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get to know the team | Jenniver | Wie erlangst du wirklich Freiheit? | Folge 339

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

get to know the team | Jenniver | Wie erlangst du wirklich Freiheit? | Folge 339

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Hallo und herzlich willkommen zum Podcast „Seelengevögelt“. Ich bin Jenniver und ich arbeite als Texterin im Content-Team von vomodea. Ja, was macht eine Texterin bei homodea? Ich darf mithelfen, dass Menschen von den Inhalten und den Kursen auf der Plattform erfahren, sei es durch Newsletter, Landing Pages oder auch auf der Plattform selbst. 

Freiheit ist für mich ein riesengroßer Wert, auch als Texterin, und bedeutet, dass ich Buchstaben so anordne, dass ganz klare Botschaften entstehen, die Menschen berühren und sie in ihrer Meinung freilassen. 

Deshalb liebe ich meine Arbeit für homodea und diesen Talk zum Thema Freiheit ganz besonders. Jedes Wort ist wichtig und ich wünsche dir, dass du jetzt das Wort hörst, das dich deiner Freiheit ein riesengroßes Stück näher bringt. 

Ganz viel Freude beim Zuhören. 

Ich habe mich besonders auf diesen Abend und das heutige Thema gefreut, denn ich möchte mit dir heute über Freiheit sprechen. Für mich persönlich ist Freiheit wahrscheinlich die Erfahrung, die am engsten verknüpft ist mit unserem Glück und auch mit unserer Würde. 

Ich möchte heute mit dir darüber sprechen, was eigentlich Freiheit ist, warum Freiheit so essentiell wichtig für uns ist und wie wir sie erlangen können. Es gibt einen alten japanischen Spruch von einem Schüler, der zu seinem Meister kommt und sagt: „Meister, Meister, ich will frei sein. Kannst du mir dabei helfen?“ Und der Meister schaut den Schüler gütig an und fragt zurück: „Wer hat dich denn versklavt?“ So, ich möchte heute gern dieser Frage nachgehen: Wer hat dich denn versklavt? Was ist die Ursache für unsere manchmal empfundene Unfreiheit?

Und ich lade dich ein, damit das praktisch für dich ist, kurz innezuhalten und dich zu fragen, jetzt gerade in deinem Leben auf einer Skala von eins bis zehn: eins, ich fühle mich komplett unfrei und zehn, ich fühle mich komplett frei – auf eins bis zehn, wo fühlst du dich gerade?

Ich habe das für mich gemacht und bin bei einer fünf rausgekommen, also nur damit ihr nicht denkt, nur weil man hier solche Programme in die Welt bringt oder Bücher darüber schreibt, ist man immer bei all diesen Fragen bei einer zehn. Nee, ich fühle mich gerade echt an manchen Stellen meines Lebens unfrei und der Witz ist, ich weiß kognitiv, dass das nicht wirklich stimmt, dass es eine Illusion ist, die mein Geist erzeugt, und dennoch fühlt es sich so an. Das heißt, ich bin heute Abend nicht nur als Vortragender hier, sondern tatsächlich auch als Schüler. 

Ich werde mir selbst sehr aufmerksam zuhören. Also nochmal die Frage an dich: Auf einer Skala von eins bis zehn, wie frei beziehungsweise unfrei fühlst du dich gerade? Und jetzt die Frage: Was glaubst du, welche Bedingungen müssten sich in deinem Leben verändern, damit du dich freier fühlst?

Vielleicht ist es ein körperliches Symptom und du denkst, wenn das weg wäre, wenn ich gesund wäre, oder wenn ich das hätte, wenn ich zum Beispiel weniger wiegen würde, wenn ich einen Sixpack hätte, wenn meine Brüste größer oder kleiner wären, dann würde ich mich freier fühlen. 

Vielleicht ist es dein Konto und du sagst, falls ich Summe X auf meinem Konto hätte, dann würde ich mich freier fühlen. Wenn mein Partner mich anders behandeln würde, dann würde ich mich freier fühlen. 

Also welche Bedingungen müssten sich in deinem Leben verändern, damit du dich freier fühlst? Und jetzt die spannende Frage: Mal angenommen, die Bedingungen würden sich verändern. Also über Nacht würde das alles genauso werden, wie du es gerne möchtest. Wärst du dann wirklich frei? Oder hast du vielleicht, wenn du mal ganz ehrlich bist, wenn du zurückschaust, auch schon Phasen in deinem Leben erlebt, da hattest du optimale Bedingungen, und hast dich dennoch nicht frei gefühlt?

Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern: Wir hatten eine relativ lange Zeit, als Andrea und ich zusammengekommen sind, die ersten Jahre, wo wir finanziell wirklich sehr, sehr knapp bei Kasse waren. Also oft waren zwei Konten immer so richtig schön tief im Dispo, wir haben hin und her jongliert und mich persönlich hat das total gestresst. 

Andrea konnte damit besser umgehen und hat oft zu mir gesagt: „Hey komm, wir leben jetzt, entspann dich doch, wir können auch trotzdem das Leben genießen.“ Und ich habe zu ihr gesagt: „Nee, ich kann nicht, ich werde mich erst frei fühlen, wenn mehr Geld auf meinem Konto ist.“ 

Und dann hat Andrea gesagt: „Okay, ich werde dich daran erinnern.“ Und tatsächlich hatten wir dann irgendwann mal mehr Geld, weil es jetzt signifikant mehr Geld auf unserem Konto gab und meine schlaue Frau hat noch ein paar Wochen gewartet und dann ist sie zu mir gekommen und hat mich gefragt: „Hey, fühlst du dich denn jetzt signifikant freier?“ 

Und ich musste mir eingestehen, dass ich mich vielleicht in den ersten Tagen freier gefühlt habe, aber tatsächlich habe ich dann einfach eine andere Angst entwickelt, nämlich die Angst, dass das Geld wieder weggehen könnte. 

