Registriere dich jetzt.

Das hässliche Entlein in dir | Wie du deine Scham heilst | Talk | Folge 183

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Hallo ihr Lieben, ich wünsche euch einen wundervollen Tag. Jetzt beginnt eine weitere Episode meines Podcasts „Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“. Heute möchte ich dich einladen, einmal ganz bewusst schwach zu sein.

Ich möchte dich einladen, das nach Hause zu holen, wofür du dich schämst. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die Stärke verherrlicht. Wir beten das Schöne, das Starke, das Schnelle, das Reiche an. Doch die Wahrheit ist, dass wir alle verletzbar sind.

Wir alle haben Seiten an uns, die klein sind, die nicht wissen, die wehtun. Heute möchte ich dich einladen, die immense Power deiner Verletzbarkeit zu spüren und die Scham loszulassen. Ich wünsche dir heilsame Erkenntnisse und viel Freude beim Hören und vielen, vielen Dank, dass du diesem Podcast deine Treue schenkst.

Ich möchte dich außerdem einladen, jetzt mal, wenn du willst, die Augen kurz zu schließen und dich zu fragen: Okay, was assoziierst du mit Schwäche? Also nimm dir ruhig Zeit, was fällt dir dazu ein? Wenn wir heute über Schwäche sprechen, ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass Schwäche auf vielen verschiedenen Ebenen existieren kann.

Wir können geistige Schwäche sehen, emotionale Schwäche – jemand, der seine Gefühle nicht im Griff hat. Wir können körperliche Schwäche sehen, zum Beispiel Gebrechen, und wir können schwaches Verhalten sehen.

Und wenn wir uns mit dem Schatten von Schwächen beschäftigen, ist es wichtig zu verstehen, dass dieser Schatten meist durch Verachtung oder durch Scham getriggert wird. Und ich möchte gerne mit einer persönlichen Geschichte von mir beginnen.

Ich habe mal ein Jahr Medizin in Berlin studiert. Und ich habe dann aus verschiedenen Gründen das Studium abgebrochen und bin danach, also jetzt rückblickend würde ich sagen, in eine Form von Depression gefallen.

Ich wusste null, wer ich bin. Ich wusste null, wo mein Leben langgeht. Ich habe mich alleine gefühlt in Berlin und ich war damals in einer ziemlich heruntergekommenen anderthalb Zimmerwohnung mit Außenklo.

Und ich habe mir dieses Außenklo, das war damals so in Berlin, geteilt mit meinem Nachbarn, der in einer anderen Wohnung gewohnt hat und das war ein Mann, der war vielleicht, ich würde schätzen, 50 und er war Alkoholiker.

Und der Zufall wollte es, dass mein Bett bzw. meine Matratze, ich habe damals auf dem Boden auf einer Matratze geschlafen, direkt, also nur durch eine Wand getrennt von seinem Bett war. Also wir haben eigentlich Kopf an Kopf geschlafen, vielleicht so weit auseinander.

Und dieser Mensch hat am Anfang, als ich da eingezogen bin, ganz häufig versucht, mich abzupassen. Ja, also wenn er gehört hat, ich komme vom Einkaufen zurück, stand er an der Tür und fragte, ob ich nicht reinkommen will. Und ich bin tatsächlich am Anfang immer nochmal mit reingegangen und irgendwann habe ich mitgekriegt – ich habe die Alkoholflaschen gesehen, manchmal war er auch beduselt, wenn ich reinkam – dass er einsam war, dass er nicht mehr so richtig durchgesehen hat und dass er sprechen wollte. Und ich habe ihn verachtet, ich habe ihn zutiefst dafür verachtet, dass er so ist, wie er ist. Und irgendwann habe ich angefangen, ihn zu meiden.

Und ich habe mich geschämt, weil ich eigentlich anders sein wollte, aber ich habe mich geschämt. Und irgendwann hatte er das auch mitgekriegt und hat mich dann in Ruhe gelassen. Und ich weiß nicht, vielleicht haben wir noch so zwei Jahre nebeneinander gewohnt.

Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich nach Hause kam von der Heilpraktikerschule und ein Krankenwagen vor der Tür stand. Er wurde mit Leberversagen abgeholt und ist auch nie wieder zurückgekommen, er ist gestorben.

Dann habe ich mich richtig geschämt. Ich habe mich total geschämt dafür, dass ich einen Menschen, für den ich sehr wahrscheinlich die einzige wirkliche Kontaktperson überhaupt noch war, nicht gesehen habe.

Viel später ist mir klar geworden, dass ich mich verachtet habe, dass ich seit meiner Kindheit die Momente in meinem Leben verachtet habe, in denen ich schwach war, in denen ich zum Beispiel nicht meine Ernährungsrichtlinien eingehalten habe, in denen ich nicht wirklich durchgesehen habe, in denen ich undiszipliniert war.

Dieser Mann war für mich wie die Horrorvorstellung davon, wie mein Leben ausgehen wird. Weil damals, als ich neben ihm gewohnt habe, hatte ich so gut wie nichts im Griff. Ich hatte kein geregeltes Einkommen, ich bin rumgetingelt, ich habe gekifft, etc.

