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Die Bühne deines Lebens – Tobias Beck im Gespräch mit Veit Lindau – Folge 25

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Die Bühne deines Lebens – Tobias Beck im Gespräch mit Veit Lindau – Folge 25

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Ich wünsche euch einen wundervollen Tag und heiße euch zu einer weiteren Podcast-Episode willkommen. Heute wieder mit einem Gast, den viele von euch bestimmt kennen: Tobias Beck. Für mich ist er ein wunderschöner, inspirierender, heller Geist und ganz sicher einer der erfolgreichsten und stärksten Redner und Seminarleiter im deutschsprachigen Raum.

Ich spreche heute mit Tobias über seinen Werdegang. Er vermittelt viele wertvolle Tipps für alle Menschen, die sichtbarer sein möchten, die mehr Erfolg möchten, und wir sprechen darüber, warum es so wichtig ist, darauf zu achten, mit welchen Menschen du wie viel Zeit verbringst.

Viel, viel Freude mit Tobias Beck. Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag, ihr lieben Zuhörerinnen und Zuhörer, in einer neuen Podcast-Episode meines Podcasts „Seelengevögelt“. Ich freue mich ganz besonders auf meinen heutigen Gast, Tobias Beck.

Tobias, als ich meinen Podcast gestartet habe, da habe ich einfach eine Umfrage gemacht und die Menschen sollten sagen: „Hey, wen möchte ich gerne als Gast bei dir sehen?“ Und da ist dein Name mit Abstand am häufigsten genannt worden. Da habe ich mich natürlich gefreut, weil das Gespräch, das wir in deinem Podcast hatten, habe ich auch noch sehr schön in Erinnerung.

Ich auch, und ich freue mich, hier zu sein. Ich finde den Begriff „Seelengevögelt“ schon so geil, quer und polarisierend. Dann lass uns mal über gefögelte Seelen sprechen. Tobias, für all die Menschen, die dich noch nicht kennen, wie würdest du einem Kind erklären, was du beruflich machst?

Einem Kind würde ich erklären: Ich erzähle Geschichten für Erwachsene. Also das, was die Kinder abends erleben, bevor sie schlafen gehen, und hoffentlich auch tagsüber, wenn Eltern ihnen Bücher vorlesen, anstatt die Kinder vor den Fernseher zu setzen.

Das mache ich für Erwachsene, um sie zum Nachdenken anzuregen, über das Leben zu sprechen und das Ganze so, dass Emotionen rüberkommen. Ich glaube, das würde ein Kind verstehen. Emotionen würde ich beschreiben, dass wir viel lachen gemeinsam und Dinge erlebbar machen.

Und wenn das Kind dich jetzt fragen würde: „Aber Onkel Tobias, warum machst du das? Macht es einfach Spaß, Geschichten zu erzählen?“ Da würde ich erst mal sagen, weil die meisten Erwachsenen vergessen haben, Kind zu sein.

Und ich würde dem Kind sagen: Schau mal, wie du da jetzt gerade sitzt mit offenem Mund und bei der Geschichte, die wir gerade gelesen haben, über ein hochnäsiges Schwein auf dem Bauernhof.

Und das ist so ein Schwein, das immer glaubt, alles besser zu wissen und von den anderen Tieren auf dem Hof überhaupt nicht ernst genommen wird. Ich erkläre den Kindern, dass Erwachsene das verloren haben und dass ich ähnliche Geschichten für Erwachsene erzähle, damit sie auch mal wieder lachen über das hochnäsige Schwein.

Und sollen die nur lachen oder magst du es, wenn sich danach etwas verändert? Ich mag am liebsten erstmal den Spiegel vorhalten, weil ich glaube, dass in dem Moment Veränderung greift, wenn Menschen wirklich durch die Tür gehen und auf meinen Seminaren machen wir das. Da gehen wir durch die Tür.

Beim Geschichten erzählen ist es, glaube ich, einmal ein Reinschauen in einen Raum, den viele noch gar nicht kennen, zu unterschiedlichen Themen, die wir einfach irgendwann verschlossen haben, weil wir uns nur noch in eine Richtung im Leben weiterentwickelt haben oder zumindest viele Leute. Und die Veränderung kommt meist natürlich ein bisschen später, wenn ich mich wirklich dann damit beschäftige.

Also es ist eher ein Türöffner. Jetzt weiß ich, du bist sehr erfolgreich, also bist für viele ein großes Vorbild für unsere etwas erwachseneren Zuhörerinnen und Zuhörer. Wie schafft man es, also wie kommt man dazu, mit Geschichten erzählen Geld zu verdienen und auch noch richtig erfolgreich zu sein?

Ja, ich glaube, was viele immer unterschätzen dabei ist der Weg davor. Ich habe vorher jahrelang in einem Vertrieb gearbeitet. Tag und Nacht, über wirklich mehrere Jahre, ein Vertrieb aufgebaut in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ging irgendwann ins Ausland, in die skandinavischen Länder bis nach Australien, in die USA. Und ich habe dort gemerkt, dass, wenn ich Menschen im Vertrieb motivieren wollte, ging das am besten über Geschichten, über greifbare Emotionen, wo sich Menschen wiedergefunden haben, anstatt über Zahlen, Daten und Fakten. Zumindest war das bei mir so. Und diese Erfahrungen habe ich dann hinterher in meine eigenen Seminare und in mein eigenes Business, das ich dann aufgebaut habe, gelegt. Viele sehen natürlich immer: Ja, guck mal hier, der spricht da 20 Minuten und die Halle steht Kopf. Das hat natürlich auch tausendmal gedauert, vor kleinen Räumen, bis dann irgendwann der große Raum da war. Und ja, das ist die Reise, die viele meistens nicht sehen und vielleicht auch nicht sehen wollen, weil wenn wir ehrlich sind, ist Public Speaking natürlich auch eine Dienstleistung für Menschen.

Ich habe gerade einen Artikel von Helene Fischer gelesen, fand ich total spannend. Wenn sie diesen Song singt, „Atemlos durch die Nacht“, geht sie halt 100 Prozent da rein. Gleichzeitig hat sie ihn schon tausende Male gesungen und ähnlich ist es bei einem Speaker eben auch.

Ich glaube, das Geheimnis ist, über Jahre das Herz da reinzulegen und dann ist es egal, ob du Speaker bist oder Schreiner oder Arzt oder Anwalt. Hauptsache, du liebst das, was du tust, und das fühlen Menschen.