Lass uns heute untersuchen, was wir wirklich brauchen, um uns frei zu fühlen, aber lass uns vorher nochmal fragen, warum Freiheit eigentlich für uns so extrem wichtig ist? Warum reagieren wir mit Frust, mit Traurigkeit, manchmal aber auch mit purer Rebellion, wenn wir uns unfrei fühlen?

Die These, die ich heute gerne mit euch teilen möchte, ist, dass wir im Kern Bewusstsein sind und unser Bewusstsein ist in der Basis, also in der Essenz, immer frei. Das heißt, es liegt in unserer Natur, uns frei zu fühlen, deswegen schlägt, wann immer wir uns unfrei fühlen, eine Antenne in uns an und sagt: „Etwas stimmt nicht, das bin gerade nicht ich.“

Wer von euch zum Beispiel schon mal in der Meditation wirklich loslassen konnte oder zum Beispiel in einem Liebesakt sich komplett hingeben konnte oder vielleicht in der Natur, wenn du so richtig aufgegangen bist im Wald, dann hast du so Momente, wo du gemerkt hast, etwas in dir ist unbegrenzt, ist total frei und du hast das Gefühl gehabt, das bin ich, das fühlt sich mir am nächsten an, so Natur ist Freiheit. 

Aber was genau ist Freiheit? Wir haben in den letzten Jahren zum Beispiel erlebt, dass in Deutschland oder überhaupt in der Welt, ausgelöst durch den Druck der Corona-Krise, aber auch durch die vielen, vielen anderen Krisen, die wir jetzt gerade haben, natürlich sehr, sehr viele Menschen, auch hier in unserer sogenannten sicheren Gesellschaft, sich nochmal ganz anders und intensiv mit der Freiheit beschäftigen, bin ich frei. Und was bedeutet Freiheit für mich? Ich erinnere euch zum Beispiel an das leidige Masken-Thema und ich möchte dich einladen, heute Abend bewusst mal keine Partei zu ergreifen, sondern einfach nur zu sehen: Es ist doch ein spannendes Phänomen, dass manche Menschen sich freier gefühlt haben, dadurch, dass sie eine Maske getragen haben, und manche Menschen sich komplett unfrei gefühlt haben, dadurch, dass sie eine Maske tragen mussten. Oder nehmen wir jetzt zum Beispiel die Umweltaktivisten der letzten Generationen, also ich schaue immer wieder betroffen in die Nachrichten und sehe, wie das eskaliert an den Stellen, wo diese jungen Menschen zum Beispiel die Autobahn besetzen und sich festkleben. 

Und wie die Fahrer und Fahrerinnen reagieren, weil sie sich in ihrer Freiheit, zum Beispiel in der Freiheit, sich zu bewegen, massiv bedroht fühlen. So, wo fängt Freiheit an und wo hört sie wirklich auf und wovon machen wir Freiheit abhängig? 

Danke. Mit Freiheit können wir noch verschiedene Antworten assoziieren, also zum Beispiel das Gefühl von ungebunden sein. Ich kann machen, was ich will. Eigenständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, ich kann wirklich frei wählen. 

Autonomie, ich bestimme mich selbst. Auf Wikipedia steht, Freiheit ist die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen, um entscheiden zu können. Das finde ich schon mal eine ganz spannende Definition. 

Also komme ich zurück zu den Autofahrer:innen, die ausgebremst werden in dem Ziel, das sie haben, weil da haben sich andere Menschen auf der Autobahn festgeklebt, die fühlen sich in ihrer Freiheit beschränkt. Die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. 

Jetzt könnte man sagen, na es ist ja eindeutig, sie werden der Möglichkeit beraubt, an dieser Stelle weiterzufahren. Also sie sind unfrei. Das ist eine Ebene. Wir können aber sagen, warte mal ganz kurz, sie hätten ja auch noch eine Möglichkeit, anders auf die Situation zu reagieren. 

Sie könnten zum Beispiel sagen: „Hey, okay, wenn es hier an der Stelle nicht weitergeht, dann nutze ich die Zeit, mich zum Beispiel mit den Themen dieser Umweltaktivisten zu beschäftigen,“ oder „ich höre einen guten Podcast in meinem Auto.“

Jetzt sagst du vielleicht: „Ja, ja, warte mal, aber die müssen ja zur Arbeit.“ Deswegen ist es berechtigt, dass sie sich an dieser Stelle unfrei fühlen. Stell dir vor, es wären keine Menschen, die auf der Straße festgeklebt wären, sondern stell dir vor, du fährst auf einer Bahn lang und da liegt plötzlich ein Baum auf der Straße, weil ihn der Blitz gefällt hat. 

Würdest du auf dieselbe Art und Weise reagieren? Oder würdest du dich da an der Stelle vielleicht schon etwas freier fühlen, weil du das Gefühl hast, das ist jetzt durch höhere Gewalt mehr ausgelöst worden?

Vielleicht schon. Das Gefühl von Freiheit ist auf jeden Fall sehr subjektiv. Und natürlich gibt es Freiheit auf verschiedenen Ebenen. Zum Beispiel die Freiheit, so handeln zu können, wie wir wollen. Die Freiheit, das Recht zu haben, auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit. 

