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Die Kraft von NEIN | Vier Buchstaben, die dich radikal befreien | Folge 235

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Die Kraft von NEIN | Vier Buchstaben, die dich radikal befreien | Folge 235

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

„Hey ihr Lieben, ich wünsche euch einen wundervollen Tag. Hier ist Veit mit der sage und schreibe 235. Podcast-Folge meines Podcasts *Seelengevögelt – für die Rebellen und Reellinnen des Geistes*.

Das ist so eine krasse Zahl für mich, weil ich mich noch richtig gut an den Moment erinnern kann, als ich angefangen habe. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um all den Menschen, die diesem Podcast die Treue zeigen und mir immer wieder so schönes Feedback schicken, Danke zu sagen.

Es macht mir wirklich ganz viel Spaß, für euch diese Lektionen aufzunehmen. Heute habe ich eine, die es in sich hat, die sehr gesund und vital ist. Ich möchte mit dir über die Power eines Wortes sprechen, das eigentlich nur aus vier Buchstaben besteht.

Ich möchte heute mit dir über den Sinn und die Kraft deines Neins sprechen. Ich möchte mit dir erforschen, warum es uns manchmal so schwer fällt, Nein zu sagen, warum es konstruktiv und positiv ist, Nein zu sagen, und warum tatsächlich unser Nein ganz häufig das Fundament für ein gesundes Ja ist.

Also viel Spaß bei dieser Podcast-Folge und trau dich mal öfter, klar Nein zu sagen. Wann hast du das letzte Mal in deinem Leben ganz bewusst Nein gesagt? Nein zu etwas, was dir geschadet hat, zum Beispiel Nein zu einer Sucht, zu einer Ablenkung, Nein, aber auch vielleicht noch heikler, Nein zu einem anderen Menschen.

Nein zu einer Freundschaft, nein zu einem ganz bestimmten Gespräch, nein zu einem ganz bestimmten Projekt. Wie ging es dir damit? Hat es sich rund angefühlt, war es okay für dich, oder hattest du vielleicht ein schlechtes Gewissen? Musstest du erst richtig kämpfen, bis du überhaupt zu diesem Nein vorgedrungen bist?

Viele Menschen haben ein extremes Problem damit, Nein zu sagen, und ich möchte heute gern mit dir beleuchten, woher das kommt. Dafür ist es wichtig, den Begriff Objektifizierung zu verstehen.

Laut Professor Gerhard Hüther besteht dahinter ein Prozess, den wir in unserer Kindheit erfahren haben. Wir werden von Subjekten, die von innen heraus leben, zu Objekten, die von außen heraus bestimmt werden.

Wenn du mit kleinen Kindern zu tun hast, dann weißt du, solange sie nicht erzogen werden, haben sie null Probleme damit, Nein zu sagen. Und manchmal machen sie das auf eine Weise, bei der wir denken: „Oh mein Gott.“

Nein, ich möchte nicht neben Tante Erna sitzen, die stinkt. Nein, ich möchte mich nicht mit Onkel Hans unterhalten, der ist langweilig. Kinder sind, wie wir sagen, grausam, aber letztendlich sind Kinder vor allem eines: ehrlich.

Und was sie machen, ist, dass sie die Wahrheit teilen, die sie im Inneren empfinden. Was dann passiert, ist, dass die meisten von uns durch Eltern, die nicht mehr stark genug sind, weil sie selbst objektifiziert wurden und deswegen unser Nein, unsere Ehrlichkeit nicht aushalten, erzogen werden.

Erzogen werden bedeutet bei den meisten von uns, dass uns beigebracht wird, an Stellen, wo wir eigentlich ein Nein spüren, über dieses Nein hinwegzugehen. Ich musste zum Beispiel früher Dinge essen, die ich nicht essen wollte.

Was für ein Wahnsinn. Ich musste mich für Hobbys interessieren, die mich nicht wirklich interessiert haben. Ich musste im Unterricht Sachen machen, auf die ich keinen Bock hatte. Jedes Mal dann, wenn der Wille eines Kindes gebrochen wird, entsteht noch mehr das Gefühl von „Ich bin eigentlich ein Objekt im Spiel von jemand anderem.“

Der Lehrer fragt nicht, was ich heute machen will, sondern sagt mir, was ich zu machen habe. Meine Eltern fragen mich nicht: „Hey, was willst du am Wochenende machen?“ sondern sagen: „Wir gehen jetzt spazieren,“ egal ob das Kind Lust hat oder nicht.

So entsteht eine Objektifizierung. Das Problem daran ist, dass wenn du aus der Schule rauskommst, du diese innere Haltung so verinnerlicht hast, dass sie deine eigene geworden ist. Das heißt, du gehst jetzt raus in die Welt und betrachtest dich selbst als ein Objekt in all den Systemen, in denen du tagtäglich funktionierst.

Als ein Objekt in deiner Familie, als ein Objekt in deiner Arbeit und so weiter. Wir betrachten andere wiederum als Objekte in unserem Spiel. Das heißt, wir fragen nicht mehr wirklich, was der andere will, sondern erwarten, dass er unser Spiel bedient.

Diese Objektifizierung trifft jetzt wiederum auf eine Leistungsgesellschaft, die ganz, ganz viel von uns fordert, die von uns erwartet, dass wir permanent verfügbar sind. Ich habe mich gerade gestern mit Andrea darüber unterhalten. Wir gehören ja noch zu den Generationen, die, wenn wir telefonieren wollten, in eine Telefonzelle gehen mussten.

Manche von euch können sich sicher noch daran erinnern. Das heißt, bei uns zu Hause gab es kein Telefon. Es hat nicht geklingelt, okay? Versucht euch das mal vorzustellen, gerade die Jüngeren unter euch. Wahrscheinlich bekommt ihr jetzt Schnappatmung und Panik, aber glaubt mir, wir haben richtig gut damit überlebt.

In Berlin war es zum Beispiel damals so, dass wenn ich meinen Freund treffen wollte, ich mir das Fahrrad geschnappt und zu seiner Wohnung gefahren bin. Wenn ich Glück hatte, war er da.