Wenn du so zurückgehst, Tobias, in deiner Erinnerung, der kleine Tobias, gab es da schon Anzeichen dafür oder warst du ursprünglich immer jemand ganz anderes? Also mich interessiert das Thema Berufung sehr, weil ich ja glaube, dass der Samen für das, was wir letztendlich entfalten, wenn wir uns wirklich entfalten, eigentlich schon von Anfang an da war.

Das glaube ich auch. Ich hatte einen ziemlich schwierigen Kindergarten- und Schulstart. Ich war damals ziemlich kräftig, hatte eine ganz dicke Brille mit 5,5 Dioptrien, ein Auge war abgeklebt. Das war ein richtiger Gewinner.

Ja, ja, also ein richtiger Gewinner. Kinder können ja auch ziemlich hart und gemein sein. Also ich war da schon eher so der Außenseiter zwischendurch. Aber ich habe es immer geschafft, Menschen zum Lachen zu bringen, und das auch schon ganz, ganz früh. Eine der ersten Erinnerungen, die ich habe, die meine Eltern mir erzählen – und es ist immer so schwierig zu wissen, ob das jetzt wirklich meine eigene Erinnerung ist oder meine Eltern mir das so oft erzählt haben, dass ich es selbst sehe –, ist, dass wir, als ich drei oder vier war, im Frankreich-Urlaub gewesen sind, in so kleinen Wohnwagen irgendwo am Meer. Und abends kamen dann immer die anderen Leute bei uns in diesen Vorgarten und ich habe ihnen Geschichten erzählt, Witze erzählt, Blödsinn mit ihnen gemacht. Das ist so die erste Erinnerung, die ich ansprechen habe. Und dann waren wir, als ich acht Jahre alt war, in einem Ferienclub in Griechenland und da war ich in so einem Kinderclub und dann sollten die Kinder abends was vormachen. Die einen konnten toll malen und die anderen jonglieren und ich habe immer gesagt, ich kann nix. Und dann war da so ein Animateur und der hat zu mir gesagt: „Ja, kannst du Witze erzählen?“ Ich so: „Klar, kann ich Witze erzählen.“ Und das war so die Zeit, wo ich Otto Waalkes und Fips Asmussen und wie die alle hießen, rauf und runter zitieren konnte. Und aus diesem „Ich kann Witze erzählen“ ist in diesem Club eine Abendshow geworden. Ich habe mich auf einen Stuhl vor tausend Leute gesetzt mit dem Mikrofon und habe da eine anderthalb Stunden erzählt. Daran erinnere ich mich, das war vielleicht die Begabung, die ja schon da war.

Und kannst du dich erinnern, ob du damals schon so richtig einen Kick hattest? Weil also das ja ganz oft so ist, wenn wir unsere wirklichen Berufungen leben, dass dann, also ich sage immer, das schaltet wie so ein Turbo nochmal hinten.

Um ehrlich zu sein, war ich damals von Selbstzweifeln so zerrissen, dass ich das gar nicht gesehen habe, weil ich von einer Schule zur anderen gegangen bin, weil ich einfach so schlecht war. Und ich habe durch das System Schule irgendwann immer nur noch nach Fehlern gesucht, auch an mir. Und diesen Moment habe ich gar nicht so wahrgenommen. Das war ein bisschen später dann in der Gesamtschule. Da habe ich das erste Mal Theater gespielt, auch sehr spät, also das Jahr vor dem Abitur, da war ich so 17.

Da war ich nicht mehr ganz so kräftig und habe so gedacht, na ja, okay, es gibt so zwei, drei Dinge, die kann ich ganz gut: Deutsch, Englisch, Literatur. Und dann haben wir ein Theaterstück aufgeführt in der Schule und ich habe einen 80-jährigen Mann gespielt, der auf sein Leben zurückblickt.

Und während der Proben habe ich das auch, wie das meiste in meinem Leben bis dahin, nicht hinbekommen. Ich konnte keine Sachen auswendig lernen, weil mir irgendwann mal jemand gesagt hat: „Das kannst du nicht.“

Und dann war dieser Auftritt bei uns in der Aula, in der Gesamtschule in Wuppertal. Und dann bin ich da quasi ins Licht gegangen und habe gemerkt, dass plötzlich Menschen anfangen zu weinen. Erst zehn, dann fünfzehn, dann zwanz

ig und ich gucke irgendwann durch dieses Licht, also durch diesen Scheinwerfer nach oben und es ist mucksmäuschenstill. Und mein Lehrer, mein Theaterlehrer, der auch beim WDR war, der hat mich an der Hand nach hinten genommen und hat gesagt: „Hast du gesehen, was du gerade gemacht hast?“ Und ich so: „Nee.“ Und er hat gesagt: „Die haben das gefühlt.“ Und dann sind die Leute aufgestanden und haben Standing Ovations gegeben. Aber es hat dann immer noch mal fast sieben, acht Jahre gedauert, bis ich mich wieder getraut habe, vor eine Gruppe zu stellen, weil das Dunkel irgendwie doch größer war oder der Selbstzweifel oder die Angst, nicht genug zu sein oder nicht perfekt zu sein.

Wenn das jetzt gerade jemand hört, Tobi, der sagt: „Boah, ich würde auch gerne mal auf der Bühne im Licht stehen und ich würde auch gerne die Erfahrung haben.“ Oder: „Ich habe vielleicht sogar das Gefühl, ich könnte Menschen etwas fühlen lassen. Aber ich habe so viel Angst davor.“ Hast du einen Rat für so einen Menschen?

Wie immer im Leben gibt es ja nur einen einzigen Geheimtipp, und das ist, ich will unseren gemeinsamen Kollegen Hermann Scherer zitieren, weil es nicht mein Zitat ist: Bühne gibt halt Bühne.

Ich glaube, wenn dein – du hast es vorhin so schön gesagt – ich glaube, jeder hat so einen Samenkorn. Wenn das anfangen soll zu blühen, musst du dem natürlich eine Chance geben und auch das auf einen fruchtbaren Boden setzen. Und wenn du das Gefühl hast, auf eine Bühne zu gehen, dann ist es total wichtig, diesem Gefühl auch Raum zu geben und dir zwei Dinge vorher im Klaren zu werden oder klar zu machen. Das eine ist, dass du ohnehin kritisiert werden wirst. Also dieser Glaube daran, dass Menschen uns alle lieben werden, das stimmt einfach nicht. Also selbst bei einem Veit Lindau, der ja überhaupt keine Angriffsfläche eigentlich bietet, weil du bist ja…

Das muss so ein Sunnyboy wie du sein. Nein, aber ich meine, schau, worüber du sprichst, deine Themen. Du bist ja quasi die Liebe. Trotzdem bin ich mir sicher, wird es Leute geben, die sagen: „Oh, der spinnt, was will der mit seinen langen Haaren.“

Das ist das erste Mal, dass du damit rechnest, dass was passiert, dass dich nicht jeder mögen wird. Und das zweite ist zu realisieren, dass auf einer Bühne zu sprechen für mich mittlerweile die höchste Instanz der Persönlichkeitsentwicklung ist, weil unsere Stimme eine unglaubliche Kraft hat, wenn sie ehrlich ist. Und wenn sie auch andere Menschen überschwingt. Und da musst du dann einfach mal die Arschbacken zusammenkneifen und sagen: „Meine Stimme hat Platz in dieser Welt.“ Und wenn wir in die Geschichte gucken, alle, die wirklich was verändert haben, haben gesprochen, haben Menschen bewegt dadurch.

