Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
Ihr Lieben, ich wünsche euch einen wundervollen Tag. Hier ist Veit mit einer weiteren Sonderepisode meines Podcasts «Seelengevögelt – für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes». Heute geht es um eines der wichtigsten Themen einer lebendigen Beziehung, aber auch eines glücklichen, gesunden Lebens, nämlich deiner Fähigkeit, Grenzen wahrzunehmen und Grenzen zu setzen.
Ich freue mich ganz, ganz doll, dass ich vielleicht die Spezialistin im deutschsprachigen Raum für dieses Thema zu einem Gespräch und zu einem Kurs auf unserer Plattform Homodea gewonnen habe. Herzlich Willkommen, Verena König.
Vielen Dank, lieber Veit, ich freue mich total, hier zu sein.
Ja, so für alle da draußen zum Hintergrund: Als wir homodea aufgebaut haben, haben wir immer gesagt, das soll keine Veit-Show sein. Sobald das Ding steht, wollen wir gerne richtig gute Expertinnen und Experten einladen. Du bist mittlerweile auch eine wirklich wertvolle Freundin von uns geworden und gleichzeitig schätze ich dich sehr für deine Arbeit. Das heißt, ich freue mich sehr, dass du zu homodea gekommen bist. Magst du den Menschen, die dich noch nicht kennen, ganz kurz sagen, was du eigentlich machst?
Sehr gerne, so herzwärmende Worte, vielen Dank dafür. Ja, ich bin Verena König, ich bin Traumatherapeutin und arbeite seit über 15 Jahren mit Menschen auf ganz feinen und auch intimen, tiefen, seelischen Ebenen in meiner Praxis. Ich habe sehr spirituell begonnen mit meiner Arbeit, hatte noch keine Ahnung von Trauma – zumindest nicht theoretisch – und war immer sehr daran interessiert, Menschen zu verstehen. Das ist so der tiefste Antrieb in meinem Innern, weil Verständnis so sehr hilft, Dinge in der Tiefe zu verändern, also natürlich zu verändern. Mit «verstehen» meine ich auch begreifen und durchfühlen. Ja, und so kam ich dann auch zur Traumatherapie und das ist im Laufe der Zeit zu meinem Schwerpunkt geworden, weil da einfach so viel Heilungspotenzial liegt und so viel Wesentliches verstanden werden kann über die Spezies Mensch. Ich habe ein wirkliches Herzensanliegen, das Wissen über Traumadynamiken in die Welt zu tragen und freue mich so sehr, damit auch hier sein zu dürfen. Ja, und die Feinheit des Menschen spielt dabei eine ganz große Rolle.
Ich würde gerne, bevor wir tiefer auf das Thema Grenzen setzen eingehen, nochmal den Begriff Trauma beleuchten. Ja, weil ich glaube, dass viele Menschen, wenn sie das zum ersten Mal hören, an ganz gewaltige Sachen denken, vielleicht an Krieg oder an sexuellen Missbrauch. Das ist ohne Zweifel absolut Trauma. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es tatsächlich so, dass Menschen auch mit viel geringeren Ereignissen Traumata erfahren können.
