich gecheckt. Wenn du ein Profi bist und lange genug gelebt hast, möglichst bewusst gelebt hast, dann weißt du, auch diese Alphaphase wird irgendwann wieder vorbeigehen.

Denn das sind die Zyklen des Lebens. So das, was wir heute als Lösung für das Problem von gestern erarbeitet haben. Also die Lösung, die wir heute genießen, birgt in sich bereits das Problem von morgen.

Kapitalismus war mal, im Vergleich zu Feudalismus, eine wirklich sehr gute Weiterentwicklung. Aber er birgt in sich das nächste Problem. Eine Beziehung ist erst mal, wenn wir einsam waren davor, eine super Weiterentwicklung. Aber sie birgt neue Probleme, die du vorher nicht gehabt hast. So, das heißt der erste Tipp, wenn du aufrichtig daran interessiert bist, Krisen zu meistern, dann lade ich dich ein zu verstehen, dass lebendig zu sein bedeutet, permanent Probleme zu haben.

Es ist eine große Illusion zu hoffen, einmal jemals ohne Probleme zu sein. Nein, wir müssen lernen, unsere Probleme zu genießen. Und wir dürfen auf gar keinen Fall in die Falle tappen zu denken, dass es so etwas wie einen Status quo für uns noch gibt.

Unsere Vorfahren konnten sich diese Illusion noch leisten, weil sich die Dinge relativ langsam entwickelt haben. Wenn ich als kleiner Steppke in den Sommerferien zu meiner Urgroßmutter aufs Land gefahren bin, was ich am meisten geliebt habe, war die einfache Routine.

Es gab immer dieselben Brötchen zur selben Zeit, mit dem selben Tee, in Löffeltrauben, Zucker, etc. Die Zeit stand damals still. Die Zeiten sind vorbei. Während wir vielleicht noch vor zehn, zwanzig Jahren das Gefühl hatten, wir sitzen manchmal am Ufer des Flusses und staunen einfach, sind wir jetzt in die Mitte des Flusses hineingeworfen und müssen lernen, permanent zu schwimmen und uns mit diesen Zyklen anzufreunden.

Ich hoffe, das hilft dir, zwei Elemente zu gewinnen, nämlich das Verständnis für Krisen und auch den Sinn von Krisen. Kommen wir jetzt zur Machbarkeit. Wie kann ich, wenn ich einmal verstanden habe, okay, ich bin, ob ich will oder nicht, in diesem Wandel drin, wie kann ich mit diesem Wandel kooperieren? Der erste Punkt mag mega banal klingen, aber ist der wichtigste überhaupt: Akzeptiere den ewigen Wandel. Ich glaube, es war Buddha, der gesagt hat: „Es gibt nur eine einzige Konstante auf dieser Welt, und das ist der Wandel.“ Und Leid ist immer, wirklich immer verursacht durch unseren Kampf gegen Wandel. Entweder, weil wir Angst haben vor dem, was kommt und es bekämpfen, oder weil wir versuchen, das festzuhalten, was eigentlich schon wieder ein Stück weiter ist.

Leid entsteht, wenn wir gegen Wandel kämpfen. Und wenn wir gegen Wandel kämpfen, dann rasten wir in das sogenannte fixe Mindset ein. So unser Geist, jeder Geist hat, jeder menschliche Geist hat zwei verschiedene, wir können sagen, zwei komplett verschiedene Modi, mit der Welt zu interagieren.

Der eine ist das fixe Mindset und das geht davon aus, dass du so bist, wie du bist. Und dass du die Dinge immer so brauchst, wie du sie brauchst. Und dass die gefälligst so zu bleiben haben. Und wenn du da bist, hast du natürlich ein Problem.

Du bist sozusagen ein Störfeld innerhalb dieses sich permanent wandelnden Energiefeldes Lebens. Wenn wir allerdings sagen, ich akzeptiere den ewigen Wandel, da draußen aber auch in mir, klinken wir uns automatisch in unser sogenanntes Wachstumsmindset ein. Wachstumsmindset heißt, ich stehe morgens auf und ich denke nicht mehr: „Oh, diese Krise ist mein Feind“, sondern: „Wow, ich bin wieder mal in Gamma. Was kann ich daraus machen? Was ist die Lektion?“

Und das ist wirklich so, als wenn du – ich sage jetzt mal bildhaft – wenn du im fixen Mindset 10 % deines kreativen Potentials zur Verfügung hast und im Wachstumsmindset 100 %. Das hat jeder von uns schon mal erlebt, dass du manchmal das Gefühl hast, das Problem ist unlösbar.

