Registriere dich jetzt.

Die Leichtigkeit des Seins | Mia im Gespräch mit Veit Lindau | Folge 6

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Die Leichtigkeit des Seins | Mia im Gespräch mit Veit Lindau | Folge 6

Heute darf ich dir meinen ersten offiziellen Podcast-Gast von draußen vorstellen, Mia. Und ich möchte Mia gerne mit einer kleinen Geschichte vorstellen. Ich kenne Mia schon, seit sie ein kleines Baby war. Ihre Mutter ist eine gute Freundin von uns und sie ist damals mit mir gemeinsam oft in unsere Kidscamps gekommen. Und ich hatte so die Freude, Mia aufwachsen zu sehen. Und was mich immer an ihr fasziniert hatte, war ihre ureigene Wildheit, manchmal bis zur Störrigkeit, ihr Ding wirklich zu machen. Ich habe sie nie als ein im klassischen Sinne nettes Mädchen erlebt, sondern als ein Mädchen, das schwer beeindruckbar war. Wir haben uns dann etwas aus den Augen verloren, weil wir umgezogen sind und Mia hat weiter in Berlin gelebt. Und vor drei Jahren war ihre Mutter gemeinsam mit Andrea in der Schweiz zu einem Opernkonzert. Und in dieser Nacht ist Mia in Berlin etwas passiert, was sie fast ihr Leben gekostet hat und was ihr Leben dramatisch verändert hat. Wir sind seitdem mit Mia und ihrer Mama viel in Kontakt gewesen. Aber ich habe Mia erst vor einigen Wochen wieder in Berlin gesehen und ich war absolut verblüfft über ihre Veränderung. Darüber wird sie gleich selbst berichten. Das Erstaunliche war, dass ich einige Tage später nach dieser Begegnung angefangen habe, meine Wunschliste für den Podcast zusammenzustellen. Für mich war von Anfang an klar, ich möchte hier nicht nur Promis und bekannte Menschen interviewen, sondern wirklich auch die, ja, die einfachen Held:innen des Alltags. Für mich ist jeder Mensch ein:e Held:in des Alltags. Und ich bin damals, als ich diese Liste aufgestellt hatte, schlafen gegangen und hatte in dieser Nacht plötzlich den ganz klaren Traum: Hey, frag Mia. Mia soll dein erster Podcast-Gast sein. Und ich freue mich ganz, ganz doll, dass sie zugesagt hat und hier ist sie auch. Ich wünsche euch viel Freude, Einsicht und einen Geschmack von der überraschenden Leichtigkeit des Seins mit Mia.

Liebe Mia, weil dich ja unsere Zuhörer:innen noch nicht kennen, magst du dich ganz kurz vorstellen, also wer du bist und was du so machst?

Mia: Okay, also ich heiße Mia, ich bin 14 Jahre alt und ich gehe auf die Sophie-Scholl-Schule, das ist eine Gesamtschule in Berlin. Ich sitze im Rollstuhl und meistere so mein Leben. Ich schauspielere total gerne, lebe total gerne und mache so sonst alles andere Zeug wie Musikhören und Hausaufgaben und alles, was man halt so machen muss. Ja.

Du hast jetzt gerade so ganz lässig in einem Nebensatz gesagt, du sitzt im Rollstuhl. Das war ja nicht immer so. Also die Vorgeschichte für unsere Zuhörer:innen ist, ich kenne dich ja, seit du ein Baby bist, du warst schon in unseren Kidscamps und vor, ich glaube es sind jetzt drei Jahre, zwei Wochen vor deinen Sommerferien, ist etwas passiert. Und ich glaube nicht an Zufälle. Das war tatsächlich eine Nacht, in der deine Mama und meine Frau Andrea zusammen in Zürich unterwegs waren. Du warst bei deinem Papa. Magst du kurz erzählen, was in der Nacht passiert ist?

Mia: Also ehrlich gesagt, es ist ein bisschen schwierig, weil ich es nicht genau weiß. Ich kann nur sagen, was mir erzählt wurde und zwar, ich bin aus dem vierten Stock aus dem Fenster gefallen. Wie genau es dazu kam, weiß ich auch nicht genau. Also die Leute sagen, ich bin schlafgewandelt. Es ist das, was am ehesten, wie sagt man das, es erklären würde. Und ja, dann war ich im Krankenhaus drei Wochen auf der Intensivstation und dann elf Monate in der Reha, wo sie mich wieder aufgepäppelt haben, damit es mir jetzt so gut geht, wie es mir jetzt geht.

