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Gerechtigkeit | Das Fundament für dein Glück | Folge 268

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Gerechtigkeit | Das Fundament für dein Glück | Folge 268

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Hey du wunderbarer Mensch, herzlich willkommen zu einer weiteren Episode meines Podcasts **“Seelengevögelt für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“**. Findest du, dass wir in einer gerechten Welt leben und würdest du sagen, dass du ein gerechter Mensch bist?

Was bedeutet eigentlich Gerechtigkeit für dich? Gerechtigkeit ist im Bushido, dem Weg der Krieger und Kriegerinnen, eine der zentralen Tugenden. In dem heutigen Ausschnitt aus meinem Kurs Bushido möchte ich mit dir darüber sprechen, wie sich der Sinn unserer Gerechtigkeit im Laufe der Evolution verändert hat, wie du selbst gerechter leben kannst und ob du bereit bist, auf eine friedvolle Weise für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Was ist eigentlich Gerechtigkeit? Das Wort kommt aus dem Althochdeutschen von „giret“ und bedeutet so viel wie gerade, richtig, passend. Wir verstehen unter Gerechtigkeit zum einen einen Zustand, also wenn wir zum Beispiel sagen, „hey, das empfinde ich als gerecht oder als ungerecht“, dann beschreiben wir einen Zustand eines Systems, zum Beispiel einer Beziehung.

Gerechtigkeit ist eine Tugend. Also jemand, der sich für Gerechtigkeit einsetzt, ist ein gerechter Mensch. Ich habe eine schöne Definition von Ottfried Höfe gefunden: „Gerechtigkeit ist das, was die Menschen einander schulden. Wohltätigkeit ist das, was darüber hinausgeht.“ Ich würde das gerne erweitern und sagen: Gerechtigkeit ist nicht nur das, was wir Menschen einander schulden, sondern auch das, was wir Menschen der Natur und den Tieren schulden.

Es gibt auf der einen Seite die Gerechtigkeit von außen, nach dem Gesetz, also das, was eine Gesellschaft festlegt als Gerechtigkeit. Und da gibt es verschiedene Unterformen. Da gibt es zum Beispiel die Gerechtigkeit der Gleichberechtigung. Bis heute sind Männer und Frauen in unserer Gesellschaft nicht wirklich gleichberechtigt. Das ist einfach ein Fakt und das ist ungerecht.

In anderen Ländern ist es noch viel schlimmer. Es gibt die sogenannte juristische Gerechtigkeit: „Hey, du hast mich beklaut. Und laut dem Gesetz ist es gerecht, dass ich zurückbekomme, was du mir geklaut hast und dass du sogar eine Strafe bekommst.“ Auch das ist eine Form von Gerechtigkeit. Es gibt die sogenannte Tauschgerechtigkeit. Zumindest rein theoretisch sollte es so sein, dass wenn ich dir eine bestimmte Summe Geld gebe für ein Produkt oder eine Dienstleistung, dass ich einen fairen, gerechten Gegenwert bekomme.

Wenn ich etwas kaufe, das krass überteuert ist, nicht funktioniert oder gar nicht existiert, also wenn ich zum Beispiel auf einen Betrüger reinfalle, dann ist das nicht gerecht. Das ist Tauschungerechtigkeit. Ich habe dir viel mehr gegeben, als ich dafür bekommen habe. Und du siehst schon hier in diesem Beispiel, dass diese äußere Form von Gerechtigkeit natürlich relativ ist. Darüber kann man sich streiten.

Was ist hier wirklich gerecht? Es gibt in unserer Gesellschaft auch theoretisch die sogenannte Chancengerechtigkeit. Also wir sagen zum Beispiel, Kinder müssen dasselbe Recht auf Bildung haben. Und wir sind definitiv, ich will ja nicht alles schlecht reden, im Vergleich zu vielen, vielen anderen Ländern der Welt, ist Deutschland schon relativ gerecht. Aber wenn man tiefer ins System reinschaut, sieht man natürlich, dass es noch viele Ungerechtigkeiten gibt.

Es ist bis heute so, dass Kinder, die aus armen Verhältnissen kommen, nicht dieselben Chancen haben. Das hat man jetzt zum Beispiel auch während Corona gesehen, dass Kinder, die in schwierigen sozialen Milieus groß wurden, im Homeschooling mehr gelitten haben als andere Kinder. Also die Chancengleichheit ist ein Ideal unserer Gesellschaft, aber sie ist nicht verwirklicht. Es gibt eine schützende Gerechtigkeit, dass der Starke sich vor den Schwachen stellen sollte. Dass wir zum Beispiel, wenn wir in der U-Bahn mitbekommen, dass jemand diskriminiert wird, zum Beispiel wegen seiner Hautfarbe, dass wir aufstehen sollten, auch wenn wir Angst haben.

