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Lebendige Beziehungen sind dein Geburtsrecht | Q & A | Folge 246

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Lebendige Beziehungen sind dein Geburtsrecht | Q & A | Folge 246

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Hey ihr lieben Menschen da draußen, ich wünsche euch einen wundervollen Tag und ganz besonders dir. Mein Name ist Veit und das ist eine weitere Episode meines Podcasts **“Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes“**. Heute nehme ich mir wieder Zeit, um live auf Fragen von euch zu antworten zum Thema lebendige Beziehung, Partnerschaft, Liebe, Loslassen, Eifersucht – also der ganze wilde Mix, der dazugehört. Selbst wenn du gerade nicht in einer Liebesbeziehung bist, lade ich dich ein, mit offenem Herzen und Geist zu lauschen. Wir sind alle ständig in Beziehung – in Beziehung zu uns selbst, in Beziehung zu unseren Liebsten, in Beziehung zu unseren Kollegen, in Beziehung zur Welt. Also, ich hoffe, es ist auf jeden Fall auch etwas für dich dabei.

Bevor wir beginnen, habe ich noch zwei Durchsagen, die mir sehr wichtig sind. Zum ersten, das ist jetzt relativ kurzfristig, aber dieser Podcast kommt zur Wahl raus. Falls du heute früh noch gemütlich in deinem Bett liegst und vielleicht sogar mit dem Gedanken gespielt hast, gar nicht zur Wahl zu gehen, bitte ich dich, von deinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, dir nochmal Zeit zu nehmen und in Ruhe zu überlegen, keine Protestwahl zu treffen, sondern dich wirklich darauf einzustimmen, welche Herausforderungen uns Menschen in den kommenden fünf bis zehn Jahren erwarten, und dann wählen zu gehen. Wir brauchen jede Stimme, und es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, das ist eine Schicksalswahl, weil die nächsten zwei Jahrzehnte wirklich entscheidend für uns als Menschheit sein werden. Also, geh bitte wählen.

Das zweite ist eine Einladung, und das passt ganz gut zum Thema von heute. Die meisten von euch kennen mich sicher, aber für diejenigen, die das vielleicht zum allerersten Mal hier hören: Ich habe die große Ehre und Freude, seit nunmehr fast 30 Jahren mit einer wunderbaren Frau zusammenzuleben, zu lieben und zu arbeiten. Wir haben in dieser Zeit so tief das Thema Beziehung erforscht, und ich freue mich sehr, dass Andrea sich bereiterklärt hat, mit mir gemeinsam ab November auf unserer Plattform homodea einen Online-Kurs abzuhalten. Es ist nicht wirklich ein Kurs, sondern es ist eigentlich ein Training, ein ehrliches, ein menschliches Training in lebendigen Beziehungen. Dazu möchte ich dich von Herzen einladen, und das gilt sowohl für diejenigen, die in einer Partnerschaft sind, als auch für diejenigen, die gerade allein unterwegs sind. Wenn du einfach weißt und fühlst, dass das, was wir bisher an Beziehungen leben auf diesem Planeten, nicht das Ende der Fahnenstange sein kann, sondern nur der Beginn, dann sei dabei. Der Kurs heißt **“Co-Creation – das nächste Level der Beziehung“** oder **“das nächste Level der Liebe“**, und wir möchten gemeinsam mit euch erforschen, was es bedeutet, uns aus all den alten Verstrickungen, der Konkurrenz, der Ausbeutung und des gegenseitigen Benutzens zu befreien und miteinander auf ein völlig neues Level von Kommunikation und Beziehung zu erheben. Co-Creation beginnt im November. Sei mit dabei. Die Prinzipien sind nicht nur auf Liebesbeziehungen anwendbar, sondern auf jede Beziehung deines Lebens. Es wird praktisch, es wird ehrlich, es wird deftig, es wird zart, es wird wild, und wir gehen sofort in die Umsetzung.

So, ihr Lieben, und jetzt schnappe ich mir meinen Kaffee und schaue mal, was mein liebes Team hier an Fragen von euch zusammengestellt hat. Ich beantworte die wirklich immer ganz spontan hier, damit du meine Reaktion siehst und damit ich nicht irgendeine altkluge Antwort gebe, sondern wirklich meine ganz ehrliche, direkte aus dem Moment heraus.

Hier fragt jemand, ich weiß nicht, ob das ein Künstlername ist: Viri Dissi. „Wie kommt man von diesem gegenseitigen Benutzen in einer Beziehung weg?“ Lieber Mensch, der du diese Frage gestellt hast, und auch an alle Menschen, die von dieser Frage berührt sind. Ich finde es schon mal wunderbar, wenn wir überhaupt realisieren, wie viel wir uns in unseren Beziehungen benutzen und wie, mal ganz ehrlich, öde und eklig das eigentlich ist. Besonders dann, wenn wir die Gnade hatten, schon mal echte, pure, reine, bedingungslose Liebe zu erfahren, dann wird das natürlich noch viel deutlicher und auch noch viel schmerzhafter, dieses gegenseitige Benutzen.

Ganz kurz, wo kommt das her? Da gibt es viele verschiedene Überlegungen, aber die für mich eigentlich plausibelste hat Professor Gerald Hüther ins Spiel gebracht. Kennst du sicher auch, und er spricht von der sogenannten Objektifizierung. Also erst mal ein ziemlich holpriges Wort, finde ich, passt auch erst mal gar nicht zur Beziehung, aber es ist ganz spannend. Gerald geht von dem Punkt aus, dass wir Menschen, also wenn wir nicht in ein wirklich sehr reifes, waches, lebendiges Beziehungsumfeld hineingeboren werden, sehr früh darauf trainiert werden, uns nicht mehr als wirklich freie Subjekte zu sehen, die sich aus dem Innen heraus entfalten, sondern als Objekte, die von außen heraus gesteuert, manipuliert, gelenkt und erzogen werden. Und das ist kein böser Wille unserer Eltern oder unserer Lehrer, weil das sind so die zwei wichtigen Schleusen der Objektifizierung – also die Erziehung zu Hause und dann die Bildung in der Schule –, sondern es ist einfach die Begrenzung dieser Menschen, weil sie wiederum auch eine Objektifizierung erfahren haben.