Wenn nicht, gab es so eine kleine Papierrolle in der Tür und dann habe ich drauf geschrieben: „Hey, war gerade da, wollen wir uns treffen?“ Und wenn ich Pech hatte, war er gerade in derselben Zeit bei mir.

Aber definitiv hatte ich damals noch nicht das Problem, permanent verfügbar sein zu müssen. Heute haben wir das Gefühl, dass wir mitmachen müssen. Wir stehen unter einem offensichtlichen, tatsächlich konkret existierenden Leistungsdruck oder aber einem gefühlten Leistungsdruck.

Und dann kommt noch dazu, dass viele von uns dazu erzogen worden sind, aus Höflichkeit Ja zu sagen. Das gilt als Höflichkeit. Zieh dir das mal rein. Ja zu sagen, wenn du eigentlich Nein fühlst. Und so kommt es dazu, dass das Nein in uns, was wir manchmal spüren, erstens ziemlich schnell wegrutscht und zweitens negativ behaftet ist, mit drastischen Folgen.

Viele, viele Menschen heutzutage und ich bitte dich, diese Folge ehrlich und aufmerksam zu nutzen, um für dich zu schauen, ob das auf dich zutrifft, weil das ist ein Riesenproblem, Leute. Viele Menschen heutzutage haben ein Problem, Nein zu sagen gegenüber Informationen.

Wir haben das Gefühl, wir verpassen etwas, wenn wir nicht ständig auf Instagram oder Facebook unterwegs sind. Wir haben das Gefühl, wir dürfen nicht Nein auf der Arbeit sagen. Wir haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir auf der Arbeit gehen und uns ausruhen wollen. Wir haben das Gefühl, wir müssen Gespräche führen, auf die wir eigentlich gar keinen Bock haben. Wann hast du das letzte Mal, wenn du mal ganz ehrlich bist, in einem Gespräch gesessen, bei dem du innerlich gespürt hast: „Wenn ich ehrlich bin, das geht mir am Arsch vorbei.“

Und doch hast du es ausgesessen. Was für ein Wahnsinn, zieh dir das mal rein. Da kommen zwei geistige Titanen zusammen, die über Sex, Gott, Erleuchtung sprechen könnten. Sie kommen zusammen, langweilen sich sehr wahrscheinlich sogar gegenseitig, haben vielleicht eigentlich überhaupt keinen echten Bock auf dieses Gespräch und trauen sich nicht, Nein zu sagen.

Wir kaufen ganz, ganz viele Dinge, weil unser Nein zu schwach ist, weil wir uns verführen lassen. Wir wissen sogar, wir denken sogar: „Hey, ganz ehrlich, ich brauche das nicht,“ aber der Impuls, das jetzt einfach zu kaufen, ist einfacher, als es nicht zu tun.

Wir wissen, dass es keinen Sinn macht, permanent aufs Handy zu gucken, aber der Impuls, es zu tun, ist groß. Also sagen wir viel zu oft Ja zur Ablenkung, viel zu oft Ja zu Arbeiten, die uns überfordern, viel zu oft Ja zu Dingen, die für uns keinen Sinn ergeben.

Und das wiederum führt dazu, dass wir nicht zur Ruhe kommen. Der Clou an Flow-Zuständen ist, dass sie sich eigentlich ganz natürlich einstellen, wenn wir alles entfernen, was schadet. So etwas, was Flow kaputt macht, ist die Unfähigkeit, Nein zu sagen.

Wenn du immer mehr annimmst, immer wieder Ja sagst, kommst du einfach nicht zur Ruhe. Dein System kann sich nicht entspannen. Du schläfst nicht genug, weil du vielleicht noch nachts wach liegst und über all die Dinge nachdenkst, zu denen du Ja gesagt hast.

Du ärgerst dich vielleicht im Nachhinein, dass du Ja gesagt hast und morgen sagst du wieder Ja. Wenn wir nicht genug Nein sagen, entwickeln wir Stress. Es kommt zu Burnout, es kommt zu Frust, zu chronischem Frust und eventuell auch zu Depressionen.

Menschen, die ganz, ganz häufig Ja sagen zu Dingen, die sie eigentlich gar nicht wollen, können auch kein klar herausformuliertes Selbst entwickeln, weil wir nicht mehr wissen, wer wir sind, wenn wir überall mitmachen.

Wir wissen, was die anderen wollen. Wir wissen, was in der Gesellschaft passiert, aber wir haben keine Ahnung, wer wir sind. Dafür brauchen wir eben nicht einfach nur ein Ja, sondern wir brauchen auch ein Nein.

Und auch wenn wir denken, wir würden den anderen schonen, wenn wir nicht Nein sagen, die Wahrheit ist, Menschen, die unfähig sind, Nein zu sagen, kreieren koabhängige Beziehungen. Denn immer dann, wenn du Ja sagst zu etwas, was sich eigentlich nicht sauber anfü

hlt, was du nicht willst, nimmst du sehr wahrscheinlich gerade dem anderen etwas ab und versuchst, dich vor bestimmten Gefühlen zu schützen.

Koabhängige Beziehungen sind Beziehungen mit Menschen, die nicht Nein sagen können. Warum ist das so? Erstens nochmal, weil wir darauf konditioniert worden sind, uns selbst als Objekte zu betrachten.

Das heißt, viele von uns kriegen es gar nicht mit, dass sie Ja sagen zu etwas, was sie eigentlich gar nicht wollen. Aus einer Metaperspektive könnten wir sogar sagen, diese ganze Gesellschaft, die wir aufgebaut haben, funktioniert nur so, weil die meisten Menschen nicht wirklich zu ihrem Nein stehen, weil wir zum Beispiel, obwohl wir das Gefühl haben, hey, irgendwas funktioniert mit diesem Erziehungssystem nicht, 

unsere Kinder weiterhin in diese Schulen schicken. Okay? Und ich weiß, das ist ein heikles Thema. Aber erst mal muss das Nein dazu richtig in uns ankommen, weil wir ganz, ganz viele Frauen haben, die in Familien immer noch ganz, ganz viele faule Kompromisse eingehen.