Schützende Gerechtigkeit ist auch, dass ein Land sich eine Armee leistet, die optimalerweise tatsächlich nur einschreitet, wenn der eigenen Bevölkerung etwas Ungerechtes passiert. Diese Form von gesellschaftlicher Gerechtigkeit unterliegt natürlich einem Wandel. Also wenn du nach China gehst, gibt es ein völlig anderes gesellschaftlich vorgegebenes Konzept von Gerechtigkeit als bei uns.

Wenn du in arabische Staaten gehst, wieder ein anderes. Ich finde zum Beispiel Dubai ein unglaublich spannendes Land, weil da viele innovative Sachen passieren. Ich würde aber im Augenblick nie auf die Idee kommen, dort Business zu machen. Meine Tochter zum Beispiel, die bisexuell ist, wäre in Dubai gefährdet. Das ist nicht gerecht, das ist total ungerecht. Es gibt eine krasse Zwei-Klassengesellschaft in Dubai. Es gab Zeiten, da war Sklaverei gerecht.

Da haben sich die Menschen nicht wirklich darüber gewundert, sondern sie sind davon ausgegangen, dass das die natürliche Ordnung ist, bis jemand wie Spartacus kam und in der Arena sagte: „Ich will nicht mehr für euch kämpfen, ich will nicht mehr mein Leben riskieren, das ist nicht gerecht.“ Im Feudalismus galt es als gerecht, dass zum Beispiel die Adelsleute das Land besaßen und die Bauern darauf arbeiteten. Es galt als gerecht, dass die Kirche so viel Macht hatte. Das wurde damals bis auf wenige wache Geister nicht infrage gestellt.

Homosexualität ist auch heute noch in vielen Ländern lebensgefährlich. Auch heute noch verweigert die katholische Kirche offiziell homosexuellen Menschen den göttlichen Segen. Ich bin nicht der Meinung, dass sie den brauchen, aber ich habe mit Menschen gesprochen, denen Kirche sehr viel bedeutet und die keinen Segen bekommen, weil sie homosexuell sind. Was ist das für eine beschränkte Vorstellung von Gott?

Ist das gerecht, jemanden dafür zu bestrafen, dass er liebt? So, wir wachsen da langsam rein, es passiert viel Aufbruch und das ist gut so. Wichtig ist zu verstehen, dass dieses Konzept von Gerechtigkeit sich weiter und weiter entwickelt und dass es den gesellschaftlichen Diskurs braucht und wache Krieger und Kriegerinnen, die auf der einen Seite ehren, was in ihrem Land schon alles möglich ist, aber auch wach bleiben, es infrage zu stellen und genau hinzuschauen, ob die Gerechtigkeit, die auf dem Papier existiert, tatsächlich gelebt wird.

Oder sind unsere Politiker:innen an vielen Stellen einfach korrupt? Ich habe dieses wunderbare Zitat gefunden von Andreas Tenzer: „Rassismus ist eine spezifische Form von Seelenblindheit.“ Heute können sich die meisten Menschen nicht mehr vorstellen, dass es mal eine Zeit gab, in der es selbstverständlich war, dass Amerikaner Schiffe nach Afrika schickten, Menschen einfach einkauften, sie unter Deck an Ketten legten, in Kauf nahmen, dass viele von ihnen auf der Fahrt starben und sie dann in Amerika als Besitz ansahen.

Das war damals gerecht. So, das heißt, wir können davon ausgehen, dass auch die nächsten Generationen infrage stellen werden, was gerecht ist. Die jungen Generationen fordern gerade von uns älteren Generationen, dass wir mehr Verantwortung dafür übernehmen, was wir ihnen hinterlassen. Es ist nicht gerecht, Raubbau an der Natur zu betreiben und es den Jüngeren zu überlassen, damit klarzukommen.

Also du siehst schon, diese Tugenden der Krieger und der Kriegerinnen sind nichts, was nur für die kleine Enklave zu Hause gilt. Sie haben eine tatsächlich gesellschaftspolitische Dimension. Es gibt für einen Menschen, wenn er reift, verschiedene Gerechtigkeitsstufen und die möchte ich dir gerne vorstellen. Die sind von Lawrence Kohlberg. So wie wir zum Beispiel bei den meisten von euch kennen meine Arbeit mit Spiral Dynamics, also wirklich bemessen können, beobachten können, wie sich Werte entwickeln, wenn Menschen reifen, so entwickelt sich auch unser Verständnis von Gerechtigkeit. Und du kannst ja einfach mal, während ich dir die sechs Stufen vorstelle, schauen, welche dich davon berührt.