Also man muss dazu sagen, für alle Menschen, die Berliner Hinterhäuser nicht kennen, das sind große, hohe Wohnungen und vier Stockwerke, das ist richtig, richtig hoch. Und ich kann mich erinnern an ein, ja, wenn man so will, wundersames Detail dieser, dieser schrecklichen Geschichte. Der gesamte Hinterhof war mit Beton zugepflastert und es gab eine einzige kleine Stelle, da ist am Tag vorher, glaube ich, ein Blumenbeet angelegt worden, mit Erde, ist das richtig?

Mia: Also ich glaube, es war schon da, das Blumenbeet. Aber es hatte geregnet und deshalb war die Erde sehr matschig und deshalb war es keine harte Erde und zum Glück kein Pflasterstein und da bin ich drauf gelandet, genau.

Also kann man schon sagen, wenn es diese kleine Stelle nicht gegeben hätte in diesem Hinterhof und wenn du nicht in dieser Nacht aus dieser schwindelerregenden Höhe genau auf diese kleine Fläche gefallen wärst, dann würden wir jetzt sehr wahrscheinlich das Gespräch nicht führen.

Mia: Wahrscheinlich nicht, nein.

Du hast ja schon gesagt, du kannst dich an gar nichts erinnern.

Mia: Überhaupt nichts, nein.

Woran ich mich erinnern kann, Mia, ist, dass du vor dem Unfall eine kleine Frau mit viel, viel Power, aber auch mit ganz, ganz viel Wut warst. Kannst du dich daran noch erinnern?

Mia: Ehrlich gesagt, es ist so ein bisschen, dass das Leben vor dem Unfall für mich gar nicht mehr ich ist. Es ist schwer zu erklären, aber das bin nicht ich und irgendwie hat mich diese Zeit in der Reha ziemlich doll geprägt, kann man das erklären? Ja, so. Und vor dem Unfall weiß ich nicht genau, ich erinnere mich halt nur bruchstückhaft und an so einzelne Momente, so Vergangenheit, was da halt so passiert ist, aber ich kann mich nicht mehr ident … das Wort ist schwierig, identifizieren mit dem, was ich da war und wie ich mich verhalten habe. Aber ich glaube, das ist bei den meisten Menschen so mit ihrem früheren Ich, aber vielleicht ist es bei mir nochmal sehr ausgeprägt, ja.

Das ist eine ganz spannende Formulierung. Also würdest du sagen, erlebst du das so, dass es ein früheres Ich gibt und dein jetziges Ich?

Mia: Auf jeden Fall. Also, ich habe das Gefühl, ich war früher anders. Ich sehe das schon, das bin ich, aber irgendwie kann ich das nicht so ganz verbinden in meinem Kopf. Die laufende Mia und die sitzende Mia.

Das Spannende ist ja, Mia, ich habe dich ja dann, ich habe dich ja jetzt wirklich ein paar Jahre nicht gesehen und ich habe dich ja jetzt vor ein paar Wochen das allererste Mal wieder gesehen in Berlin. War auch ganz aufgeregt, als ich gehört habe, dass du zu einem meiner Vorträge kommst, weil ich mich gefreut habe, dich wiederzusehen und das war wirklich so. Also, ich sag jetzt mal, man erwartet nicht so einen Anblick von jemandem, der im Rollstuhl sitzt. Also ich finde, du siehst, wenn ich mir das als alter Mann gestatten darf, du siehst unverschämt gut aus. Du siehst klar aus, du siehst lebendig aus, du siehst strahlend aus. Kannst du dir das irgendwie erklären? Also jeder normale Mensch würde ja wahrscheinlich in Mitleid ausbrechen und sagen, oh Gott, die arme Mia, das ist ja ganz schrecklich, was ihr passiert ist. Und man muss einfach auch ganz klar sagen, du hast ja richtig lange Zeit auch im Koma gelegen, wenn ich mich erinnere.

Mia: Ich glaube, es war eine Woche oder zwei, ich weiß es nicht mehr genau, vielleicht eine Woche. Wie gesagt, ich erinnere mich an kaum noch was aus dem Krankenhaus.