Hinter Kompromissen steckt immer ein nicht wirklich ausgesprochenes Nein. Wir haben unzählige Frauen und Männer, die zur Arbeit gehen, von der sie innerlich denken: Nein, nein, nein, das will ich nicht.

Wir haben soziale Medien, die genau wissen, was sie tun müssen, um das Nein, das du vielleicht noch kurz bevor du das Handy angemacht hast, hattest: „Hey, heute gehe ich mal nicht auf Facebook,“ zu durchlöchern, wegzumanipulieren, sodass sie dich auffressen können.

Diese gesamte Leistungsgesellschaft funktioniert nur, weil wir nicht richtig klar Nein sagen können. Stell dir vor, in einer Beziehung mit einem Menschen, den du wirklich liebst, ein Nein auszusprechen, von dem du dir relativ sicher sein kannst, dass es den anderen enttäuschen wird.

Vielleicht reagiert er sogar mit Ablehnung. Vielleicht sagt er: „Dann war es das jetzt.“ Dann bist du an einer der heißesten Ängste dran, die uns daran hindern, Nein zu sagen. Untersuchungen zeigen, dass Liebesentzug und Einsamkeit in uns dieselben Gehirnzentren aktivieren wie Schmerz.

Das heißt, wir empfinden wirklich physischen Schmerz, wenn wir abgelehnt werden. Weil wir natürlich fürchten, dass wenn wir mal ehrlich Nein sagen, der andere sagt: „Okay, dann sage ich jetzt auch Nein,“ sich umdreht und geht.

Deshalb wagen wir das oft nicht und bleiben einfach in so einer Wischi-Waschi-Beziehung hängen. Ich kann mich erinnern, ich habe diese Geschichte schon mal an einer anderen Stelle erzählt, aber sie passt einfach super gut.

Als wir nach Baden-Baden gezogen sind, hatten wir relativ wenig Geld und wir hatten ein befreundetes Ehepaar, die wir wirklich sehr mochten und die uns auch sehr unterstützt haben. Wir haben uns überlegt, wie wir ihnen unsere Dankbarkeit zeigen können.

Also haben wir von dem sehr wenig Geld, das wir damals hatten, gespart und ihnen hier in der Festspielhalle ein, ich glaube, es war Flamenco oder so etwas in der Art, also eine Flamenco-Aufführung geschenkt. Es war etwas ganz Tolles und Teures. Sie haben sich echt gefreut.

Wir saßen zu viert in dieser Vorführung, schauten den ersten Akt an, kamen danach in die Pause und waren natürlich darauf vorbereitet, dass sie sagen: „Boah, so toll! Wir sind euch so dankbar, ganz, ganz toll.“ Sie kamen raus, schauten uns freundlich an und sagten: „Wir sind euch wirklich richtig dankbar für das Geschenk. Das Geschenk ist voll in unserem Herzen angekommen. 

Und wir möchten jetzt dennoch gehen, weil es uns nicht gefällt.“ Mir ist damals so die Kinnlade runtergefallen. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich fühlen soll. Ich wusste nur, wie viel uns das gekostet hat, wie wichtig es war.

Im zweiten Nachgang, beim nochmal darüber nachdenken, habe ich gedacht: Wie geil ist das denn? Wie cool ist es, dass ich ab jetzt weiß, dass ich bei diesen zwei Menschen darauf vertrauen kann, dass wenn ich ihnen etwas schenke oder sie zu etwas einlade, dass wenn sie Ja dazu sagen, dieses Ja wirklich ehrlich gemeint ist.

Das ist etwas, wovor wir so Angst haben und deswegen unsere Beziehungen nicht herausfordern. Aber tatsächlich ist dieses verschleppte Nein etwas, das unsere Beziehung schwächer macht, weil letzten Endes sehr wahrscheinlich beide Seiten faule Kompromisse eingehen und sich nicht wirklich auf eine gute Art und Weise herausfordern.

Ein weiterer Grund, warum viele Menschen heutzutage Schwierigkeiten haben, mal richtig Nein zu sagen, ist, dass wir Angst haben, etwas zu verpassen. Seit gefühlt 4, 5 Jahren gibt es diese vielen Online-Kongresse.

Vielleicht bist du selbst schon zu einem Online-Kongress eingeladen worden, um zu sprechen. Und vielleicht hast du dich am Anfang stark darüber gefreut, weil du gedacht hast: „Wow, das ist eine Riesenchance für mein Business.“

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich irgendwann einfach für mich die Wahl getroffen habe: Das ist nicht mein Medium, bis auf wenige Ausnahmen passt das nicht mehr für mich. Ich sage jetzt ab. Ich hatte die große Angst, dass ich dadurch etwas verpasse.

Ich habe gedacht: „Okay, was ist, wenn die anderen an mir vorbeiziehen?“ Oder vielleicht hast du schon mal von der neuen App Clubhouse gehört. Neues soziales Medium, geht gerade voll ab. Das Prinzip dort ist, dass du quasi nur über Audiokanäle miteinander redest.

Alle sprechen davon. Es ist ganz groß in. Mein erster Impuls war: „Ich muss da sofort drauf, mich sofort darstellen und sagen, dass ich da bin.“ Und dann habe ich gemerkt: Nee, das stimmt doch nicht.

Nicht, dass ich keinen Bock darauf habe, aber ich bin gerade wirklich gut ausgelastet. Also habe ich bis jetzt Nein gesagt. Sicher werde ich es irgendwann auch mal ausprobieren, ich bin immer neugierig, aber ich möchte es wirklich nur machen, wenn ich ein richtig klares Ja habe.

Meine erste Angst war: „Okay, wenn ich das jetzt nicht mache gleich am Anfang, dann verpasse ich etwas.“ So what? Warum fällt es dir manchmal schwer, Nein zu sagen? Und wo wäre es an der Zeit, dass du mal endlich Nein sagst?

Ich möchte dich gerne dafür begeistern, dass dein Nein tatsächlich das neue Ja ist. In einer Gesellschaft, in der wir so brutal überflutet und abgelenkt werden und wo viele Menschen, die auf uns zugehen, nur noch halb bewusst sind,

das heißt, auch unsere Aufmerksamkeit gar nicht mehr wirklich schätzen können, ist dein Nein das neue Ja. Dein Nein ist eben nicht destruktiv, wie es dir vielleicht andere erzählt haben, sondern es ist in allererster Linie ein Ja zu dir selbst.