Die unterste Stufe von Gerechtigkeit ist, wenn wir blind autoritätshörig sind. Also wenn wir zum Beispiel in einem diktatorischen System leben, wo es einfach darum geht, das zu machen, was die vorgeben. Wenn wir das machen, werden wir belohnt, und wenn nicht, werden wir bestraft. Das ist das unterste Level. Das ist im Grunde auch das Level von ganz kleinen Kindern: „Wenn ich vom Papa bestraft werde, will ich das nicht, also mache ich das, was er sagt.“ Ich verstehe es zwar nicht wirklich, aber es wird schon irgendwie stimmen.

Die zweite Stufe von Gerechtigkeit ist, wenn ich meine eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stelle, wir sagen auch: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Das ist die Phase, in der ich mir alles so richtig schön zurechtbiege, was jetzt gerecht ist. So, einmal erzähle ich das und einmal erzähle ich das. Übrigens ist es nicht so, dass du immer eindeutig nur in einer Stufe bist, sondern du hast verschiedene Persönlichkeitsanteile. Und es kann zum Beispiel sein, dass du dich an manchen Stellen beim Tricksen ertappst: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Wo kennst du das in deinem Leben? Ja, dass du gestern noch, als es nicht um dich ging, etwas hochgehalten hast und heute, wenn es um dich geht, das schon ein bisschen anders siehst.

Ein kleines Beispiel: Frauen, die selbst gerade verheiratet sind, finden es ganz bescheuert, wenn andere Frauen heimlich Affären mit verheirateten Männern haben. Das ist ungerecht, das ist nicht fair, stimmt. Aber ich habe es schon ein paar Mal erlebt, dass Frauen, wenn sie dann Single sind und lange Zeit alleine waren und einen verheirateten Mann treffen, plötzlich das Gefühl haben, dass es etwas anderes ist. Das ist nämlich eine echte Seelenverwandtschaft. Der Zweck heiligt die Mittel. Die dritte Stufe da geht es um Anerkennung. Das heißt, wir gucken einfach, welche Regeln die Herde vorgibt und wir leben diese Regeln. Wir sind Konformisten, wir passen uns einfach an. Im Osten haben wir das „Wendehälse“ genannt. Die vierte Stufe ist die, in der wir begreifen, dass eine Gesellschaft gut funktioniert, wenn wir eine gewisse Form von Pflicht haben. Wir brauchen eine soziale Ordnung und halten uns daran. Die nächste Stufe sind die demokratischen Prinzipien. Ich weiß, dass es heutzutage schick ist, über Demokratie zu schimpfen, weil es so mühselig ist und so weiter und es funktioniert nicht so richtig etc.

Aber Fakt ist, Leute, wenn du dich mal umschaust auf der Welt, ganz in Ruhe, und in Länder fährst, wo du dich für einen Kurs wie diesen, den wir gerade miteinander teilen, heimlich treffen müsstest, weil er gegen die Doktrin der Regierung geht. Wenn es verboten ist, sich zu küssen, dann weißt du, dass Demokratie, so ätzend sie an manchen Stellen ist, ein enormer Fortschritt der Menschheit ist. Und Demokratie bedeutet auch Diskurs. Demokratie bedeutet, dass du dich einbringst, dass du zum Beispiel nicht sagst, ich finde alle doof, die gewählt werden wollen, und deshalb wähle ich gar nicht. Und dich dann aber vielerlang darüber aufregst. Hey, du hast eine Stimme, bring dich mit ein, du kannst deinen Abgeordneten schreiben. Diese Gesellschaft, in der wir leben, ist nicht vollkommen, sie ist an vielen Stellen ätzend unvollkommen. Aber Demokratie bietet uns die Chance, uns einzubringen und zu bewegen. 

Und dann gibt es die universelle Ethik. Dazu komme ich gleich nochmal. Das teile ich mit dir, weil du siehst schon, es geht nicht darum, sich auf ein Plakat zu schreiben: „Gerechtigkeit, Ole, Ole, Ole“ und damit auf Demos zu gehen, sondern wir müssen uns fragen: Was meine ich denn mit Gerechtigkeit? Habe ich mich je hingesetzt und dann, statt irgendwas nachzuplappern, mich gefragt, was meine Definition von Gerechtigkeit ist und ob die Bestand hat? Ist die pur oder ist die, wenn ich ganz ehrlich bin, an manchen Stellen ziemlich gefärbt von meinem Eigeninteresse?