Ich finde es schön, dass du Stimme und Authentizität verknüpfst. Also einer meiner Lehrer hat mal gesagt: „Du hörst es an der Vibration einer Stimme, ob der Mensch weiß, wovon er spricht, ob er es wirklich lebt oder ob es eine Idee ist.“

Jetzt ist ja, glaube ich, ein Fallstrick für viele Menschen, merke ich immer wieder bei meinen Klienten, sozusagen zu denken: „Ich muss erstmal auf diese große Bühne und dann lege ich richtig los.“ Und in Wahrheit ist ja jedes gesprochene Wort eine Bühne. Und gerade das, was du gesagt hast, also diese Fähigkeit von uns oder auch den Mut zu haben, meine Stimme in die Sichtbarkeit zu bringen, in dem Gespräch mit meiner Liebsten, mit meinen Kindern, mit meinem Chef. Was wäre ein Rat von deiner Seite aus an einen Menschen, der sagt: „Ich fühle ganz oft so viel. Da ist ganz viel, aber ich habe keine Ahnung, wie ich voll in diese Authentizität komme.“

Also erstmal ist meine Erfahrung, dass dieser Fallstrick sogar die große Bühne sein kann. Dass Leute, die sich irgendwo einkaufen, um dann auf einer großen Bühne zu sprechen, aber das vorher nicht geübt haben. Und zwar genau das, was du gerade gesagt hast. Im Kleinen das Visier hochzuklappen, die Maske der Eitelkeit runterzunehmen, das Ego runterzuschlucken und sich wie mit einem Kind auseinanderzusetzen. Wenn du mit Kindern sprichst, die merken ja sofort, ob du ehrlich bist oder nicht. Oder ob du so eine Erwachsenheitsmaske aufsetzt. Und ich kann jedem nur wirklich raten, so viel wie möglich zu üben, das Herz zu öffnen. Das klingt so pathetisch, aber ich sehe den Unterschied jeden Tag bei Speakern. Ich bin ja auf so vielen Multispeaker-Events und diejenigen, die das schaffen, wirklich Emotionen zu transportieren, die haben das geübt. Das ist ein Handwerkszeug. Natürlich, eine gewisse Begabung ist toll, aber das zu üben, bei jedem Gespräch 100 Prozent Präsenz zu zeigen, das ist ja für viele schon schwer. Nicht aufs Handy zu gucken, nicht gleichzeitig vier andere Dinge zu tun. Kinder nehmen dir auch das total übel. Die sagen, wenn ein Kind was von dir will, die machen, mein Sohn eben, Papa, Papa, Papa, Papa, Papa, der zieht so lange an meinem Arm, bis ich merke: Oh Gott, ich war gar nicht 100 Prozent bei ihm, die fordern das ein. Erwachsene übrigens auch, die zeigen das nur anders, indem sie entweder zu dir kommen oder von dir weggehen und deshalb ist in jedem Gespräch eine Bühne. Ich weiß nicht, wie du es erlebst, aber ich erlebe das wie eine Art von Nachtmachen. Also, ich kann wirklich sagen, wenn ich auf eine Bühne gehe, egal wie groß sie ist oder wie klein, ich gebe alles. Manchmal geht es schief, manchmal geht es gut, aber ich mag es von der Bühne zu gehen und das Gefühl zu haben, okay, ich bin wirklich da gewesen.

Wie gehst du mit der Verletzbarkeit um, die ja dadurch auch entsteht? Also, wenn du eben keine Nummer abspulst, sondern… Und manchmal hast du ja auch einen Scheißtag.

Ja, ich muss jetzt ein bisschen lächeln, weil bei mir hat es wirklich erst das Nacktsein gebraucht, bevor ich entspannt performen konnte. Also, ich habe mit einem Coach gearbeitet in den USA und dann in Singapur und in Thailand, der mir gezeigt hat, dass dieses Visier runternehmen wesentlich schwieriger ist, als ich es jemals gedacht hätte. Also, wirklich ehrliche Emotionen auf einer Bühne zu zeigen, das ist so schwierig. Und dann noch in die Emotionen reinzugehen, aber nicht in der Emotion zu schwimmen, weil dann kommst du ja nicht wieder raus. Und das erzähle ich jetzt, ich weiß nicht, aber ich habe es laut schon mal gesagt, bei mir hat es wirklich erst Klick gemacht, als ich eine Übung gemacht habe, wo ich mich wirklich vor einer Gruppe nackt gemacht habe. Wo ich mich ausgezogen habe, entblättert habe, mich bewertbar gemacht habe und danach für mich erkannt habe, das ist ja jetzt wirklich verrückt, ich lebe ja noch, die haben mich ja gar nicht zerrissen. Und wenn die mich so akzeptieren, was kann ich dann erst tun, wenn ich mal wirklich loslasse und meine wirklichen, ehrlichen Emotionen auf die Bühne, auf ein Silbertablett lege für die Leute, die sie eben runternehmen müssen. Bei mir hat es da schon ein bisschen – na, Gewalt wäre jetzt der falsche Ausdruck –, aber mir wurde das schon runtergerissen, die Maske, natürlich mit meinem Wunsch dahinter, besser zu werden.

Also ist so krass, wenn man dir so zuhört. Also ich glaube, es ist auch das, was ich in unserem ersten Gespräch so gemocht habe, dass ich das Gefühl hatte: Okay, wir begegnen uns nicht in Rollen, sondern ich begegne einfach dem Menschen, Tobias.

