Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.
Ihr Lieben, da bin ich wieder mit einer weiteren Episode meines Podcasts “Seelengevögelt” für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes, und wie man so schön sagt: aller guten Dinge sind drei. Die vorletzte Episode war ein Interview mit Andrea und mir, die letzte war ein Interview mit Andrea allein, und heute gibt es ein Interview mit mir – quasi die männliche Sicht auf eine lebendige Beziehung.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen zu bedanken, die in den letzten Wochen so stark, so positiv und so neugierig auf unseren neuen Kurs liebeswerk reagiert haben. Das macht mir so viel Hoffnung für unsere Menschheit, zu sehen, wie viele Menschen wirklich Lust darauf haben, ihre Beziehung aktiv zu gestalten und sie nicht einfach nur so passieren zu lassen.
Ja, und dir wünsche ich jetzt freudvolle Inspiration, und vielleicht sehen wir uns ja im Liebeswerk. Hallo liebe homodea Community, ich freue mich, dass ihr wieder da seid, und ich habe jetzt das Vergnügen, mit Veit ganz allein, in Anführungszeichen unter ein paar Zuschauern, hier zu sein und Fragen stellen zu dürfen.
Veit, dein neuer Kurs liebeswerk startet bald, und ich frage mich, was siehst du in der Welt, wenn du Menschen und Paare betrachtest, was dir einen Impuls gibt, genau dafür etwas tun zu wollen? Was ist das Anliegen, das dich zu diesem Kurs bewegt?
Ich sehe, dass fast jeder Konflikt, der auf dieser Welt stattfindet, nicht sein müsste, wenn wir alle Beziehungen gelernt hätten. Punkt. Und das macht mich in einem positiven Sinne fast wahnsinnig. Es tut mir physisch weh zu sehen, wie viele Möglichkeiten verschwendet werden, wie viele Paare sich wahrscheinlich sinnlos trennen, wie viele Kriege stattfinden, einfach nur, weil wir nicht von klein auf gelernt haben, uns auf uns selbst und auf den anderen zu beziehen.
Also, ich sage mal, die Medizin liegt offen vor der Nase, und wir greifen einfach nicht zu. Das treibt mich um.
Das heißt, du hast viele “Medizin” für die verletzte Beziehungsseele, die da draußen zu sehen ist. Ich habe gerade Verletzung angesprochen, du hast “Medizin” gesagt. Ich glaube, dass viele Menschen sehr negative Beziehungserfahrungen haben, weil Beziehung nicht gelernt wird, so wie du gerade sagst. Also, wir wissen überhaupt nicht, was uns erwartet, wenn wir Paarbeziehungen beginnen oder was eine tiefe Freundschaft vielleicht für Herausforderungen mit sich bringt. Und deswegen möchte ich gerne dich fragen: Was glaubst du, was ist die vielleicht gemeinste Verletzung, also die, die wir gemein haben, eine Verletzung, die uns allen immer wieder vor die Füße fällt?
Das ist für mich die Urwunde schlechthin, nämlich nicht zu wissen, wer wir wirklich sind. Also, wenn ich aus der Meta-Perspektive auf uns Menschen schaue, dann sehe ich 7,5 Milliarden wunderschöne, einzigartige, aber auch eben ganz, ganz fragile Wesen über diesen Planeten gehen. Ja, wir haben einen Haufen Konzepte, und wir versuchen, unsere Wichtigkeit aufzubauen, indem wir einen Wolkenkratzer errichten oder einen Doktortitel haben. Aber letztendlich glaube ich, dass wir in der Tiefe die ganze Zeit wissen, dass wir nicht wirklich wissen, wer wir sind.