Und dann hast du ein gutes Gespräch und plötzlich schaust du auf das Problem und weißt: Nee, das werde ich schaffen. Der Witz ist ja, das ist immer noch dasselbe Problem. Was sich verändert hat, ist die Art und Weise, wie du das Problem interpretierst.

Das Problem zum Beispiel dieser letzten zweieinhalb Jahre aus meiner Sicht ist, dass ein Großteil der Bevölkerung, weil wir kein Verständnis von Krisen haben, reaktiv auf diese Krise reagiert. Die ist böse, die will uns was wegnehmen.

Und das heißt, bildhaft gesprochen, wenn wir uns vorstellen, wir haben zum Beispiel in Deutschland 80 Millionen Menschen, die letzten Endes, wenn sie gut miteinander kommunizieren würden, ein sehr starkes, kollektives, geistiges Feld bilden könnten, wenn von diesen 80 Millionen, 60, 70 Millionen, so denken: „Das ist nicht meine Krise, da sind die Chinesen schuld oder die Amerikaner oder unsere Regierung oder wer auch immer“, dann werden wir nie eine Lösung finden. Und das Problem ist auch, dass wir leider in unserer Gesellschaft zu wenig clevere, mutige Führer und Führerinnen haben. Ich weiß, der Begriff ist problematisch in Deutschland, aber das ist nun mal die Aufgabe, die Politiker haben sollten.

Sie sollten Menschen auf eine gute, konstruktive, wachstumsorientierte Weise in und durch diese Krise durchführen. Aber wenn diese Politiker selbst versuchen, nur das Ding zu bewahren und sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, kann es natürlich nicht funktionieren.

Du kannst für dich sagen: Ich bejahe diese Krise, ich sage ja dazu. Damit ist sie noch nicht weg, aber jetzt plötzlich kannst du sie erforschen. Jetzt plötzlich kannst du anfangen zu fragen: Was ist das Geschenk dieser Krise?

Sie nimmt dir ja meist etwas weg, was eh schon lange überfällig war. Und wir alle wissen, weil wir lange genug auf diesem Planeten waren, dass nach jeder Nacht immer ein Morgen kommt. Irgendwas Schönes kommt da.

Wenn wir das verstanden haben, auch drittens die Basis der positiven Psychologie. Und das ist auch wiederum sehr banal und gleichzeitig sehr powerful. Also wenn zum Beispiel Klienten und Klientinnen kommen, die sagen, sie sind total fertig, sie haben eine Sinnkrise, sie kommen nicht mehr mit dem Leben klar, dann fange ich nicht sofort an, mit ihnen zu meditieren oder über den Sinn des Lebens zu reden. Ich wende nicht sofort eine fancy Methode an, sondern ich kläre mit ihnen die Big Five.

Die Big Five der positiven Psychologie sind: Erstens, schläfst du genug? Ich bitte euch, Schlaf ist nicht einfach nur Schlaf, sondern Schlaf ist die Powerresource schlechthin. Wenn wir alle es schaffen würden, trotz Krise gut zu schlafen, wären die Krisen alle nur noch so klein mit Hut.

Zweitens, Erholung. Das mag verrückt klingen, aber wenn ich mir zum Beispiel in einer Krise permanent schlechte Nachrichten reinziehe oder permanent darüber nachdenke, was alles schiefläuft, das hilft mir nicht wirklich.

Ich kann doch trotzdem, obwohl ich in der Krise bin, sagen: Ich gehe in die Sauna, ich gehe spazieren. Jeden Tag. Selbst wenn die Welt untergeht, ich erhole mich.

Drittens, Ernährung. Auch das ist so offensichtlich. Gerade in der Krise brauchen wir diesen Body. Und gerade in der Krise neigen aber viele Menschen dazu, anzufangen, Junkfood zu essen, mehr zu rauchen, mehr zu saufen und so weiter. 

Wir brauchen eine gute Basis an Ernährung. Achtsamkeit ist heutzutage so ein abgedroschenes Wort und es ist so powerful. Schau, was macht so eine Krise so bedrohlich? Nicht die Phänomene der Krise jetzt gerade in der Gegenwart. Nee, die Krise wird so bedrohlich, weil wir erstens darüber nachdenken, wie es in der Vergangenheit war. „Oh, damals war alles viel besser.“ Und weil wir Angst haben vor dem, was in Zukunft kommt. Aber beides ist nicht da.

So, jetzt hier in der Gegenwart kannst du keine Krise haben. So unmöglich. Eine Krise braucht Vergangenheit und sie braucht Zukunft. Was Achtsamkeit macht, zum Beispiel durch Atem, Meditation, Yoga, ist, uns hierher zu bringen. Wenn ihr mich fragt, das ist eines der ersten Dinge, die unsere Regierung hätte machen müssen, als die Scheiße so über uns zusammengebrochen ist: zu sagen, wir unterrichten ein Verständnis von Krise und Chaos.