Das ist zum Beispiel etwas, was wir in unserer Gesellschaft völlig selbstverständlich nehmen, aber zum Beispiel in einem Land wie Iran überhaupt nicht selbstverständlich ist. Im letzten Jahr sind im Iran 190 Menschen umgebracht worden, nicht etwa, weil sie ein Verbrechen begangen haben, sondern weil sie ihr Recht, ihre Meinung zu äußern, was für uns hier in Deutschland völlig selbstverständlich möglich ist, wahrgenommen haben. Gewissensfreiheit, das heißt, unsere Möglichkeit wirklich selbst Werte aufzustellen und zu sagen: „Hey, ich erlaube mir, mein Gewissen selbst zu definieren. Ich lasse mir das nicht vorschreiben von meinen Eltern oder vom Papst oder wem auch immer.“ 

Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit. Auch da kann man die Definitionen sehr eng oder sehr weit fassen. Also auch das haben wir erlebt in den letzten Jahren, dass viele Menschen der Meinung waren, dass sie nicht frei ihre Meinung äußern können. 

Aber tatsächlich, wenn du es mal genau überprüfst, also wenn du dich in Deutschland auf die Straße stellst und deine Meinung äußerst, dann passiert in den meisten Fällen, sei denn du äußerst zum Beispiel rechtsradikales Gedankengut, nichts. Wenn du im Iran auf die Straße gehst und einfach nur dein Kopftuch abmachst, kann es sein, dass du ins Gefängnis kommst und nie wieder auftauchst. Bewegungsfreiheit, zum Beispiel auch zu Hause, sich bewegen zu können. Wie gehen wir damit um, wenn wir krank sind? Mich nervt das zum Beispiel erstmal ab. 

Ich habe, wenn ich krank werde, so eine Phase in den ersten Tagen, wo ich erstmal total frustriert bin, weil mir die Freiheit genommen wird, bis ich mich dann dem hingebe. Und natürlich auch eine ganz wichtige Ebene von Freiheit ist die finanzielle Freiheit. 

Es ist einfach ätzend, wenn wir ständig zu wenig Geld haben. Die Philosophie wiederum betrachtet Freiheit auf einer ganz anderen Ebene, stellt nämlich die Frage: Sind wir überhaupt frei? Und so viel sei verraten: Sie ist noch zu keinem allgemeingültigen Ergebnis gekommen. 

Aber es gibt sehr verschiedene philosophische Strömungen. Und je nachdem, ob Philosophien von dem Punkt kommen, ob der Mensch eine freie Wahl hat oder nicht, kommen sie zu ganz anderen Schlussfolgerungen, was wir brauchen, um glücklich zu sein. 

Und dann die letzte Unterscheidung: Es gibt eine negative Freiheit und es gibt eine positive Freiheit. So, negative Freiheit ist die Freiheit von etwas. Also zum Beispiel, wenn wir sagen, ich möchte frei von Schmerzen sein. 

Wenn wir mal ganz genau hinschauen, dann ist es natürlich so, wenn wir zum Beispiel gerade Schmerzen haben, ist es total berechtigt und menschlich, dass wir sagen, ich möchte frei von diesen Schmerzen sein, aber häufig ist es so, wenn wir mal ganz ehrlich sind, wenn die Schmerzen dann weg sind, gibt es so einen kurzen Moment, wo wir das feiern und das genießen und dann haben wir uns an diese Form der Freiheit so gewöhnt, dass wir sie nicht mehr wirklich wertschätzen. Auf der anderen Seite, wenn wir Angst davor haben, dass etwas in unser Leben kommen könnte – darüber haben wir beim letzten Mal gesprochen, die Angst vor negativen Gefühlen, von negativen Gedanken – dann ist allein der Gedanke, ich möchte frei sein von negativen Gedanken, bereits eine Form von Unfreiheit, weil wir uns in dem Augenblick natürlich genau damit beschäftigen. 

Das heißt, wenn du Angst vor etwas hast und sagst, davon möchte ich frei sein, bist du eigentlich schon gar nicht mehr frei davon. Es ist bereits das Thema in deinem Leben. Und dann gibt es die positive Form der Freiheit, nämlich die Freiheit zu. 

Zum Beispiel, ich habe die Freiheit zu wählen, wie ich auf das, was du sagst, reagiere. Ich habe die Freiheit zu wählen, wie ich mit meiner Traurigkeit umgehe, ob ich heute etwas tun möchte, um diese Traurigkeit möglichst aufzulösen und zu transformieren. 

Oder aber die Traurigkeit in mir willkommen heißen kann. So, meine These für heute ist, dass alle diese Ebenen wichtig sind. Zum Beispiel, es ist wichtig, sich mit finanzieller Frage zu beschäftigen, sich zu fragen, was bedeutet das für dich und ob du dich richtig darum kümmerst. 

Es ist wichtig, sich in euren Beziehungen mit der Frage zu beschäftigen, welche Art von Freiheit wollen oder müssen wir uns auch geben, damit wir alle durchatmen können. Es ist immer wichtig, sich in einer demokratischen Gesellschaft mit der Frage zu beschäftigen, okay, wie wahren wir unsere Meinungsfreiheit? 

Wo hört diese Freiheit aber auch auf? Auch darüber haben wir schon gesprochen, das Paradox der Toleranz gegenüber der Intoleranz. Das heißt, wenn ich sage, okay, alle dürfen ihre Meinungen sagen und ich respektiere dadurch schon wieder, dass jemand aufkreuzt, der etwas äußert, was intolerant ist, der zum Beispiel sagt, alle Ausländer sind doof, dann bin ich de facto selbst intolerant, weil ich diese Intoleranz fördere. 