Etwas in mir hat den Typen gesehen und sehr wahrscheinlich gedacht: Alter, wenn du so weitermachst, wirst du so wie er. Und ich bin ihm einfach aus dem Weg gegangen. Ich bin meiner eigenen Schwäche aus dem Weg gegangen, weil ich Schwäche gehasst habe.

Es wäre total gelogen, wenn ich heute zur Sprechmeldung sagen würde, ich bin total fein mit Schwäche. Wenn ich zum Beispiel heute eine Krankheit habe und es kann einfach nur ein Schnupfen sein, denke ich nicht: Power, Fight, Zeit mal wieder richtig liebevoll zu dir zu sein, sondern meine erste Reaktion ist, zu meinem Vitaminschrank zu gehen.

Vitamine, aber nicht in einer Atmosphäre von Selbstliebe, sondern eigentlich in einer Atmosphäre von: Alter, krieg dich mal wieder in den Griff. Wenn ich nicht so erfolgreich bin mit einem Projekt, bin ich erst mal sehr, sehr unzufrieden mit mir.

Ich entziehe mir selbst meine Liebe, das kann ich richtig sehen. Wenn ich auf der Bühne stehe und ich kriege es nicht genauso rüber, wie ich es sagen will, dann hasse ich das. So, mitzubekommen, dass ich jetzt mit 51 mehr Zeit brauche im Fitnesszentrum, um bestimmte körperliche Formen aufrechtzuerhalten, ist nichts, womit ich bereits 100 %ig fein bin.

Das heißt, wenn wir heute über Schwäche sprechen, möchte ich, dass du weißt, dass ich genauso mit dir an der Lernlinie stehe. Ich möchte gerne mit dir zusammen schauen, woher kommt eigentlich unsere Abneigung gegen Schwäche?

Warum schämen wir uns? Warum schämen sich Menschen? Warum sind wir nicht die ganze Zeit voller Bewunderung für uns? Und guck mal, wenn du mal einen Schritt zurücktrittst und dir anschaust: Hey, wir kleinen Menschenkinder, ja, wir werden ohne Gebrauchsanweisung in dieses Leben geboren, in ein chaotisches riesiges Universum und jeder von uns versucht redlich, sein Bestes zu machen.

Warum schämen wir uns? Warum schämen sich Menschen dafür, dass sie ein Speckröllchen zu viel haben? Warum schämen wir uns, wenn wir scheitern? Warum schämen wir uns, wenn wir Falten bekommen? Warum schämen wir uns, wenn wir etwas nicht wissen, anstatt einfach da zu sein?

Wenn wir mit unserer Schwäche im Unreinen sind, schämen wir uns oder wir verachten uns. Wenn wir die Schwäche nach außen projizieren, weil wir vielleicht gerade ganz cool sind und alles im Griff haben, dann schämen wir uns für jemand anderen.

Mein Vater hat sich manchmal für uns geschämt, weil wir nicht so tapfer waren, wie er es wollte. Und mein Vater hat mich auch an manchen Stellen verachtet, weil ich nicht so tapfer war. Und das habe ich gelernt.

Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass es einer meiner zentralen Scheitermomente mit meiner Tochter war. Ich habe Leona immer über alles geliebt. Aber wo ich wirklich bis zum Schluss, bis sie aus dem Haus gegangen ist, gescheitert bin, war, wenn ich in Mathematik Nachhilfeunterricht geben sollte.

Der Witz ist, ich war sehr, sehr gut in Mathematik und Leona ist hyperintelligent, aber Mathe war einfach nicht ihr Ding. Und ich habe es nicht geschafft, wirklich bis zum Schluss nicht, sie in Mathematik zu unterstützen.

Und da bin ich überhaupt nicht stolz drauf. Anstatt es in Liebe und Güte und Geduld mit ihr zu machen, bin ich tierisch schnell ungeduldig geworden. Und wenn ich ganz ehrlich bin, und ihr wisst, es beginnt immer mit Ehrlichkeit, habe ich sie verachtet.

Ich habe dieses kleine Mädchen dafür verachtet, dass sie Mathe nicht versteht. Und warum? Weil ich nicht im Frieden war mit den vielen Dingen, die ich im Leben nicht verstehe. Wo kommt diese fucking Härte mit uns selbst und den anderen her?

Lass uns nochmal schauen, woher kommt überhaupt Schwäche? Wie wird dieses Phänomen geboren? Wenn wir mal von diesem metaphysischen Punkt kommen und sagen, dass wir alle ursprünglich einfach Seelenlicht waren und sind, okay?

Lass uns mal davon ausgehen, egal ob du daran glaubst oder nicht, wir waren ursprünglich alle einfach Licht. Licht kennt keine Schwäche, okay? Licht kennt keine Verletzbarkeit, Licht dehnt sich einfach aus.

Und dann, um in diesem dualen Universum zu inkarnieren, landen wir in einem Körper. Wir landen in einem Körper und das Ding an sich ist schon mal verletzbar, okay? Unser Fahrzeug durch diese duale Welt ist schwach.