Wenn du es schaffst, zu einer Sache, von der du ganz genau siehst, sie schwächt dich, Nein zu sagen, dann ist das ein Ja zu dir. Wenn du es schaffst, in einer Beziehung, in der deine Werte verletzt werden, Nein zu sagen, ist das ein Ja zu dir.

Und gleichzeitig ist es eine Einladung an den Menschen da draußen, dich viel mehr zu respektieren. Als ich angefangen habe zu coachen, habe ich irgendwann festgestellt, dass viele Menschen ein Zeit-, ein Pünktlichkeitsproblem haben.

Ganz viele meiner Klienten sind einfach fünf Minuten zu spät gekommen. Manchmal sogar zehn Minuten. Ich habe gemerkt, das macht denen nicht mal groß was aus. Mir hat es was ausgemacht, weil ich war ja pünktlich da.

Ich habe da gesessen, war gut vorbereitet und hatte das Gefühl: „Hey, geht es hier eigentlich, respektieren wir das wirklich?“ Also habe ich irgendwann eine Regel eingeführt:

Und zwar, wenn du zu spät kommst und keinen wirklich absolut triftigen Grund hast, wie zum Beispiel ein geplatzter Reifen. So etwas wie „Ich habe im Stau gestanden,“ habe ich nicht akzeptiert, weil das musste man einberechnen.

Wenn du zu spät kommst, und zwar egal ob du eine Minute zu spät kommst, mache ich die Tür nicht mehr auf, aber du bezahlst dennoch das Coaching. Meine Angst war, ich war gerade noch am Aufbauen, die Klienten bleiben weg.

Es ist genau das Gegenteil eingetreten. Die Menschen haben einen Ruck bekommen und gesagt: „Wow, cool, du nimmst deine Arbeit ernst, jetzt nehme ich mich auch ernst.“ Ich glaube, danach ist in der ganzen Zeit höchstens ein oder zweimal jemand noch mal zu spät gekommen.

Alle anderen haben sich wesentlich mehr respektiert gefühlt. Das heißt, dein Nein. Und ich rede jetzt nicht von einem inflationären Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, sondern ich meine, dein bewusstes Nein ist tatsächlich die Basis einer gesunden Beziehung und auch die Basis einer optimalen Arbeit.

Ich kann mir jetzt vorstellen, dass einige von euch denken: „Veit, warte mal ganz kurz. Ich habe ja eh hier schon jemanden bei mir zu Hause, der permanent Nein sagt zu allem. Wenn der das jetzt hört, dann nimmt er das als Ausrede und sagt: ‚Siehste, ist doch voll okay, dass ich immer Nein sage?'“

Schau, lass es uns radikal betrachten, okay? Jeder Mensch hat das Recht, zu allem Nein zu sagen. Punkt. Egal, wie sehr dich das vielleicht ankotzt, jeder Mensch hat das Recht, zu allem Nein zu sagen.

Lass uns von dem Punkt kommen, dass du an einen Narzissten geraten bist, der permanent Ja zu sich selbst sagt und ganz häufig Nein zu den Bedürfnissen anderer Menschen. Das ist das Recht dieses Menschen.

Ob dir das passt oder nicht. Das Problem ist nicht, dass dieser

 Mensch oft Nein sagt, das Problem ist, dass du nicht oft genug Nein sagst. Schau, alle Tyrannen, Narzissten oder wie sie alle heißen in dieser Welt, können das nur tun, weil andere Menschen nicht wirklich Nein sagen.

In Beziehungen gibt es ganz häufig Rollenspiele. Es gibt meist einen Ja-Sager oder eine Ja-Sagerin, das sind meist die Menschen, die gerade auch dann, wenn es die Beziehung braucht, immer mehr geben, mehr geben und die ständig verfügbar sind.

„Kannst du mal?“ „Ja, klar, mach ich.“ „Kannst du noch das?“ „Ja, klar, mach ich.“ Egal, ob du die Zeit dafür hast oder nicht. „Ja, klar, mach ich.“ „Hey, da läuft was, kommst du mit?“ „Ja, klar, mach ich.“ Und es gibt Nein-Sager. Nein-Sager stellen Sicherheit darüber her, dass sie erst mal Nein sagen. „Nein, das kannst du mir helfen?“ „Nein.“ „Nein.“

Und wenn wir nicht aufpassen, passiert in einer Beziehung Folgendes: Der Ja-Sager, weil er diese Nähe braucht, sagt immer mehr Ja, das heißt, er gibt immer mehr, gibt immer mehr, gibt immer mehr. Die Nein-Sager fühlen sich davon richtig bedrängt und sagen immer mehr Nein, nein, nein, nein, nein. Alle Menschen, die das jetzt gerade hören und sich angesprochen fühlen vom Ja-Sagen, wenn du das hörst und realisierst, dass du an vielen Stellen deines Lebens zu häufig Ja sagst, bitte verstehe: Nicht die anderen sind das Problem, sondern du. Wenn du anfängst, sehr bewusst Ja zu dir zu sagen und Nein zu bestimmten Dingen, werden die Beziehungen, die wirklich Saft haben, die eine gute gesunde Wurzel haben, gestärkt davon. Und parasitäre Beziehungen werden einfach auffliegen.

Also, ein Nein dir selbst gegenüber, hier fehlt ein R, sehe ich gerade. Wie baust du ein Nein dir selbst gegenüber auf? Was meine ich damit? Ein Nein dir selbst gegenüber bedeutet erst mal ehrlich hinzuschauen und dich zu fragen: Wo schadest du dir selbst?

Beispiel: Fernsehen. Ich meine, wenn du sagst: „Hey, Veit, das ist total okay,“ dann ist es total okay. Aber vielleicht bist du mittlerweile an dem Punkt, dass es dir schadet. Vielleicht trinkst du zu viel Alkohol.