Und wir gehen mit dieser unbeantworteten Frage und der damit verbundenen Sehnsucht in eine Beziehung. Also, wir sagen vielleicht, ich will mich verlieben, ich will Nähe, ich will Sex, aber in der Tiefe, glaube ich, ist es immer wieder dieselbe Frage: Können wir miteinander eine Beziehung erschaffen, die mir hilft, herauszufinden, wer ich wirklich bin? Und ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass selbst wenn meine Kindheit supertoll gelaufen ist, die meisten Menschen einfach keine wirkliche Antwort auf diese Frage haben. Und solange wir diese Antwort nicht haben, können wir uns nicht wirklich positionieren – zum anderen Geschlecht, zu unserer Umwelt, zu diesem Planeten, zu diesem Kosmos. Also, wir sind so ein bisschen wie, ich drück’s jetzt in meiner Metapher aus, wie ein Waisenkind, das ausgesetzt ist und seinen Weg nach Hause finden muss.
Du meinst damit, wir sind in Beziehung quasi gefordert, auch uns selbst kennenzulernen, also viel wichtiger als den anderen kennenzulernen? Geht gar nicht anders. Geht nicht anders. Geht gar nicht anders. Die Versuchung ist, glaube ich, für bestimmte Beziehungstypen sehr groß zu denken: Hey, es ist gar nicht so wichtig, wer ich bin. Ich bin einfach für dich da. Aber ich glaube, dass uns solche Beziehungen immer wieder, immer wieder mit einem Urschmerz konfrontieren. Und ich habe das mal bei Ron Smossamon gelesen. Das hat total Klick gemacht. Das Ausmaß des Schmerzes, den ich in einer Beziehung empfinde, ist ein Ausdruck davon, wie weit ich mich von meinem Ursprung entfernt habe. Und ich muss diesen Schmerz gar nicht als einen Fehler sehen. Ich kann sagen: Danke, dieser Beziehung, dass sie mich da berührt. Danke, dieser Beziehung, dass sie mir zeigt, was noch fehlt. Ich nehme diese Herausforderung an, und dann können uns Beziehungen nach Hause führen. Jede gute Beziehung sollte uns ein Stück nach Hause begleiten.
Etwas ganz Wesentliches ist dieses Wort “Schmerz”, finde ich. Dass ganz viele Leute, vielleicht irre ich mich da auch, aber ich glaube, viele Leute haben den Wunsch an Beziehungen, dass Schmerz dann weggeht. Also, der Schmerz der Einsamkeit oder der Verlassenheit, vielleicht auch manche Ängste. Und du hast gerade gesagt, es ist eigentlich der Sinn einer Beziehung, dass wir auch in unserem Schmerz berührt werden, aber auf eine Art und Weise, die den Schmerz nicht vergrößert. Was kann uns denn helfen, mehr zu vertrauen, dass es okay sein kann, wenn der Schmerz berührt wird? Was kann uns helfen, weniger Angst vor dem eigenen Schmerz zu haben?
Also, mir hat es sehr geholfen, das überhaupt erst mal zu verstehen. Weil ich habe lange Zeit nicht verstanden, was das für eine komische Dynamik ist. Ich verliebe mich, alles ist toll. Dann kommt eine Phase, in der es irgendwie abebbt, dann wird es vielleicht öde. Öde ist für mich mittlerweile eine Form von verschlepptem Schmerz, den ich nicht wirklich voll fühlen will. Es ist letztendlich eine Art von Enttäuschung, dass ich in dieser Beziehung nicht in dieser Sehnsucht gesehen werde, nicht erfüllt werde. Und ich habe lange Zeit gedacht: Warum ist das mit mir nicht in Ordnung? Bis ich begreife: Eigentlich ist alles total in Ordnung. Mir fehlt die entscheidende Antwort meines Lebens: Wer bin ich? Und was ich mache, was sehr intelligent ist: Ich gehe in Beziehung zu anderen Menschen und bin eigentlich unbewusst immer mit dieser Frage beschäftigt. Also, ich versuche in deiner Reaktion zu lesen, wer ich bin. Ich versuche in der Tat, aus deiner Anerkennung oder deinem Liebesentzug zu erkennen, ob ich wertvoll bin. Und mir hat das Verständnis dieses Prozesses total geholfen, dass es nichts Falsches ist, wenn Schmerz kommt.