Egal wie viele Muskeln wir uns antrainieren oder wie viele Vitamine wir nehmen, das Ding ist schwach. Schwach heißt, es ist so schnell angreifbar. Du hast dich gerade noch super gut ernährt und du kriegst trotzdem irgendeinen Scheiß Krebs.

Schwach, okay? Du machst alles richtig und das Ding altert trotzdem. Schwach. Aber das wäre ja noch gar nicht das Problem. Wenn du zum Beispiel ein Fahrrad hast, das du liebst und es hat halt seine Macken, aber du liebst es, weil du es von deinem Opa geschenkt bekommen hast, schämst du dich ja nicht dafür, du liebst es. Warum schämen wir uns also für die Verletzbarkeit unseres Körpers?

Weil dieses unbegrenzte Licht in diesem Körper inkarniert, vergisst, was es ist und anfängt zu glauben, ich bin das. Plötzlich bin ich ein „Ich“, ein kleines verletzbares Würmchenfleisch, in einem riesigen Universum, ich bin getrennt von allem anderen und ich bin potenziell, ob mir das bewusst ist oder nicht, permanent in Gefahr.

Das ist die Geburt unserer Angst vor Schwäche. Und das geht weit über die Menschen hinaus, weil bereits im Tierreich wird Schwäche nicht belohnt. Nicht der schwächste Löwe führt das Rudel an, sondern der Stärkste.

Und ganz ehrlich, wenn du die Tierwelt anschaust, diese Löwen, die es bis an die Spitze des Rudels geschafft haben, die sind überhaupt nicht zu beneiden, weil die haben den Dauermegastress am Leben. Denn irgendwann werden sie älter und irgendwann kommen die Jungen und verjagen sie.

Das heißt, es liegt in unseren Genen, Schwäche als etwas zu assoziieren, was für uns gefährlich ist, was einfach nicht gut ist. Es liegt in unseren Genen, etwas zu bewundern, was stark ist, was potent ist, was nach Leben riecht.

Und das hat sich fortgepflanzt. Die Menschheit steht seit Tausenden von Jahren im Kampf miteinander. Und es waren nicht die Schwachen, die wir bejubelt haben, sondern es waren die Starken, in verschiedenen Formen von Stärke.

Am Anfang waren es wirklich die, die physisch am stärksten waren. Seitdem wir Kapitalismus haben, sind es die, die finanziell am stärksten sind, die am gierigsten sind, die am cleversten sind, die am schnellsten sind.

Auch heute noch haben wir ein System, egal wie sehr wir uns das in unseren kleinen esoterischen Meditationsblasen gemütlich machen, leben wir in einem System, das die Schwachen verachtet und die Starken bejubelt.

Wir leben in einem System, das einen Leistungs- und Wachstumswahn geschaffen hat. Und es ist wichtig zu verstehen, das ist nicht einfach nur eine menschliche Idee, sondern es ist dieser Drive aus dem Tierreich, der sich immer wieder weiterentwickelt hat, aber letztlich ist es immer noch dasselbe.

Ich bin ein kleines begrenztes „Ich“ und ich muss mich in diesem riesigen Universum irgendwie behaupten. Ich muss mir selbst beweisen, dass ich bedeutungsvoll bin. Und eine Möglichkeit ist zum Beispiel, dass ich den größten Wolkenkratzer baue, dass ich die meisten Bestseller schreibe, dass ich den höchsten IQ habe.

Wenn wir den Schritt zurücktreten, wird plötzlich klar: Alter, die Meterzahl von einem Wolkenkratzer bedeutet gar nichts. Was nützt ein hoher IQ, wenn du ein einsames Arschloch bist? Wir wissen eigentlich alle, dass das nicht wirklich Stärke ist, aber wir assoziieren uns damit.

Wir leben in einer Gesellschaft, die schon lange an dem Punkt ist, dass wir eigentlich genug haben, dass wir seit Jahrzehnten darüber reden, dass dieser ganze Konsumwahnsinn aufhören sollte. Und dennoch kriegen wir totale Panikattacken, wenn unsere Gesellschaft keinen Wachstum hinlegt.

Kein Baum da draußen wächst permanent. Aber wir setzen uns unter diesen Druck. Und das setzt sich fort mit einem Erfolgswahn. Und hier kommt etwas ganz Spannendes. Ich weiß, dass es in unserem Netzwerk auch viele Menschen gibt, die zum Beispiel sagen, wenn sie das Wort Erfolg hören: „Hey, damit habe ich gar nichts am Hut.“

Wenn du zu diesen Menschen gehörst, möchte ich dich heute herausfordern und mal schauen, wie reagierst du denn aber auf erfolgreiche Menschen? Bist du wirklich voll cool? Gönnst du ihnen das?