Vielleicht rauchst du zu viel. Wie kommst du dazu, dir selbst ein gesundes Nein auszusprechen? Erstens, indem du dich hinsetzt und richtig gute Gründe findest, okay? Es reicht ganz häufig nicht aus, dass wir von anderen hören, dass das und das ungesund ist.

Nein, wir müssen uns das richtig reinziehen. Wir müssen Gründe finden, die uns richtig wehtun. Beziehungsweise uns stark positiv motivieren. Ein Beispiel: Als ich Andrea und Leona kennengelernt habe, war ich ein junger Mann, der sich gern mit allem Möglichen abgelenkt hat.

Und ich hatte auch damals schon große Ziele. Nach einer Weile habe ich gemerkt, ich gehe die nicht wirklich an, sondern ich mache dies noch, ich mache das noch, ich mache jenes noch. Also habe ich Gründe gebraucht, um zu diesen Ablenkungen Nein zu sagen.

Ein Grund, der mich in dieser ganzen Zeit immer stark motiviert hat, war: Ich wollte ein wirklich guter Vater sein. Ich wollte, dass meine Tochter, wenn sie nach mir gefragt wird, nicht verschämt die Augen verdreht und sagt: „Mein Papa, der ist echt ein bisschen ein kleiner Loser,“ sondern ich wollte, dass meine Tochter sagt: „Hey, ich bin stolz. Ich bin stolz auf meinen Vater.“ Wann immer ich daran gedacht habe, habe ich die Kraft gefunden, Nein zu sagen. Wenn du an irgendeiner Stelle deines Lebens im Augenblick noch nicht die Power aufbringst, ein kraftvolles Nein zu etwas auszusprechen, das dir schadet, setz dich hin und finde richtig gute Gründe.

Stell dir vor, so richtig übertrieben negativ, wie dein Leben sein wird, wenn du an dieser Stelle kein Nein entwickelst. Male dir das richtig schwarz aus, bis du kotzen musst, und gleichzeitig, und dann nicht gleichzeitig, sondern nachstelle dir vor, wie dein Leben sein kann, wenn du an dieser Stelle endlich Nein sagst. Finde gute Gründe. Zweitens, setz dir eine Frist. Mit Frist meine ich, schau, wie es bei dir ist. Ich habe für mich gemerkt, wenn ich ein Nein zum Beispiel in Bezug auf eine Sucht gleich für mein ganzes Leben ausspreche, stresst mich das. Mir hat es total geholfen, zum Beispiel zu sagen: Okay, dieses Nein gilt jetzt erst mal für einen Monat. Ein Monat keine Süßigkeiten. Das war überschaubar und kurz bevor der Monat zu Ende war, habe ich gesagt: Okay, wenn ich das jetzt einen Monat schaffe, dann schaffe ich es noch länger. Also setz dir eine gute Frist, von der du das Gefühl hast, sie ist machbar. Drittens, schreibe eine schriftliche Deklaration. Schreibe auf: „Ich sage Nein. Ich sage Nein zu dieser Sache.“ Schreibe es wirklich auf und viertens, finde Zeugen dafür. Mach das nicht im stillen Kämmerlein, sondern finde Zeugen, die dir wichtig sind. Wenn du möchtest, als herzliche Einladung, damit das ganz praktisch wird, denk doch mal heute am Morgen darüber nach, wo es bei dir an der Zeit ist, endlich zu einer schädlichen Angewohnheit Nein zu sagen, und dann komm in die Facebook-Gruppe und mache uns alle zu deinen Zeugen. Schreibe rein: „Hey Leute, ich möchte, dass ihr meine Zeugen seid. Ich sage Nein zu dieser Sucht. Ich sage Nein zu dieser Ablenkung. Ich sage Nein zu diesem sinnentleerten Business.“ Schreib die Frist dazu, dann hast du uns alle als Zeugen. Alle, die das lesen und die das jetzt gerade hören, wenn jemand so mutig ist, in unserer Gruppe das zu machen, sich zu outen, dann gebt ihm einfach ein Zeichen, Daumen hoch, etc., einfach damit ihr seht: Okay, hier sind wirklich Zeugen dabei. Cool. Ich komme jetzt zu dem vielleicht noch heikleren Punkt für dich. Wie sprichst du ein Nein anderen Menschen gegenüber aus? Damit das konkret für dich ist, lade ich dich ein, kurz mal zu überlegen, wo du in deinen Beziehungen, privat oder beruflich, Unstimmigkeiten erlebst.

Wo hast du das Gefühl, eigentlich müsstest du da schon lange mal Nein sagen? Solange du keine gesunde Beziehung hast zum Neinsagen, gibt es im Grunde nur drei Möglichkeiten, damit umzugehen.

Erstens, die Ja-Sager. Menschen, die einfach mitgehen, die gar nicht groß nachdenken, sondern einfach sagen: „Hey, kommst du da mitessen?“ „Ja.“ „Kommst du mit zur Grillparty?“ „Ja.“ Ich weiß zwar, dass ich mich da langweile, aber okay. „Hast du noch Zeit für die Aufgabe?“ „Ja.“ Eigentlich wüsste ich, dass ich nicht die Zeit habe, ich bin jetzt schon belastet, aber ich sage lieber Ja. Okay? Die Ja-Sager. Zweitens, die professionellen Nein-Sager, die ganz häufig ihr Nein hinrotzen.

Auf eine verletzende Art und Weise: „Nein, mache ich nicht.“ Auch das ist eine Möglichkeit, diesem heiklen Moment, wenn uns jemand etwas anbietet, uns einlädt oder uns um etwas bittet, quasi aus dem Weg zu gehen oder es nicht in der Tiefe zu fühlen, indem wir quasi zum Gegenangriff übergehen.

Einfach sagen: „Nee, stopp. Wir machen das anders, vielleicht, wir machen es einfach schlecht.“ Die Dritten sind die Vermeider. Die Vermeider sind Menschen, die das einfach unter den Tisch fallen lassen.