Was ich so krass finde, ist, dass es eigentlich so etwas Einfaches ist und ich wette, jeder, der das gerade hört, sagt: „Logisch will ich das.“ Also wir wollen es alle und wie oft wir in unserem Leben so diese Masken vor uns hertragen. Die Frage ist halt, ob wir wirklich bereit sind, da durchzugehen. Das Wollen ist ja das eine. Ich erinnere mich an eine Situation in Taiwan. Ich belege halt immer solche crazy Seminare, weil ich dann, jedes Mal wenn ich bei so etwas war, komme ich ein bisschen näher an das Gefühl, wo ich sage: „Okay, Tobi, heute hast du wirklich mal annähernd 100 Prozent gegeben.“ 100 Prozent können wir nicht geben, weil es 100 Prozent aus meiner Sicht gar nicht gibt, sondern wir versuchen uns immer anzunähern. Und das war ein Seminar, wo ich auf der Bühne stand und mein Coach sagte zu mir: „Es ist deine Aufgabe jetzt, dass 40 Menschen in einem Raum hier vor dir, die nicht deine Sprache sprechen, dich fühlen, und zwar bis sie anfangen zu weinen. Das ist deine Aufgabe.“ Ich hab den angeguckt und gesagt: „Wie soll ich das machen?“ Und lustig war, dann bin ich in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Dann hab ich so Übersprunghandlungen gehabt, wirklich wie so ein Neunjähriger, hab angefangen, auf dem Boden rumzustampfen. Dann hab ich immer so an meinem Ring, an meinem Ehering, rumgedreht. Und das hat mir natürlich alles gespiegelt, ne? Das ist ein Trainer, der arbeitet sonst mit Hollywoodstars. Der sagt dann immer die ganze Zeit: „Don’t touch your

 ring, why are you moving? Stay connected, open your eyes.“ Und irgendwann hab ich angefangen, den anzuschreien. Ich hab gesagt: „Fuck you, ich kann das nicht. Was soll ich denn jetzt machen?“ Und der blieb halt total ruhig, mit seinen nach hinten gegelten weißen Haaren und sagt nur so: „Okay, fuck me, you still gonna make them cry.“ Und irgendwann, das dauerte dann mehrere Stunden, bekam ich dann die Zusatzaufgabe, ein deutsches Liebeslied zu singen vor einer chinesischen Audience. Und das geht nur, wenn du alles ablegst. Und es hat so lange gedauert, und als ich das dann geschafft hatte, mit einem Song – das ist ja das eine Ding, dir fällt ja in dem Moment auch nichts ein, wenn du da stehst im Licht –, dann hab ich gesagt: „Can I make a break?“ Nee, sagt er, dann ist das Seminar für dich vorbei. Ich sag: „Kann ich was trinken?“ Dann sagt er: „No, it’s no drinking time, it’s no pause time, it’s feeling time.“ Allein dieser Satz, in dem Moment, ich hätte den umhauen können. Dann kam ich auf Marianne Rosenberg, „Für dich soll’s rote Rosen regnen“. Ich weiß ja nicht, wer mich auf dieses Lied brachte. Und dann hab ich was gemacht, dann hab ich in dem Moment Bilder wirklich ehrlich von meinen Augen hochgeholt. Ich hab vor meinen Augen gesehen, wie Rita und ich am Tag unserer Hochzeit auf so einem Feld standen, und ich sehe meine Eltern – ich heule wieder –, meine Eltern kommen mit so einem Auto. Dann hab ich an die Geburt unseres Sohnes gedacht und an Familie. Und das habe ich in den Text „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ gelegt. Und dann haben die angefangen zu weinen. Und das war so crazy für mich, dass ich gemerkt habe: Ich muss nicht mal deren Sprache sprechen, um zu berühren. Und wenn ich davon ein Prozent morgen am Flughafen München für die Mitarbeiter mitnehme und die das fühlen, dann haben beide Seiten gewonnen.

Flughafen München, gutes Stichwort. Es ist ja auch eine gute Frage der Dosis. Also ich habe die Erfahrung gemacht, nicht jeder will diese Nacktheit. Also ich kann mich zum Beispiel erinnern, mein erster Abend bei Gedanken tanken, der ist aus meiner Sicht total nach hinten losgegangen, weil ich ein paar Leute unterschätzt habe, dass es ein anderes Publikum ist als das, was ich sonst gewohnt bin. So, wie machst du das? Also wenn du mal in dem Flughafen bist, die müssen da vielleicht kommen, die haben nichts dafür bezahlt, wie dosierst du das?

Also ich arbeite sehr gerne mit, und das will ich vielleicht noch kurz dazu sagen, also Public Speaking, und du machst das ja auch, ist auch sehr viel Handwerk. Also wir denken immer, das ist so mal eben gemacht. Ich nutze schon sehr viele Techniken oder zumindest Modelle in meinem Kopf. Ein Modell, das ich nutze, ist das Thermostat-Thermometer-Modell. Das heißt, ich gehe in den Raum rein von hinten, und das klingt jetzt ein bisschen spirituell. Ich fühle die Energie im Raum. Ich kann sie mir auch angucken, indem ich sehe: Schlafen die Leute? Gucken sie ins Handy oder sind sie präsent? Und fange dann auf der Bühne an, ganz, ganz langsam das Thermostat einzustellen, um damit die Temperatur im Raum zu regulieren. Und das mache ich mit Geschichten, indem ich entweder in den Humor gehe oder in die Selbstreflektion gehe, oder einfach dahin zu gehen, mich erstmal klein zu machen. Die meisten Redner, die auf die Bühne kommen und die auch bei solchen Veranstaltungen sprechen, die es nicht gelernt haben, die erzählen ja die ganze Zeit von sich und wie toll sie sind und was sie erfunden haben. Und ich sage meistens: Schön, dass ihr da seid, ich bin der Tobi, ich bin aus dem Kindergarten geflogen. Und dann ist das passiert. Und jetzt, wo wir uns schon so gut kennen und wir einfach nur Menschen sind, habe ich euch ein paar Dinge aus der Verhaltenspsychologie mitgebracht. Wollt ihr das hören? Also so dieses Nahbar sein. Ich bin ja auch kein Star, ich bin ja Diener dieser Gruppe. Und ich habe so den Eindruck, es gibt in dieser Szene viele, gerade auch in den USA, die verhalten sich halt wie so Rockstars, wo ich denke: Irgendwie komisch, weil die Leute, die da sitzen, die haben ja ein Ticket für dein Seminar gekauft oder was. Du bist ja jetzt so – was heißt jetzt so Starallüren? Und das war für mich so eine Warnung, auch solche kennenzulernen, einfach derjenige zu sein, der nahbar ist. Und das ist auch so ein Mittel: Nahbar sein am Flughafen München, dahin zu kommen und nicht zu sagen: Ich bin der geilste unter der Sonne, sondern: Lass mal eine gemeinsame Stunde Spaß haben. Und ich glaube, das fühlen die Leute, die hören das nicht, die sehen das nicht. Und das können wir bei dir im Seelengevögelt-Podcast sagen: Ich glaube, Menschen haben ganz, ganz feine Antennen für Energie. Und wenn sie fühlen, dass du es gut meinst und du die Energie im Raum anheben kannst und sie sich besser fühlen, alles top.