Nicht jeder, der auf einer Demo für Gerechtigkeit demonstriert, ist wirklich für Gerechtigkeit. Denn wenn es dir wirklich das Anliegen wäre, für Gerechtigkeit einzutreten, müsstest du doch eigentlich genauso auf die Straße gehen, wenn eine andere Bevölkerungsgruppe gerade Ungerechtigkeit erfährt, oder? Warum gehst du da auf die Straße und da nicht? Vielleicht gibt es doch Eigeninteressen. Und das ist das Dilemma an den Tugenden des Samurais: Wenn du die wirklich an dich heranlässt, fangen sie an, dich infrage zu stellen und zu läutern, wenn du dich davon berühren lässt.

Diese universelle Gerechtigkeit ist etwas, das wir nicht beweisen können, aber schon die alten Philosophen wie Plato gingen davon aus, dass es so etwas gibt wie eine große, oft verborgene Ordnung aller Dinge. Dass es im Kern das Gute, das Wahre und das Schöne gibt und dass wir Menschen, weil wir eine Seele haben, fähig sind zu spüren, ob etwas gerecht oder ungerecht ist. Und über diese Fähigkeit möchte ich jetzt gern sprechen.

Damit wir die Tugend der Gerechtigkeit entwickeln können, brauchen wir ein reines Herz. Ich habe beim ersten Mal erzählt, dass eine der Wurzeln der Samurais der sogenannte Shintoismus ist, die japanische Religion. Was sehr spannend ist: In den sogenannten Shinto-Tempeln gibt es ganz häufig keine Statuen. Oft sind sie leer, manchmal ganz klein, manchmal ganz große Tempel. Aber es gibt oft einen Spiegel. Was es oft gibt, ist Wasser, also Reinigung. Was es oft gibt, um in den Tempel zu kommen, sind Flüsse oder Teichanlagen, die du über Brücken hinweg überqueren musst, als Symbol dafür, dich zu reinigen, und sogenannte Shinto-Tore, wie das hier auf der Abbildung.

Die Idee dahinter ist: Wenn dein Herz rein ist, dann siehst du Gott. Wenn dein Herz rein ist, dann fühlst du, was wahr ist. Und dann fühlst du, ob das, was jetzt gerade passiert, gerecht ist. Das heißt, um dein Herz rein werden zu lassen, brauchst du, und das ist die Grundvoraussetzung dieser Tugend, Aufrichtigkeit. Es reicht nicht aus zu sagen, ich will gerecht sein. Wir brauchen Aufrichtigkeit. Und es gibt einen Unterschied zwischen Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Ehrlichkeit ist, ich sage dir die Wahrheit. Aufrichtigkeit bedeutet, ich sage mir die Wahrheit. Aufrichtigkeit bedeutet, ich bin bereit, mit mir selbst ehrlich zu sein. Und jetzt mal ganz ehrlich unter uns: Wir Menschen sind Meister darin, uns selbst zu bescheißen.

Doch, und das ist die Hoffnung: Unter diesem Mogeln, unter diesem Zurechtbiegen, gibt es meist eine Stimme, eine Ahnung, die uns signalisiert: „Ey, das ist nicht sauber, was hier passiert.“ Vielleicht wissen wir am Anfang nicht, was nicht stimmt, aber wir spüren, irgendwas stimmt nicht. Du gehst einen Deal ein und merkst, irgendwas ist nicht sauber. Du führst ein Verkaufsgespräch und wechselst vom Bedürfnis, dem anderen wirklich etwas Schönes und Wertvolles anzubieten, zu „ich will dir was verkaufen, weil ich dein Geld brauche.“ Und das kannst du dir vielleicht alles erklären, aber tief in dir drin spürst du, hier stimmt was nicht. Du erzählst der Frau, die du gerade getroffen hast, dass sie die Liebe deines Lebens ist, aber wenn du ehrlich mit dir bist, spürst du: „Ey, ich bin einfach nur geil und möchte mit ihr ins Bett.“

Du machst jemandem ein Kompliment und spürst, es ist klebrig, weil du etwas zurückerwartest, weil du hoffst, ein Gegenkompliment zu bekommen. Du erhebst die Stimme gegenüber einem Schwächeren und redest dir vielleicht ein, das machst du im Namen der Gerechtigkeit. Aber wenn du ruhig bist, merkst du: „Nee, irgendwas stimmt daran nicht. Ich habe meine Power gerade missbraucht.“