Du lädst sie zur Hochzeit ein und sie melden sich einfach nicht. Danach behaupten sie vielleicht, sie hätten die E-Mail nicht bekommen, sie sei im Spam gelandet, etc., aber was sie eigentlich wollten, war Nein sagen, aber sie haben nicht die Eier aufgebracht. Das sind die alten Wege. Ich möchte dich heute einladen, bewusst hinein zu reflektieren und dann einen neuen Weg zu beschreiten. Schau dir erst mal bewusst an, wo in deinem Leben bestimmte Dinge nicht wirklich sauber laufen.

Wo hast du zum Beispiel in Beziehungen ein Verhalten kultiviert, bei dem du das Gefühl hast, du verlierst deine Energie. Es verletzt deine Werte. Es ist langweilig. Es hat keinen Sinn. Triff dann eine Wahl.

Mach dir einfach klar: Am Ende deines Lebens wird keiner dieser Menschen, mit denen du heute aus Höflichkeit Zeit verbringst, netter zu dir sein, als du eigentlich bist. Am Ende deines Lebens wird keiner dieser Menschen an deinem Sterbebett stehen, dir einen Blumenstrauß reichen und sagen: „Danke, danke, dass du damals all die Zeit mit mir verbracht hast, obwohl du es gar nicht wolltest.“ Du wirst alleine sein, zumindest in den letzten Sekunden und Minuten. Du wirst sehr wahrscheinlich noch einmal dein gesamtes Leben blitzartig ablaufen sehen, und du wirst dir in den Hintern beißen, dass du so oft in deinem kostbaren Leben faule Kompromisse eingegangen bist.

Wofür? Wenn dir das klar wird, wie kostbar dieser Moment ist und wie langfristig gesehen sinnlos es ist, diese Neins zu vermeiden, triff eine bewusste Wahl. Ganz wichtig, ihr Lieben: Ich möchte euch nicht ermutigen, kleine egoistische Kinder zu sein, die einfach alles verneinen.

Wenn du eine Wahl getroffen hast, sprich dein Nein klar und höflich aus. Wir

 alle wissen, dass ein Nein immer eine schwierige Angelegenheit ist. Nein kann unangenehme Emotionen wecken.

Das heißt, wir können es richtig rausballern und noch mehr Leid anrichten, oder wir können es sanft und diplomatisch machen. Hier mal ein Vorschlag. Wenn du das Thema in dich herumträgst und du zu dem Punkt kommst, in einer Beziehung mehr Nein sagen zu wollen, hier weniger verfügbar zu sein, und manchmal sind es ja die kleinen Sachen, probier folgendes Beispiel:

Andrea und ich arbeiten gerade zusammen in einem Haus und wir lieben das. Wir haben allerdings gemerkt, dass wir ganz andere Arten haben zu arbeiten. Andrea ist zum Beispiel jemand, der unglaublich gut multitaskingfähig ist. Sie kann viele Sachen fast auf einmal machen, was für mich ein Rätsel ist.

Ich bin jemand, der so ein Tunnelarbeiter ist. Ich brauche ein Projekt, gehe dann rein für 60 bis 90 Minuten und will dann eigentlich auch nicht gestört werden. Wenn jetzt meine Liebste zu mir ins Zimmer kommt, weil sie nur eine Frage hat – ihr kennt bestimmt solche Situationen – dann bin ich natürlich hin- und hergerissen.

Zum einen freue ich mich, sie zu sehen, zum anderen denke ich: „Ach man, es ist ja nur eine Frage.“ Fakt ist, dass es meist nicht nur eine Frage ist und ich fünf Minuten brauche, bevor ich wieder in meinem Tunnel bin.

Das ist etwas, wo ich lernen musste und immer noch lerne, Nein zu sagen. Andrea ist zum Beispiel so: Schlaf ist ihr extrem heilig und wichtig. Wir haben darüber gesprochen, warum das so wichtig ist. Wir schlafen extrem gerne zusammen in einem Bett. Doch manchmal gibt es Nächte, da kommt Andrea zu mir und es fällt ihr wirklich schwer, weil Andrea eine professionelle, offene Beziehungskanone ist, sage ich jetzt mal.

Aber dann kommt sie, und ich bin sehr stolz auf sie, und sagt am Abend zu mir: „Du Schatz, nimm es bitte nicht persönlich, aber heute Abend möchte ich gerne alleine schlafen.“ Aus der Distanz sieht das erst mal völlig normal und natürlich aus, aber ich bin mir sicher, dass auch du viele Momente in deinem Leben kennst, wo du eigentlich ehrlich Nein sagen willst.

Du gehst mit jemandem spazieren, den du magst, und der will gerne Händchen halten, und du merkst aber, dass du eigentlich gerne frei laufen möchtest. Und du sagst Ja, obwohl du eigentlich Nein fühlst. Du gehst mit jemandem essen, und das Essen ist schön, aber du spürst nach einer Dreiviertelstunde, dass es für dich jetzt völlig okay wäre zu gehen, und du bleibst sitzen. Warum? Was ist der Sinn davon, sitzen zu bleiben in etwas, was nicht hundertprozentig deiner Wahl ist? Wähle entweder zu sagen: „Okay, ich bleibe sitzen und bringe mich jetzt aktiv ein, damit dieses Gespräch eine Richtung nimmt, die mich komplett erfüllt,“ oder aber ich gehe.

Wenn du eine Situation findest, bei der du spürst, dass es Zeit ist, Nein zu sagen, wie machst du das mit möglichst wenig Scherben? Erstens, erkenne den anderen und sein Angebot dankbar an. Bleiben wir bei dem Beispiel, wenn Andrea in mein Zimmer kommt. Der erste Schritt war, dass ich mich mit ihr hingesetzt habe und gesagt habe: „Schatz, du weißt, du bist der Mensch auf der Erde, mit dem ich am liebsten Zeit verbringe.“ Das ist nicht gelogen. In diesem ersten Schritt geht es nicht darum, etwas zu heucheln, sondern dankbar anzuerkennen. Jemand lädt dich ein und sagt: „Wow, erst mal vielen Dank, dass du an mich gedacht hast. Ich fühle mich gewertschätzt davon.“ Punkt Nummer eins. Punkt Nummer zwei, sprich nicht darüber, was der andere falsch gemacht hat – hat er nicht. Jeder hat das Recht zu sein, wie er ist. Sprich über deine Grenze.