Schön, schön erklärt. Tobias, was mich in den letzten Jahren bewegt hat, also auch ausgelöst dadurch, dass ich selbst durch eine echt fette Krise auf verschiedenen Ebenen gegangen bin, ist die Frage: Wie gehst du mit der Rolle um, in der du dich befindest? Die eine Falle, die ich sehe, in dem Business, in dem wir unterwegs sind, ist die Rolle zu kommen: Ich muss derjenige sein, der Souveränität ausstrahlt. Ich muss derjenige sein, der den Menschen verkauft, dass ich alles im Griff habe. Wie gehst du damit um, wenn du solche Momente hast, wo du nicht weiter weißt und aber weißt: Okay, du musst heute Abend einfach auf die Bühne stehen. Blendet du das aus, nimmst du es mit?

Ich kann mich an eine Situation erinnern von einem Jahr, da war ich mit meiner Tourmanagerin Sintu unterwegs und habe über Nacht 40 Grad Fieber bekommen. Das kannte ich so gar nicht. Also keine Ahnung, was es war, Grippe wahrscheinlich, spirituell betrachtet, überladen, whatever. Und da habe ich in dem Moment an eine andere Geschichte aus meinem Leben gedacht, und zwar an Jobs oder Professionen, wo es ehrlich gesagt niemand interessiert, wie es dir geht. Und ich weiß noch nicht, ob es der richtige oder der falsche Weg ist, aber ich weiß gar nicht, wie das gekommen ist. Also eine Minute bevor ich auf die Bühne kam, ich habe wirklich gedacht, ich kann das nicht. Ich habe nassgeschwitzt, es ging einfach nicht. Und dann bin ich auf die Bühne gegangen und es war wie ein umgelegter Schalter, wahrscheinlich weil ich es auch so oft gemacht habe. Und die Geschichte, die dahinter steckte für mich mit der Souveränität: Ich war ja ein Jahr im Rettungsdienst bei der Feuerwehr. Ich kann mich an Nächte erinnern von 24-Stunden-Schichten, wo ich körperlich, seelisch, physisch nichts getrunken, nichts gegessen, ich konnte nicht mehr, ich war so weit drüber. Und das Universum ist ja manchmal auch eine Bitch, genau in dem Moment geht dieser Pieper los. Und du fährst zum nächsten Einsatz und es ist dann nichts, wo sich jemand den Finger geklemmt hat, das ist dann wieder eine Reanimation oder irgendwas, was richtig heavy ist. Da erinnere ich mich einfach daran, was in mir steckt, was immer noch an Leistungsreserve da ist. Und ich sage nicht, geh da immer dran. Nur in Momenten, wo du Souveränität ausstrahlen musst oder darfst vor einer Gruppe, weil dafür bist du ja da, sehe ich es ein bisschen auch als meine Aufgabe an. Ich weiß nicht, ob das gesund ist. Eine andere Story dazu: Ich war mit meiner kleinen Tochter im Krankenhaus. Die hatte einen Fieberkrampf und da sind wir auf eine Ärztin getroffen. Die hat auch einfach den Schalter umgelegt. Die war so gut und so schnell. Und ich war dann zwei Tage danach bei ihr in der Klinik und habe ihr Pralinen gebracht. Merci, diese große Packung. Und dann habe ich gesagt: Wahnsinn, wie Sie das gemacht haben. Und sie sagt: „Ja, ich will Ihnen noch was erzählen. Das war das Ende einer 36-Stunden-Schicht, weil ein Kollege nicht gekommen ist.“ Und das sind für mich Situationen, wo ich denke: Krass, bei ihr fragt auch keiner. Und ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir unsere Krisen, die ich genauso habe, kanalisieren können. Und deshalb sage ich auch immer: Erfolg beginnt bei mir zu Hause. Und ohne Rita und ohne die Kinder wäre das, was ich nach außen mache, unmöglich. Und ohne mein tolles Team, die mich auffangen, weil ich operativ gar nichts mehr mache.

Für mich ist das eigentlich so mit vielleicht eine der schönsten Erfahrungen: Wenn ich an dem Punkt bin, das Gefühl zu haben, es geht nicht mehr, durch diesen Akt des wirklich bewussten Dienstes ich nochmal in einen ganz anderen Raum von Kraft zu kommen, die ich zum Beispiel spirituell betrachtet auch nicht als meine Kraft bezeichnen würde, sondern die einfach stets zur Verfügung steht. Aber es ist eine irre schöne Erfahrung zu sehen, was dann alles geht.

Ja, ich brauche für sowas immer Modelle in meinem Kopf. Ich habe eine spirituelle Beraterin, die kommt aus Ungarn. Und die hat mir mal gesagt: „Tobi, in diesem Film Avatar, da

 docken sich die Avatare an diesen Lebensbaum an. Und es gibt Situationen, da bist du der Avatar. Und es gibt Situationen, da bist du für andere der Baum, je nach Energielevel.“ Sie hat damals auch zu mir gesagt: „Zum Beispiel Tobi, ich finde dein Bewohner-Modell toll. Trotzdem brauchen wir keine Feindbilder, um größer zu werden.“ Und seitdem habe ich diese Bewohner in diesem Modell auch aufgeteilt zwischen Menschen, die einfach meine Energie brauchen, weil sie nicht genug haben, wo ich gerne etwas abgebe, Freunde, Bekannte, denen es einfach aus irgendeinem Grund nicht gut geht. Dann gibt es Menschen, die sind neutral in dem Kästchen, lasst sie doch sein, wie sie sind, lasst sie doch übers Wetter meckern. Kann ich einfach gehen und mich wegdrehen. Die, wo ich immer noch Herausforderungen für mich habe, sind die 30 Jahre lang sagen: „Oh, jetzt schon wieder Schokolade im Supermarkt, ist ja erst Oktober.“ Für solche Gespräche habe ich einfach keine Zeit und sie hat mir das sehr, sehr gut erklärt. Es gibt Momente, da gibst du Schatten und es gibt Momente, da brauchst du Schatten. Und für beides im Leben auch was zu haben, wo du hingehen kannst und wo du geben kannst. Das ist, glaube ich, die Magie für mich.