Oder drücken sie deine Knöpfe, weil du die ganze Zeit schon dachtest, du kannst ja eh nicht mithalten, deinen Erfolgswahn unterdrückt hast. Aber der Schatten ist immer noch nicht integriert. Wenn du wirklich Erfolg transzendiert hast, wenn du wirklich sagst, ich brauche keinen Erfolg und ich muss nicht körperlich stark sein, dann drücken dir die erfolgreichen, die weltlich erfolgreichen Menschen und die weltlich starken Menschen nicht die Knöpfe. Wenn doch, ist es dein Schatten.

Noch ein Symptom davon ist Kontrollwahn. Für mich ist eines der größten Geschenke dieser Corona-Krise, was wir überhaupt noch nicht ansatzweise ausgepackt haben, dass uns dieses kleine Virus mal so locker der kompletten Welt gezeigt hat, dass wir nicht die Kontrolle haben. Wir werden von klein auf dazu erzogen, zu glauben, erstens es ist total wichtig, die Kontrolle zu haben und zweitens wir hätten die Kontrolle.

Kontrolle zu haben bedeutet, ich bin stark, ich habe alles im Griff. Und hier möchte ich dich auf ein interessantes Phänomen in der psychospirituellen Szene hinweisen. Da gibt es ganz viele Leute und ich schließe mich damit ein, die denken, weil sie viel gelesen haben und viel intellektuell verstanden haben, wie die Welt funktioniert, sie hätten jetzt die Kontrolle. Ein Beispiel: Ich denke zu wissen, was Emotionen sind, wie sie entstehen, wie man sie heilt. Punkt. Das gibt mir, wenn ich darüber rede, wenn ich es erkläre, wenn ich darüber Bücher schreibe, ein Gefühl von Kontrolle.

Aber wenn ich ehrlich bin, wenn ich mein Leben ganz ehrlich anschaue, dann sehe ich jeden einzelnen Tag Momente, in denen ich überhaupt nicht die Kontrolle über meine Emotionen habe oder was ich damit mache.

Wir versuchen Kontrolle über unseren Körper zu bekommen, indem wir ins Fitnesszentrum gehen. Wir versuchen Kontrolle über unsere Gedanken zu bekommen, indem wir positiv denken. Es ist verständlich, dass wir Kontrolle haben wollen.

Es ist so ein bisschen so wie, wenn wir aus der Angst vor dem Bösen heraus uns ganz fest an das Gute klammern. Das gibt uns eine Sicherheit. Ein unreifer, ein schwacher Mensch braucht diese Form von Sicherheit.

Ich bin gut, ich bin gut, das wird alles gut, das wird alles gut. Das ist quasi, du stehst im Wald von Monstern und redest dir ein, alles ist schön, damit du nicht verrückt wirst. Auf einem Planeten zu leben, auf dem jeden Moment ein Komet einschlagen kann, in dem jeden Moment eine Krankheit ausbrechen kann, die die Menschheit dahinrafft, in dem wir immer noch Krebs bekommen können, in dem ein Dachziegel runterfallen kann.

Das heißt, von permanentem, potenziellem Chaos umgeben zu sein, sich das anzuschauen und zu sagen: Ich lerne damit zu leben, ich lerne diesen Moment so anzunehmen, so zu genießen, dass ich ihn mit dem ganzen Chaos in Frieden annehmen kann.

Es ist eine Anomalie, es zu sagen: Ich habe die Kontrolle, ich habe die Kontrolle, ich habe die Kontrolle. Und jeder von uns hat seine Form von Kontrollwahn. Zum Beispiel die Idee von: Hey, ich habe meine positive Affirmation und wenn ich die jeden Tag mache, habe ich die Kontrolle.

Oder wenn ich meine Familie zu Hause habe und wenn meine Familie immer das macht, was ich sage, dann habe ich die Kontrolle. Oder wenn ich nur mit Menschen zusammen bin, die genauso denken wie ich, dann habe ich die Kontrolle.

Kontrolle suggeriert uns, dass wir die Sache im Griff haben. Und wenn du mal ganz ehrlich bist, hast du so wenig im Griff. Ein kleines Beispiel: Wenn deine Blase drückt, musst du pinkeln gehen und wenn du es nicht machst, wirst du dir in die Hose machen. Du kannst nicht mal entscheiden, wann du pinkeln gehst und wann nicht. Das passiert einfach. Wenn du furzen musst, musst du einfach furzen. Das heißt, wir haben so wenig die Kontrolle und für viele Menschen ist das Eingeständnis davon ein Zeichen von Schwäche.

Und was machen wir, wenn wir Angst haben vor Kontrollverlust? Wir verachten Menschen, die ganz offensichtlich die Kontrolle verloren haben. Wir verachten Alkoholiker. Wir schämen uns für sie, wenn wir durch den Park laufen und die liegen da und haben die Kontrolle über ihr Leben verloren, weil wir ganz genau wissen, dass wir gerade ein bisschen mehr die Kontrolle haben als sie, aber es so wenig ausreichen würde, dass wir genauso enden könnten.

Noch ein anderes Beispiel: der Schönheitswahn. Dieser Körper hat ein Verfallsdatum. Und es gibt einen Grund, warum eine riesige Schönheitsindustrie, eine der größten und mächtigsten, die es überhaupt gibt, sich mit Schönheit beschäftigt.