Und du warst ja ein Jahr lang in der Reha, richtig?

Mia: Also, es ist so, ich glaube, um noch mal darauf zurückzukommen, ich habe ganz viel gelernt in der Reha von tollen Menschen, die selber ganz schlimme Sachen erlebt haben, aber irgendwie daraus stärker wurden. Und ich habe viel mitgekriegt von den Persönlichkeiten, die ich da kennengelernt habe. Und halt auch, ich glaube, die Zeit ein bisschen weg von meinen Eltern war auch irgendwie, hat mir was gebracht. Das klingt jetzt ein bisschen böse, aber ja. Mama und Papa, ich hab euch lieb, falls ihr das hört oder so, dann irgendwann, ja, aber genau.

Ja, ich glaub, das wissen die beiden, dass du sie liebst. Ja.

Mia: Aber die Zeit war gut.

Ja, also das ist ja… Das war zuhause, das war anders.

Mia: Ja. Also, das ist ja ein Phänomen, ne, weil, also ich mag gerne nochmal sagen, also du hast was erlebt, wovon die meisten Menschen sagen würden, boah, um Gottes Willen, auf gar keinen Fall, das ist ganz schrecklich. Und wenn ich dich jetzt so höre, und wie ich dich auch gesehen habe, du siehst ja echt, du bist glücklich. Also, magst du unseren Zuhörer:innen, was darüber erzählen, also was hast du in der Reha gelernt. Also wenn du sagst, du hast da von anderen Menschen ganz viel gelernt, was genau war das?

Mia: Ich glaube, ich habe viel gelernt, auf andere Menschen einzugehen, zuzuhören. Ich habe vorher schon viel zugehört, aber ich habe auch richtig verstanden, was ich da höre. Und ich habe mich viel ausgetauscht mit anderen Menschen, die ein ähnliches Schicksal hatten wie ich, oder eher schlimmere sogar. Und ich glaube, ich hatte einfach ein komplett anderes Umfeld als vorher, und

das hat mir sehr viel gebracht.

Gab es in der Zeit einen Moment, wo du so richtig gehadert hast mit dem, was passiert ist?

Mia: Es ist manchmal so, dass ich glaube, in der Reha ist mir das nie aufgefallen, weil es war normal, weil alle hatten irgendwas, alle saßen entweder im Rollstuhl oder hatten eine andere Beeinträchtigung. Und es war dann einfach normal und im Umfeld ist mir das in der Reha nicht wirklich, also es war halt da, und es war nicht schlimm. Und dann aber als ich aus der Reha rauskam, in dieses echte Leben, weil in der Reha lebst du wie in so einer Blase, du kommst dann nicht richtig raus, du hast deine Therapien, du hast den durchstrukturierten Tagesablauf, dann kommst du raus, und es ist wie die echte Welt. Das war für mich ein richtiger Kulturschock, das war total schlimm. Ich glaub, das erste Mal, als ich rauskam, war ich, es war an Weihnachten, wo ich wieder zu Hause war. Diese Wohnung hat sich wahnsinnig eng und klein angefühlt. Ich hab mich richtig unwohl gefühlt, ich konnte mich nicht richtig bewegen. Ich war so unmobil und so unselbstständig. Das fand ich richtig ätzend. Das war echt blöd, ja. Das war ein schlimmes Gefühl. Und dann sind wir …

Wie, sag du.

Mia: Ach so, okay. Und dann sind wir als die Reha vorbei war nach elf Monaten, sind wir vorher schon umgezogen gewesen. Und ich bin dann ja zu meiner Mutter in die Wohnung. Und die war halt viel größer. Das war ein sehr viel rolligerechteres Umfeld als an Weihnachten noch. Und es hat sich dann schon ich glaube, da habe ich mich dann auch leichter wohlfühlen können. Und weil ich in der Schule so gut aufgenommen wurde und weil das alles sehr gut. Ich bin sehr gut wieder in dieses echte Leben reingerutscht. Aber ich konnte mir jetzt gar nicht vorstellen, als die Reha vorbei war, aber das ging dann doch leichter, als ich dachte.

Ich muss sagen, du klingst wahnsinnig erwachsen. Also echt, Respekt. So, gibt es so Momente, wo du so teeniemäßig auch einfach sagst, oh, Leben fick dich, ich finde es total bescheuert, was passiert ist. Oder bist du echt voll im Peace damit?