Und wir senden ab jetzt in unseren öffentlich-rechtlichen Sendern, die ihr ja auch noch alle bezahlt, jeden Tag richtig coole, sexy Achtsamkeitsprogramme. Denn wenn 80 Millionen Menschen anfangen, sich mitten in der Krise zu entspannen, hier zu sein, werden wir jede Krise meistern.

Und das fünfte Element ist Dankbarkeit. Das klingt erst mal crazy. Aber gerade dann, wenn uns scheinbar alles weggenommen wird, sollten wir uns an das erinnern, was immer noch da ist. Und glaub mir, es gibt immer noch Dinge, die du jetzt gerade viel zu selbstverständlich nimmst.

Und in dem Augenblick, wenn wir uns darauf konzentrieren, programmieren wir unseren Thalamus und unseren sogenannten Mandelkern darauf, sich wieder mehr auf die Dinge zu konzentrieren, die stimmen in unserem Leben.

Die gibt es ja immer noch, selbst in einem Wirbelsturm. Zusätzlich zu den Big Five: Mein heißer, heißer Tipp. Wenn wir schon das große Universum ganz offensichtlich nicht kontrollieren können, können wir anfangen – und das müssen wir, damit wir nicht durchdrehen – in unserem kleinen Universum Rituale einzurichten, zum Beispiel wie ich am Morgen aufstehe. Am Morgen eine schöne Geschichte lesen, eine positive, herzerwärmende Geschichte, ein liebevolles Gespräch mit meinem Partner, mit meinen Kindern, eine Geschichte vorlesen, meditieren, darüber nachdenken, wofür ich dankbar bin, kleine Spiele spielen mit den Menschen, die mir nah sind.

Das klingt so banal, aber unser Gehirn ist mega gestresst, wenn es die Kontrolle verliert. Und gerade dann, wenn du die Kontrolle im Außen verlierst, solltest du schauen, okay, wie groß ist das kleine Universum, was du kontrollieren kannst.

Gerade dann solltest du darauf achten, dich weiterhin schick anzuziehen, nach deinem Geschmack natürlich. Du solltest deine Routinen beibehalten, okay? Weil das deinem Gehirn suggeriert: Okay, ja, das Schiff fährt durch einen Sturm, aber auf dem Schiff gibt es Ruhe und Ordnung.

Starke, liebevolle, loyale Beziehungen. Was haben wir gemacht in dieser Zeit? Wir haben uns die Köpfe eingehauen, wegen unserer Meinungen zum Thema Impfen, weil plötzlich eine Menge Leute abgedriftet sind in Verschwörungsgeschichten und so weiter.

Anstatt gerade jetzt zu sagen: Leute, jetzt ist es Zeit, freundlich zu sein, jetzt ist es Zeit, uns zu unterstützen. Ich sage immer, in einer Zeit wie jetzt ist das wichtigste Investment nicht irgendeine Aktie.

Das wichtigste Investment ist, in deinen ruhigen, klaren Geist zu investieren, oder das zweite sind deine Beziehungen. Es müssen nicht viele sein, aber die solltest du nähren, jeden einzelnen Tag. 

So, viertens, wenn du verstanden hast, was diese Krise ist, wenn du diese Phasen verstanden hast, mach freiwillig Hausaufgaben. Freiwillige Hausaufgaben heißt zum Beispiel, wenn du in einer Alphaphase bist, dich nicht auszuruhen und zu sagen: „Oh geil, so geht das jetzt immer weiter“, sondern: „Ich lerne freiwillig dazu.“ Ein Beispiel: Andrea und ich, wir sind jetzt seit 30 Jahren zusammen und wir haben uns angewöhnt, jede einzelne Woche mindestens einmal zusammenzukommen, uns hinzusetzen, uns erst mal zu sagen, was wir Schönes aneinander finden, uns zuzuhören, wie es jedem so geht und dann aber auch genau zu erforschen, ob es irgendwo irgendwelche Unsauberkeiten in unserer Beziehung gibt. 

Warum darauf warten, bis die Beziehung fast auseinanderbricht? Das meine ich mit Hausaufgaben.

Hausaufgaben meine ich auch: Okay, ich habe gerade eine ruhige Phase, ich nutze die, um meine Ernährung umzustellen. Ich nutze die, um mir einen Sport zuzulegen, der für mich gut passt. Ich nutze die, um regelmäßig gute Bücher zu lesen, zum Beispiel über solche Themen, weil ich freiwillig weiter wachsen will.