Richtig, ja. Also der Trauma-Begriff ist oft sehr missverstanden. Er ist sehr indifferent zurzeit, er kommt mehr ins Bewusstsein und ist deswegen auch ein bisschen inflationär. Es ist zwar gut, dass er immer mehr ins Bewusstsein kommt, aber das hat den Nebeneffekt, dass man immer weniger klar hat, worüber man eigentlich spricht. Das, was du nanntest, ist tatsächlich auch eine alte Definition von Trauma: ein Einzelereignis oder ein auch längeres, aber deutlich eingegrenztes Ereignis, das einen so überfordert, dass es einen einfach verändert. Heute weiß man, dass auch ganz andere Ereignisse traumatisch wirken können in der menschlichen Psyche, im Körper, in der Seele. Dazu gehören grob gesagt alle Ereignisse, die in irgendeiner Weise so bedeutsam sind in ihrer Wucht, dass sie die eigenen Bewältigungsstrategien überfordern. Also, dass man dieser Intensität nicht gewachsen ist und dadurch nicht in der Lage ist, es direkt und einfach zu verarbeiten. Dazu gehört vieles, auch sehr individuell, je nachdem, wie man innerlich so aufgestellt ist. Ein Bereich, der so wichtig ist zu verstehen und ins Bewusstsein zu bekommen, ist das, was wir Entwicklungstrauma nennen in der Fachsprache. Das sind die Traumatisierungen, die uns in der Kindheit betreffen und die nicht diese Schwere haben müssen von «wir müssen fliehen vor dem Krieg» oder «wir sitzen in einem Flüchtlingslager fest», sondern auch: Mutter ist nicht präsent, emotional nicht anwesend, vielleicht ein suchtkrankes Elternteil oder eine schwere Belastung, die in der Familie liegt, sodass die Bindung zwischen Kind und Bezugspersonen belastet wird und das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit im Kind erschüttert wird. Das hat auch traumatische Wirkungen in vielfältiger Weise. Wenn wir das bewusst kriegen, auch in unserer Wahrnehmung von Gesellschaft, dann kriegen wir ganz andere Ideen, wie wir miteinander umgehen können und was wir eigentlich brauchen, um in ein anderes Miteinander zu finden.
Das berührt mich sehr, was du sagst, weil das für mich zum Beispiel ein ganz wichtiger Part meines Heilungsprozesses war, oder es immer noch ist. Ich habe lange Zeit an manchen Stellen mich selbst nicht verstanden. Letzten Endes habe ich eigentlich immer gedacht: «Du hast eine Macke, du hast eine Macke, so reagiert man nicht in Beziehungen. Das ist völlig unangebracht.» Ich habe lange Zeit gedacht, das kann gar nicht an meiner Kindheit liegen, weil ich hatte jetzt nicht diese fetten Oshis, zumindest nicht, dass ich mich erinnern kann. Dann ist mir irgendwann klar geworden im Laufe der Prozessarbeit, dass ich als Kind ursprünglich mal so zart gewesen bin und es einfach – ich übertreibe jetzt mal ein bisschen – aber eigentlich so war, als hätte mich jemand ins Haifischbecken geworfen und gesagt, «schwimm mal jetzt». Ich habe es gelernt, ich habe mir eine große Klappe zugelegt, eine taffe Schale, aber vieles ist wirklich unten drunter einfach ungelöst geblieben.
Ja, das möchte ich auch gerne mit einbringen, weil ich glaube, gerade Männer assoziieren damit ganz oft: «Ich nicht, etc.» Aber ich glaube, viel von diesem Bulli-Sein, das wir an den Tag legen, hat damit zu tun, oder?
Ja, das glaube ich auch. Und das hat vermutlich auch viel mit unserer gesellschaftlichen Ausrichtung zu tun, dass wir Kindern schon früh beibringen – also jetzt mal gesamtgesellschaftlich gesehen – dass es zum Beispiel nicht so angemessen ist, starke Emotionen zu haben oder zart zu sein. Stattdessen lernen wir früh, dass wir leisten sollen, oder für die Jungs, «Indianerherz kennt keinen Schmerz». Die Mädchen sollen keine Heulsusen sein. Also wir verteilen viele Botschaften, die uns irgendwie latent suggerieren, dass Feinheit und Sensibilität hinderlich sind für das, was wir als Werte definiert haben in dieser Gesellschaft. Und das ist sehr schmerzlich für das Zarte und Feine in uns, das so wertvoll ist und auch so eine riesige Ressource darstellt. Und was du beschrieben hast, dann im Haifischbecken schwimmen zu lernen, bedeutet im Grunde, Überlebensmechanismen und Überlebensstrategien zu entwickeln, mit denen man dann in solchen Umfeldern klarkommt.