Mia: Ich glaube, es ist manchmal so, dass ich, ich fahre so durch die Straßen und bin gerade, keine Ahnung, ich komme gerade aus dem Bus raus und weiß ich nicht genau, hör so den Straßenlärm und dann denke ich, oh, ich sitze wirklich im Rollstuhl. Und gerade ist da eine Stufe und ich fahre darüber und es ist so. Ich realisiere, dass manchmal irgendwie plötzlich wieder, dass es wirklich so ist und dass ich wirklich nicht laufe. Das ist so. Andererseits ist es auch total normal, dass ich im Rollstuhl sitze. Es ist ein bisschen komisch. Manchmal kommt es mir so total selbstverständlich vor. Und dann bin ich ja plötzlich wieder, ich habe mal gelaufen und ich kenne auch dieses Gefühl zu laufen. Ich kann das noch nachspüren, aber es ist ein bisschen schwierig zu erklären.

Hast du das Gefühl, dass das alles aus einem Grund passiert ist oder denkst du, das war einfach ein Zufall?

Mia: Also, ehrlich gesagt, will ich nicht unbedingt wissen, was wie es anders gekommen wäre, wenn es nicht passiert wäre. Weil ich würde jetzt schon sagen, dass es mir besser geht als vorher. In vieler, also in vieler Hinsicht, wie sagt man das, in vielerlei Hinsicht, genau. Also ich fühle mich besser, ich habe irgendwie, ich weiß nicht, es ist ein bisschen komisch zu erklären. Aber ja, ich will eigentlich, ich bin nicht froh, dass es passiert ist, aber ich will gleichzeitig auch nicht wissen, wie es anders gekommen wäre.

Glaubst du, dass es im Leben so etwas gibt wie einen Sinn? Also von den Dingen, die passieren, selbst wenn wir den Sinn vielleicht manchmal nicht verstehen?

Mia: Ich denke schon. Ich glaube jetzt nicht, dass es so etwas gibt wie ein Schicksal oder jedes Leben läuft so oder so, sondern deine Handlungen wirken sich auf deine Zukunft aus und ich glaube, so kleinste Änderungen in der Handlung können auch deine Zukunft total ändern und ich glaube nicht, dass alles vorbestimmt ist. Nein.

Wenn du jetzt so mit anderen Jugendlichen zu tun hast und die Teens in deinem Alter, die haben ja oft, ich sage jetzt mal wegen der absoluten Banalitäten irgendein Problem und finden irgendwas ganz doof. Denkst du da manchmal, hey, Leute, habt euch nicht so, kriegt euch mal wieder ein, oder?

Mia: Also, ich habe diese Probleme auch. Also, wenn man jetzt redet von dem Pickel auf der Stirn, der schon wieder kommt, oder die Hausaufgaben, die mal wieder gemacht werden müssen, obwohl man keine Zeit hat, weil man so viele andere Probleme hat. Ich habe das auch. Aber dann gibt es wieder so Sachen, wo ich denke, hört ihr euch eigentlich selber zu? Aber wahrscheinlich denken sich das auch manche Leute bei mir. Also, ich kann da nicht so viel zu sagen.

Das heißt, du bist…

Mia: Ich denke, du hast.

Ja?

Mia: Nee, sag ruhig, alles gut.

Das heißt, du bist in Frieden damit, aber ansonsten bist du ein ganz stinknormaler Teenie, würdest du sagen?

Mia: Ich glaube schon, ja. Ich würde schon von mir selber sagen, dass ich nicht so anstrengend bin wie manche andere. Aber vielleicht sehen das meine Eltern auch anders. Ich weiß es nicht. Wie bitte?

Ich finde das total faszinierend, dir zuzuhören. Also, ich habe noch eine richtig, richtig gute Erinnerung an dich, an die Zeit davor. Also ich kann mich zum Beispiel erinnern, dass ich ganz oft versucht habe, ich weiß nicht, ob du das noch weißt, irgendwie ein Gespräch mit dir zu führen, in Kontakt zu kommen, weißt du, wenn du auf unseren Seminaren warst, etc. Und es war ganz oft so, dass du das einfach so wie abgeschmettert hast. Als wenn du keine Lust hättest mitzuspielen. Und wenn ich dich jetzt erlebe, dann erlebe ich einen Mensch, der einfach voll Bock hat, im Spiel mitzuspielen. Weißt du, was ich meine?