Ich habe dann also gesagt: „Schatz, hey, und ich habe für mich herausgefunden, dass ich nur richtig gut für unsere Company arbeiten kann, wenn ich auch immer wieder Phasen habe, in denen ich total abtauchen kann. Das ist meine Begrenzung. Ich bin halt nicht so multitaskingfähig wie du.“ Schritt Nummer zwei. Schritt Nummer drei. „Deswegen habe ich beschlossen, für mich Prioritäten zu setzen, um ganz klar zu entscheiden, wenn ich gerade in einem Tunnelprojekt bin, möchte ich wirklich gar nicht gestört werden. Das brauche ich, um richtig gut für uns arbeiten zu können. Wenn ich mit dir zusammen bin, Schatz, dann will ich wirklich voll mit dir zusammen sein, ohne Projekt.“ Das sind meine Prioritäten. Das heißt, du nimmst den anderen mit und hilfst ihm zu verstehen, dass dein Nein kein wirkliches Nein gegenüber seinem Angebot ist, sondern dein Nein ist ein Ja für deine Prioritäten.

Jetzt wird es spannend, weil an der Stelle wirst du relativ schnell sehen, ob dein Gegenüber an dir interessiert ist. Denn wenn dieser Mensch dich wirklich mag und schätzt, dann wird er vielleicht sagen: „Oh, finde ich echt schade, aber ich will natürlich, dass es dir gut geht, also kann ich das total verstehen.“

Die Schmarotzer, die Parasiten, die die ganze Zeit einfach nur an deinen Zitzen gehangen haben, die werden sauer reagieren und keinen Raum für deine Prioritäten haben. Weißt du was? Dann ist es cool, wenn der Laden jetzt auffliegt. Deine Lebenszeit ist viel zu schade, oder? Und dann der vierte Schritt ist eine eventuelle positive Alternative. Wenn du zum Beispiel zu einer Feier absagst, kannst du sagen: „Hey, wie wäre es denn, wenn wir uns dann einfach nochmal unter vier oder sechs Augen treffen und mehr Zeit miteinander verbringen?“

Oder bei meiner Liebsten: „Hey, wenn ich im Tunnelprojekt bin, bin ich im Tunnelprojekt, aber ich freue mich schon darauf, wenn wir dann wieder zusammenkommen in der Pause, dass wir so richtig voll präsent sind.“ Dieser vierte Schritt ist natürlich nicht immer angebracht. Wenn du zum Beispiel ein finales Nein für eine Beziehung aussprichst, wirst du sehr wahrscheinlich nicht sagen: „Vielleicht haben wir im nächsten Leben mehr Glück.“ Das wäre dann natürlich Zynismus, aber du könntest sagen: „Hey, ich wünsche dir ganz aufrichtig, dass du jemanden findest, der viel besser zu dir passt, damit du glücklich sein kannst, weil das hast du verdient.“

Das ist etwas ganz anderes als ein Nein einfach hinzurotzen oder vielleicht die Entscheidung ausschleichen zu lassen. Ein sauberes Nein stärkt Beziehungen.

Noch eine ganz wichtige Regel: Wenn du mal Nein gesagt hast, dann zieh das Nein bis auf echte dringende Ausnahmen nie zurück. Warum? Wenn du zum Beispiel sagst: „Hey, Andrea, ich habe ihr das alles erklärt, und jetzt testet sie das, macht sie nicht, aber angenommen, sie testet es, sie kommt dann trotzdem zu mir rein, etc., und ich lasse das geschehen, dann signalisiere ich in diesem Moment, dass mein Nein nichts wert ist. Okay, es war ein Bluff. Es war einfach wieder ein Bluff oder eine Manipulation, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Wenn ich meinen Coaching-Klienten sage: „Hey, wenn ihr zu spät kommt, fällt die Session aus,“ und dann ziehe ich es nicht durch, funktioniert es nicht. Also bis auf wenige Ausnahmen solltest du wirklich zu deinem Nein stehen.

Hier noch der Sonderfall, wenn es darum geht, auf der Arbeit Nein zu sagen. Angenommen, du bist angestellt und du bist jemand, der egal was, dir auf den Tisch legen, du sagst ja dazu. Du schaffst es schon gar nicht mehr alles. Du bist vielleicht kurz vorm Burnout, die anderen sehen es einfach nicht. Wenn du hier ein Nein kommunizierst, ist es erstens wichtig, dass du als erstes Verantwortungsbewusstsein kommunizierst.

Viele Menschen, die angestellt sind, gehen über eine gewisse Grenze und lassen sich dann krankschreiben. Es ist menschlich, aber nicht cool. Viel cooler, auch für jeden bewussten Unternehmer, ist es, wenn er Angestellte hat, die wissen, wo ihre Grenzen sind und die auch klar kommunizieren können und dann mitspielen und nicht an irgendeiner Stelle einfach sich verpissen.

Wenn du merkst, du bist überlastet, musst du mehr reinsetzen. Geh auf deinen Chef oder deine Teamleute zu und sag als erstes: „Pass auf Leute, mir ist mein Arbeitsbereich total wichtig und ich will ihn richtig gut machen.“

Komm nicht als jemand, der sich drücken will, sondern als jemand, dem das ganz wichtig ist. Zweitens, kommuniziere klar deine Grenzen. „Ich nehme wahr, ich schaffe nicht mehr alle Aufgaben. Ich bin immer unkonzentrierter. Ich fange an, Fehler zu machen, es geht einfach so nicht.“ Hier wiederum ganz wichtig: Du gibst nicht den anderen die Schuld, sondern sagst: „Hey, das ist meine Grenze.“

Drittens, „Meine Priorität an der Stelle ist es, weil ich meinen Job wirklich gut machen will, weil ich konzentriert arbeiten will, weil ich zuverlässig für euch da sein will, hier an der Stelle ab jetzt keine Projekte mehr anzunehmen, bis ich diesen Stapel abgearbeitet habe.“

Kommuniziere dann noch den Mehrwert für das Unternehmen. „Ich weiß, das bringt jetzt vielleicht erst mal eine Schwierigkeit und wir müssen dafür eine Lösung finden. Aber ich glaube, dass ich im Endeffekt dem Unternehmen oder unserem Projekt viel mehr dienen kann, wenn ich gut auf mich aufpasse und wenn ich die Dinge sauber abarbeite. Lasst uns gemeinsam eine Lösung dafür finden. Ich bin nicht einfach weg, aber an der Stelle muss ich einfach Nein sagen.“ Mach das lieber früher, auch wenn du total Angst vor der Reaktion hast,

 aber fair und konstruktiv.