Du hast jetzt schon schön übergeleitet. Hinter dir steht’s ja auch: Bewohnerfrei. Also ich, dass ich das erste Mal gehört habe, dachte ich, ungewöhnlicher Titel. Was meint der Typ damit? Was meint der Typ mit Bewohnerfrei? Mittlerweile habe ich eine Ahnung, ich habe mich auch schlau gemacht. Aber magst du es unseren Zuhörern einfach nochmal kurz erklären? Also so heißt auch dein Podcast, deine Vorträge heißen zum Teil so. Bewohnerfrei. Die meisten würden sagen: „Nee, ich will aber mit Leuten zusammen wohnen.“

Ja, das dürfen wir auch. Wir dürfen sogar sehr, sehr gerne mit Leuten zusammen wohnen. Im Idealfall halt mit den richtigen. Ich habe mal einen Niederländischkurs an der Volkshochschule in Wuppertal gemacht. Ich weiß nicht, ob du das kennst, es gibt so Kurse, wo der Lehrer einfach so schlecht ist, dass du einfach nur noch nach vorne irgendwas anstarren musst, sonst schläfst du halt ein. Und dort an dieser Wand hängt ein Diagramm und da hängt: „Unsere Schüler der Volkshochschule Wuppertal: Es gibt verschiedene Typen“ und dann war so ein Quadrant und da stand unten links: „Es gibt Leute, die kommen hierhin, die können nicht und die wollen nicht.“ Und dann gibt es welche, die können, wollen aber nicht. Und dann geht es immer weiter, bis zu denen, die eben wollen und können. Dann habe ich die ganze Zeit angeguckt, habe gedacht: Das ist schon ein cooles Modell, aber irgendwie versteht ja so keiner. Und dann bin ich rausgegangen und direkt gegenüber war ein Altersheim und da stand, wie es manchmal so gibt, nur Zufälle im Leben oder eben auch nicht: Bewohnerfest. Ich stand da drüber und dann bin ich so weitergefahren. Und dann, da war zu meinem Fiat Uno, hast du gedacht: Bewohner, ja Bewohner sind so, die bewohnen so Räume, die bringen so ihren Körper irgendwo mit hin. Und dann habe ich dieses Modell entwickelt, ob ich das im Nachgang nochmal so nennen würde, weiß ich nicht. Es gibt mittlerweile einfach eine große Community von Menschen, die sagen: „Ja, ich helfe dir, ich gebe an andere zurück. Ich möchte mich aber gleichzeitig nicht runterziehen lassen, weil du die Apothekenrundschau liest.“ Und darum geht es ein bisschen in dem Modell. Es gibt ja auch nicht nur den Bewohner, es gibt ja auch noch die Ameise, das wären jetzt die Neutralen, von denen ich vorhin gesprochen habe. Energieausgleich, beide sind so im Austauschfeld. Dann gibt es die Diamanten. Leute, die zu dir zum Seminar kommen, das sind Leute, die sind in der Diamantenschleifmaschine. Die wollen einfach mehr vom Leben. Und ich glaube, dass das in jedem auch steckt, mehr zu wollen. Beeindruckend ist, die Flamme halt erloschen oder sie wurden eingewickelt von der Schule, vom Arbeitgeber. Deshalb gibt es ja auch Persönlichkeitsentwicklung, muss man wieder entwickeln dann. Und dann gibt es den Superstar, Menschen wie Rita oder wie du, die ein Bett bauen für andere, wo sie sich darin entwickeln können. Und das ist so die Reise der Persönlichkeitsentwicklung. Für mich natürlich der Mensch, mit dem ich am liebsten Zeit verbringe, Leute, die ihr Ego zurücknehmen und etwas für andere tun und sich nicht selbst als Zweck aller Mittel sehen. So kann ich es am einfachsten erklären.

Es ist ja ein heißes Eisen, weil die meisten von uns haben gelernt, also es gehört einfach zu einer guten Freundschaft dazu, dass ich das aussitze. Also ich sehe es genauso wie du. Also für mich ist, ich mache das fast physisch wahnsinnig, wenn ich zum Beispiel im Restaurant Gespräche höre, am Nachbartisch, und ich denke, da haben Menschen einfach ihr Dasein geparkt. Im besten Fall noch oder ziehen sich runter. Und ich finde es krass, wie wir mit diesem Potenzial umgehen. Aber jetzt gibt es ja auch andere Konzepte, spirituell wieder die sagen, liebe alle, liebe alle und heiße alle willkommen. Was machst du denn, wenn Menschen in dein Leben treten? Die wollen nicht und die können nicht.

Ich bin da mittlerweile, glaube ich, sehr direkt geworden. Also wenn sich im Zug jemand, das ist ein klassisches Beispiel, Zug oder Flugzeug, setze ich erstmal an jede Situation neutral ran, weil ich gelernt habe, dass aus einem Gespräch im Zug die Freundschaft meines Lebens werden kann. Ich habe Leute kennengelernt, mit denen bin ich seit 20 Jahren richtig eng befreundet, die saßen im Flieger neben mir. Deshalb sind noch nicht alle Leute im Flugzeug blöd. Das ist ja Schwachsinn. Sondern dann zu gucken, wohin geht dieses Gespräch. Wenn ich mich hinsetze und derjenige sagt sofort im Erstkontakt: „Normalerweise ist der Flugzeug nach München immer zu spät.“ Hat der schon mal einen Pluspunkt? Nee, weil wenn der Flieger nicht zu spät ist, weiß ich schon, wo das hingeht. Dann fängt der an, mir jetzt seinen mentalen Hausmüll in den Kopf zu kippen, eine halbe Stunde. Und da habe ich gelernt, die Zeit, die nutze ich lieber und höre den Seelengevögelt-Podcast. Da habe ich mehr von, der hat mehr davon. Und jetzt wird es wichtig, und das ist vielleicht für die Zuhörer ganz interessant: Psychologisch ist es so, dass wir unser Umfeld von morgens bis abends scannen und adaptieren und über die Spiegelneuronen – das ist, wenn der eine gähnt, gähnt der andere auch, wenn du eine Verbindung zu der Person hast – nehme ich das Verhalten von anderen Menschen wahr und jetzt kommt das Gemeine an Studien: auf Dauer an. Das heißt, je mehr Zeit du mit Menschen verbringst, die ist in deiner Höhle, unser Gehirn hat sich ja seit Tausenden von Jahren nicht weiterentwickelt, und du bist eben der Durchschnitt derer in der Höhle. Das ist natürlich nur Statistik, du kannst auch einen Bewohnerfreund haben. Was du machst, ist mir egal. Wichtig ist nur, sich dessen bewusst zu werden, was passiert. Und ich habe den größten Sprung in meiner Karriere auch gemacht, als ich angefangen habe, auch Leuten gut beizusagen. Und zwar mit einem netten Telefonat: „Ich glaube, wir sind in unterschiedlichen Lebensmodellen unterwegs. Ich liebe dich, wir sind Freunde, ich glaube nur nicht, dass es für uns beide Sinn macht, gemeinsam viel Zeit zu verbringen, weil ich habe einfach andere Lebensthemen als du.“ Und dann kommen neue Menschen ins Leben und das ist sehr faszinierend, was dann passiert. Ich sage aber nicht, trenne dich von allen Leuten, das wäre ja Blödsinn.