Das mag auch erst mal irritierend klingen, wenn wir jetzt an einer Stelle, wo wir eigentlich über Liebeswerk reden, und viele das vielleicht mit Liebe, Licht und Ekstase assoziieren. Aber ich glaube, das ist ja der Punkt, wo Beziehungen auseinandergehen, weil wir denken, es ist ein Fehler, weil wir denken, nee, das kann nicht, das kann nicht eine gute Beziehung sein. Und das erst mal zu verstehen, ist das Erste, dass es okay ist. Und das Zweite ist – und das ist dann für mich die brutal schwierige Herausforderung – Verantwortung für diesen Schmerz zu übernehmen. Also, zum Beispiel, ich kann echt sagen, ich habe mich nie einem Menschen so nah gefühlt wie Andrea, und ich habe nie eine so abgrundtiefe Einsamkeit gefühlt wie neben Andrea. Weil gerade dann, wenn du jemanden gefunden hast, der dir total wichtig ist und ihr kommt nicht zusammen, kann das auch heute noch an einem Punkt in meiner Psyche rühren, den ich nicht fühlen will, der sich wirklich einsam anfühlt. Mittlerweile weiß ich aber: Okay, das ist der Punkt, an dem ich Hausaufgaben mache. Das ist der Punkt, an dem ich diese Wunde noch mehr nach Hause holen darf. Und dafür gibt es dann, Gott sei Dank, viele Mittel und Methoden. Aber erst mal brauchst du überhaupt die Wahl zu sagen: Ja, ich will ans Feuer der Liebe. Und das heißt, ich kriege nicht nur das Licht, ich kriege auch die Hitze.
Verantwortung hast du gerade gesagt, ist wichtig, zu übernehmen für den eigenen Schmerz, für die eigene Innenwelt. Und was wir häufig sehen können – wahrscheinlich haben wir das alle schon erlebt – ist, dass wir dazu neigen, automatisch aus einem Schutzimpuls heraus diese Verantwortung aber abzugeben. Also, dass wir Wünsche, die wir eigentlich im Grunde nur uns selbst erfüllen können, selbstverständlich an andere delegieren. Vielleicht etwas, was wir gelernt haben, vielleicht auch etwas, was uns in das Vertraute Unerfüllte wieder zurückführt. Was kann denn vielleicht helfen, wenn wir nicht gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen für diesen eigenen Mangel oder den eigenen Schmerz? Du wirst ja viele Tools im Kurs vermitteln, aber gibt es vielleicht so etwas wie ein Prinzip, wie eine Essenz, die helfen kann, sich der eigenen Verantwortung zuzuwenden?
Ja, und das ist für mich die Grundhaltung. Da benutze ich bewusst das Wort eines Kriegers oder einer Kriegerin, zu sagen: Das ist mein Leben und ich hole diese Power zu mir zurück. Ich hole diese Power zu mir zurück. Ich habe mich wie ein Junkie verhalten. Ich habe andere verantwortlich dafür gemacht. Ich hole diese Power zurück. Aus meiner Erfahrung, egal was du für coole Tools hast, solange du diese radikale Entschlossenheit nicht hast, wirst du immer versucht sein, selbst die besten therapeutischen Methoden gegen den anderen auszuspielen, um dann doch wieder über den anderen etwas zu bekommen. Carlos Castaneda hat es die Makellosigkeit genannt. Ich liebe diesen Begriff. Makellosigkeit heißt: Ich gehe durch dieses Leben als ein Krieger, der sagt: Es ist meine Antwort auf das Leben, und ich hole meine Power zu mir zurück. Ich lerne mich auszuhalten in meiner Einsamkeit. Ich lerne mich auszuhalten, wenn ich Angst habe. Ich lerne mich auszuhalten, wenn ich traurig bin. Ich benutze andere nicht mehr als eine Krücke. Es ist eine Grundhaltung. Wie ein Junkie an einem Punkt kommen muss, dass er sagt: Ich erkenne an, das ist kein Genuss, das ist eine Droge. Ich erkenne an, ich bin süchtig. Und ich erkenne an, wenn ich loslassen will, muss ich auf Entzug gehen. Für das Opfer in uns, das total schnell denkt: Hey, wenn du mich jetzt einmal nur anlächselst, ist wieder alles okay. Es ist einfach Entzug. Ich bin auch nach 27 Jahren mit Andrea immer noch auf Entzug und bin immer noch an manchen Stellen versucht, ihr dezent oder weniger dezent klarzumachen, dass es jetzt ihr Job ist, für mein Glück zu sorgen. Es ist eine Sucht. Ja, und ein stetiger Weg, immer reiner, cleaner zu werden, immer weniger zu agieren.