Womit wir dann schon bei dem spannenden Thema wären: Wenn ein Mensch in Kontakt kommt mit dieser Zartheit, unsere Gesellschaft ist ja darauf gar nicht vorbereitet. Bzw. ich unterstelle ihr mal, dass sie an vielen Stellen gar nicht daran interessiert ist, weil so ein zarter Mensch dann vielleicht gar nicht mehr so funktioniert. Jetzt bin ich in einer wirklich sehr glücklichen Situation, also ich habe eine Arbeit, in der ich mich primär umgeben von wohlwollenden Menschen. Ich darf über die Liebe sprechen, ich darf Meditation lernen, ich habe eine zauberhafte Frau an meiner Seite. Das heißt, ich habe ein Umfeld, das mir wirklich erlaubt, diese Zartheit wieder hervorzubringen. Jetzt weiß ich von unseren Leuten, also auch bei Homodea in unserem Netzwerk, dass gerade die Menschen, die auf so einer, ich sage jetzt mal, speziellen Plattform landen, ganz oft Menschen sind, die so ein Stück nicht in diesen Beruf kommen in der Gesellschaft oder einfach merken, ich bin ein Stück anders. Und denen jetzt einfach zu sagen, «jetzt mach mal auf, mach mal zart», ist eben auch dem, finde ich, so spannenden Thema der Grenzen zu setzen, was ja erst mal sehr negativ klingt. Und gerade so in der psychospirituellen Szene, wo es ja immer darum geht, «öffne dich, vertraue etc.», so einen negativen Touch hat. Magst du gern ein Plädoyer für Grenzen halten?
Sehr gerne. Ein sanftflammendes Plädoyer für Grenzen. Ja, also dann muss ich mal überlegen, wo ich anfange, weil da könnte ich wirklich viel Plädoyer halten. Ich glaube, etwas, was viel mit dem Missverständnis zu tun hat, Grenzen als hart oder trennend zu bezeichnen, ist etwas, womit ich beginnen will. Grenzen zu setzen bedeutet, seiner eigenen Natur Raum zu geben und sich klar zu seinen eigenen Bedürfnissen, eigenen Wünschen und eigenen Anliegen im Kontakt zu äußern. Grenzen zu setzen ist nichts Trennendes. Wir erleben das in Gesellschaften, dass Grenzen trennend sein können, Ländergrenzen, die geschlossen werden und so. Aber in unserem zwischenmenschlichen Verbundensein bedeutet, Grenzen zu setzen, dass ich bewusst in der Lage bin, meinen Raum zu achten und deinen Raum zu achten und dadurch Berührung an der Grenze zuzulassen, wo man dann auch entscheiden kann, gehen wir in deinen Raum mehr oder gehen wir in meinen Raum mehr rein, und dadurch eine Verbundenheit und eine andere Qualität bekommt.
Grenzen zu setzen hat für uns als sehr empfindsame Menschen auch ganz viel damit zu tun, was wir Individuation nennen können. Also wenn ich nicht in der Lage bin, Grenzen wahrzunehmen und sie zu setzen oder sie zu kommunizieren, dann ist es sehr fraglich, wie sehr mein Leben mein eigenes Leben ist oder wie sehr ich ein Leben für andere lebe oder aus Motivationen heraus handle, die eigentlich anderen dienen. Grenzen zu setzen hat auch viel mit Sicherheit zu tun, mit Transparenz und Klarheit. Und Klarheit gibt uns in Interaktion immer Sicherheit. Wenn Unklarheit in unserer Kommunikation ist, dann gehen bei dir Interpretationen los und bei mir gehen Interpretationen los, und daran geknüpfte Assoziationen und Ideen und Strategien und Muster. Und dann wird es waschi. Und das gibt ein großes Potenzial für Verletzungen oder für Reinszenierungen von alten Geschichten. Und Klarheit in die Interaktion zu bringen, gibt uns auf einer ganz tiefen, auch neurobiologischen Ebene das Gefühl von Sicherheit. Und dann können wir uns anders einlassen. Das heißt, Grenze und Verbundenheit schließen sich in keinster Weise aus. Abgegrenzt zu sein, also für sich als Einheit, als komplettes Wesen klar zu sein, ist in meinem Empfinden die Voraussetzung für wirkliche Verbundenheit.