Was ist mit Verwandten? Wo du eine richtige Party hast, die auf einer gewissen Ebene sagen: „Hey, die letzten zehn Jahre, ich will mich nicht mehr verändern. Ich will einfach über den Alten herziehen.“

Ja, ich glaube, das Universum hat mir ein paar Verwandte geschenkt, an denen ich wirklich wachsen darf, und ich reduziere da die Gespräche auf das, was gerade im Raum ist. Ich nenne das immer das Rindemodell. Das heißt, wenn man bei einem Baum so eine Rinde anguckt, bleibe ich am äußeren Ring. Das schützt mich auch. Wir reden dann über den Kuchen und über das Kind und sobald ihr anfangt: „Ja, und wie läuft es hier, motivierst du mich schon mal. Hör mal, du bist bei der Thalia, hast ein Buch geschrieben, on-off, bei uns am Bahnhof, da gibt es sogar Leute, die kaufen das.“ Ich gehe einfach auf diese Themen dann nicht ein. Ich sage dann: „Du, mir geht es gut, wie sieht es denn bei dir aus?“ Ich weiß ja, worauf es hinausläuft und da bin ich ehrlich. Habe ich meine Zeit echt reduziert und bin lieber mit Menschen zusammen, mit denen ich mich gut fühle und die Person sich auch bei mir gut fühlt.

Cool. Tobias, du kommst ja viel rum, du hast Kontakt zu vielen Menschen. Wie berührt dich das auch in deiner Arbeit, was in unserer Gesellschaft passiert? Machst du dir Gedanken über das, was in den nächsten 10, 20 Jahren sehr wahrscheinlich in unserer Gesellschaft passiert? Und ich weiß, es ist ein ries

iges Thema, da können wir jetzt locker eine neue Session machen. Aber was glaubst du, was für Menschen in den kommenden 10 Jahren wichtig sein wird?

Also erst mal möchte ich sagen, dass wir uns der Illusion nicht hingeben dürfen, zu denken, dass das, was du gerade formuliert hast, wirklich in der Gesellschaft angekommen ist. Wenn wir in einem Zeitalter leben, wo uns der Algorithmus von Facebook und Instagram und YouTube natürlich immer die Menschen vor die Füße spielt, die so denken wie wir, neigen wir dazu zu sagen: „Ach, ist doch alles gut“ und ich bin ein Verfechter darauf, das Gute zu gucken. Gleichzeitig weiß ich, dass wir die größte Verantwortung gerade haben, wo wir auf diesem geliehenen Planeten hier zumindest in unserer Art etwas ändern können. Und wenn wir das nicht tun, glaube ich – und das ist noch viel geschärfter worden, nachdem ich die Kinder bekommen habe –, wäre es wirklich verwerflich und im höchsten Grade egoistisch, nichts zu tun. Für mich sind das mehrere große Themen, in die ich mich reingestürzt habe. Das eine ist der Plastikmüll im Meer, weil wir zu einem großen Teil aus Wasser bestehen und alles, wir sind der blaue Planet und wenn wir das nicht hinbekommen, können wir hier in ein paar Jahrzehnten zu machen. Gleichzeitig glaube ich, dass wir es hinbekommen, weil es passiert ja auch was, aber das Bewusstsein zu schärfen und Erfolg beginnt ja immer zu Hause. Es ist ja so einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir haben halt irgendwann angefangen, unseren Haushalt umzustellen auf Glas, so weit es eben geht. Wir sind nicht die perfekten Menschen, weil auch hier – ich habe mich zum Beispiel tierisch aufgeregt, als mein Buch jetzt verschickt wurde, dass da eine Plastikfolie drum war. Ich habe im Verlag angerufen, ich habe gesagt: „Sag mal, hakt’s bei euch noch, seid ihr wahnsinnig? Wenn ein Zehntausender an WeAreTheOcean Clean-Up geht und ihr macht um mein Buch eine Plastikfolie drum“, und das sind halt die Dinge, ja, da hab ich vorher nicht nachgefragt, my blame. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es so ist. Dann kommt es ja: „Aber da ist ja ein grüner Punkt drauf.“ Es geht darum, Dinge ins Bewusstsein zu holen, und das eine ist bei mir dieser Umweltaspekt, das zweite ist diese Abgrenzung anderen Menschen gegenüber, Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Ich weiß, ich mach mich mit Sicherheit bei vielen auch unbeliebt, wenn ich das jetzt sage: Ich wäre der Erste, der mit meiner Familie einen Koffer packt und losrennt, wenn was wäre. Und ich glaube, da kann sich auch keiner von frei machen. Und wenn wir mal verstanden haben, dass wir alle aus Sternenstaub bestehen, und dass ich ein Finger meiner Hand, weil das ist der Äthiopier, der hierhin kommt, den kann ich nicht abschneiden, das blutet und tut weh, wir sind ja Brüder. Und jetzt werden wieder Leute sagen: „Ja, Tobi, was tust du denn für die?“ Das, was aktuell in meinem Ermessen steht, Menschen Chancen zu geben in meinem Unternehmen, kleine Dinge zu tun und nicht einfach weiter nach vorne zu preschen, und junge Leute, wir machen Masterclasses für Youngstars, wo wir über Mobbing sprechen, dass sich Jugendliche schützend um andere herumstellen. Ich erzähle dort dann oder lasse Menschen Geschichten erzählen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, wie die sich gefühlt haben am ersten Schultag, um das auszulösen bei Jugendlichen. Also das Thema ist sehr, sehr groß. Mir geht es darum, dass jeder, der hier zuhört, sich ein Thema nimmt, wo er sagt: „Das kann ich nicht mehr akzeptieren, und da gebe ich jetzt ein bisschen meine Energie rein.“ Und ich weiß, wie viel die Leute arbeiten und wie viel sie noch für ihre Familie tun müssen. So ein bisschen Zeit in ein Projekt, und wenn das alle machen, dann sind wir viel weiter als jetzt.