Was extrem hilft, ist, wenn du Menschen gefunden hast, denen du vertraust, denen einmal ganz offiziell zu sagen: Ich entlasse dich hiermit aus der Verantwortung, mich glücklich zu machen. Ich gebe es dir schriftlich. Und wenn mein Opfer wieder anfängt, an dir rumzuziehen, dich zu manipulieren, halt mir einfach nur das Schild hin. Du wirst es zwar nicht lesen wollen und findest es dann doof. Aber es ist cool, Zeugen zu haben. Es ist cool, eine Vereinbarung miteinander zu haben. Andrea und ich haben einfach eine Vereinbarung miteinander, dass wir wissen, wir sind nicht füreinander verantwortlich. Wir sind dafür verantwortlich, dafür zu sorgen, dass wir in der bestmöglichen Form in diese Beziehung reingehen. Aber wir sind nicht füreinander verantwortlich. Und wir haben die Erlaubnis oder die Aufforderung vom anderen, wenn es wieder passiert, einfach zu sagen: Sorry, ich kauf dir die Nummer nicht ab.
Das ist sehr klare Kommunikation. Und ich glaube, in vielen Beziehungen, ob jetzt Paarbeziehung oder auch in anderen Beziehungen, häufig auch in Familien, gibt es Subtexte, also unausgesprochene Vereinbarungen, die meistens mit sehr viel Kraft laufen. Und das, was du gerade beschrieben hast, ist ja das Ganze ans Licht gebracht, also mit Bewusstheit, eine Vereinbarung oder einen Subtext, den man sehen kann, unter oder über die Beziehung zu schreiben, was ganz viel mit Werten, glaube ich, auch zu tun hat. Und was die Kommunikation dann sehr verändert. Und dadurch kamen wir ja eigentlich gerade dahin, deine Power zu dir zurückzunehmen, hast du gesagt. Und das klang für mich auch in einer Art und Weise wie Abgrenzung. Also, dass wir mit dieser Klarheit in der Kommunikation, mit der Klarheit in der Selbstreflexion es irgendwie hinkriegen müssen, ein klares Bild von uns selbst und diesen unbewussten Aktionen, die wir starten, zu bekommen. Was wäre dein Impuls, wenn jetzt jemand dich fragen würde: Ich habe keine Ahnung, wann ich projiziere. Ich kenne es nur so, ich bin es gewohnt, so zu kommunizieren. Wie kann man anfangen, vielleicht dafür sensibel zu werden, was eigentlich unbewusst läuft? Das wäre bestimmt ein ganzes Kursthema, aber vielleicht hast du einen Impuls zu dieser Frage.
Ich würde gerne noch etwas reinbringen, bevor ich darauf eingehe. Das habe ich gerade in einem Interview mit John Gray gehört, das wir ja auch ausstrahlen werden im liebeswerk. Der hat etwas gesagt, das hat mir total geholfen: Unser Anspruch sollte sein, 80 Prozent unseres Glücks selbst auf die Reihe zu kriegen. Und dann zu sagen, wir kommen glücklich zusammen und wir können uns helfen, noch glücklicher zu werden. Aber eigentlich, wenn ich merke, ich bin allein mit mir in der Wohnung, der andere ist nicht da, und wenn ich ganz ehrlich bin, ich kriege die 80 Prozent nicht hin, sollte ich mit mir nichts anfangen. Das ist ja schon mal das erste Alarmsignal, da ehrlich hinzuschauen.