Das lässt uns anders präsent sein. Wenn es uns gelingt, unseren Raum mit unserer Energie zu erfüllen, dann sind wir einfach da, auch verkörpert und in unserer Energie.
Das finde ich eine ganz schöne Definition, weil ich höre immer wieder, übrigens interessanterweise, ich würde jetzt mal sagen, zu 80 bis 90 Prozent von Frauen, dass das Thema Grenzen setzen mit Schuldgefühlen behaftet ist, so nach dem Motto: «Ich entziehe mich meiner Pflicht. Meine Grenze bedeutet, ich liebe dich nicht mehr», etc. Wie schafft es ein Mensch – ich meine, dass wir das jetzt nicht in diesem kurzen Talk klären können, aber vielleicht können wir es anreißen – ein Mensch in der heutigen Zeit, der erstens sehr wahrscheinlich nie wirklich eingeladen worden ist, Grenzen überhaupt zu erfahren? Ich bin dazu nie eingeladen worden. Mir fällt zum Beispiel so eine Situation ein, meine erste Woche im Kindergarten: Ich bin weggerannt. Ich fand es einfach nur gruselig. Ich finde es auch heute noch gruselig. Aber als ich zu Hause ankam, hat mich niemand gefragt, was eigentlich mein Problem war, sondern ich bin einfach zurückdeportiert worden, sage ich jetzt mal. Das muss ich jetzt aushalten. Wie schafft ein Mensch, der es gar nicht gelernt hat und der dann ja noch zusätzlich in einer Gesellschaft lebt, die uns gerade so pusht und eigentlich permanent über unsere Grenzen hinweggeht, überhaupt, dass man diese Grenze wahrnimmt?
Das ist ein ganz wesentlicher, neuralgischer Punkt. Diese Wahrnehmung von einem selbst, von mir selbst und meinen Grenzen, das ist ein großer Teil in meiner Arbeit tatsächlich auch, weil genau wie du es beschrieben hast, wir dazu nicht eingeladen werden, darauf auf die Suche zu gehen, und das einzubringen in unsere Interaktionen. Grenzen spüren zu können hat ganz viel damit zu tun, Verbundenheit mit sich selbst zu erleben. Häufig ist es so, dass wir Signale von innen bekommen, die uns einladen oder auffordern, uns abzugrenzen, und wir interpretieren sie aber so, als wäre etwas mit uns gerade falsch. Und dann reagieren wir darauf mit alten Strategien, die uns eigentlich von uns wegführen. Das ist so eine natürliche menschliche Reaktion: Wenn innerlich etwas unangenehm ist, dann entferne ich mich. Also ich grenze mich quasi auf eine Art durch Flucht von meinen eigenen Impulsen oder Gefühlen ab.
Zum Beispiel in einem Streit über ein wichtiges Thema und dann bist du doof und dann habe ich anstatt einfach zu sagen, ich brauche jetzt Ruhe ja, und hab’s irgendwie auch projiziert und damit meine eigenen Grenzen missachtet und jemand anderen noch mit reingezogen in das eigene Thema.
Genau, zum Beispiel sowas. Oder ich spüre, mir wird etwas zu viel, der Stress steigt und ich fange an, mich abzulenken, statt mich zu fragen: «Was brauche ich denn? Was hilft mir, um mich wieder zu regulieren und wieder in Regeneration zu kommen?»