Mia: Ehrlich gesagt, ich weiß noch, dass ich dich immer sehr seltsam fand. Ich wollte nicht mit dir reden. Ich fand, das ist ein seltsamer Typ, nein, mit dem möchte ich nichts zu tun haben. Ja, und ehrlich gesagt habe ich das jetzt immer noch, aber es ist weniger.

Ich finde deine Ehrlichkeit cool. Das fand ich schon damals toll. Wahrscheinlich wollte ich deshalb mit dir reden, weil ich das einfach cool fand, dass du so ein ehrliches Kind warst. Sag mal, ich kann mir vorstellen, dass dir Erwachsene mit Mitleid begegnen. Gerade die, die dich nicht kennen. Wie gehst du damit um?

Mia: Ich glaube, meine Reaktion wäre genauso, wenn ich das nicht kennen würde. Weil das ist eine Reaktion, die man hat. Weil du kennst es nicht, du weißt nicht, wie es ist und dann tut es dir leid. Und ich gehe damit immer so um, dass ich schnell erkläre, dass ich eigentlich relativ glücklich bin und dass es mir gut geht. Und dass es anderen viel schlechter geht als mir und dass es, ich glaube, auch so eine Art, das abzublocken, weil ich nicht gut mit Mitleid umgehen kann, aber ja. Ich versuche meistens so schnell wie möglich aufzuklären, dass man mit mir kein Mitleid haben muss.

Ja, das finde ich gut. Und sag mal, wenn du, also stell dir vor, du hättest mit Menschen Kontakt, also vielleicht auch mit älteren, denen sowas ähnliches passiert ist und die damit hadern. Das gibt’s ja oft, dass Leute dann Jahre später immer noch denken, boah, das Leben hat mich damals verraten oder warum ist das passiert. Hast du für die einen Tipp oder was würdest du ihnen sagen, also wenn du mit so jemanden an einem Tisch sitzen würdest?

Mia: Ich glaube, da habe ich ein bisschen Hemmungen. Weil ich glaube, ich nicht so viele Erfahrungen habe wie diese Menschen. Aber ich würde, mir sagen auch Leute immer, ja, du kannst ja vielleicht irgendwann wieder laufen. Und ich versuche sozusagen im Moment zu leben, ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber ich versuche das Beste aus meiner momentanen Situation zu machen und nicht zu denken, es könnte ja irgendwann mal besser sein, weil sonst ist man die ganze Zeit in diesem Trauerkreislauf und es macht einen nicht glücklich. Und deshalb mache ich jetzt einfach das Beste, was ich tun kann, aus meiner Situation. Ich könnte vielleicht ein bisschen mehr Sport machen, aber ich bin ein fauler Mensch. Genau, also, ja.

Da könnte man ja schon wieder fast zynisch sagen, da ist der Rollstuhl ja eine gute Ausrede für so einen faulen Menschen.

Mia: Genau. Aber andererseits schiebe ich auch immer mein ganzes Gewicht durch die Gegend.

Ja. Und ich weiß, dass du viel machst, also du sitzt ja nicht einfach zu Hause rum. Was machst du gerne?

Mia: Soll ich sagen, was ich gerne mache?

Ja.

Mia: Hab ich das richtig verstanden?

Ja.

Mia:

Ah, okay, gut. Wie gesagt, das hab ich ja schon am Anfang gesagt. Ich lese total gerne und ich rede auch über die Bücher, die ich lese und auf Instagram gibt es so eine ganze Community, die nennt sich Bookstagram und man redet nur über Bücher und was gerade so neu auf dem Markt ist und schreibt Rezensionen. Und das mache ich auch und fotografiere total gerne meine Bücher und ich gehe schwimmen. Gerade habe ich das nicht so viel geschafft wegen meiner Schauspielgruppe, weil ich da sehr eingespannt war, aber sonst gehe ich auch sehr gerne schwimmen und sonst schauspielere ich sehr gerne. Es macht mir sehr viel Spaß. Genau. Und ich gehe wahnsinnig gerne ins Kino, ich liebe es ins Kino zu gehen.