Merkst schon, wenn man sich auf dieser relativ theoretischen Ebene mit Freiheit beschäftigt, muss man wirklich die Birne anstrengen. Man muss selbstständig darüber nachdenken. Also das ist meine erste Einladung an dich: Wenn du dich in deinem Leben irgendwo unfrei fühlst, dich mal hinzusetzen und zu formulieren, wem oder was gegenüber fühlst du dich denn unfrei? Ich habe heute Morgen zum Beispiel mit Andrea zusammengesessen und habe zu ihr gesagt: „Ich fühle mich in einer bestimmten Sache, einem großen Businesspartner, den wir haben, gegenüber gerade unfrei, weil die müssen erst, das ist eine viel größere Organisation, das ist deren Ding, viel bürokratischer, und die brauchen, um eine Entscheidung zu treffen, jetzt noch Wochen und Monate, was für mich immer utopisch lang ist. Das heißt, ich muss warten, bis die sich ausgekaspert haben. Und ich habe zu Andrea gesagt: Das fühlt sich für mich extrem unfrei an. Aber die Wahrheit ist, ich bin ja nicht wirklich unfrei, sondern ich habe die Möglichkeit, mich anders auf dieses Phänomen zu beziehen. 

So, das ist meine nächste These: bedingte Freiheit. Also immer dann, wenn wir sagen, um frei zu sein, brauche ich das oder das muss weg. Zum Beispiel, um frei zu sein, um mich wirklich frei zu fühlen, darf mein Partner oder meine Partnerin mich nicht mehr auf die und die Art und Weise anschauen. Oder ich habe mich früher, als ich noch unklar war mit dem Thema Sexualität, sexueller Attraktionen und Treue und so weiter, und häufig, wenn ich mal ganz ehrlich bin, in den ersten Jahren unserer Beziehung nicht wirklich klar und eindeutig kommuniziert habe, mich unfrei gefühlt, wenn Andrea zum Beispiel auf einer Party zu mir gekommen ist und sagt: Sag mal, da läuft doch was zwischen dir und der Frau. So, dann habe ich mich eingeschränkt gefühlt. Und meine erste Reaktion war dann immer, zu Andrea zu sagen: Du darfst mich solche Sachen nicht fragen, weil dann fühle ich mich unfrei. 

Bei näherer Untersuchung habe ich aber festgestellt, das stimmt ja gar nicht. Andrea kann mich fragen, was sie will. Meine Unfreiheit entsteht dadurch, dass ich an dieser Stelle nicht wirklich souverän bin. 

Heute möchte ich gerne mit dir über bedingungslose Freiheit sprechen. Ich möchte die Frage in den Raum stellen: Gibt es für dich und mich eine Möglichkeit, eine Form von Freiheit zu erlangen, die nicht mehr davon abhängig ist, ob gerade die Sonne scheint oder ob es gerade regnet, ob wir gerade Schmerzen haben oder nicht, ob wir gerade einen Sieg einfahren oder nicht? Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, das Leben geht nicht immer so, sondern es geht auf und ab und es hat helle und es hat dunkle Tage. 

Das heißt, wenn ich meine Freiheit ständig an positive Bedingungen knüpfe, bin ich im Endeffekt nie wirklich frei. Weil wenn die positiven Bedingungen nicht gegeben sind, fühle ich mich unfrei. Wenn sie gegeben sind, habe ich Angst davor, dass sie gleich wieder weggehen. 

Kriegst du den Punkt? Deswegen heute, auch wenn all diese Ebenen der Freiheit wichtig sind, möchte ich mit dir gemeinsam auf eine sehr radikale Ebene gehen. Also ich möchte gerne mit dir die Wurzel von Freiheit und Unfreiheit in deinem und meinem Geist untersuchen. 

Und an der Stelle geht mein Dankeschön an einen Herrn, der erwiesenermaßen vor circa zweieinhalb Tausend Jahren in Indien gelebt hat, nämlich den Buddha. So, das, was ich jetzt mit dir teile, geht auf ihn zurück. 

Die meisten von euch kennen ihn, ganz kurz nur seine frühe Entstehungsgeschichte: Es ist ganz spannend zu wissen, warum Freiheit so ein wichtiges Thema bei Buddha war. Also Buddha ist ursprünglich nämlich nicht als Mönch geboren worden, sondern als ein sehr, sehr reicher Königssohn. 

Und sein Vater hat zur Geburt von Buddha, damals hieß er noch nicht Buddha, sondern Siddhartha, eine Prophezeiung empfangen, nämlich dass sein Sohn irgendwann das Königreich verlassen wird, um die Wahrheit zu suchen. 

Und das wollte sein Vater nicht. So wie so viele Eltern von uns, ja, sie sind ja auch nicht ganz frei, hatte er ganz bestimmte Vorstellungen von der Karriere seines Sohnes. Und damit sein Sohn nicht auf dumme Gedanken kommt, hatte er ihm quasi die optimalen Bedingungen geschaffen. 

Also das, wovon die meisten von uns träumen: einen Superduperpalast, Oase, Früchte, alles. Nur junge, schöne Menschen, alle waren nett zu Buddha, alle haben Ja und Amen zu ihm gesagt. 

Er hatte die besten Ärzte, die aufgepasst haben, dass Siddhartha gar nicht erst krank wird. So, das heißt, bis zu seinem, ich glaube, 14. oder 15. Lebensjahr hat Siddhartha kein Leid erfahren. Sondern das, was wir, ich sag jetzt mal, was wir normalsterblichen als das perfekte Leben beschreiben würden. 

Und dann, wie das so ist in solchen Geschichten, die Prophezeiung musste ja irgendwie ihren Lauf nehmen, fand Siddhartha eine offene Tür raus aus dem Palast. Und weil er neugierig war, probatierender Kerl, ist er rausgeschlüpft, mitten ins Leben hinein. 

Und ich mach’s mal ganz kurz: Siddhartha war geschockt. Weil er hätte natürlich wunderschöne Dinge erfahren, als er rausging in die Stadt, aber er wurde zum ersten Mal in seinem Leben mit Alter konfrontiert. 