Mit der Idee, das Aussehen aufrechtzuerhalten, aufrechtzuerhalten, aufrechtzuerhalten. Was ist eine Falte? Eine Falte ist eine Gewebsschwäche, okay? Und für dich persönlich ein Kontrollverlust, okay? Du kannst nicht sagen: Okay, ich kontrolliere jetzt meinen Körper und der bleibt jetzt für immer so.

Nein, du musst irgendwann Botox spritzen, du musst dir irgendwann Fett aus dem Arsch nehmen und ins Gesicht spritzen. Zieh dir das mal rein, okay? Die intelligenteste Spezies auf diesem Planeten benutzt ihre Intelligenz, um Fett aus dem Hintern zu nehmen und sich ins Gesicht zu spritzen. Warum? Um Schwäche zu vermeiden.

Und jetzt kommt etwas, das viele von uns betrifft: der Selbstoptimierungswahn. Das ist mir ein ganz wichtiges Thema heute

 Abend. Schau, ich liebe es für euch zu arbeiten und ich liebe es, Kurse herauszubringen und ich liebe jedes einzelne Thema, das ich hier herausbringe und da kommen noch so viele coole Ideen in die Pipeline.

Aber wenn du und ich diese Themen missbrauchen, aus diesem Drang heraus, wieder stark zu sein, nur in einem neuen Gebiet, so nach dem Motto: Jetzt geht es um Selbstliebe, dann bin ich derjenige, der sich am meisten selbst liebt. Oder jetzt geht es um Meditation, dann meditiere ich noch mehr als die anderen. Oder ich bin erleuchteter als die anderen.

Das ist nichts anderes, Leute. Es ist nichts anderes als das, was wir damals als wilde Tiere gemacht haben, nur in ein anderes Gebiet übertragen. Wann immer du merkst, du verkrampfst bei etwas, etwas macht einfach nicht mehr nur Freude, und du kannst nicht mehr locker sagen: Hey, ich habe es halt einfach nicht drauf, dann ist das eine Form von Schwäche.

Ein weiteres interessantes Phänomen ist häufig in der spirituellen Szene zu finden: die Sublimierung von Schwäche. Was heißt das? Schau, mir geht es ja nicht darum zu sagen: Hey, lass uns einfach abschlaffen und dann sind wir halt gar nicht mehr stark. Nein, ich finde es ja cool, so viel wie möglich Kraft zu haben. Mir geht es darum, im Frieden mit unserer Schwäche zu sein. Was in der spirituellen Szene vorkommt, und ich lade dich ein, das für dich ganz ehrlich zu überprüfen, ist folgendes: Menschen, die weltlich schwach sind, die es zum Beispiel weltlich nicht schaffen, sich durchzusetzen, die weltlich ihre PS nicht auf die Straße bringen, anstatt sich das anzuschauen und entweder wirklich ganz in Frieden damit zu kommen und zu sagen: Ich bin total fein damit, dass ich auf diesen Gebieten versage. Oder aber zu sagen: Nee, das reicht mir nicht. Ich möchte hier den Muskel stärken, das nicht integrierte Thema angehen. Stattdessen sublimieren sie es in einer Version von: Ich bin bereits höher entwickelt. Verstehst du? Ich bin höher entwickelt, heißt: Weil ich so spirituell bin, brauche ich keinen richtigen Job mehr. Weil ich so spirituell bin, habe ich mein Geld nicht im Griff. Nein, das stimmt nicht. Du hast dein Geld nicht im Griff, weil du schwach bist im Umgang mit Geld. Du hast keinen Job oder du bist nicht erfolgreich genug, weil du schwach bist, okay, an dieser Stelle. Und es ist total okay, wenn du an den Punkt kommst und sagst: Ich bin fein damit, an dieser Stelle schwach zu sein. So wie ich zum Beispiel gerade voll fein damit bin zu sagen: Ich bin fein damit, bestimmte Dinge in meinem Leben nicht zu wissen. Ich bin fein damit, dass ich im Augenblick es noch nicht auf die Reihe kriege, mein Zimmer aufzuräumen. Aber wenn ich jetzt zu dir komme und sage: Ey, der Grund, warum ich mein Zimmer nicht aufräume, ist, weil ich schon so hoch entwickelt bin, ich sehe das Chaos gar nicht mehr, dann sublimiere ich das. Dann sublimiere ich meine Schwäche.

Wenn ich hier im Studio stehe, manchmal passiert das, ich habe Unterricht und ich furze. Und ich komme dann raus und ich sage meinen Leuten da draußen: Hey, das kann gar nicht sein, weil ich bin ein Guru und ich furze nicht, dann sublimiere ich das. Ich furze und ich habe bestimmte Schwächen. Ja, ich schreibe Beziehungsratgeber und ich habe bestimmte richtig fette Schwächen in Beziehungen, okay? Das heißt, wir müssen gut aufpassen, dass unser Idealismus, unser Konzept von Spiritualität nicht letztlich eine Flucht davor ist, uns unserer Schwäche wirklich ehrlich zu stellen.