Das heißt, die meisten Menschen haben, spätestens dann, wenn sie aus der Schule rauskommen, verlernt, sich wirklich als freie Subjekte zu sehen und zu fühlen, die das Recht haben, dieses Geburtsrecht haben, lebendige Beziehung zu erfahren, indem sie erblühen dürfen, indem sie aus dem Innen heraus leben dürfen. Wir kommen also aus der Schule raus und wir haben gelernt, uns selbst als Objekte zu betrachten. Das ist ganz wichtig zu verstehen. Wir haben gelernt, uns selbst zu benutzen. Wir stellen uns in diesem riesigen Spiel des Lebens, also in unseren Beziehungen, in dieser Leistungsgesellschaft an ganz bestimmte Stellen und wir lassen uns dort benutzen und wir benutzen uns selbst, wir beuten uns selbst aus.

Viele Menschen haben keine wirklich nahe, liebevolle, intime Beziehung zu sich selbst, sondern sie beuten sich aus. Sie stellen sich an eine ganz bestimmte Stelle und betrachten sich als ein Objekt im Spiel des Lebens. Und mit derselben Haltung gehen wir auch an die Menschen heran, mit denen wir in Beziehung stehen. Wir betrachten sie als ein Objekt in unserem Spiel. Wir wollen, dass sie das denken, das fühlen und das tun, was für uns angenehm ist. Und das Schräge daran ist, dass wir das Liebe nennen. Das heißt, wir sprechen ganz oft von „Ich liebe dich“, wenn das Objekt, also unser Gegenüber, etwas tut, was uns in den Kram passt. Dann lieben wir diesen Menschen, in Anführungsstrichen. Die Wahrheit ist, wir lieben ihn an der Stelle nicht wirklich, sondern er löst einfach angenehme Gefühle in uns aus, weil diese Schachfigur sich gerade auf dem Schachbrett unseres Lebens so verhält, wie es uns in den Kram passt.

Das heißt, wir müssen zuallererst, wenn wir wegkommen wollen von dem Benutzen, so mutig sein, uns erst einmal einzugestehen, dass ganz, ganz viel von dem, was wir unter das Dach von Liebe packen, nicht wirklich Liebe ist, sondern uns gegenseitig zu benutzen. Und das ist bis zu einem gewissen Level an Entwicklung auch total okay. Im Grunde genommen könnte man sagen, alles in der Natur benutzt sich. Die Biene benutzt die Blüte, die Blüte benutzt die Biene und so weiter. Doch wir können sagen, dass das Dilemma, in dem wir stecken, ist, dass wir bewusster sind. Das heißt, in uns ist Geist wesentlich bewusster erwacht als in einer Biene oder in einer Blüte. Und wir beginnen dieses Spiel zu sehen. Wir beginnen zu sehen, dass wir uns gegenseitig benutzen, zum Teil ausbeuten, zum Teil sogar unterdrücken. Und das ist eine harte Nummer, sich das einzugestehen. Wir kommen auch aus einer Konditionierung, an Romantik zu glauben. Wir sind vollgedröhnt worden mit ganz, ganz vielen Liebeskomödien aus Hollywood, die zeigen, wie toll das alles ist. Und wenn wir dann irgendwann in einer Beziehung aufwachen, merken wir, dass zumindest ein gewisser Prozentsatz unserer Liebe für unseren Partner eigentlich gar nicht wirklich Liebe ist, sondern der Ausdruck eines Wohlgefühls, wenn dieses Objekt auf meinem Schachbrett das macht, was ich will. Das ist eine harte, ernüchternde Nummer.

Aber sich das einzugestehen, damit ehrlich zu sein, sich zum Beispiel ehrlich einzugestehen, wie oft wir auf Arbeit unsere Kolleg:innen benutzen, nicht mehr wirklich sehen, dass sie ihre kostbare Lebenszeit, ihren Geist, ihre Inspiration, ihre Präsenz mit uns teilen, sondern wir betrachten sie einfach als jemanden, der da halt sitzt – das ist der erste riesige Schritt. Der zweite Schritt ist, und der ist ganz, ganz wichtig, Leute: Wir müssen lernen, uns das zu vergeben. Wir müssen begreifen, dass der Mensch lange, lange, lange nicht so weit entwickelt ist, zumindest kollektiv im Durchschnitt gesehen, wie das, was uns ganz, ganz viele tolle Bücher erzählen. Also, etwas von Liebe zu schreiben, ist keine Kunst. Sich den Alltag anzuschauen, wo wir dann wirklich stehen, ist eine ganz andere Nummer. Wir müssen verstehen, dass wir halbwegs bewusste Wesen sind, die immer weiter erwachen. Und das ist ja die gute Nachricht. Wir erwachen immer weiter, wir durchschauen das Spiel immer weiter, und in diesem Erwachen kommt immer mehr Seele ins Spiel.

Wenn wir die Benutzung erkennen, ist es eklig und es tut weh. Aber wenn wir daran hängen bleiben und uns verdammen oder den anderen angreifen dafür, geht es nicht weiter. Es ist wichtig, das zu benennen und dann ist es wichtig, dass wir uns das vergeben, dass wir einfach sagen: „Aha, besser konnte ich es bisher nicht.“ Und jetzt wird es spannend, weil wir für dieses „nicht benutzen, sondern einander wirklich sehen, einander wirklich erkennen, einander wirklich Raum geben“ im Grunde genommen kaum Vorbilder haben. Das heißt, unser Gehirn greift, wenn wir es nicht mit neuen Beziehungsvisionen füttern, immer wieder auf die alten Strukturen zurück. Das erklärt auch, warum viele Paare hochgradig verliebt starten und am Anfang ist es völlig klar: Du trägst den anderen auf Händen und du willst, dass er glücklich ist. Wenn wir dann nicht aufpassen, wird diese Beziehung zur Routine, dann schlafen wir ein, unser Gehirn schaltet auf Autopilot, und es muss, es kann gar nicht anders, es muss auf die alten Muster zurückgreifen. Und alte Muster heißt: Schau dir einfach mal an, was dir deine Eltern, deine Großeltern, Onkel und Tanten vorgelebt haben an Beziehung. Dann weißt du einfach: Okay, das sind die Programme, die abgespeichert sind, und auf die greifst du dann zurück.