Damit wir Grenzen spüren können, brauchen wir sowas wie eine Bereitschaft, das zu spüren, wovor wir normalerweise fliehen. Das ist ein sehr spannender Punkt, weil das für viele Menschen, zum Beispiel für Menschen, die Trauma erlebt haben und Trauma-Folgen tragen, eine der schwierigsten oder forderndsten Aufgaben ist: mit sich selbst wirklich in Kontakt zu sein. Weil da auch die geladene, die gehaltene Spannung von früher noch sitzt und das ist ein Prozess, der häufig viel Zeit braucht oder auch Begleitung braucht. Aber die Bereitschaft, dahin zu fühlen, ist Voraussetzung dafür, um eigene Grenzen überhaupt wieder ins Bewusstsein zu kriegen. Manchmal ist es auch ein bisschen wie ein spezielles Erwachen, wenn man beginnt, in die Richtung zu spüren und mit sich so in Kontakt zu kommen, dass man dann merkt, wie viel Grenze man eigentlich bräuchte. Dass man merkt, wie viel man die mangelnde Grenze kompensiert durch Ablenkung, durch Gefallenwollen, durch vielleicht auch abhängige Muster, durch alles Mögliche. Es ist in gewisser Weise schon lebensverändernd, sich auf diese Ebene zu begeben, aber eben auf einer transformierenden und heilsamen Ebene.
Jetzt hast du gerade gesagt, viele Menschen brauchen eine Begleitung. Wir haben dich ja explizit gebeten, einen Kurs dazu auf die Plattform zu bringen, weil ich sehe, viele Leute kriegen erstens gar keinen Therapieplatz, haben nicht das Geld dafür und so weiter und so weiter, haben vielleicht gar nicht die Zeit. Und ich sehe wirklich, aus meiner Sicht gehen ganz, ganz viele Beziehungen auseinander oder kommen gar nicht erst zusammen, die vielleicht eine riesige Chance hätten. Wie ist es möglich, dass durch so einen Kurs, durch deinen Kurs, das dennoch transportiert wird?
Die Frage habe ich mir auch gestellt. Natürlich kann ein Kurs keine Therapie ersetzen oder auch nicht in diese Tiefe führen, ohne dass der Mensch vielleicht verunsichert würde. Deswegen ist das Anliegen in so einem Kurs, wie ich ihn aufgesetzt habe, einen Raum zu schaffen, durch erstmal durch Information und durch Bewusstwerdung, der so viel Sicherheit gibt, dass man sich ein Stück weit vorwagen kann in die Selbsterforschung und ins Experimentieren. Ein ganz großer Teil, um in diese heilsamen Prozesse zu kommen, ist das, was ich Verständnis nenne oder was man auch Bewusstwerdung nennen könnte. Das hat viel mit Theorie zu tun. Es ist so unfassbar entlastend, wenn wir anfangen, uns selbst zu verstehen. Das ist eine Hauptrückmeldung, die ich bekomme durch meinen Podcast, in dem sich sehr viel um Trauma dreht. Leute merken: «Ach du Scheiße, jetzt verstehe ich mich zum ersten Mal, obwohl ich schon so viele Jahre Therapie gemacht habe oder diese und jene Klarheiten vermittelt bekommen habe, aber jetzt beginne ich, mich zu verstehen.» Das bringt innerlich einen offenen Shift in der inneren Haltung, weil man aufhört, sich selbst als falsch zu empfinden und beginnt, sich selbst als richtig und berechtigt zu empfinden. Da setzt der Kurs auf jeden Fall ganz stark an, dass ganz wesentliche Informationen transportiert werden. Mit diesen Informationen werden dann sanfte Übungen und leichte, aber trotzdem tiefe Anstöße für einen eigenen Prozess gegeben.
Der Kurs heißt ja «Ein feiner Mensch braucht Grenzen». Jetzt kann ich mir vorstellen, dass es da draußen auch ein paar Typen gibt, die sagen, «feiner Mensch bin ich nicht». Was verstehst du unter dem feinen Menschen und für wen ist der Kurs?