Erst dann, wenn ich mir selbst in den Spiegel schauen kann und sagen kann: Da bin ich schwach und da bin ich schwach und da bin ich schwach und da bin ich schwach und mein Gewebe ist schwach und das ist schwach und mein Geist ist manchmal schwach, erst dann bin ich ein wahrer Mensch und erst dann kann ich anfangen, wahre Stärke aufzubauen.

Wie können wir in Frieden kommen mit unseren Schatten? Was ist eine befreite Beziehung? Erstens, der erste Schritt ist: Beichte. Beichte heißt, ehrlich zu sein. Ehrlich zu sein, damit zum Beispiel: Was verachtest du an dir und an anderen Menschen?

Ich spreche da selten drüber, aber wenn Andrea mich zum Beispiel darauf anspricht, dass ich in unserer Beziehung an manchen Stellen eben noch nicht so liebevoll spreche, wie ich es gerne möchte und sie spricht mich darauf an, es dauert meist noch eine Weile, bis ich wirklich sagen kann: Schatz, du hast recht. Nicht, weil ich es nicht sehe, sondern weil ich mich selbst dafür verachte. Ich verachte mich dafür manchmal, dass ich noch nicht den Erfolg habe, den ich in meiner Vision gerne haben würde. In meinem Denken habe ich das Gefühl, das, was wir hier rüberbringen, das, was ich hier mit euch teile, das müssten Millionen von Menschen sehen. Und ich verachte mich dafür, dass ich bis jetzt es nicht auf die Reihe gekriegt habe, das Ding so aufzuziehen, dass es wirklich Millionen von Menschen erreicht. Ich verachte mich dafür, dass ich manchmal körperliche Schmerzen habe.

Wofür verachtest du dich? Ich verachte, darüber habe ich beim letzten Mal schon gesprochen, Menschen dafür, wenn sie nicht schnell genug lernen, weil ich es selbst bei mir hasse, wenn ich nicht schnell genug lerne. Wofür verachtest du dich und wen verachtest du? Wofür schämst du dich? Wenn ich Beichte sage, dann meine ich wirklich Beichte. Setz dich hin und schreib das auf. Und noch besser ist, du hast einen guten Freund, dem du vertraust. Es muss wirklich jemand sein, der nicht irgendwann später kommt und das gegen dich wendet. Es muss jemand sein, dem du wirklich vertraust, dem du einfach sagst: Ich will dir mal erzählen, wofür ich mich alles schäme.

Körperscham ist bei so vielen Menschen ausgeprägt. Hier ist der Witz. Es geht nicht mal darum, dass du dir einredest, dass das ab jetzt alles toll ist. Aber du holst es nach Hause und sagst: Ich schäme mich dafür. Wie viele Menschen auf Instagram, wenn du auf Instagram bist, dann weißt du, was ich meine, nehmen voll unnatürliche Posen ein. Also, so steht kein Mensch da, nur weil sie gelernt haben, dass, wenn ich so dastehe, sieht man meinen Bauchspeck nicht. Was heißt das? Das heißt simpel: Ich verachte meinen Bauchspeck. Ich schäme mich dafür. Hol diesen fucking süßen Bauchspeck nach Hause. Und was fürchtest du an Schwäche? Ich fürchte zum Beispiel an Schwäche, dass es irgendwann immer mehr wird und dass ich Hilfe annehmen muss. Ich fürchte an Schwäche, dass, wenn ich mal nicht mehr taff funktioniere und hier nicht mehr immer coolen Shit abliefere, dass ich in der Bedeutungslosigkeit verschwinde. Es wäre total gelogen, wenn ich sagen würde, das ist mir egal, es ist mir überhaupt nicht egal. Da habe ich noch Angst davor, das habe ich noch nicht hundertprozentig transformiert. Ich fürchte mich an Schwäche, dass es natürlich die Möglichkeit gibt, dass wenn ein Mensch älter wird, dass er dement wird und das finde ich ganz tragisch. Ich fürchte körperliche Schmerzen, ich finde körperliche Schmerzen nicht cool. Was fürchtest du an Schwäche? Haus raus, Beichte. Erstmal einfach nur: Okay, das ist da, okay. Und jetzt die Frage: Wie kannst du das Ding lösen?

Schau, es gibt zwei Möglichkeiten, damit umzugehen in unserer Gesellschaft. Die eine ist zu versuchen, ich lege einfach immer noch einen drauf. Das heißt, ich werde stärker, ich trainiere härter, ich lege noch mehr zu, ich mache das, ich mache das, ich mache das, ich lege noch eine Versicherung ab, bis ich alles unter Kontrolle habe. Und dann kommt so ein Scheißkomet, bam, ist es wieder weg. Wir wissen in der Tiefe, dass alles, worin wir stark investieren, mit unserem letzten Atemzug gehen wird. Das weiß jeder Mensch. Wenn du auf Verschwörungstheorien stehst, das ist für mich die größte Verschwörungstheorie überhaupt. Anstatt uns von klein auf damit zu konfrontieren, dass wir in einem Körper geboren worden sind, der verletzbar und schwach ist, dass wir einen Geist haben, der verletzbar und angreifbar ist, wird uns suggeriert: Du kannst die Kontrolle haben, du kannst immer mehr wachsen, du kannst immer besser werden. Bullshit. Wir alle wissen in der Tiefe, irgendwann kommt der Punkt, wo wir jeden großen Sandhaufen, den wir errichtet haben, wieder abgeben müssen. Also hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst sagen, okay, ich habe das nicht gehört, was Veit erzählt hat, ich mache einfach weiter. Ich brauche nur noch die Million. Ich brauche nur noch diesen Beats-Vertrag. Ich brauche nur noch das. Oder aber du sagst: Ich finde eine Möglichkeit, diese Phänomene von Schwäche, die ja ganz offensichtlich zu dieser dualen Welt dazugehören, zu transzendieren.