Denn jetzt kommt die gute Nachricht. Niemand von uns hat Bock auf Gamma. Und wir müssen nicht in Gamma ankommen, sondern wir können, wenn wir merken, dass Alpha eng wird und wenn Alpha in Beta geht, gibt es die sogenannte Reformoption.

Das heißt, wenn wir in dieser Enge anfangen zu kooperieren mit dem Leben, zu gucken, was fehlt, Schattenarbeit zu machen, uns weiterzubilden etc., dann kann sich das System auch ohne Gamma auf die nächste Ebene entwickeln.

Wesentlich sanfter. Das heißt, wir können uns vorausschauend auf die nächste Ebene vorbereiten. Also ich bilde zum Beispiel Coaches aus in unserer Life Trust Coaching-Ausbildung. Und eines der wichtigsten Elemente, die ich lehre, ist, Menschen zu zeigen, dass wir uns nicht chaotisch oder sporadisch entwickeln, sondern dass wir uns tatsächlich unser Bewusstsein in ganz klar erkennbaren Bewusstseinsebenen entwickeln.

Wenn ich die verstanden habe, dann sehe ich, wo ich mich jetzt gerade befinde. Dann weiß ich auch, was diese Bewusstseinsebene, auf der ich mich jetzt gerade befinde, für Probleme in sich birgt. Und ich weiß, was als nächste Bewusstseinsebene auf mich wartet.

Und jetzt kann ich clever sein, jetzt kann ich also nicht bockig in der Ecke stehen und sagen: „Ich warte, bis das Leben mich dahin prügelt“, sondern ich kann sagen: „Ich fange an, sehr bewusst mit diesen neuen Themen auseinanderzusetzen.“

Das heißt, ich werde nicht die Leiter hochgeschoben, sondern ich fange an, die Leiter selbstständig und freiwillig im vollen Neugierde hochzuklettern. Und das letzte Element, was ich euch allen von Herzen raten möchte, ist: Humor, Humor, Humor.

Wir Menschen sind, falls es Gott gibt, ein Beweis für seine beziehungsweise ihre Ironie. Wir alle haben einen Teil, der ist vollkommen. Wir alle haben einen Teil, eine Essenz, die jeder Krise völlig unberührt, völlig still zuschaut. Das nennen wir unsere Essenz oder manche nennen es auch die Seele. Und wir haben ein kleines Stinkstiefelchen in uns. Wir haben ein ängstliches, gieriges, wütendes Ego in uns. Wir sind so, so komplex.

Und auch wenn wir nach diesem Vortrag hoffentlich Krisen besser verstanden haben und mehr Lust auf sie haben, werden wir immer wieder Situationen erleben, wo wir scheitern. Wo wir nicht weiter wissen. Und ich weiß nicht, ob dir das schon mal aufgefallen ist: 

Wenn du lachst, kannst du nicht denken. Wenn du lachst, kannst du nicht denken. Wenn du lachst, bist du jetzt in diesem Moment. Wenn du lachst, lockert sich dein ganzes System. Dein ganzer Geist wird locker.

Und deswegen, jetzt mein Rat immer und den gebe ich mir auch selbst: Wenn ich merke, ich verkrampfe, setz dich immer mal wieder, wenn du kacken musst, auf dein Klo, stell dir vor, dass das Dach oben aufgeht und du kannst hoch in den Himmel schauen.

Und du siehst die Sterne, du siehst Milliarden, Billionen von Sternen. Und du machst dir klar, egal wie wichtig du dich nimmst, du bist nur ein kleines, wunderschönes, aber extrem windiges Körnchen Sternstaub.

Und du gibst dein Bestes und du genießt den Ritt. Aber du solltest dich nicht so wichtig nehmen. So verbissene Ernsthaftigkeit lässt uns in der Krise verkrampfen. Ich weiß nicht, ob du schon mal versucht hast, zu surfen oder richtig cool Ski zu fahren.

Sobald du auf dem Surfbrett stehst und du willst alles richtig machen, reicht eine kleine Welle aus und du liegst wieder auf der Fresse. Nee, du musst locker bleiben. Und vor allen Dingen müssen wir mit einem inneren Grinsen in die nächste Krise gehen.

So, das ist mein Beitrag und ich hoffe, er hilft dir. Wenn du das nächste Mal in einer Krise bist oder vielleicht bist du gerade drin, eher das Abenteuer, eher die Chance, das Geschenk zu sehen und der Krise mit einer offenen Brust entgegenzurufen: „Komm, hier bin ich, nimm mich.“

Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Dann freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. 

Wir danken dir für dein Zuhören, es ist schön, dass du da bist.

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