Unter einem feinen Menschen verstehe ich einen fühlenden Menschen. Ich gehe davon aus, dass wir alle fein sind und es gibt unterschiedliche Grade von empfundener Feinheit. Diese feinen Menschen, die ich gezielt mit dem Kurs anspreche, sind die Menschen, die mit ihrer eigenen Erlebensqualität, mit der Qualität ihrer Wahrnehmung manchmal überfordert sind. Die sich vielleicht als hochsensibel bezeichnen, die vielleicht das Gefühl haben, sie sind schnell reizüberflutet oder schnell innerlich eingestellt, dass sie das Gefühl haben, sie können nicht so wie die anderen auf der Party sein oder so lange sprechen oder so viele Reize, so viele Lautstärken oder wie auch immer auf einmal aushalten. Der Begriff Feinheit deutet einerseits auf unsere Fähigkeit, fein zu fühlen und wahrzunehmen, hin und andererseits auch auf die vielleicht vorhandene Belastung durch diese Kompetenz. Ich glaube, dass oft gerade in den hartschaligen, scheinbar nicht feinfühligen Menschen, sei es Frauen oder Männer, sehr viel Feines schlummert und das manchmal etwas von der härteren Schale eigentlich eine Schutzstrategie ist für das Feine, das durch die Knopflöcher aber rausstrahlt und vielleicht auch einen Platz haben möchte.
Jetzt ist das ja so, Hochsensibilität ist ja auch ein bisschen, ich sage jetzt mal so, ein Modewort geworden. Und ich werde manchmal dafür angegriffen, weil ich mir erlaube, hin und wieder einen Witz darüber zu machen. Was ich, aber ich nutze das mal, um klarzustellen: Ich mache mich nicht lustig über Feinfühligkeit. Im Gegenteil, wenn ich so einen Test mache, schlägt er bei mir meilenweit aus. Sondern darüber, das als Ausrede zu benutzen, nicht am Leben teilzunehmen, sich zurückzuziehen. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die einfach im Augenblick sehr grob ist. Und ich persönlich, ganz ehrlich, wann immer ich mal so überlege, denke ich mir, ich kenne eigentlich so gut wie niemanden in meiner Umgebung, der nicht sehr feinfühlig wäre. Klar, manche legen sich etwas zu. Also zum Beispiel Andrea ist eine Frau, die kann wie ein Orkan sein, aber ich kenne sie ja sehr gut. Ich weiß, wie feinfühlig sie ist. Woran merkt jemand, der jetzt zum Beispiel zuschaut: Okay, ich habe mich zwar bis jetzt immer für sehr taff empfunden, aber wenn ich mal ganz ehrlich bin, was ist da?
Ich glaube, die eigene Feinheit und Feinfühligkeit kann man häufig daran erkennen, wenn einem Dinge nachgehen. Dass man einfach spürt, etwas klingt nach und es ist noch am Wirken. Dass man abends im Bett liegt und sich denkt: «Irgendwie bin ich noch nicht klar mit dem Thema, obwohl es mir vorhin klar schien», oder so. Also, dass man spürt, Ereignisse hinterlassen einen Geschmack, eine Färbung, die nicht einfach so weggesteckt wird.
Alle, die nachts im Bett liegen und grübeln, sind feine Menschen?
Alle, die morgens aufstehen und denken: «Gestern dachte ich noch, ich stehe heute fröhlich auf und heute Morgen geht es mir aber komisch», sind Menschen, die so fein sind, dass aus ihrem Unterbewusstsein etwas über Nacht an die Oberfläche kommt, beispielsweise. Das sind vielleicht so Kriterien. Oder auch die Menschen, die sich immer wieder fragen: «Wie nimmt mich der andere wohl wahr?» und die sich immer wieder fragen: «Wie bin ich jetzt wohl verstanden worden?»
Was ist mit suchtgefährdeten Menschen? Ich kann mir vorstellen, dass das auch eine Kompensationsstrategie ist.
Ja, also Sucht ist aus der traumatherapeutischen Perspektive im Grunde immer eine Kompensationsstrategie für zu viel Gefühl. Zu viel intensives Gefühl, zu viel Emotion, die das Nervensystem in Übererregung bringen würde. Süchte sind meistens dazu da, uns runter zu regulieren, also das Nervensystem runterzufahren. Die meisten Substanzen dienen dazu. Und die Substanzen, die pushen, suchen sich die Leute aus, die eher in der Flucht nach vorne sind.