Das heißt, du brauchst, wenn du wirklich etwas Neues in deinen Beziehungen erfahren willst, Visionen. Und das ist ein ganz großes Herzensanliegen unserer Arbeit, weil ganz viele Menschen erst einmal total verblüfft darauf reagieren, weil wir so die Vorstellung davon haben, Beziehungen sollten einfach so passieren. Das ist Romantik. Ja, wir kommen zusammen, es knallt, und wir kommen in den Fluss, und dann erheben wir uns und wir fliegen gemeinsam in die Sonne. Die meisten von uns wissen, dass der Alltag anders aussieht. Ja, wir kommen zusammen, es knallt, wir erheben uns, wir fliegen zusammen in die Sonne, und plötzlich sitzen wir zusammen auf der Couch und sind eingepennt. Warum? Weil wir dieser Beziehung keine Vision gegeben haben, keine leuchtende, utopische, verrückende, inspirierende Vision.

Zum Beispiel die Vision von zwei Menschen, oder wenn ihr zum Beispiel ein Team seid, von einem ganzen Team, die nicht mehr zusammenkommen, um sich zu benutzen, sondern um sich zu fördern. Das ist das Grundprinzip von Co-Creation: Verstehen, dass, wenn ich den anderen wirklich fördere, wenn ich ihn liebe, das im Endeffekt die Beziehung stärkt und dass es auch mich stärkt. Es wird manchmal wehtun, es wird auch manchmal nerven, weil sobald der andere wieder die Erlaubnis hat, sich als ein Subjekt in eurer Beziehung zu entfalten, wird er anfangen, Dinge zu sagen. Erinnert euch daran, das haben wir beim letzten Mal gesprochen, die manchmal dein Ego verletzen, die dich beunruhigen, die dich in Dehnungsprozesse hineinfordern. Aber wir brauchen eine Vision.

Und als Viertes noch: Wir brauchen konkrete Gesten, um dieses Benutzen rauszutreiben. Was heißt konkrete Gesten? Ganz simpel. Wir nennen das in unserer Arbeit „evolutionäre Dienstleistungsunternehmen“ füreinander zu sein. Das heißt, dir die Mühe zu machen, die Menschen, mit denen du in Beziehung stehst, zu studieren, ihnen zuzuhören, herauszufinden, was ihre Bedürfnisse sind. Und dann, das musst du dann nicht den ganzen Tag machen, sondern manchmal am Tag bewusst dein Ego zu opfern und diesem Menschen etwas zu geben, von dem du weißt, dass er es jetzt gerade braucht. Das heißt, wir können bedingungslose Liebe trainieren, auch wenn wir sie vielleicht an manchen Stellen noch nicht fühlen. Ich kann zum Beispiel sagen: „Hey, ich habe Angst, meinen Partner gehen zu lassen.“ Zum Beispiel zu einem bestimmten Seminar, weil ich weiß, es tut ihm gut, und ich opfere an der Stelle ganz bewusst mein Ego. Ich gehe durch meine Angst durch und sage Ja dazu. Und das kommt immer wieder zu uns zurück. Je häufiger wir so eine neue Erfahrung machen, von den anderen wirklich sehen, den anderen wirklich fördern, umso mehr wird das tatsächlich unsere Beziehungskultur. Dann waschen wir dieses Benutzen langsam aus unserem System. Aber vor allen Dingen, wann immer ihr euch dabei ertappt, also hadert nicht so sehr mit euch, sondern wir sind einfach Menschen. Wir sind echt einfach Menschen, und wir dürfen jeden Tag dazulernen.

Christian stellt eine interessante Frage: „Wie können wir mehr Männer für persönliche Weiterentwicklung und erfüllte Beziehung begeistern? Wir Männer stehen uns da so häufig selbst im Weg mit unserem vermeintlichen Starksein und ich schaffe das alleine. Wie können wir bei mehr Männern eine Öffnung schaffen dafür, dass nicht die materielle Welt Erfüllung bringt, sondern nur im Balance mit der emotionalen Welt?“

Auch hier würde ich gern Professor Gerald Hüther zitieren. Es gibt, also im Grunde können wir sagen: In dem Augenblick, wenn wir schon darüber nachdenken, wie können wir jemanden anderen begeistern, sind wir in gewisser Weise schon wieder in der Objektifizierung. Das heißt, wir sehen, du jetzt zum Beispiel in dem Fall, Christian, die anderen Männer, und ich kann deine Sichtweise total verstehen, das geht mir häufig nicht anders. Und wir denken: „Boah, die Burschen, die sollten sich mehr entwickeln, kommt her, das macht es cool, mehr zu fühlen“ und so weiter. Der Wunsch ist aufrichtig, aber wenn wir versuchen, einen anderen Menschen zu begeistern, kann es sein, dass wir schon dabei sind, ihn manipulieren zu wollen – also von dem Punkt, an dem er steht, zu dem Punkt, wo wir ihn haben wollen. Warum? Weil wir nicht wirklich fühlen wollen, was es in uns auslöst, dass der andere da steht, wo er steht. Also ganz häufig resultiert unser Wunsch, jemanden anderen zu begeistern, eigentlich daraus, dass wir nicht unsere Einsamkeit ertragen in diesem Moment. Führer und Führerinnen müssen bereit sein, Einsamkeit auszuhalten. Einsamkeit heißt, dass du dich am Anfang, Christian, in die Arena stellst und alleine die Fackel hochhältst und dafür sorgst, dass du begeistert bist.

Ich liebe übrigens das Wort Begeisterung, da steckt so viel drin, da steckt vor allen Dingen Geist drin. Wir sind immer dann begeistert, von Geister erfüllt, wenn wir etwas tun dürfen, was für uns essentiell ist, also was uns wirklich nährt. Das ist der erste Schritt: Hör auf, andere Menschen begeistern zu wollen, sondern sorge dafür, dass du in Begeisterung bist und dass deine Begeisterung eine Fackel ist, die hell leuchtet, auch wenn du zu Beginn alleine in der Arena stehst. Natürlich wünschen wir uns, dass andere Menschen dazukommen, sich an diesem Spiel beteiligen, was wir herausgefunden haben. Doch wir kommen da nicht hin, wenn wir andere Leute überreden, drängeln etc. Das funktioniert nicht, weil an der Stelle greift dann wieder der Schulmechanismus, weil das ist das, was die meisten von unserer Schule erlebt haben: dass wir gedrängelt worden sind, uns mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Da haben viele Menschen einfach eine Abwehrhaltung, und ganz viele Männer haben eine Abwehrhaltung gegenüber ganz, ganz vielen wertvollen Prozessen, weil sie permanent gedrängelt werden dazu. Begeistere dich selbst.