Wenn wir nicht aufrichtig mit uns selbst sind, laufen wir Gefahr, blind zu werden durch Angst. Wenn wir zum Beispiel Angst davor haben, unseren Job zu verlieren oder unseren Partner zu verlieren, können wir nicht mehr in Ruhe hinschauen, ob das hier alles gerecht ist. Wir fangen an, unsere Version der Geschichte zu manipulieren. Wenn wir gierig sind, wollen wir einfach, wir wollen den Deal eingehen. Wir fragen uns nicht mehr, ob das gerecht ist zwischen uns, ob das gerecht für die Gesellschaft ist, ob die Gesellschaft überhaupt etwas davon hat, ob es gerecht für alle ist. Nee, das wollen wir in diesem Augenblick nicht hören. Und verstehe mich bitte richtig: Ich stehe hier nicht als Moralapostel, ich stehe genauso wie du auf der Übungsmatte.

Dieser Kurs ist die Einladung an dich und mich, bessere Menschen zu werden. Und es beginnt mit Aufrichtigkeit gegenüber uns selbst. Da habe ich mich beschissen, da habe ich manipuliert. Wenn wir Privilegien haben und ahnen, dass die Gerechtigkeitsdiskussion unsere Privilegien infrage stellen könnte, braucht es Mut, sich dem zu stellen. Es braucht zum Beispiel Mut, als Unternehmer zu sagen, oder sagen wir mal nicht Mut, aber es braucht einen Sinn für Gerechtigkeit zu sagen: „Ich wähle nicht blind die Partei, die mir die meisten Steuervorteile bietet, sondern die Partei, die wirklich echte soziale Gerechtigkeit anstrebt.“

Aufrichtigkeit hilft dir, die Kluft zu schließen. Die Kluft zwischen dem, was du sein willst, und dem, was du wirklich bist. Und das ist kein Schnipschnapp und dann ist die Kluft geschlossen. Es ist ein lebenslanges Ringen. Du gibst dein Bestes und hast das Gefühl: „Okay, jetzt bin ich integer.“ Und am nächsten Tag bist du wieder ein Stück wacher und denkst: „Oh mein Gott, warum habe ich das nicht gesehen?“ So, das ist die Herausforderung, den Mut zu haben, dir aufrichtig anzuschauen, wie groß diese Kluft ist und sie langsam zu schließen.

Dann bist du bereit für Gerechtigkeit als Tugend. Wenn ein Samurai sieht, dass etwas ungerecht ist, geht er dafür in einen friedvollen Kampf. Oder wie Benjamin Disraeli gesagt hat: „Gerechtigkeit ist Wahrheit in Aktion.“

Deswegen möchte ich dich heute fragen: Bist du bereit, gerecht zu leben und für Gerechtigkeit zu kämpfen? Und wo warst du oder wo bist du vielleicht im Augenblick noch selbstgerecht? Bist du bereit, diese Fragen wirklich an dich heranzulassen?

Lebst du gerecht? Wo hast du in deinem Leben Gerechtigkeit verraten? Ich habe zum Beispiel früher nie verstanden, warum es Andrea so wichtig war, dass wenn ich die Stimme erhoben habe, und ich muss ehrlich sagen, dass ich das leider oft gemacht habe, dass ich komme und aufrichtig um Verzeihung bitte. Weil ich wollte mich so durchmogeln, dass sie zurückweicht. Ich wollte mich durchmogeln, ich wollte einfach sagen: „Okay, ja, ja, komm, lass uns weitermachen.“ Aber es ging gar nicht darum, dass ich mich entschuldige, sondern es ging darum, eine Ungerechtigkeit wieder gut zu machen. Und die Ungerechtigkeit in dem Fall bestand darin, dass ich als Mann meine Stimme erhoben habe. Nicht, dass ich meine Wahrheit gesprochen habe, das war nicht das Problem, sondern dass ich diese Wahrheit mit einer wütenden Stimme geäußert habe. Mir war nicht klar, dass das im limbischen Gehirn der meisten Frauen bereits ein Akt der Bedrohung ist. Das macht was. Es ist ungerecht, wenn du das einsetzt. Es ist ungerecht, wenn du in irgendeiner Position mehr Macht hast als jemand anderes und du nutzt diese Macht nicht zum Wohle des gesamten Systems, sondern vor allem zu deinem eigenen Wohl.

Wo hast du dich selbst ungerecht behandeln lassen? Wo hast du dir zum Beispiel in Beziehungen etwas gefallen lassen, was definitiv ungerecht war, und du bist geblieben, weil du Angst vor den Konsequenzen hattest? Wo hast du Ungerechtigkeit in der Arbeitswelt ertragen, weil du Angst hattest, deinen Job zu verlieren?