Woran kann man das erkennen? Also, ich erkenne es immer daran, dass ich mit meinem Fokus mehr auf der anderen Baustelle bin als bei mir. Also, mal angenommen, ich bin traurig, an einer Stelle nach innen zu schauen und mich zu fragen: Warum bin ich traurig? Was geht ab? Was fehlt mir? Plötzlich auf Andrea zu schauen und zu denken: Wenn sie jetzt anders wäre, wenn sie jetzt verständnisvoller wäre, wenn sie mich ausreden lassen würde, dann wäre ich nicht traurig. Also, eigentlich immer, wenn du mit dem Fokus auf der Baustelle eines anderen bist, bist du nicht bei dir. Und für mich ist das immer ein Gefühl von Anspannung. Es ist immer: Ich will den anderen irgendwie haben. Und wenn ich das merke, bin ich nicht bei mir. An der Stelle kann ich eigentlich schon so machen und sagen: Selbst wenn ich noch nicht weiß, was es bedeutet, ich komme erst mal wieder bei mir an. Aber ich mag den Begriff Subtext, den du gesagt hast. Das Krasse ist ja: Wir bringen dieses Gewebe von unbewussten Regeln mit und merken gar nicht, dass es danach funktioniert. Ich merke plötzlich: Hey, ich habe den Anspruch, dass ich, wenn Andrea sich so an mich wendet, so für sie da sein müsste. Aber ich fühle mich nicht wohl damit. Wo kommt der Anspruch? Ja, ist gar nicht mein Anspruch. Weil meine Werte wären an der Stelle ganz andere. Meine Werte wären, sie herauszufordern, in ihre Power zu kommen. Also, habe ich mir das Ding irgendwann eingefangen, wie so einen kleinen Virus, sehr wahrscheinlich von meinen Eltern. Und dafür ist für mich auch eine lebendige Beziehung da, das auseinanderzuklamüsern und zu sagen: Sorry, die Nummer spielen wir jetzt beide nicht mehr. Dafür ist die Zeit vorbei, sozusagen.
Ja. Wenn wir uns betrachten, was du gerade sagst, dass wir so viel auch mitbringen aus der eigenen Familie und das oft nicht mitkriegen, da hast du ja gerade viel so Wertvolles dazu gesagt. Ich frage mich manchmal, auch wenn ich in meiner Praxis Paare begleite als Paartherapeutin, was eine gemeinsame Ausrichtung für einen Unterschied macht. Und zwar meine ich jetzt an einem gewissen Punkt. Also, wir haben ja gerade darüber gesprochen, wie wichtig es ist, sich selbst zu reflektieren und aus der Projektion zum Beispiel rauszukommen. Und ich meine diesen Punkt, einer gemeinsamen Ausrichtung, die damit zu tun hat, den anderen zu unterstützen, zu sich selbst kommen zu können. So wie du es gerade gesagt hast, du möchtest, in anderen Worten sage ich jetzt mal, gerne Andrea empowern, ermächtigen, in ihrer eigenen Verantwortung sein zu können, so wie du dich ermächtigen möchtest oder daran die ganze Zeit meisterlich arbeitest, in deiner zu ruhen. Und das ist, glaube ich, etwas, was wir definitiv nicht lernen oder was uns auch selten vorgelebt wird und was in einer romantischen Beziehung beispielsweise nicht in den Bildern vorkommt. Da gibt es Rollenverteilung und der eine rettet den anderen und schmachtet in den Armen oder so. Wie kann man? So, frage ich, wie können wir Leute einladen, das attraktiv zu finden, jemand anderen unterstützen zu wollen, bei sich anzukommen, damit eine Beziehung gelingt?