Punkt Nummer eins. Punkt Nummer zwei: Lade ein. Einladen ist etwas anderes als Drängeln, okay? Wenn ich in der Arena stehe, entflammt von meinem Spiel, und ich lade ein, ich sage: „Hey, wer Bock hat, dazu zu kommen,“ dann gebe ich dem Gehirn des anderen eine freie Wahl. Und ich gebe ihm relativ wenig Chance, sich gedrängelt zu fühlen, sondern ich lade einfach ein. Punkt Nummer zwei. Ermutige. Ermutigen heißt: „Hey, ich glaube an dich.“ Anstatt mich darauf zu konzentrieren, dass keine Ahnung, dass die Männer noch nicht so weit sind oder was viele machen in ihrer Partnerschaft, sich darauf zu konzentrieren, dass der andere noch nicht so weit ist, ermutige den anderen einfach, indem du sein Potenzial erst einmal selbst siehst, indem du das Feuer in ihm siehst, selbst wenn dieser Mensch das Feuer in sich gerade nicht sehen kann. Und drittens: inspiriere. Inspiration heißt, wir leben etwas vor. Also, wenn wir wollen, dass andere Menschen einer bestimmten Richtung folgen, sollten wir uns fragen: Sind wir denn ein attraktives Beispiel dafür? Ich bringe gern das Beispiel der veganen Ernährung. Den meisten dürfte mittlerweile klar sein, dass das nicht nur aus ethischem Gesichtspunkt heraus, sondern tatsächlich auch aus gesundheitlichen Gesichtspunkten, aus ökologischen Gesichtspunkten eine wirklich sinnvolle Form der Ernährung sein kann, vorausgesetzt – das ist ein Riesenthema – man betreibt es profund, man sorgt dafür, dass man genug Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt und so weiter und so weiter. Und all diejenigen unter euch, die gerade nicht vegan essen, keine Sorge, ich will dich gerade überhaupt nicht überzeugen, aber das ist für mich ein super Beispiel, weil angenommen, du bist jemand, der sich vegan ernährt und du bist total überzeugt davon. Dann kannst du jetzt permanent mit der Moralkeule rumrennen, und das wird Menschen sehr wahrscheinlich nicht begeistern. Vor allem werden diese Menschen dich beobachten, und wenn sie mitkriegen, dass du total verbissen bist, dass du dich zwar hypergesund und moralisch korrekt ernährst, aber dass du verkniffen bist, dass du verbissen bist, dass du keine Lust am Leben hast, dann werden sie nicht sagen: „Das scheint ein cooler Weg zu sein.“ Das heißt, wenn du von deinem Weg überzeugt bist, dann inspiriere dadurch, dass du zeigst, dass man intelligent ist, dass man wach ist, dass man humorvoll ist, dass man lebendig ist, dass man sexy ist und so weiter und so weiter, dass man leuchtet, wenn man sich auf diese Art und Weise ernährt. Ja, und dann lade ein, ermutige. Ermutige zum Beispiel Menschen dazu zu sagen: „Hey, mach’s doch einfach mal einen Tag, ja, probier’s doch mal einen Tag aus. Du musst nicht gleich alles verändern. Probier’s doch mal einen Tag aus. Probier mal das, probier mal das, probier mal das. Es schmeckt lecker“ und so weiter. Ihr kriegt den Punkt, ja? Eigentlich will jedes Hirn aus sich heraus begeistert sein. Wir sind nur wirklich, was das betrifft, traumatisiert worden durch die Schule, und ganz viele Menschen befinden sich in einer Abwehrhaltung, ja. Und zurück zu der Ausgangsfrage: Wenn du willst, dass sich mehr Männer in eine ganz bestimmte Richtung entwickeln, dann sei ein Mann, der diese Richtung auf eine so attraktive Weise verkörpert, dass die anderen Männer sagen: „Cool, du scheinst nicht nur so ein emotionales Weichei zu sein, das rumflennt und seinen Shit nicht auf der Reihe hat, sondern ich sehe, du bist zart, du bist sensibel, aber du bist auch wild, du bist stark, du hast deinen Shit auf der Reihe, du kriegst deine PS auf die Straße, du bist vielleicht sogar erfolgreicher als ich. Zeig mir, wie du das gemacht hast. Cool, gut.“

Die nächste Frage von Lola, Lola, ich mag den Namen, schließt daran an: „Was ist, wenn meine eigene persönliche Weiterentwicklung mich immer weiter von meinem Partner entfernt und wenn tiefe, bereichernde Gespräche über das Leben nicht mehr möglich sind, weil ich das Gefühl habe, ich muss mich portionieren, leichter verdaulich machen, damit er mich versteht. Ist dann eine Beziehung einfach so vorbei?“