Ich musste anderthalb Jahre zur Armee gehen, weil ich im Osten groß geworden bin. Ich wollte Medizin studieren, das war der einzige Weg dahin. Und ich habe so viel Ungerechtigkeit erfahren, weil das System dieser Armee nicht darauf basierte, dass die Kompetentesten das Sagen hatten, sondern einfach die mit den meisten Sternen. Ich habe mich oft in Situationen wiedergefunden, in denen Menschen, die im Dienstgrad über mir standen, ungerechte Sachen von mir verlangten, zum Beispiel, dass ich den Druck an andere Menschen weitergebe. Ich stand oft vor der Situation: Knicke ich jetzt ein, mache das einfach, dann habe ich meine Ruhe oder stehe ich dazu und putze die ganze Nacht mit der Zahnbürste das Klo?

Wo in deinem Leben hast du geschwiegen? Wo hast du in deiner Familie geschwiegen, obwohl du gesehen hast, dass es nicht gerecht ist? Wo hast du in der Schule geschwiegen? Wo hast du in der Gesellschaft geschwiegen? Wo hast du deinen Kunden gegenüber nicht deine ehrliche Meinung geäußert, weil du Angst hattest, sie als Kunden zu verlieren? Obwohl du wusstest, dass es nicht gerecht ist, obwohl du das Bedürfnis hattest, deine Stimme für die Menschen, die du vertrittst, zu erheben, um einen bestimmten Wandel in der Gesellschaft zu bewirken.

Gerechtigkeit hat viele Dimensionen und ich möchte dich einladen, dir anzuschauen, was es für dich bedeutet, dir selbst gegenüber gerecht zu sein. Also erstens wirklich aufzuhören, dich besser zu reden, als du bist, aber auch aufzuhören, dich schlechter zu reden, als du bist. Dich fair zu behandeln, dich dahin zu stellen, wo du hingehörst, einfach zu sagen: „Nein, ich bin noch nicht erleuchtet, aber ich bin auch nicht der letzte Dreck. Ich bin ein Held, eine Heldin, die ihr Bestes gibt, und dafür möchte ich anfangen, mich selbst gerecht zu behandeln.“ Was bedeutet es für dich, wenn du sehr bewusst beginnst, deine Mitmenschen gerecht zu behandeln?

Das sind manchmal so Kleinigkeiten. Neulich war ich mit Andrea essen und dann kamen zwei Familien rein. Du hast schon an den Klamotten gesehen, dass sie wahrscheinlich tierisch reich waren, fette, teure Uhren. Sie setzten sich hin und kennst du das, wenn Menschen Kellner behandeln, als wären sie zweite Klasse? Das macht mich total wütend. Woher nimmst du dir das Recht heraus? Du kannst sie nicht mal wirklich kritisieren, weil sie sie nicht direkt beleidigen, sondern es ist einfach die Haltung. Diese arrogante Haltung, dieses abschätzige Verhalten, nicht mal ein freundlicher Blick. Das ist ungerecht. So, da fängt es bereits an. Kinder werden ganz häufig ungerecht behandelt. Wo ist es Zeit, dass du dich viel mehr für die Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzt?

Das ist der Haken an diesem Kurs. Wenn du es ernst meinst, bist du mittendrin in dieser Welt und dann ist es deine Welt. Dann kannst du die Augen nicht mehr verschließen. Kinder in unserer Welt werden ungerecht behandelt. Es beginnt damit, dass es für uns Eltern keinen Führerschein gibt. Zieht euch das mal rein. Ich finde es total krass. Jeder von uns muss, wenn er ein Auto fahren will, einen Führerschein machen. Ein Kind kann jeder Dösel in die Welt setzen. Ich bekenne mich absolut schuldig, dass ich diese wunderbare Tochter, die ich geschenkt bekommen habe, an vielen Stellen aus meiner Unreife heraus nicht gerecht behandelt habe. Dass ich zum Beispiel ganz häufig von dem Punkt kam: „Weil ich der Vater bin, habe ich die Macht und deswegen kann ich jetzt sagen, was gemacht wird.“ Aber das ist ein krasses Miskonzept. Wie kommen wir auf die Idee, diese freie, wunderschöne Seele, nur weil sie in einem kleineren Körper steckt und noch kein Geld nach Hause bringt, ungerechter zu behandeln als uns selbst? Einfach zu sagen: „Am Wochenende wird das gemacht.“ Das ist Gewalt. Wie kommen wir auf die Idee, diese begnadeten Genies auf eine Schulbank zu setzen und zu sagen: „Du hast dir das zwar nicht ausgesucht, aber wir haben entschieden, dass du heute das und das lernen musst.“ Das ist ungerecht, Leute. Das ist himmelschreiend ungerecht und nur, weil es alle machen, wird es deswegen nicht gerechter. Versteht ihr? 