Was für Filme schaust du gerne?

Mia: Och, das ist mir eigentlich relativ egal. Ich habe nur ein bisschen Probleme mit Thrillern, das kann ich nicht so gut ab. Ich merke mir zu sehr diese Bilder. Aber sonst schaue ich eigentlich alles. Von Liebeskomödien bis, weiß ich nicht was, Actionfilme mag ich alles gerne.

Cool. Wenn ich das nächste Mal in Berlin bin, lade ich dich ins Kino ein. Wenn du Bock hast, mit so einem komischen Typen ins Kino zu gehen.

Mia: Okay, mach ich.

Sag mal, hast du sowas wie Vorbilder? Also Menschen von denen du sagst, boah, die inspirieren dich?

Mia: Komischerweise hatten wir das gerade als Aufgabe in der Schule. Wir mussten im Englischunterricht einen Vortrag über unsere Vorbilder schreiben und vortragen. Und es war eine ganz schwierige Frage für mich, weil so richtig Vorbilder habe ich nicht. Aber wie schon gesagt, es gibt Menschen, die mich inspirieren. Zum Beispiel haben mich die Bücher von Michael Ende geprägt. Also ich mag, ich liebe die unendliche Geschichte und Momo und ich bin wahnsinnig beeindruckt, was dieser eine Mensch für eine Fantasie hat und was er alles geschaffen hat und wie toll er schreiben kann. Und natürlich Joanne K. Rowling und ich würde auch gerne so tolle Bücher schreiben können. Aber ja, sonst, ich weiß nicht, so richtig Vorbilder hab ich glaube ich nicht.

Hast du denn schon angefangen zu schreiben, wenn du Bücher so magst?

Mia: Ich hab, ich, naja, nicht wirklich, nein. Ich schreibe ab und zu mal Texte für mich selber, aber so richtig schreiben, nein. Ich, nö.

Eher so Geschichten oder Gedichte oder?

Mia: Ich schreibe manchmal auf, was ich einfach gerade im Kopf habe. Manchmal auch nur Wörter, um so ein bisschen das Chaos in meinem Kopf zu entwirren. Und meistens landet der Zettel dann sowieso im Müll, weil da so seltsame Sachen draufstehen. Ich hab zum Beispiel gerade bei der Academy eine Aufgabe machen müssen und zwar, du musst 20 Minuten ohne Punkt und Komma ohne den Stift abzusetzen, Sätze schreiben, mit „ich bin“. Und das haben wir echt gemacht. Und da kamen so krasse Sachen raus und das fand ich sehr spannend. Sowas mach ich manchmal auch.

Was war denn das Krasseste, was rauskam, bei „ich bin“?

Mia: Ich glaube, das möchte ich nicht sagen.

Okay, das verstehe ich. Aber wenn du Bock hast, mir mal einen Text zu schicken, würde ich mich total freuen. Und ich glaube, Andrea auch.

Mia: Also, ich habe einen Text, den könnte ich wirklich schicken. Den fand ich auch wirklich gut. Das ist so der einzige Text, den ich sehr mochte. Da geht es so ein bisschen um das Stadtleben. Das war eine Aufgabe in der Schule. Den könnte ich gerne mal schicken.

Ja, da würden wir uns sehr freuen. Sag mal, Mia, wenn du so nach vorn guckst, hast du so richtig große Träume, von denen du sagst, wenn alles möglich wäre, das wünsche ich mir für mein Leben?

Mia: Ich glaube, ich würde wahnsinnig gerne Hörbuchsprecherin werden, Filme synchronisieren, aber richtig tolle Filmrollen. Das würde ich wahnsinnig gerne machen. Damit mein Leben finanzieren können. Oh, das wäre toll. Ja, und so und mein, so viel Geld haben, dass ich so viele Bücher kaufen könnte im Monat, wie ich möchte. Das wäre so toll. Aber leider sind das jetzt.

Also du liest richtig, richtig gerne, das hör ich raus. Cool.

Mia: Ja, also würde am liebsten einfach einen Beruf haben, der mich glücklich macht später und auch ein selbstständiges Leben und das ein bisschen verbunden. Ja, das wäre toll.