Jetzt habe ich vor lauter Aufregung meinen Kaffee verschluckt. Okay, ist dann eine Beziehung vorbei? Fangen wir mit der Frage an, weil das eine Frage ist, die uns am häufigsten gestellt wird: „Woran erkenne ich, dass eine Beziehung vorbei ist?“ Du erkennst, dass eine Beziehung wirklich vorbei ist, wenn du auf die Frage, auf die ehrliche Frage, „Habe ich alles gegeben?“ aus dem tiefsten Herzen heraus mit „Ja“ antworten kannst. Wenn ihr zurückschaut, dann werdet ihr sehen: Die Beziehungen, die vorbei waren, die waren klar vorbei. Es sind schmerzhafte Momente, aber meist sind es auch sehr klare Momente. Wir stehen eines Morgens auf und plötzlich ist es einfach da: „Fuck, es ist vorbei.“ Und dann ist es vorbei. Aber ganz viel Energie wird in Beziehungen, die noch nicht vorbei sind, vergeudet, weil wir einen Schritt vorwärts und einen Schritt rückwärts gehen. Wenn jemand anfängt, darüber nachzudenken: „Okay, ist die Beziehung vorbei?“, ist sie meist noch nicht vorbei, aber er fängt bereits an, seine Energie aus der Beziehung herauszuziehen. Und das, Leute, ist dann verdammt unfair. Versteht ihr, was ich meine? Also, wenn ich mit dir in einer Beziehung bin und ich bin eigentlich permanent mit einem Fuß draußen – also ich habe den Türgriff in der Hand und ich taxiere die ganze Zeit unsere Beziehung: „Macht das überhaupt noch Sinn?“, dann lasse ich mich nicht mehr wirklich ein. Das heißt, weder du noch die Beziehung können ihr volles Potenzial zeigen. Und da müsst ihr ganz ehrlich sein, weil das eine unglaubliche Zeit- und Energieverschwendung für alle Beteiligten ist. Wir ziehen unsere Energie aus unserem System heraus und wir klagen dann das System dafür an, dass es nicht erblüht. Wenn ich dir die Frage stelle: „Hast du alles gegeben, wirklich alles?“, dann meine ich zum Beispiel nicht nur: „Hast du all deine Liebe gegeben?“, „Hast du all deine freundliche Qualität gegeben?“, sondern ich meine zum Beispiel auch: „Hast du all deine Wahrheit auf den Tisch gepackt?“ Also, hast du zum Beispiel diesem Mann schon mal wirklich in die Augen geschaut und gesagt: „Alter, ich weiß nicht, ob du das realisierst, aber ich fange an, mich geistig aus dieser Beziehung zu verpissen. Ich bin nicht mehr wirklich da, weil ich in dieser Beziehung nicht genug geistige Nahrung bekomme. Wie wichtig ist dir diese Beziehung?“ Und zwar nicht als ein Vorwurf an den anderen, weil der andere hat das Recht, zu sein, wie er ist, sondern eigentlich als Wachhüttner für euch beide. Dieser Prozess, der bereits stattgefunden haben muss, gespiegelt werden: „Hey, wir fangen an, uns zu verpissen, weil wir nicht mehr genug geistige Nähe haben.“

Für mich persönlich ist der wahrscheinlich größte Irrtum in jeder menschlichen Beziehung, dass wir aufgrund unserer Erziehung uns mit Körpern verwechseln. Ja, wir haben alle einen Fleischkörper, aber das Ding hier, das ist ja zum Beispiel nicht Veit, das ist das letzte Wurstzöpfelchen von Veit. Das heißt, wenn du zum Beispiel neben mir sitzt mit deinem Körper, heißt das noch lange nicht, dass wir beide in Beziehung sind. Wir können eine innige, unglaublich intime Beziehung haben, während dein Körper am anderen Ende der Welt ist. Und wir können Universen voneinander entfernt sein, obwohl wir nebeneinander auf einer Couch sitzen. Weil wir sind alle geistige Felder. Und wenn wir einen Menschen in unserem Leben haben, der uns wichtig ist – unser Partner, unsere Geschäftspartnerin, unsere Kollegen etc. – dann ist es extrem wichtig, besonders in der heutigen Zeit, ich erkläre euch gleich warum, dass sich diese geistigen Felder permanent austauschen. Permanent austauschen heißt, diese Beziehung will gepflegt werden. Diese Beziehung braucht einen Austausch darüber, was passiert in mir wirklich. Warum ist das heute vielleicht noch viel, viel wichtiger als vor 30, 40, vor 100 Jahren? Wenn ich zurückdenke an meine Urgroßmutter, dann habe ich so das Gefühl, die war eigentlich ihr Leben lang, so lange sie kannte, konstant dieselbe Person. Sie hat auch relativ wenig Input gehabt von außen. Sie hat in einem kleinen Dorf gelebt, es gab kein Internet. Wir, du und ich, bekommen in dieses geistige Feld, was wir sind, permanent jeden Tag so eine Dröhnung von Impulsen reingedonnert. Das dehnt uns, das regt Entwicklung an, das reizt uns, und wir bekommen unglaublich viel Input durch Medien und so weiter. Unsere geistigen Felder sind in einem permanenten Gärungsprozess. Und wenn wir es verpassen, in einer Beziehung diese Felder regelmäßig in den Austausch zu bringen, quasi in den Update miteinander, dann wachen wir eines Morgens auf und merken: Ja, unsere Körper sind noch zusammen, aber unsere geistigen Felder haben sich auseinander bewegt.