Und wenn wir dann den Horizont noch ein bisschen weiterpacken und sehen, was Kindern in der ganzen Welt passiert? Dann weißt du, dass ein wirklicher Krieger oder eine Kriegerin zu sein eben nicht bedeutet, einfach nur betroffen zu sein, sondern fang nochmal alles, was du hast, in die Waagschale zu werfen. Minderheit, ich hasse dieses Wort, also kleinere Bevölkerungsgruppen, von denen du denkst, boah, ja. 

Wie lange hat es gedauert, dass zum Beispiel in einer noch relativ aufgeklärten Gesellschaft wie Deutschland die LGBTQ+ Bewegung überhaupt mal Gehör gefunden hat? Überhaupt mal aus den Pathologiebüchern rausgekommen ist? Bis heute müssen diese Menschen fürchten, in dunkle Gassen zu gehen, auf Toiletten zu gehen, weil sie blöd angemacht werden. Das ist ungerecht. Und wenn du dann sagst: „Naja, aber ich bin einer von den Guten, ich mache das ja nicht.“ Das reicht eben nicht aus. Solange es in unserer Gesellschaft Bevölkerungsgruppen gibt, die einfach gedisst, verletzt, bedroht werden, ist das das Problem aller Krieger und Kriegerinnen.

Und wie können wir im Ernst auf die Idee kommen, zu sagen, dass Menschen, die irgendwo anders auf diesem Planeten verhungern, nicht aus Zufall, sondern weil diese Länder ausgebeutet worden sind, von unseren Ländern. Wie können wir auf die Idee kommen zu sagen, es geht uns nichts an, wenn die sich in Bewegung setzen und sagen, wir wollen einen Teil von diesem Kuchen. Ich bin nicht jemand, der sagt, hey, wir wollen einfach komplett blind die Türen aufmachen und alle reinlassen. Das meine ich nicht. Aber es ist eine Grundhaltung, versteht ihr? Es ist eine Grundhaltung zu begreifen, dass zwischen dir und einem Menschen in Syrien oder Afghanistan geboren worden ist, nichts weiter liegt als ein Zufall. 

Und nur weil du in einem gemachten Nest sitzt, zu sagen, die müssen da mal mit sich selbst klarkommen. Das geht nicht mehr, wenn du ein wirklicher Krieger oder eine Kriegerin bist. Und damit meine ich nicht, wir müssen uns alle nach Afghanistan begeben und dort helfen, sondern ich meine, dass wir erstmal überhaupt aufrichtig berührt sind. Dass wir anfangen, einen Kontext zu entwickeln, dass wenn wir wirklich Samurais der Herzen sein wollen, wir für jeden Menschen, der ungerecht behandelt wird, eintreten müssen. Mit unserer Arbeit, in unseren Gesprächen, gegenüber unserer Regierung, und, und, und, und. Und sorry für all diejenigen unter euch, die Fleisch essen. Ich will noch nicht mal infrage stellen, wenn jemand rausgeht und ein Tier jagt, an einem Fischarm o.ä. Aber wir müssen, wenn wir uns mit Gerechtigkeit wirklich beschäftigen wollen, ehrlich die Frage stellen, wie eine hochentwickelte Spezies wie der Mensch dazu kommt, andere Spezies in den dreckigsten, schlimmsten, würdelosesten Umständen einzupferchen.

Wie kommen wir dazu? Und verstehe mich richtig: Ich war jahrelang ein fanatischer Fleischesser, okay? Und ich wusste jahrelang, ich blende das Thema einfach aus. Das ist genau das, was ich meine mit Aufrichtigkeit. Zum Beispiel: Stopp, ich habe hier eine Kluft. Wenn ich das mal wirklich kommen lassen würde, kann ich das nicht mehr, ich kann das nicht mehr machen. Und nochmal, ich habe genug Jäger in mir. Wenn wir früher rausgegangen sind und das Reh oder den Hirsch erlegt haben, das ist für mich nochmal eine andere Geschichte. Aber komplette Spezies einfach einzupferchen, gefangen zu halten, zu züchten, zu überzüchten auf eine Art und Weise, dass Hühner nicht mehr stehen können, weil sie so voll gemästet sind, das ist nicht gerecht. Es ist eine kolossale Anmaßung einer Spezies über eine andere.