Das ist eine coole Frage, weil ich glaube, es ist gar nicht so leicht, das attraktiv zu finden, weil uns die Vorbilder fehlen. Also, als Andrea und ich angefangen haben, bewusste Beziehungsarbeit zu machen, realisierten wir: Wir hatten nicht ein einziges Bild von irgendeinem Paar, von dem wir gesagt haben: Wow, wenn das möglich ist, dann machen wir es. Sondern wir hatten nur Paare, wo wir dachten: Oh nee, so langweilig wollen wir es nicht, so verzankt wollen wir es nicht. Das heißt, wir mussten erst mal Bilder kreieren. Also, erster Tipp wäre: Gibt es Bilder? Gibt es Bilder von Paaren in der Geschichte, lebende Paare, von denen du sagst: Geil, wenn die es geschafft haben, da will ich auch hin. Zweitens, ich halte es mittlerweile für total legitim, sich dadurch zu motivieren, was unattraktiv ist, also ehrlich einfach darüber mal zu sprechen und mit deinem Schatz oder wem auch immer am Tisch zu sitzen und zu sagen: Sorry, irgendwas ist passiert. Gestern waren wir noch hochgradig verknallt, es war atemberaubend spannend, wir sitzen jetzt zusammen und ganz ehrlich: Das ist nicht, was ich wollte. Wir sind in der alten Kiste gelandet und dieser Schmerz kann ja auch etwas in Bewegung bringen. Und dann glaube ich, es ist ganz wichtig, eine gemeinsame Vision zu finden.
Ja, das finde ich ganz krass. Guck mal, wenn wir jetzt nur Umfragen machen würden unter 100 Unternehmen: Habt ihr eine Unternehmensvision? Würden sehr wahrscheinlich, ich sage jetzt mal, 90 bis 95 Prozent sagen: Klar. Wenn wir 100 Paare nehmen würden und
wir würden die Frage stellen: Habt ihr eine Beziehungsvision? Was ist die Vision? Was ist der Outcome?
Ich garantiere, dass wir fünf bis zehn Prozent maximal hätten, die eine Vision haben. Die anderen würden sagen: Beziehung, Liebesbeziehung, Vision? Das muss ich entwickeln, das muss ich entfalten. So, und da anzusetzen, das ist etwas, worauf man sich dann beziehen kann.
Es ist ja auch, muss ich ganz ehrlich sagen, es hat enorme Vorteile, wenn die Frau an deiner Seite immer stärker wird, es hat extreme Nachteile. Weil plötzlich hast du kein Mieze-Kätzchen mehr, das sich schutzbedürftig an dich kuschelt, sondern du hast ein Kraftfeld neben dir sitzen, das dich nicht mehr braucht. Das heißt, du bist als Mann plötzlich in einer Position, in der bestimmte Rollenmuster überhaupt nicht mehr funktionieren. Wenn ich die bei uns auspacken würde, würde mich Andrea angucken und sagen: Wovon hast du geträumt heute Abend? Oder sie sagt dann: Warst du ein bisschen wie dein Görlitz, weil da bin ich geboren. Diese Freiheit ist ja auch wirklich sehr zurückwerfend auf uns selbst. Und was wir da sehen, ist so cool. Es ist super cool, eine Frau an deiner Seite zu haben, die so frei ist, weil das dir unglaublich viel Raum lässt. Es kann aber auch super uncool sein, weil du als Mann plötzlich merkst: Du musst erst mal lernen, was mit dir anzufangen. Ich glaube, das Spannende ist, ja, wir betreten dann Neuland, von dem wir noch gar nicht so viel wissen. Weil wir alle oder die meisten von uns aus diesen kollektiven Strukturen kommen. Und dieses Neuland ist dann so individuell, wie ein Mensch nur ist.