Zu deiner Frage: Ich würde dich einladen, sehr ehrlich hinzuschauen. Wie vehement hast du deinen Partner eingeladen, an deiner Entwicklung zu partizipieren? Ich musste das lernen. Also, ich komme aus einer Familie, da hat man nicht ehrlich über Gefühle gesprochen. Das heißt, ich musste lernen in der Beziehung mit Andrea, besonders dann, wenn mich Sachen bewegt haben, von denen ich vielleicht dachte: „Oh, das passt jetzt nicht zu dem, was wir gerade in der Beziehung erleben, das bringt Unruhe rein.“ Ich musste es lernen, das auf den Tisch zu packen. Ich musste es lernen, überhaupt erst einmal Worte dazu zu finden, was mich bewegt. Aber ich habe irgendwann realisiert: Wenn ich das nicht mache, drifte ich ab. Wenn ich in einem Gespräch mit guten Freunden nicht über das rede, was mich wirklich bewegt, drifte ich ab. Dann fange ich an, unter dem Tisch beim Handy zu scrollen, über mein nächstes Arbeitsprojekt nachzudenken etc. Also, ich muss mein geistiges Feld einbringen können, damit ich hier bin. Ganz viele Menschen machen in meiner Erfahrung, besonders Frauen, sie versuchen es zaghaft, treffen auf Desinteresse, vielleicht sogar auf Ablehnung, und dann lassen sie es sein. Dann fängst du an, dich zu entwickeln und du schaffst deine Nischen für deine Entwicklung, vielleicht zum Beispiel der Yoga-Kurs, wo du dich mit anderen Frauen triffst, die Seminare, die Bücher, die du liest. Aber jedes einzelne Buch, das du liest, jedes Seminar, das du besuchst, verändert dein geistiges Feld. Und wenn der Typ an deiner Seite das nicht mitbekommt, weil ihr nicht im Austausch seid, dann ist es kein Wunder, dass du irgendwann einfach neben ihm sitzt und das Gefühl hast, wie du es ausgedrückt hast, du musst dich portionieren. Das, Leute, ist spätestens der Zeitpunkt, wo wir innehalten müssen und sagen: „Das ist ein Schatz, rote Alarmflagge für unsere Beziehung.“ Das ist unangenehm, aber ihr müsst euch und den anderen dem stellen. Und zwar nicht im Sinne von Vorwurf, nicht im Sinne von „Hey, du Dösel, du entwickelst dich nicht.“ Der andere entwickelt sich auch, der entwickelt sich nur anders als du. Im Sinne von: „Sind wir einander wirklich noch wichtig?“ Und wenn wir uns wichtig sind, heißt das: „Wir kümmern uns jetzt“, das wäre jetzt mein Vorschlag für dich, „wir kümmern uns für einen Monat miteinander darum, die Wahrheit zu sagen, uns auszutauschen.“ Das ist für mich ein Lassen, okay? Wir sagen: „Okay, pass auf. Wir geben dieser Beziehung, wenn wir das beide wollen, eine Chance, indem wir sagen, einen Monat lang kommen wir jeden zweiten Tag zusammen und wir lassen einander teilhaben an dem, was uns bewegt.“ Sprich möglichst wenig darüber, was du doof findest an dem anderen, sondern sprich darüber, was dich bewegt, was dich begeistert, wohin du dich entwickelst, warum dir das wichtig ist. Mach daraus kein Ping-Pong-Gespräch, sondern schaffe den klaren Rahmen, wo der eine zum Beispiel 20 Minuten einfach Zeit hat, zu sprechen darüber, was gerade in ihm vorgeht. Der andere hört erst einmal einfach nur zu und danach kann er noch ein paar Fragen stellen, aber wirklich Fragen und keine Diskussion führen, sondern aufrichtig wissen wollen, was du sagst. Dann werden sich eure Felder entweder wieder annähern oder ihr werdet eventuell merken, und das ist natürlich schmerzhaft: „Danke, unsere Felder haben sich so weit voneinander entfernt und wir wollen uns gar nicht mehr wirklich aufeinander einlassen.“ Es ist tatsächlich so in der heutigen Zeit, dass es nicht immer, aber sehr häufig Frauen sind, die diese ersten Schritte gehen. Frauen haben aus meiner Erfahrung sehr häufig mehr Drang, die Dinge in Frage zu stellen, weiterzugehen. Und es sind oft Männer, die das nicht checken, wie viel in ihren Frauen passiert. Gebt dem Typ eine Chance. Gebt dem Typ eine Chance, indem ihr sagt: „Pass auf, du kannst so sein, wie du willst. Du musst dich nicht verändern. Aber ich möchte gern, ich muss dich daran teilhaben lassen, was mir passiert, damit du eine Chance hast, dich zu positionieren.“ Dann werdet ihr innerhalb dieses Monats entweder relativ schnell wieder wie wild übereinander herfallen oder es ist relativ bald klar, dass der Ofen aus ist.

Strandikowski, geiler Name, Strandikowski, fragt: „Wie gehe ich mit Menschen um, die mitten in einer Diskussion explodieren, wenn man ihre Meinung nicht teilt?“ Das ist ganz einfach: Schau sie in Ruhe an und sag: „So redest du nicht mit mir.“ Am besten nutzt du einen Moment, wenn sie mal nicht explodiert sind. Dann sprichst du in Ruhe darüber und sagst: „Schau mal, ich möchte gerne einen Wert einführen in unserer Kommunikation, und dieser Wert heißt Freundlichkeit. Du kannst mir absolut eine ganz, ganz andere Meinung kommunizieren als die, die ich habe, aber ich möchte diese aggressive Energie nicht mehr in unserem Gespräch. Wenn das nochmal kommt, drehe ich mich um.“ Menschen, die ausrasten, die explodieren, brauchen Opfer, die sich das gefallen lassen. Glaubt mir, es bringt nichts, mit diesen Menschen zu diskutieren, aber was ultra effektiv ist, ist, ganz freundlich einfach in dem Augenblick aufzustehen, sich umzudrehen und zu gehen. Alle schädlichen Verhaltensweisen, die sich über längere Zeit in eurem Umfeld halten, halten sich, weil ihr es gestattet. Zu explodieren, wenn niemand da ist, macht nicht mehr wirklich Spaß. Entweder eure Beziehung geht dann auseinander oder der andere lernt relativ schnell, sich auf eine adäquate Art und Weise auszudrücken.

„Wieso liebt man einen Menschen, der sich einem gegenüber wirklich toxisch verhält und hat trotzdem irgendwie immer noch Hoffnung?“ Ich würde gern hinterfragen, ob das Liebe ist. Schaut, also für alle von euch, die es wirklich wissen wollen zum Thema Liebe und Beziehung, kommt hier ein radikaler, aufräumender Tipp, aber der ist echt ernüchternd. Und zwar: Wann immer ihr denkt oder aussprecht „Ich liebe dich“, fragt euch selbst hinterher: „Was bedeutet das eigentlich jetzt gerade genau?“ Also, was meine ich damit, wenn ich sage „Ich liebe dich“? Ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass wir in mindestens neun von zehn Fällen das Wort Liebe missbrauchen und dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht, zum Beispiel um biochemische Cocktails, die uns durchs Gehirn schwören und die uns einfach in Verstrickungen reinjagen. Ich bringe jetzt mal ein krasses Beispiel: Der Alkoholiker, wenn der gerade lange nichts getrunken hat und dann kommt jemand vorbei und gibt ihm Alkohol, dann wird er sehr wahrscheinlich in diesem Augenblick auch denken „Ich liebe dich“, aber das ist nicht wirklich Liebe, sondern das ist die Erfüllung von biochemischen Abhängigkeiten. Wenn du dich hingezogen fühlst zu jemandem, der sich dir gegenüber toxisch verhält, hat das sehr, sehr, sehr viel damit zu tun, dass es in deinem Unterbewusstsein eine Verstrickung gibt zwischen wirklicher Liebe und Co-Abhängigkeit. Das wiederum hat meistens etwas damit zu tun, was wir in unserer Kindheit als Liebe erfahren haben. Der beste Tipp, den ich euch geben kann, um daraus zu kommen, der ist relativ unromantisch: Stellt Werte für eure Liebe auf. Messt Liebe nicht mehr nur daran, dass ihr euch hingezogen fühlt zu jemandem. Nochmal: Hingezogen fühlen kann auch einfach wirklich nur eine Co-Abhängigkeit sein. Stellt Werte auf. Nehmt euch Zeit und fragt euch: „Woran erkenne ich, dass es echte Liebe ist?“ Ich erkenne Liebe an Freundlichkeit. Ich erkenne Liebe an Ehrlichkeit. Ich erkenne zum Beispiel meine Liebe einem Menschen gegenüber, der sich toxisch verhält, daran, dass ich ihm eine Grenze weise. Das ist ganz wichtig zu verstehen: Wenn du aus falsch verstandener Liebe heraus jemand anderem nicht signalisierst, sich weiterhin dir gegenüber toxisch zu verhalten, ist das keine Liebe, was du tust, sondern es ist toxisch. Du schaffst einen Nährboden für toxisches Verhalten. Du bist mitverantwortlich dafür, dass der andere sich so verhält. Das heißt, häufig besteht Liebe tatsächlich darin, dass wir Stopp sagen. Und das wird sich nicht viel Liebe anfühlen. Aber das ist viel mehr Liebe als immer wieder reinzurasseln. Also, würde ich dir einen Tipp geben an der Stelle: Stelle Werte auf. Teile die mit allen Menschen, die dir wichtig sind. Und vor allen Dingen, das ist ganz wichtig, ihr Lieben: Wenn ihr Grenzen definiert, die wichtig sind und die gesund sind, ist eine Grenze nur so stark wie die Konsequenzen, die wir bereit sind einzugehen, wenn diese Grenze gebrochen wird.