Ich freue mich, dass der Kurs jetzt gerade rauskommt, weil ich mir in den letzten Monaten viele Gedanken darüber gemacht habe, was die Langzeitnachwirkungen dieser Corona-Zeit sein werden. Ich bin da auch wieder in einer begnadeten Situation, weil ich Meditation kenne, bestimmte Techniken kenne, aber ich kenne so viele Menschen gerade, die wirklich in einem permanenten Stressmodus sind und den einfach nicht mehr wegkriegen. Sie hoffen, dass es vorbei ist, dann geht es doch wieder weiter, sie bringen ihre Kinder in die Schule, am nächsten Tag müssen sie wieder mit nach Hause nehmen. Viele Menschen sind gerade völlig überflutet mit Reizen. Hilft der Kurs auch diesen Menschen, mit so einer Situation besser umzugehen?
Ich würde das spontan mit Ja beantworten, weil es im Kurs auch sehr viel darum geht, sich zu regulieren. Mit den Informationen und den Übungen in eine Haltung zu kommen, sich selbst anders zu versorgen. Mit Übererregungszuständen, mit innerer Unruhe, mit Ängsten. Ja, ich denke schon. Vor allem ist der Kurs, obwohl er auf drei Wochen ausgelegt ist, etwas, das mit neuem Lernen zu tun hat. Wenn wir überfordert sind mit Grenzsetzung, dann ist das keine Geschichte, die man mit einem Fingerschnipp wegzaubern kann, sondern es ist ein tiefer Prozess, auf den man sich nach und nach einlassen kann. Es geht darum, Dinge neu zu lernen und diese Situationen, die wir im Moment haben, wo wir dauerhaft kollektiv in Überforderungssituationen sind oder gestresst oder auch in emotionalen Zuständen einrasten, gerade in solchen Situationen müssen wir manchmal auch Neues lernen, weil unsere innere Referenz fehlt einfach für sowas. Wir haben da nichts, worauf wir zurückgreifen können.
Kannst du kurz zusammenfassen, was den Menschen in dem Kurs «Ein feiner Mensch» erwartet?
Also den feinen Menschen erwartet feine Interaktion durch Live-Videos und Q&A-Sessions, in denen viel Theorie vermittelt wird. Theorie, die berührt. Keine Kopf-Krampf-Theorie, sondern echt das, was so drin landet und man denkt: «Genau das Puzzleteilchen hat gefehlt.» So erlebe ich die Wirkung dieser Informationen. Dann erwartet die feinen Menschen im Kurs auf jeden Fall auch eine Begleitung durch Übungen, Meditationen und auch Audioübungen. Es gibt ein Workbook zum Kurs, in dem man sich mit sich selbst hinsetzen kann, um Dinge aufzuschreiben, um Übungen zu machen. Es gibt eine extra Facebook-Gruppe zum Kurs, weil natürlich Verbundenheit für dieses Thema sehr wichtig ist. Und ich hoffe, dass Menschen die Lust haben, sich gegenseitig zu begleiten und zu unterstützen. Die Übungen sind alle so ausgelegt, dass man sie alleine oder zu zweit machen kann. In der Facebook-Community ist natürlich auch die Einladung, sich auszutauschen. Ich werde dort auch immer wieder präsent sein. Es soll ein schönes Gefühl von Verbundenheit in diesem Kurs entstehen, was ja eben so verknüpft ist mit dem Thema Abgrenzung.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und auch nochmal wirklich explizit die Männer einladen, weil es sieht zwar an der Oberfläche häufig so aus, als könnten wir Männer leichter Nein sagen, aber ich habe zum Beispiel für mich gemerkt, dass das Nein, das ich dann oft laut und ruppig setze, eigentlich viel zu spät kommt. Ein Tag davor in einer Situation, wo ich nicht hätte Nein sagen müssen, sondern einfach hätte sagen müssen: «Ich wünsche mir das jetzt einfach anders.» Ich glaube, dass gerade viele Männer in unserer Gesellschaft zu Funktionsmaschinen erzogen worden sind, dass sie das gar nicht mehr mitkriegen, über wie viele Grenzen sie dann weggehen, ohne es zu merken.