Meine vorletzte Frage an dich, Mia. Ich weiß nicht, ob du dir die schon mal gestellt hast, aber ich stelle die allen meinen Interviewgäst:innen. Also wenn du irgendwann mal abtrittst, ja, also wenn du irgendwann mal ganz alt bist und dann stirbst, was hat sich durch dich im positiven Sinne auf der Welt verändert?

Mia: Da muss ich kurz nachdenken. Es gibt wahrscheinlich mehr Harry-Potter-Zitate auf Foren im Internet, die ich aus dem Buch ausgesucht habe.

Das ist, das ist cool.

Mia: Weil was anderes fällt mir gerade nicht ein. Ich glaube, ich bin zu unbedeutend für diese ganze Welt, damit ich wirklich was verändern könnte. Vielleicht gibt es eine Rollitoilette mehr oder weniger, aber mehr würde nicht passieren.

Glaubst du das wirklich?

Mia: Ja, das glaube ich wirklich.

Ja, ja. Aber dir ist schon klar, dass du zum Beispiel das Leben von deiner Mama sehr verändert hast?

Mia: Mhm. Ja, das weiß ich schon.

Oder ich war jetzt zum Beispiel, ich war bei deiner Theateraufführung leider nicht dabei, aber Andrea ist berauscht zurückgekommen. Also, die hat gesagt, das hat sie total begeistert, was sie da auf der Bühne gesehen habt.

Mia: Okay, dann glaube ich, ich hoffe, dass ich, wenn ich tot bin, sehr viele Leute dazu gebracht habe, bei der Young Academy mitzumachen. Das wär natürlich toll, dass sie so begeistert von unserem Stück waren, dass sie da mitgemacht haben. Und auch von den folgenden Jahren, das wär natürlich wirklich toll.

Für alle Menschen, die das hören, also einfach noch mal, weil es vielleicht im Telefon ein bisschen untergegangen ist, Young Academy heißt das und das ist eine Theaterschule in Berlin, richtig?

Mia: Nein, es heißt Academy und das ist die Bühnenkunstschule der alten Feuerwache, genau in Berlin. Und alle, die Lust haben und 13 bis 18 Jahre alt sind, geht dahin. Das ist toll. Das ist eine tolle Erfahrung. Ich mache ein bisschen Werbung hier, aber ja.

Kannst du total gerne machen. Also Andrea ist wirklich, die ist in Ekstase zurückgekommen. Die war so begeistert. Die hat gesagt, das darf nicht aufhören, das muss sofort weitergehen. Das ist sensationell, was die da auf die Bühne gebracht haben.

Mia, meine letzte Frage an dich. Ich weiß, du bist erst in Anführungsstrichen 14 Jahre alt, aber von dem, was du bereits erlebt hast, jetzt aus deiner Perspektive, was ist für dich das Geheimnis von glücklich sein?

Mia: Ich glaube, das habe ich schon vorhin erwähnt. Man sollte das Beste aus seiner Situation machen und wenn man Dinge braucht, um glücklich zu sein, dann sich die vielleicht auch nur in kleiner Form holen oder nehmen oder einfach das sein, wie kann man das erklären. Ich denke, das, was man braucht, um glücklich zu sein, sollte man auch kriegen, solange es gesund für dich und deine Umwelt ist.

Also ich wiederhole es nochmal, weil im Moment ist gerade die Telefonverbindung ein bisschen schlechter. Also aus dem, was man hat, das Beste machen. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, also wenn man was erkannt hat, was einem gut tut, sich das auch wirklich zu holen.

Mia: Ja, solange es niemandem schadet, weder dir selbst noch anderen.

Cool.

Mia: Weil dann sollte man sich eine Alternative suchen.

Mia, ich möchte mich ganz, ganz herzlich bei dir für das Gespräch bedanken. Das war mir eine große Ehre und Freude und ich hoffe, ich bin jetzt schon noch weniger seltsam für dich. Ich freue mich schon darauf, dich demnächst mal wieder in Berlin zu sehen. Grüß die Mama ganz lieb.

Mia: Mach ich auf jeden Fall. Ciao.

Ciao.

Das war ein Kapitel aus dem Podcast Seelengevögelt, die Rebellen des Geistes von Veit Lindau.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Podcast abonnierst und wenn ich so die Möglichkeit hätte, in deinem Leben einen kleinen, guten Unterschied zu bewirken.

Weitere Podcasts

Episode 9