„Im Yoga heißt es, man soll nicht festhalten, sondern loslassen. Aber wenn man liebt, dann hält man doch aus ganzem Herzen an Dingen oder Personen fest. Was tun?“

Ich muss da wieder zu meinem Eisbeispiel zurück. Ihr wisst ja, ich finde, man kann unglaublich viel dabei lernen, wenn man Eis isst. Wenn du ein Eis isst, also ein leckeres Eis, dann geht es ja nicht darum, dass du von Anfang an sagst: „Oh, ich muss es loslassen, ich muss es loslassen, ich muss es loslassen, weil das Eis ist eh gleich weg.“ Nein, der Sinn des Eisessens ist, du willst es vollständig genießen. Du willst mit dem Eis verschmelzen. Wenn du aber, während du das Eis isst, bereits Angst davor hast, dass das Eis gleich weg ist, dann hältst du das Eis fest. Aber der Witz ist, wenn du beginnst, innerlich das Eis festzuhalten, kannst du es schon nicht mehr genießen. Das heißt, du hast es schon verloren. Und ich glaube, das kennen die meisten von uns in Beziehungen. In dem Augenblick, wenn wir anfangen, den anderen zu krallen – und sei es nur mit unseren Gedanken, weil wir Angst davor haben, ihn zu verlieren – ist das ja gar nicht mehr wirklich Liebe, sondern es ist einfach ein Festhaltenwollen. Wir kommen wieder zur Objektifizierung zurück und in dem Augenblick haben wir den anderen bereits verloren. Loslassen heißt nicht, ich berühre den anderen nicht, sondern loslassen heißt, ich gebe mich dir voll hin in dem Moment, wenn wir jetzt gerade da sind. Also jetzt zum Beispiel bin ich einfach mit dir und ich hoffe, du bist voll, volle Kanne mit mir. Im nächsten Moment, wenn dieser Podcast vorbei ist, lasse ich diesen Podcast los und dann bin ich beim nächsten Moment.

Für all diejenigen unter euch, die Angst davor haben, jemand anderen loszulassen, das hat meist ganz, ganz viel damit zu tun, dass du Angst davor hast, herauszufinden, wer du wirklich bist. Schau, in dem Augenblick, wenn du jemanden krallst, willst du etwas nicht fühlen. Zum Beispiel willst du dich nicht mit der realen Möglichkeit auseinandersetzen, dass du diesen Menschen verlieren könntest, korrekt? Selbst wenn eure Beziehung hyper, hyper, hyper glücklich ist, bis ans Ende aller Tage, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem du diesen Menschen loslassen musst. Er wird sterben oder du wirst sterben. Weil wir Menschen ein Problem mit Tod haben, weil wir Menschen nicht wirklich wissen, wer wir sind, tendieren wir dazu, Dinge und Menschen festhalten zu wollen. Wir benutzen sie als Ersatzanker. Die einen definieren sich mit ihrem Auto, die nächsten mit dem Haus, die nächsten mit ihrem Kind, die nächsten mit ihrer Katze und viele Menschen mit ihrem Liebespartner. Der Liebespartner wird zum Anker. Und weil wir uns mit bestimmten existenziellen Themen nicht beschäftigen wollen, zum Beispiel mit der Vergänglichkeit aller Dinge, krallen wir. Es ist nicht schlimm. Es ist natürlich. Es ist ein verständlicher Reflex, wenn du gerade ein Eis isst, das total lecker ist, zu denken: „Oh, ich wünsche mir, dass dieser Moment nie aufhört.“ Aber der Moment wird aufhören. Also kannst du beim tantrischen Eisessen zwei Sachen lernen. Du kannst erstens lernen, wenn du das Eis isst, dich existenziell auf das Eis einzulassen. Also die beste Vorbereitung auf die zweite Lektion des Loslassens ist es, dich in diesem Moment voll einzulassen. Das heißt, mit dem Eis zu verschmelzen, den anderen um dich herum zu sagen: „Seid mal einfach ruhig,“ und dann gibst du dich dem Eis hin. Nicht du konsumierst das Eis, sondern du gibst dich dem Eis hin. Du gibst dich der Explosion der Sinne hin und du erfüllst diese schicksalhafte Begegnung. Und weil du die Erfüllung erfährst, kannst du dann, wenn der Zenit überschritten ist – also wenn der Punkt kommt und du merkst: „Okay, jetzt ist das Eis vorbei“ –, kannst du loslassen, weil das Potenzial eurer Beziehung voll erfüllt worden ist.