Das heißt, er sah zum ersten Mal Menschen mit Falten, mit Gebrechen. Und er sah, dass es viele Menschen betraf und ihm dämmerte: „Fuck, das kommt irgendwann auch auf mich zu.“ Siddhartha war zum ersten Mal mit Krankheit konfrontiert. 

Und den damit verbundenen Übeln und Schmerzen. Und Siddhartha war zum ersten Mal mit Tod konfrontiert, weil er auch Zeuge einer Beerdigung wurde. Und für ihn war das ein Schock. Das Paradies brach zusammen. 

Und Siddhartha wurde in diesem Moment klar: Okay, fuck, ich bin auf einem Lernplaneten gefangen in einem Körper, der irgendwann krank werden wird, der alt werden wird und der irgendwann sterben wird. 

Das geht so nicht. Ich muss eine Lösung für das Problem finden. Und dann macht er sich auf eine Reise. Und es wird gesagt, dass Siddhartha, bevor er Erleuchtung fand, ganz, ganz viele verschiedene Dinge ausprobierte, so wie die meisten von uns auch. 

Ja, mal das und mal Tarot und Pendeln und so weiter, und irgendwann die Schnauze voll hatte. Irgendwann an den Punkt kam, wo er genug Lehrer und Lehren gehört hatte, genug Methoden ausprobiert hatte und sagte: „Entweder ich sterbe jetzt oder ich finde Freiheit.“

Damals setzte sich Siddhartha unter den sogenannten Bodhi-Baum. Davon gibt es viele Bilder. Und er beschloss, das ist jetzt sozusagen meine Buddhismus-Zusammenfassung: „Ich bleibe hier sitzen und entweder ich sterbe oder ich finde heraus, was wirkliche Freiheit ist. 

Ich finde heraus, wie man menschliches Leid besiegen kann.“ Und Siddhartha erfuhr unter diesem Baum viele Tests und Versuchungen, aber er blieb sitzend und meditierte. Das große Geschenk dieser Zeit ist die sogenannte Achtsamkeitsmeditation aus dem Buddhismus. 

Ich bin auch ein sehr, sehr großer Fan davon, deswegen empfehle ich sie auch immer wieder weiter. Und Siddhartha erkannte ganz bestimmte Wahrheiten. Und wenn ich sage erkannte, dann war das für ihn nicht so, wie für viele von uns, die das irgendwo mal gelesen haben und sagen: „Ah ja, hab ich verstanden“ und dann rutscht es wieder durch. 

Sondern weil er da saß und die ganze Zeit meditierte, erkannte er diese Wahrheiten wirklich auf einer zellulären Ebene. Und die erste Wahrheit, die von ihm überliefert wurde, ist: Alles ist im Wandel. Das klingt ja erstmal, wenn wir mal ganz ehrlich sind, wenn es uns gerade gut geht, irgendwie sogar cool. 

Yeah, alles ist im Wandel. Aber was bedeutet das? Das bedeutet, dass alles Leute, auf was wir versuchen, Sicherheit aufzubauen, gehen wird. Alles, was du jetzt gerade in deinem Leben genießt, wird gehen. 

Vielleicht hast du schon mal diesen Moment erlebt, ja? Du schleckst gerade im heißen Sommer an einer Eiskugel, ja? Und plötzlich realisierst du: „Fuck, die ist schon zur Hälfte weg und sie wird gleich ganz weg sein.“ 

Und in dem Moment kannst du die Eiskugel schon nicht mehr genießen, das heißt, du bist nicht mehr frei im Genuss. Oder aber du sitzt mit deinem Liebsten zusammen, ihr habt einen wunderschönen Abend, ihr lacht, ihr seid glücklich und plötzlich kommt dieser Gedanke: „Fuck, irgendwann werden diese Menschen sterben.“ 

Und du bist raus aus dem Spiel, du bist traurig oder du hast Angst, weil du hast sie gerade so daran verloren. So, das ist die erste Wahrheit, die wir verstehen müssen, wenn wir wirkliche Freiheit erlangen wollen: Alles ist im Wandel. 

Alles, worauf wir setzen, ist im Wandel. So, warum sind viele Menschen in den letzten Jahren so getilt? Könnte man jetzt sagen, weil es stressig war? Ja, aber ich glaube, der Hauptgrund war, dass wir in unserer Illusion von Kontinuität, von diesem „so geht es ewig weiter“, total geschockt wurden. 

Plötzlich war alles ganz anders und wir waren nicht vorbereitet auf diesen Wandel. Die zweite Wahrheit, die Buddha fand, ist noch frustrierender: Der Kreislauf dieses Lebens bedeutet für die meisten Menschen zu leiden. 

Jetzt sagst du: „Warte mal, ganz ganz kurz, Veit. Ich leide doch nicht, ich bin ein glücklicher Mensch.“ Das hoffe ich und das wünsche ich für dich. Aber jetzt mal ganz ehrlich. Wie ist es, wenn du gerade keine gute Zeit hast? 

Wie ist es, wenn dein Geist gerade nicht klar ist? Wie ist es, wenn dir gerade etwas genommen wird, was dir kostbar ist, wenn es gerade weh tut? Wie ist es, wenn ein geliebter Mensch einfach nicht das macht, was du willst, sondern was ganz anderes? 

Dann leiden die meisten von uns. Und die Tragik ist, dass wir denken, wir wüssten, warum wir leiden. Wir denken, wir leiden jetzt, weil der Andere zu uns „du Arschloch“ gesagt hat. Wir denken, wir leiden, weil der Andere sich weggedreht und uns mit Liebesentzug bestraft. 