Ich kann aus der Position eines Unternehmers sagen, dass es für Unternehmer extrem schwierig ist, wenn sie sehen, dass sie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben, die nicht auf sich aufpassen können, die nicht Nein sagen können, weil es auf Dauer nicht funktioniert, anderen quasi ein Nein aufzudrängen, sondern du musst es aus dir heraus entwickeln.

Wenn dich das Thema berührt, wenn du merkst, das ist für dich relevant, wenn du verstehst, dass wir in einer Zeit leben, in der es überlebensnotwendig wird, dieses Nein in uns zu trainieren, dann möchte ich dich einladen, auch deine Mitmenschen, zum Beispiel die Menschen in deiner Familie, zu ermutigen, ihre Grenzen klar zu ziehen, auch wenn das vielleicht für dich unbequem ist, weil du dich in so manch einem Privileg eingerichtet hast. Aber glaub mir, im Endeffekt wird das klare Nein dieser Menschen nicht ein Nein gegen dich oder gegen diese Beziehung sein, sondern ein Nein zu bestimmten Dingen, die sie gar nicht interessieren, die sie überfordern, und es wird eure Beziehungen stärken.

Beziehungen gehen meist auseinander, weil Menschen vorher an der richtigen Stelle nicht Nein gesagt haben. Besonders Frauen sind prädestiniert, ganz häufig Ja, Ja, Ja, Ja zu sagen und irgendwann, ich wette, ihr Frauen, ihr kennt das, kippt euer Ja scheinbar über Nacht in ein Nein.

Und das Nein, wenn die Tür dann zu ist, ist meist nicht mehr rückgängig zu machen. Fakt ist, dass Frauen ganz häufig davor viele kleine und große Neins nicht ausgesprochen haben.

Und das sind wirklich manchmal ganz simple Sachen. „Nein, Schatz, ich bin nicht mehr bereit, diese Unpünktlichkeit hinzunehmen.“ „Nein, Schatz, ich werde das nicht mehr für dich machen.“ „Nein, Schatz, wenn du das und das machst, stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“

Beziehungen werden wacher dadurch, sie werden klarer und sie werden souveräner. Natürlich, es ist wichtig, nicht einfach nur von einem egoistischen Punkt zu kommen und zu sagen: „Habt ihr es jetzt verstanden? Mach einfach nur Nein, Nein, Nein, Nein, Nein, Nein.“ Es ist wichtig zu verstehen, dass in deinen Systemen Menschen zusammenkommen. Und dass es eine Schnittmenge gibt, von euren Bedürfnissen, die ihr miteinander finden müsst, ja?

Ich bringe ein heikles Thema, ein heißes Thema. Dein Partner hat sexuelle Vorlieben, die du gar nicht hast. Nein. Es ist dein gutes Recht und das solltest du an der Stelle wirklich aussprechen. Nein. Aber was ist jetzt mit ihm? Was ist mit ihm? Was ist mit seinem Bedürfnis? Dein Nein bedeutet nicht, seinem Bedürfnis kein Interesse mehr entgegenzubringen. Es ist schwierig und ihr müsst kreativ sein. Zum Beispiel ihm erst mal Raum zu geben, sein Bedürfnis wirklich zu artikulieren und dann euch der heißen Frage zu stellen: Okay, wenn dein Nein wirklich kristallklar und fest ist, wie kann er sich dann sein Bedürfnis erfüllen, ja?

Verstehst du? Einfach immer nur Nein zu sagen, kann Menschen von dir wegtragen. Dein Nein ist wichtig für deine Souveränität, für deine Autonomie. Aber wenn du willst, dass andere Menschen gerne mit dir zusammen sind, dann ist es auch wichtig, dass du ihnen zeigst, dass du ihre Bedürfnisse siehst und respektierst und achtest und bereit bist, mit ihnen zusammenzuschauen, hey, welche Möglichkeiten gibt es denn dann, dass du auf deine Kosten kommst, selbst wenn ich an dieser Stelle ein Nein habe? Für mich persönlich ist das ein ganz wichtiges Thema der kommenden Jahre. Ich glaube, dass ganz viele Symptome, die wir heutzutage erleben, zum Beispiel Burnout, Depression, etc., deswegen existieren, weil Menschen einfach überflutet sind und zu wenig klar und gesund Nein sagen, zu wenig Ja zu sich selbst.

Frage an dich für diese kommende Woche: Wo nimmst du ungesunde Ja-Waren an? Also wo sagst du Ja zu Sachen, die dir gar nicht wirklich gut tun, die dich sogar schwächen? Zweitens, bist du bereit, in dieser Woche mal ganz bewusst Grenzen zu setzen?

Schon nicht gleich so mit der Kanone, sondern wirklich einfach, du siehst dir ein paar Bereiche raus und fängst an, das einfach mal auszutesten. Nutze ruhig das Schema, das ich dir dafür gegeben habe.

Grenzen für dich selbst, Nein zu dieser Sache, Nein zu dem. Grenzen anderen Menschen gegenüber. Und bist du eventuell sogar bereit, das zu genießen? Weil wenn du diesen Prozess bewusst beschreitest, dann wirst du merken, es ist eigentlich ein unglaublich schöner Akt der Selbstliebe.

Aufrecht zu stehen und zu sagen: „Nein, ich stehe an der Stelle nicht mehr zur Verfügung.“ In dem Sinne wünsche ich dir eine gesunde, lustvolle Beziehung zu deinen eigenen Grenzen. Das war eine Folge aus dem Podcast *Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes*.

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