Verstehst du? Das Problem ist, wir Menschen geben uns nicht mehr wirklich hin, deswegen haben wir auch Angst loszulassen. Ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass die beste Vorbereitung auf deinen Tod die ist, dich heute, an diesem Tag, jetzt zum Beispiel in diesem Gespräch, voll hinzugeben. Einfach voll hier zu sein. Weil dann kommt der Moment, wo du sagst: „Ich bin jetzt satt.“ Und das jetzt angewendet von der Eiscreme auf eine Liebesbeziehung: Wenn du vor einem Menschen sitzt, wie vor einer Schlange vorm Kaninchen und denkst: „Der darf nicht weg, der darf nicht weg,“ dann nimmst du den ja gar nicht mehr wirklich wahr. Du genießt den Moment jetzt gar nicht mehr. Diese erste Lektion ist so wichtig, nämlich wenn ihr miteinander da seid, dann lasst euch fucking nochmal volle Kanne aufeinander ein. Schau den anderen an und nimm dir wirklich für einen Moment Zeit, dir klarzumachen: Dieser Mensch wird sterben. Der wird irgendwann sterben. Boom! Und dann ist er weg. Schau den anderen an und sage: „Das ist mein erster und mein letzter Moment, diesem Menschen zu zeigen, was ich wirklich von ihm empfinde. Ich gebe ihm alles, ich mache mich nackig, okay?“ Und wenn du das machst, dann wirst du merken, dass der Moment – zum Beispiel euer Gespräch beim Frühstück, das Kuscheln im Bett – aus sich heraus eine unglaublich nährende Erfüllung euch damit beschenkt, okay? Das heißt, das, was möglich ist in diesem Moment, in diesem Frühstücksgespräch, in diesem Kuscheln im Bett, wird erfüllt. Und wenn das erfüllt ist, auf einer Seelenebene, ist etwas satt in dir, und dann kannst du auch plötzlich sagen: „Ey, komm, und jetzt zieh in die Welt. Komm, raus aus dem Bett mit dir, reicht mir bis heute Abend, ja?“ Und dann kommt die zweite Lektion, das Loslassen. Wir können nur wirklich gut loslassen, was wir voll inhaliert haben, also womit wir eins gewesen sind. Gib dich hin, wenn dein Liebster aus dem Haus geht, schau ihm nochmal in die Augen und gib dich für einen Augenblick komplett hin und sage: „Das ist unser erster und letzter Moment.“ Und wenn der Typ am Abend nach Hause kommt, gib dich ihm wieder hin und immer dann, wenn er geht, gib dich diesem Sterbeprozess hin. Lass diesen Menschen gehen und fühle alles, was du dabei fühlst: die Wertschätzung für diesen Menschen, die Angst davor, ihn zu verlieren und so weiter. Ihr kriegt den Punkt, oder? Wir können nur etwas loslassen, mit dem wir wirklich vollständig eins geworden sind. Wenn es wirklich eins mit uns ist, dann können wir die Form loslassen.

Magst du gerne mit einer Geschichte abschließen? Aus meinem Leben. Also, einer meiner tiefsten Trauermomente. Den hat mir ein blinder Kater beschert. Wir haben lange Zeit mit einem unglaublich spannenden Kater zusammengelebt. Rumi, der war blind. Eine unglaublich starke Persönlichkeit. Ich habe ganz, ganz viel von ihm gelernt. Und es war so, dass Rumi hauptsächlich – ich sage jetzt mal – der Kater meiner Frau war. Ja, also bis hin zu dem Punkt, dass wenn Rumi auf der Seite meines Bettes lag, dann war irgendwie klar, ich habe mich hier zurückzunehmen. Also, wir haben oft Witze darüber gemacht, aber es war irgendwie so klar: Okay, Rumi ist das Seelentier von Andrea. Deswegen habe ich an ganz vielen Stellen, glaube ich, ihn wirklich nicht so tief an mich herankommen lassen, wie es möglich gewesen wäre. Dann gab es einen Sommer, da bin ich hier geblieben, weil ich arbeiten musste. Andrea war drei Monate auf Reisen. In dieser Zeit waren wir beiden Kerle allein zu Hause. Ich habe ein Buch geschrieben und Rumi hat fast immer auf meinem Schoß gelegen. Das war Kommunion. Also, das war wirklich, ich bin in dieser Zeit eins mit dieser Katze geworden. Was ich nicht wusste, ist – Gott sei Dank – dass Rumi einen Monat später sterben würde. Das war fürchterlich. Und ich habe noch nie so tief getrauert. Aber warum ich dir die Geschichte erzähle – ich will dich nicht deprimieren – ist, ich habe in diesem Trauerprozess die Erfahrung gemacht, dass ich das, was Rumi ist, in mir trage. Ich habe in diesem Trauerprozess erfahren, dass ich seine Form loslassen konnte, weil ich realisiert habe, dass das, was ihn wirklich ausmacht, das Wesen dieser besonderen Katze, in mir ist. Das ist deswegen in mir, weil wir uns in diesen Monaten nochmal so nahe gekommen sind, weil wir das so getrunken haben, weil wir uns einander so erkannt haben. Und ich sage dir oder euch das einfach, wann immer ihr Angst davor habt, einen Menschen loszulassen, liegt es sehr wahrscheinlich daran, dass ihr diesen Menschen noch nicht ganz nah an euch herankommen lassen habt, dass ihr die Essenz dieses Menschen noch nicht vollständig in euch aufgenommen habt. In dem Augenblick, wenn das passiert, wenn wir die Essenz der Eiscreme, die Essenz unserer Geliebten, die Essenz dieses Moments voll in uns aufgenommen haben, dann sind wir bereit zum Loslassen. Und für mich ist es ehrlich gesagt vielleicht das einzige Geheimnis, um mich auf den Tod vorzubereiten: heute und hier voll zu leben.

Das wünsche ich dir ganz doll und ich danke dir für dein Zuhören. Und ich würde mich ganz doll freuen, wenn du jetzt, bevor du hier rausgehst aus dem Podcast, noch unten drunter – egal, ob du das gerade auf iTunes hörst oder auf YouTube siehst – einen Satz hinterlässt. Was bleibt für dich hängen? Also, was ist für dich an dieser Begegnung, die wir jetzt miteinander hatten, wirklich wichtig gewesen? Es würde mir ganz viel bedeuten, weil dann ist das keine Einbahnstraße, sondern ich kann dich spüren und weiß, dass sich unsere Begegnung wirklich gelohnt hat.

Ich wünsche dir einen wundervollen Tag und was immer du heute liebst, gib dich dem volle Kanne hin. Ciao.

Das war eine Folge aus dem Podcast **“Seelengevögelt – für die Rebellen des Geistes“**. Hat dir die Folge gefallen? Wenn ja, freuen wir uns sehr über deine Bewertung. Außerdem kannst du den Podcast abonnieren und bleibst so immer auf dem Laufenden. Wir danken dir für dein Zuhören, es ist schön, dass du da bist.

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