Transzendieren heißt, ich finde das, was nicht schwach sein kann. Und die schönste Geschichte für mich dazu ist die von Siddhartha. Siddhartha war ein wunderschöner kleiner Prinzensohn in Indien, der in ein unglaublich reiches Königshaus hineingeboren wurde. Sein Vater

 hat zur Geburt von Siddhartha allerdings eine Prophezeiung bekommen. Nicht die Prophezeiung: Pass auf, dein Sohn, der wird irgendwann mal das Königreich verlassen. Der wird eine ganz schräge Laufbahn eingehen. Und das wollte sein Vater nicht. Der wollte gerne, dass Siddhartha ein König wird. Also hat Siddharthas Vater den gesamten riesigen Palast abgeschirmt, weil er nicht wollte, dass sein Kind an irgendein Leid erinnert wird. Siddhartha wurde groß in einem riesigen Palast, wo es nur schöne, junge und gesunde Menschen gab. Und so hätte es bleiben sollen. Aber eines Tages, der junge Prinz war neugierig, fand er ein Tor, das offen stand und ritt in die Stadt. Und ihr kennt die Geschichte, aber was Siddhartha damals, der war, ich weiß nicht, 14 oder 15, zum allerersten Mal in seinem Leben sah, war Armut, war Krankheit, war Schmerz, war Tod. Also stell dir vor, du siehst mit 14 Jahren zum ersten Mal einen kranken Körper. Du siehst zum ersten Mal einen verwesenen Körper. Und Siddhartha machte deswegen damals etwas Außergewöhnliches. Anstatt wie es der Großteil unserer Gesellschaft macht, nämlich zu sagen: Ja, ich war auf der Beerdigung, ich vergesse das jetzt gleich wieder, ich mache einfach weiter, ich drehe das Radio lauter. Siddhartha sagte: Es muss dafür eine Lösung geben. Es kann nicht sein, dass wir auf diesem Planeten sind, um zu leiden. Und er verließ das Königshaus und machte sich auf die Suche und probierte wirklich alles aus: Fasten, er war bei allen möglichen Gurus, etc.

Bis er irgendwann, ich kürze jetzt die Geschichte ab, unter dem Bodhi-Baum landete und sich schwor: Okay, ich bleibe hier sitzen und ich meditiere, bis ich die Wahrheit gefunden habe. Und das ist das große Vermächtnis von Buddha an uns alle. Denn was Siddhartha unter diesem Baum entdeckte, war, dass alles kommt und alles wieder geht. Das ist das Geheimnis. Wir kämpfen verzweifelt gegen Schwäche, aber was ist Schwäche anderes als die Erinnerung daran, dass alles, was du in dieser dualen Welt anfassen kannst, kommt und wieder geht. Wenn dein Körper krank ist, ist es eine Erinnerung daran: Hey, du hast dieses Fahrzeug geborgt und es ist gekommen und es wird wieder gehen. Wenn du Misserfolg hast in deinem Unternehmen, dann ist es eine Erinnerung daran, dass es kommt und dass es wieder geht. Und daran kannst du verzweifeln, wenn du dich an all diesen Dingen festhältst. Oder aber du gehst den Weg von Buddha und fragst dich: Okay, wenn alles kommt und alles geht, was bleibt? Die große Gabe von Schwäche, egal in welcher Form, ist, dass sie dir etwas nimmt, das eh irgendwann gehen wird. Oder zumindest rüttelt sie an etwas, was du gerade für sicher gehalten hast, das eh gehen wird. Und wir alle haben in diesem Augenblick die Wahl, uns noch mehr daran zu krampfen oder es loszulassen. Es loszulassen und den Weg zu gehen und zu sagen: Okay, ich möchte jetzt und hier herausfinden, was nicht kommt und geht.

Wenn du diesen Weg übrigens mit mir gemeinsam beschreiten willst, weil du sagst: Hey, Veit, ich habe noch nicht wirklich eine Meditationspraxis, dann fällt mir gerade ein: Wir werden, ich glaube im November, ein Stille-Seminar geben, in dem ich die buddhistische Meditation unterrichte. Und das wird diesmal nicht nur live stattfinden, sondern tatsächlich hast du die Möglichkeit, online teilzunehmen.