Wir denken, wir leiden beim Zahnarzt, weil der bohrt, aber das stimmt nicht. Und das möchte ich gerne mit dir untersuchen, weil Buddha hat uns Gott sei Dank die Ausgangsstrategie gezeigt, durch die er selbst gegangen ist. 

Er hat gesagt: „Stopp, meine Leute, ja, die meisten Menschen leiden im Kreislauf des Lebens, aber sie leiden nicht am Leben selbst, nicht das Leben selbst kreiert das Leid, so nicht der Bohrer beim Zahnarzt kreiert das Leid, nicht der Mensch, der dir gegenüber steht und sagt ‚du Arschloch‘, kreiert das Leid, nicht das, was dir genommen wird, kreiert das Leid, sondern die drei Arten, wie unser Ego auf das Leben reagiert.“

Wir haben eine Seele, davon bin ich hundertprozentig überzeugt, und das ist die gute Nachricht. Unsere Seele besitzt die Souveränität, diesem Schauspiel aus dem ewigen Wandel zuzuschauen, das zu staunen, zu genießen, aber nicht dagegen zu kämpfen. 

Unser Ego hat keine Chance als dagegen zu kämpfen. Warum? Weil es sich durch Widerstand identifiziert. So das, was wir unser Ich nennen auf einer kleinen persönlichen Ebene, hat immer gerade jetzt eine Meinung dazu, wie das Leben sein sollte. 

Du stehst mal auf und denkst: „Oh nee, heute wollte ich Sonne.“ Du sitzt hier mal in der Umarmung, die du magst, und du denkst: „Oh nee, warum sagt der gerade das?“ Oder dir passiert etwas ganz Tolles und das Ego sagt: „Das will ich für immer behalten.“ 

Unser Ego hat drei Möglichkeiten, wirklich nur drei Möglichkeiten, auf das Leben zu reagieren. Und diese drei Möglichkeiten sind die Ursache für Leid. Die erste Möglichkeit ist: Wir finden etwas, was uns gefällt, die leckere Kugel Vanille-Eis und wir wollen, dass es ewig so weitergeht. 

Anhaftung. Warum ist Anhaftung ein Problem? Weil sich alles wandelt. Das ist übrigens ein Missverständnis. Viele interpretieren Buddhismus so nach dem Motto: Ich darf mein Eis nicht mehr genießen. Nee, genieße es in vollen Zügen, aber halte nicht fest. 

Es ist ein riesen Unterschied, dich voll auf dein Eis einzulassen, es voll zu genießen und gleichzeitig aber gehen zu lassen. Quasi den kleinen Tod zu sterben, weil du weißt, es ist jetzt gleich vorbei. 

Es ist was anderes als zu denken: „Oh, gleich ist es vorbei.“ Anhaftung kreiert Leid. Wann immer wir etwas Positives erleben, sagt unser Ego: „Das will ich für immer behalten.“ Und in dem Augenblick leiden wir bereits. 

Wir leiden subtil, wir kriegen das am Anfang gar nicht mit. Es ist eher so ein Hauch von Schwermut, es ist eine Angst davor, dass es gleich wieder geht. Die zweite Möglichkeit zu reagieren ist Ablehnung. 

So, wenn wir etwas präsentiert bekommen vom Leben, was wir nicht mögen: „Will ich nicht.“ Ich werde da mal wieder für verrückt gehalten, ihr müsst das echt ausprobieren. Es ist nicht der Bohrer beim Zahnarzt, der euch leiden lässt. 

Es ist die Stimme in euch, die sagt: „Das will ich jetzt gerade nicht.“ Wenn du den Punkt findest, und dafür muss man in einen tief meditativen Zustand gehen, und sagst: „Ich gebe mich jetzt dem Bohrer hin,“ leidest du nicht mehr. 

Es ist nicht der Liebesschmerz, an dem wir  leiden. Es ist ein Unterschied, ob wir sagen: „Es tut weh, logisch.“ Aber Wehtun ist nicht Leiden. Wehtun ist ein Feuer, sondern es ist der Kampf dagegen. Es ist die Stimme, die sagt: „Das will ich jetzt nicht.“ 

Und warum ist das Leid? Weil wir gegen etwas kämpfen, was bereits an die Tür angeklopft hat. Die dritte Möglichkeit, wie unser Ego reagiert, ist, zu versuchen, die Dinge zu verleugnen. So, da ist vielleicht zum Beispiel ein Schmerz, eine Traurigkeit in deinem Leben oder irgendein Thema, vor dem du Angst hast. 

Und du guckst einfach nicht hin. Auch das kreiert Leid. Weil es ist ja da, versteht ihr? Und wenn wir das, was bereits da ist, nicht anschauen wollen, dann kann sich das, was da ist, nicht transformieren. 

Wenn du zum Beispiel ganz viele Schulden hast, können sich diese Schulden nicht transformieren, solange du sagst, es ist nicht da. Wenn du süchtig bist, alkoholsüchtig, spielsüchtig oder sonstwas, kannst du das Ganze erst transformieren, wenn du hinguckst und sagst: „Ich erkenne an, dass es da ist.“ 

So, diese drei Reaktionen machen uns unfrei. Das passiert auf so einer subtilen Ebene, dass wir es häufig nicht mitbekommen. Noch dazu ist unsere gesamte Gesellschaft nicht etwa darauf aufgebaut, uns Kinder von Anfang an zu lehren, maximal widerstandslos durchs Leben zu gehen, sondern wir werden total darauf trainiert, gierig zu sein. 

Uns wird beigebracht, Mangel zu empfinden, zu sagen, wir brauchen noch mehr von dem und mehr von dem und mehr von dem. Oder wenn du als Spiri unterwegs bist, du brauchst ganz, ganz viele positive Gedanken. 