Danke, finde ich richtig gut, berührt mich. Ich wusste mir immer so ein paar Tische. Ich mag natürlich, dass wir den, du hast bestimmt einen Link für das Plastik. Das ist übrigens eine spannende Story. Kennst du die von dem Niederländer?

Ja, der hat bei uns auch schon mal einen Preis gewonnen, weil vor vielen Jahren haben sie ihn alle noch für einen Spinner gehalten. Und jetzt ist ja vor Kalifornien, ist ja das Projekt rausgegangen. Bojan Slat für alle, die es nicht kennen, hat Raketentechnik studiert. Und am Tag des Abschlusses hat er sich dieses Mikro da geschnappt oder hat sich vor die Leute gestellt – die Holländer machen das ja auch mit diesen Hüten, die sie dann werfen – und hat gesagt: „Ich weiß jetzt, wie wir andere Planeten besiedeln, wie wir da Raketen hochschicken. Ich nutze mein Wissen, um hier auf der Erde anzufangen.“ Wie kraftvoll ist das? Das ist in meinem Modell ein Superstar. Also kommt auf jeden Fall ein Link unter diesem Podcast für die Menschen, die sagen: „Hey, das wäre eventuell ein Bereich für mich, in dem ich aktiv sein möchte.“

Ich würde ganz kurz noch über dein Buch sprechen, das gerade, ich glaube, es ist noch gar nicht offiziell raus. Nächste Woche. Magst du kurz was dazu sagen, weil wenn der Podcast rauskommt, dann ist es ja auf jeden Fall schon draußen.

Ja, „Unbox Your Life“ heißt das, was vielleicht bis dahin ohne Plastikfolie kommt. Ich würde mich freuen, da siehst du, da ist eine Box mit Konfetti. Ich glaube, kurz zusammengefasst ist es ein netter Blick in den Spiegel zu den ganzen Themen, die wir vorhin besprochen haben. Ein bisschen Konfetti ins Leben streuen, und zwar nicht nur in deins, sondern eben auch in das Leben der Menschen, mit denen wir uns umgeben. Zu erkennen, dass das Lebensrad nicht nur in einem Teil ist. Ich kenne viele Leute, die sagen: „Ich hasse, ich mache ein Start-up.“ Ja, wie sieht es aus mit der Verbindung zu deinem Schöpfer oder dem großen Ganzen? Wie sieht es aus mit deiner Spiritualität, mit deinem Körper, mit deinem Zurückgeben? Und dieses Buch ist eins, das kannst du lesen oder jemandem schenken, der vielleicht in Unfrieden mit seinen Eltern ist. Oder der kann viel, viel mehr und lässt es nicht raus. Und es ist eine Mischung aus Workbook, Comic und Geschichten, die zum Lachen und Nachdenken anregen. Ja, das ist „Unbox Your Life“.

Cool, packen wir auch drunter unter den Podcast. Danke schön. Zum Abschluss habe ich drei Fragen für dich, die stelle ich jedem Gast. Erste Frage: Wenn du dein Leben, also den Grundgeschmack deines Lebens, in einem Credo fassen solltest. Also etwas, was dein Leben ausmacht. Wie lautet das?

Das ist eine sehr gute Frage. Ich will so sagen, dass wenn das hier mal alles vorbei ist, möchte ich nur ein Wort sagen können. Und das ist: Danke. Ich glaube, da reicht ein Wort. Ja, Danke. Das war echt toll hier. Danke.

Tobias, wenn ihr euch vorstellt, wenn der Moment mal gekommen ist, du hast Danke gesagt und du trittst ab und deine besten Freunde, die Menschen, die dich am meisten geliebt haben, die stehen an deinem Grab und die versuchen nochmal, die drei bemerkenswertesten Qualitäten von dir herauszufinden. Auf welche würden die sich einigen?

Tobi war bis zum letzten Moment ein Träumer und jemand, der sich geweigert hat, bis zu seinem hoffentlich 89. Lebensjahr oder wann da auch immer die Zeit abgelaufen ist, das Peter-Pan-Syndrom loszuwerden, sich geweigert hat, erwachsen zu werden. Das werden sie sagen. Sie werden sagen, dass ich in den letzten, keine Ahnung wie viele Jahre es dann sind, vielen Menschen eine Bühne gegeben habe, die dann in ihrer Art, nicht in Tobis Art, damit zur besten Version ihrer selbst in ihrer eigenen Welt gekommen sind, und dass ich mir nie das Lachen habe nehmen lassen, auch in den ganz schwierigen Situationen.

Danke. Das geht schon in die letzte Frage über. Wenn du mal gehst, was hat sich durch dich auf der Welt verändert?

Wenn ich mir so diesen Grabsteinspruch vorstelle, was sich verändert hat, ist, dass ich nicht müde geworden bin, auf Dinge hinzuweisen, dass ich auch bis zur völligen Erschöpfung oft nicht müde geworden bin, an Menschen durch Worte und Emotionen zu schütteln, sodass viele Menschen nach meinen Vorträgen nach Hause gehen, ihren Partner in den Arm nehmen und sagen: „Alles beginnt zu Hause.“ Und am letzten Tag, wenn wir hier gehen, ist auch nur noch die Familie um dich herum. Und deshalb: Frieden und Erfolg beginnt in der Familie. Und dafür war ich dann eine Botschaft und habe das auch selber mit meiner Familie vorgemacht und nicht nur gelabert.

Alter, ich danke dir ganz toll. Es tut mir gerade so gut, so einem Mann wie dir zu begegnen.

Danke schön. Ich habe mal gelesen, die Chinesen, die sagen: „Du musst bei dir vor der Türe sauber machen und dann den Nachbarn anstecken und dann den Nachbarn anstecken und irgendwann ist die Straße sauber und dann der Stadtteil.“ Ich glaube, dass Erfolg wirklich da beginnt. Es ist sogar einfacher in der Firma und in dem Business. Zu Hause ist nicht immer einfach.

Dafür haben wir unsere Frauen.

Ja, genau. Oder dich mit deinen tollen Seminaren. Da geht es ja ganz viel darum

.

Ja, aber bei mir ist es immer Andrea gewesen, die dann direkt der Testlehrer war. Weißt du, ob ich das, was ich da so wunderbar auf der Bühne erklären kann, tatsächlich auch lebe. Und dafür bin ich ehrlich dankbar.

Wow, ja. Was wären wir ohne die, ne? Ich freue mich schon darauf, Rita kennenzulernen. Danke für das Gespräch und danke allen, die gerade zugehört haben.

Danke euch.

In deinem Leben einen kleinen, guten Unterschied zu bewirken.

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