Habe ich mich noch gerade daran erinnert. So, ihr Lieben, bevor wir in die Meditation gehen, möchte ich euch gerne noch einen dritten Weg vorstellen, um mit deinen Schwächen Frieden zu schließen. Also wir haben gesagt, der erste ist: Beichte. Erstmal zu sagen: Ich bin schwach und ich schäme mich dafür. Der zweite ist zu sagen: Ich finde das, was gar nicht schwach werden kann, aber eben auch nicht stark. Und der dritte ist, und der hat ganz, ganz viel damit zu tun, diese Scham zu heilen. Der dritte Weg ist: Ich umarme das Hässliche und Schwache. Und da ist für mich der allergrößte Lehrmeister Franz von Assisi. Ich weiß nicht, ob du die Lebensgeschichte von Franz von Assisi kennst. Er war ein reicher junger Adliger in Italien, der wirklich in Saus und Braus gelebt hat und eines Tages sich verirrt hat in einen der Slums vor der Burg und dort Leprakranke gesehen hat. Und irgendwann hat ihn etwas total getroffen. Damals waren Leprakranke wirklich die ausgestoßenen Menschen. Und er hat total erfasst, dass diese personifizierte, hässliche und schwache seine Brüder und Schwestern sind. Franz von Assisi hat seinen ganzen Reichtum hinter sich gelassen, ist zu diesen Leprakranken gezogen und er ist bekannt geworden dafür, dass er angefangen hat, sie zu umarmen. Also er ist auf die hässlichsten Menschen zugegangen und hat sie umarmt. Und das ist ein so schönes Gleichnis für das, was du machen kannst, mit der Schwäche, die du in dir siehst oder die du in anderen Menschen siehst. Geh darauf zu und umarme es. Selbst wenn du erstmal gar nicht weißt, was das bedeutet, aber sag: Hey, ja, ich war da bis jetzt schwach. Es ist fast peinlich zu sehen, ich finde es schwach. Geh hin und umarme es und du wirst merken, dass etwas in dir passiert und dass du die Schönheit im Hässlichen findest. Ich möchte heute gerne zum Abschluss eines der absolut schönsten Gebete mit euch teilen, das für mich übrigens nicht nur für diesen Abschnitt passt, sondern generell eines der schönsten Schattenintegrationsgebete ist: Es ist von Franz von Assisi.

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst, dass ich verzeihe, wo man beleidigt, dass ich verbinde, wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist, dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht, dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert und dass ich Freude bringe, wo Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten, nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste, nicht dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe, nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt. Und wer sich selbst vergisst, der findet. Und wer verzeiht, dem wird verziehen. Und wer stirbt, der wacht zum ewigen Leben.

Ich möchte dir noch das aus meiner Sicht schönste Geschenk von Schwäche mit dir teilen: Schau, die Idee unserer Gesellschaft ist in so vielen Bereichen, dass Schwäche auszumerzen. Aber ich wette, dass, wenn du bisher gelebt hast, dass du weißt, dass du bestimmte Wunden hast, bestimmte Macken hast, bestimmte Schwächen hast, die einfach nicht weggehen. Du hast schon so viel gemacht, die gehen einfach nicht weg. Ich habe mich mal so gehasst dafür, dass ich bestimmte Sachen einfach mit aller Therapie etc. nicht wegbekomme. Es tut immer noch weh und an bestimmten Stellen reagiere ich immer noch so bescheuert. Und dann habe ich vom verwundeten Heiler gehört. Der verwundete Heiler stammt aus den griechischen Sagen. Und der verwundete Heiler war ein Kentaur, das sind diese Wesen mit menschlichem Oberkörper und Pferdekörper, der permanent verwundet war. Der Heiler hat eine Wunde, die nicht heilt. Und weil er diese Wunde hat, kann er heilen. Weil du deine Schwächen hast, kannst du heilen. Wenn du deine Schwächen bejahst, werden sie zu deinen Stärken. Sie geben dir Tiefe. Sie helfen dir, diese Schwächen auch bei anderen Menschen zu akzeptieren. Nicht der, der von oben herab kommt, nicht der, der einen klugen theoretischen Ratschlag hat, sondern der, der sagt: Ich kenne diese Wunde. Ich habe diese Wunde. Sie ist offen. Ich bin ein Mensch genauso schwach wie du. Lass mich dich heilen, indem ich dich einfach umarme.

Das war eine Folge aus dem Podcast „Seelengevögelt – für die Rebellen des Lebens“. Danke, dass du eingeschaltet und diese Folge gehört hast. Möchtest du das Thema gerne noch mehr vertiefen? Möchtest du gerne Frieden mit deiner Schwäche finden und einen Kampf, den du schon viel zu lange führst, endlich beenden?

Dann findest du unten in der Textbeschreibung die Meditation, die Veit im Talk erwähnt hat: „Das Schwache und das Starke“. Außerdem verlinken wir dir dort direkt den Kurs schattenwerk und noch weitere Informationen.

Wir wünschen dir viele wertvolle Erkenntnisse und ganz viel Freude. Danke, dass du hier bist.

Weitere Podcasts

Episode 151