Und ich bin nicht hier für Moral. Bitte verstehe mich, okay? Ich bin auch nicht hier, um dich von irgendetwas zu überzeugen. Ich bin auch nicht hier, um zu sagen, ich bin besser als du. Ich habe auch meine offenen Flanken. Ich bin hier, um die heißen Fragen zu stellen und dich und mich einzuladen, diesen Fragen wirklich zu folgen und uns zu fragen: Wie nah lassen wir Gerechtigkeit wirklich kommen? Und wie konkret lassen wir es wirklich werden? Weil was ich zum Beispiel bei jüngeren Generationen erlebe, ist, ich drücke es mal hart aus, eine Art von Selbstbefriedigung an der Empörung.

Und deswegen möchte ich dir die Frage stellen: Wenn du etwas als ungerecht erkannt hast, setzt du dich wirklich dafür ein? Setzt du dich auf eine richtige, konkrete Art und Weise dafür ein? Nutzt du deine Stimme, selbst wenn du riskierst, dass du dafür vielleicht attackiert wirst? Nutzt du deine Power, das was du hast, deine Netzwerke, deine Reichweite? Also setzt du dich wirklich für Gerechtigkeit ein, und zwar eben nicht nur zu Hause, sondern auch auf der Straße. Wenn du siehst, dass diese Eltern ihr Kind anschreien, das ist auch dein Kind, es ist unser Kind. Wir können uns nicht rausreden und einfach sagen: „Die Erziehung geht mich nichts an.“

Wisst ihr, wie viel neurotischer Wahnsinn hinter diesen Mauern läuft, weil das Konzept dieser Gesellschaft ist, dass die zwei Eltern für die Kinder verantwortlich sind? Ich bin extrem dankbar, dass ich mutige Freunde habe, die in bestimmten Situationen zu mir gesagt haben: „Alter, so kannst du nicht mit deiner Tochter sprechen.“ Ich bin extrem dankbar, dass meine Tochter irgendwann zu mir gekommen ist und gesagt hat: „Das müssen wir jetzt klären.“ Und dass meine Tochter gesagt hat: „Hey HomoDea, das ist gut und schön, aber ihr grenzt bestimmte Bevölkerungsgruppen aus. Ihr grenzt die nicht bewusst aus, aber ihr grenzt die aus, weil ihr sie simpel nicht auf dem Schirm habt.“

Gerechtigkeit muss überall sein, in deiner Arbeit. Sprich es an, wenn du etwas als ungerecht siehst, dass da jemand bevorzugt wird. In den sozialen Medien. Erhebst du in den sozialen Medien deine Stimme für Gerechtigkeit? Oder ziehst du dich zurück, weil du Angst hast, beschimpft zu werden? Da wird es konkret, Leute. Das ist Gerechtigkeit, die erste Tugend. Und meine Frage an dich ist: Bist du bereit, Gerechtigkeit als einen Wert in deinem Leben zu verankern?

Wenn ja, dann sage ich dir: Schlaf eine Nacht drüber und wenn du dann merkst, dass es ein heißes Eisen ist, aber es dein Anspruch ist, dann finde für dich ein Ritual, wie auch immer das aussieht. Ich liebe es, vor den Dingen, die mir wichtig sind, auf die Knie zu gehen. Mein Ritual, etwas in mein Leben einzuladen, ist zum Beispiel, ein Bekenntnis zu schreiben. Ein Bekenntnis darüber zu schreiben, an wie vielen Stellen meines Lebens ich ungerecht gewesen bin, Ungerechtigkeit zugelassen habe, meine Augen vor Ungerechtigkeit verschlossen habe, und zu sagen: „Ich bin bereit, jetzt ein immer gerechterer Mensch zu werden. Bitte Gerechtigkeit, nimm mich und führe mich.“ Also aufzuschreiben und dann zum Beispiel auf die Knie zu gehen und sich vor diesem Wert zu verneigen und sich ihm hinzugeben. Das ist eine Möglichkeit. Du kommst vielleicht auf ganz andere Ideen. Mache etwas, was für dich stimmig ist und hole Gerechtigkeit in dein Leben, okay?

Und nochmal, wir sind hier nicht angetreten, um ab jetzt draußen in der Welt herumzulaufen und dem einen zu sagen, dass er ungerecht ist, und dem anderen zu sagen. Nein, wir kümmern uns erstmal nur um uns. Wir trainieren uns in Aufrichtigkeit und mehr Gerechtigkeit, als ob die ganze Welt von dir und von mir abhängt.

Ich danke dir. Es ist schön, dass du da bist.

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