Leid. So, auf welche Dinge können wir denn diese drei Reaktionen beziehen? Zum Beispiel auf unsere Gedanken. Gedanken sind überhaupt nicht das Problem, Leute. Aber wenn du zum Beispiel denkst: „Oh, den Gedanken sollte ich jetzt gerade nicht gehabt haben,“ das heißt, wenn du ihn ablehnst, entsteht Leid. 

Neidisch zu sein in Gedanken, das ist überhaupt nicht das Problem. Wenn ich einfach hingucken kann, sage: „Ist ja interessant, ich bin gerade neidisch.“ Aber wenn ich denke, das darf nicht sein, dann leide ich. 

Emotionen sind natürlich ein Riesenthema, an dem wir leiden können, entweder positive Emotionen – du bist gerade frisch verliebt und plötzlich kommt die Stimme und die sagt: „Oh, hoffentlich geht es nicht vorbei.“ 

Die Wahrheit ist, in dem Moment, wo du das denkst, ist es bereits vorbei. Es fängt bereits an abzuklingen. Und jetzt fängst du an, komische Sachen zu machen, du versuchst, verliebt zu tun. Du versuchst, es zu halten oder, weil du es nicht wahrhaben willst, fängst du vielleicht einen doofen Streit an. 

Oder Traurigkeit klopft an deine Tür, das haben wir beim letzten Mal darüber gesprochen. So, die Traurigkeit, Leute, ist kein Problem, weil diese Traurigkeit wird kommen. Sie wird uns etwas lehren und dann wird sie wieder gehen.  Aber wenn ich denke, die darf auf gar keinen Fall sein, dann leide ich daran. Empfindung. Mit Empfindung meine ich alles, was wir auf der körperlichen Ebene empfinden. Wer von uns ist schon scharf darauf, sich schwach zu fühlen, wenn wir eine Erkältung haben? Gerade letzte Woche erfahren. 

Niemand. Aber die Erkältung selbst ist nicht das Problem, sondern die Stimme in uns, die sagt, wir müssen immer stark sein, dass wir dagegen kämpfen. Das Kämpfen gegen eine Erkältung. Ich will nicht, dass das passiert. 

Und im Grunde genommen ist es in dem Augenblick schon scheißegal, ob es passiert, weil in deinen Gedanken ist es bereits passiert und du kämpfst dagegen. Oder etwas ist in deiner Vergangenheit passiert und du bist bis heute nicht in Frieden damit. 

Das heißt, du lehnst es immer noch ab. Es ist Leid. Und natürlich unsere Spezialität: Personen. Wie oft leiden wir, weil wir nicht mögen, was andere Personen sagen oder denken, aber der Punkt ist, diese Person ist gar nicht das Problem, sondern unser Kampf dagegen. 

Okay, so. Also, das ist die sensationelle, radikale, so unendlich kostbare Nachricht vom Buddha an uns alle. Wir leiden nie an den Dingen, auch wenn es so aussieht. Sondern wir leiden daran, dass wir dagegen kämpfen, dass wir es festhalten oder dass wir es verleugnen. 

Vielleicht sagst du jetzt: „Ja, warte mal Veit, aber es gibt auch wirklich schlechte Dinge in der Welt und gegen die muss man kämpfen.“ Auch das ist ein großes Missverständnis. Man könnte oberflächlich betrachtet sagen, ja, die Buddhisten, die sind ja dann ganz passiv. Sind sie nicht, wenn du dich mal umhörst, das sind mit die aktivsten Menschen auf der ganzen Welt, aber eben nicht aus einer Ablehnung heraus, sondern aus einem friedvollen Mitgefühl heraus. So, wenn jemand dir gegenübersteht und zu dir sagt: „Du Arschloch,“ wenn du das ablehnst, erstens leidest du, weil dann nimmst du es persönlich und zweitens, du bringst Krieg in die Geschichte, von deiner Seite. 

Wenn es dir gelingt, den einen anzuschauen, nicht dagegen zu kämpfen, dass aus diesem Mund gerade diese Schallwellen kommen, und vielleicht die Gefühle in dir auslösen, dann würde das alles durch dich durchgehen, du würdest ruhig bleiben und du würdest dich danach vielleicht ganz in Frieden, würdest denjenigen anschauen und würdest sagen: „Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag mir Bescheid, aber solange du mich beschimpfst, drehe ich mich um und gehe.“ Völlig andere Geschichte. 

Wenn wir die wahre Ursache für unser Leid finden, wird Leid beendet. Und die wahre Ursache ist niemals das, was sich im ersten Augenblick als die Ursache anbietet. 

Wie oft denkst du zum Beispiel, dass dein Partner oder deine Partnerin oder der Nachbar verantwortlich ist für dein Leid? Sind sie nicht, es sind Phänomene da draußen. Es ist dein Ego, das auf nur bestimmten Wegen reagiert. 

„Ich will nicht, dass er das so sagt.“ Da kommt das Leid her. Wenn wir das verstehen, dann können wir radikal die Frage stellen: Was bedeutet Freiheit wirklich? Dann bedeutet Freiheit nicht mehr, ich bin frei von etwas, sondern bedeutet Freiheit, ich bin bereit, die Dinge bewusst zu sehen. 

Bewusst zu fühlen und gehen zu lassen, weil der Witz ist, Leute, all das, wogegen wir zum Beispiel kämpfen, zum Beispiel gegen unsere unangenehmen Gefühle, geht so oder so irgendwann. Wir verzögern das ganz häufig dadurch, dass wir dagegen kämpfen. 