Ja, ist nur eine Beobachtung. Ich habe ja zum Glück das Glück, dass ich in meiner therapeutischen Praxis mit vielen Männern arbeiten darf. Das war früher nicht so. Inzwischen habe ich den Eindruck, es kommen viel mehr Männer in therapeutische Begleitung und die sind so fein. Das ist so ein Universum, das sich da offenbart, diesen Männern so tief ins Herz und in die Seele blicken zu können. Das sind häufig Männer, die sehr gut performen, die sehr funktional unterwegs sind und die eine neue Qualität von Verbundenheit erleben, zum Beispiel in so einer therapeutischen Sitzung, wo der Raum dafür da ist, einfach so zu sein, wie man ist. Das erlebe ich als ein Riesengeschenk, wenn es Männern gelingt, sich das zu erlauben. Ich weiß auch, dass wir Frauen das sehr genießen, dass wir zwar gerne eine starke Schulter zum Anlehnen haben, aber nicht eine aus Beton, sondern eine, die pulsiert, weil ein Herz schlägt.
Ja, und deswegen freue ich mich über jeden Mann, der dabei ist im Kurs, und ich weiß auch, dass die Frauen sich freuen über Männer in diesen Kontexten, weil es ist wichtig, dass wir uns austauschen.
Verena, der Kurs beginnt am 4. Oktober, also man kann ja auch später noch einsteigen, aber das Besondere ist wirklich, dass du ihn beim ersten Durchlauf live begleitest.
Genau. Ja, es gibt jede Woche zwei Live-Termine und das ist natürlich besonders schön, wenn wir zusammen live unterwegs sind und dann auch die Fragen direkt einfließen können in die weitere Gestaltung.
Gibt es noch etwas, was du den Menschen da draußen, die jetzt gerade neugierig geworden sind, sagen möchtest?
Ja, ich würde sie gerne auch neugierig machen für dieses neue Lernen und gerade denen, die vielleicht verzagt sind, weil sie das Gefühl haben, es ist so schwer mit diesen Grenzen oder weil sie erleben, dass sie nicht gehört werden und sie haben es schon versucht oder sie sind an dem Thema dran und sind vielleicht verzagt, denen möchte ich gerne Mut machen und immer wieder auch betonen, dass diese Themen Prozessthemen sind und keine lösungsorientierten Strategien hier helfen, sondern wirklich eine tief innere Begegnung heilsam ist. Dazu mag ich generell jenseits vom Kurs, inklusive dieses Kurses, die Menschen einladen, einfach dazu Ja zu sagen, sich selbst zu öffnen und achtsam mit sich in Kontakt zu sein.
Ich danke dir ganz doll. Ich danke dir fürs Zuschauen und ich hoffe, dass es rübergekommen ist, wie konstruktiv Grenzen sind. Ich freue mich nochmal ganz, ganz doll, dass dein Kurs auf unsere Plattform kommt, weil ich wirklich sehe, dass viele Menschen so müde sind, so müde davon, sich ausreizen zu lassen und sich selbst zu übergehen. Auf dass der Kurs viel, viel Heilung für viele Menschen bringt.
Dem schließe ich mich an. Ich danke dir sehr.
Hey, du! Hier ist Svenja und ich danke dir von Herzen, dass du diese Podcast-Folge mit Verena und Veit gehört hast. Bist du neugierig geworden? Möchtest du gerne im Kurs dabei sein und dir dein selbstbestimmtes Leben erschaffen? Dann findest du jetzt unten in der Textbeschreibung alle Informationen und den Link zum Kurs. Wir freuen uns, wenn du dabei bist. Bis gleich!