So, Freiheit bedeutet im radikalen Sinne: Hier bin ich. Als Buddha da saß unter dem Baum, kam der Gott Mara, der Gott der Täuschung. Weil Mara, die Täuschung, realisierte: Okay, der Typ da, der ist kurz davor, die Wahrheit zu entdecken, das kann ich nicht zulassen. 

So, Mara schickte ihm zum Beispiel am Anfang wunderschöne nackte Frauen, die vor Buddha tanzten. Super, super echt. Echter als das normale Leben. So super, super echt, so schillernd, wie wir in zwei, drei, vier Jahren im sogenannten Metaverse künstliche Intelligenzen erleben werden, die uns all das geben, was unser Geist braucht, um sich auf eine besoffene Ameise glücklich zu fühlen. 

Und die spannende Frage, die existenzielle Überlebensfrage für den menschlichen Geist wird sein: Warum sollte ich dem nicht einfach nachgehen, wenn es sich so geil anfühlt? Weil es deine Anhaftung trainiert. 

So, Buddha hatte das damals gecheckt. Buddha saß da und konzentrierte sich weiter auf seinen Atem, blieb weiter im Moment, bis diese ganzen schönen Frauen für ihn völlig frustriert aufgaben. Anhaftung gebrochen. Und dann schickte Mara riesige Herrscharen herein. 

Also wirklich Armeen, die auf Buddha zurollten. Buddha fühlte all seine Angst, weil es war eine echte Illusion, verstehst du? Eine fucking echte Illusion. So, Buddha fühlte wahrscheinlich genau, wie wir alle die Angst davor zu sterben, so wie du manchmal Angst fühlst, wenn du dich bedroht fühlst vom Leben. 

Bedroht fühlst vom Mangel, bedroht fühlst von dem, was in der Welt passiert. Aber er blieb sitzen und konzentrierte sich weiter auf seinen Atem. Und am Schluss kamen die Dämonen und er blieb sitzen und er konzentrierte sich weiter auf seinen Atem. 

Das heißt nicht, dass Buddha die ganze Zeit in Peace war, sondern sehr wahrscheinlich hat er all das gefühlt, was wir auch fühlen in solchen Momenten. Aber er hat es durch sich durchgelassen. So, wenn das für dich Sinn macht und wenn du für dich realisierst, diese bedingte Freiheit, dieses immer wieder zu sagen, ich brauche noch das, noch das und das, dann fühle ich mich irgendwann frei, führt nicht wirklich zur Freiheit. 

Hier ein paar Fragen, die dir helfen können, das für dich zu untersuchen. Woran merkst du zum Beispiel, dass du unfrei bist? Du merkst es nicht daran, dass du immer super gut drauf bist, sondern du merkst es daran, dass du verkrampft bist. 

Wir können zum Beispiel super gut drauf und verkrampft sein, weil wir versuchen, unsere gute Laune festzuhalten. Wenn du entspannt und wach bist, entspannt und wach, bist du im Zustand der Annahme. So, wann immer du merkst, du bist irgendwie verkrampft, kannst du dich fragen: „Woran halte ich jetzt gerade fest?“

Zum Beispiel: „Ich will, dass dieser Moment nicht vorbeigeht,“ oder „ich will, dass es genau so läuft, wie ich mir das denke.“ „Was lehne ich gerade ab? Ich lehne den Mundgeruch ab, ich lehne den Lärm ab, ich lehne ab, was du gesagt hast. 

Ich lehne ab, was ich fühle, nachdem du das gesagt hast.“ „Und was verleugne ich? Ich verleugne meine Unsicherheit oder meine Traurigkeit.“ So, wenn du das erkannt hast, die Antwort auf diese Frage, kannst du dich weiter fragen: „Was müsste ich fühlen, um das loslassen zu können?“ 

Also, wenn du diese Anhaftung loslassen willst, was müsstest du dann fühlen? „Ich müsste eine Traurigkeit darüber fühlen, dass es vorbei ist.“ „Was müsste ich fühlen, wenn ich meine Ablehnung gegen das, was du sagst, loslasse?“ 

„Meinen Schmerz.“ „Was müsste ich fühlen, wenn ich nicht mehr verleugne, dass ich Schulden habe?“ „Ohnmacht.“ Plötzlich geht es tief in uns rein. Und dann kannst du dir noch eine dritte Frage stellen: „Bin ich dazu jetzt gerade bereit?“ 

Weil letzten Endes bedeutet Freiheit: „Bin ich bereit, das zu fühlen, das zu denken, das zu spüren, was jetzt gerade durch mich durchströmt?“ So, wie kommt ein Mensch an den Punkt, nicht mehr automatisch zu reagieren, automatisch festzuhalten oder automatisch dagegen zu kämpfen? Weil das sind ja alles antrainierte Mechanismen in uns. 

Wir müssen unseren Geist wirklich schulen, darin, Leute. Ihr merkt das vielleicht, ich vertrete das heute Abend gerade in der großen Vehemenz, weil ich als jemand, der wirklich tief fühlen will, schaue gerade mit sehr gemischten Gefühlen auf das Auftauchen einer neuen Form von künstlicher Intelligenz in verschiedenen Bereichen. Auf der einen Seite finde ich das sehr faszinierend. Auf der anderen Seite werden uns diese Intelligenzen noch mehr darauf konditionieren, total schnell, einfach blind zu reagieren. 

Wir müssen, das wird die Herausforderung der Menschheit sein, lernen, unseren Geist zu trainieren, hier zu bleiben, in der Gegenwart. Lernen, unseren Geist zu trainieren, bevor wir reagieren, innezuhalten, uns zu fragen, wie wir darauf antworten wollen. 

Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – Für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. 

Wir danken dir für dein Zuhören, es ist schön, dass du da bist.

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