Du hast gerade etwas gesagt, was mich sehr berührt hat: Dieses Wort “brauchen”. Du hast jemanden neben dir, der dich nicht mehr braucht. Und scheinbar haben wir auch Bilder in uns von Beziehungen, die etwas mit “brauchen” zu tun haben. Und vielleicht ist dieses “brauchen” auch etwas sehr Altes, ein unerlöstes Gefühl von Bedürfnissen, die unerfüllt blieben. Ich glaube, wir sprechen gerade wirklich über eine nicht beschriebene Form von Beziehung, die jenseits von einander brauchen gelingt, die aber trotzdem ein hohes Maß an Verbundenheit hat und gleichzeitig Freiheit gibt. Freiheit war auch ein Wort, das du gerade gesagt hast. Auf welcher Ebene ist die Verbundenheit spürbar, die Verbindung spürbar, wenn man einander nicht braucht, wenn man frei ist, wenn man nicht mehr bedürftig ist?
Was glaubst du? Also, für mich gibt es verschiedene Ebenen. Es gibt eine enorme Ebene von Wertschätzung, aber ich kann zum Beispiel sagen: Also, das, was Andrea und ich in diesen 27 Jahren erschaffen haben, ist wie ein megaguter Wein, den du natürlich nicht brauchst, aber gleichzeitig ist er eine unglaubliche Wertschätzung dafür. Und jetzt eigentlich noch viel mehr die Frage: Okay, wenn wir schon so weit gehen konnten, wo können wir noch miteinander hingehen? Da kommt ganz viel Verbundenheit her. Für mich eine unglaubliche Neugier herauszufinden, was eigentlich noch mehr möglich ist.
Für uns beide, ich weiß nicht, ob das für jedes Paar so ist, kann ich definitiv sagen: Wir haben auch wirklich einen Auftrag. Wir haben einen Auftrag, und ich weiß auch, dass bestimmte Dinge, die wir miteinander heilen können, noch nicht erlöst sind. Ich weiß zum Beispiel, dass die weibliche Seele von Andrea etwas durch mich erst mal bekommen kann, was sie noch nicht vollständig bekommen hat. Und das ist kein “Brauchen” im Sinne von, dass Andrea jetzt untergehen würde, wenn ich nicht da wäre, aber es ist schon eine Art von: Wir brauchen uns, wie die Biene die Blüte braucht und die Blüte die Biene, damit ein Apfel entsteht.
Das ist ein schönes Bild, weil es auch etwas zu tun hat mit etwas Größerem, etwas Übergeordnetem, was dadurch entsteht. Ich mag gerne noch mal auf eine ganz pragmatische Ebene gehen. So viele Menschen habe ich schon sagen hören: Ich glaube, ich muss erst dieses Thema oder jenes Thema noch lösen, damit ich dann endlich eine erfüllte Beziehung leben kann. Kommt dir das bekannt vor? Du lachst, ja, das hörst du auch. Ist da was Wahres dran? Oder könnte man diese Idee einfach über Bord schmeißen?
Ich glaube, es ist einer der perfidesten und genialsten Tricks unseres Egos, uns davon abzuhalten, uns jetzt zu verschenken. Ich höre das in so vielen verschiedenen Varianten. Leute sagen zum Beispiel: Wenn ich mal meine richtige Berufung gefunden habe, dann verschenke ich alle meine Gaben. Wenn ich mich erst mal selbst richtig liebe, dann bin ich bereit für eine Liebesbeziehung. Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll, weil ich kann nur sagen, an bestimmte Blindspots meiner Selbstliebe komme ich alleine gar nicht ran. Das heißt, ich muss in Beziehung gehen. Und das ist für mich die irre Herausforderung und gleichzeitig aber der Spaß an der lebendigen Beziehung. Das passiert alles zusammen. Also, du bist irgendwie, kommen eure göttlichen Selbst zusammen, eure kleinsten, niedrigsten, ängstlichsten Egos, der Erwachsene, das Kind, alle kommen zusammen und alle, also bestmöglich, jeden Tag tauchen sie alle mal auf und zeigen sich. Wenn ich hätte warten müssen, bis ich erst mal bereit bin, dann würde ich jetzt als Einsiedler auf dem Berg sitzen. Und ich bin auch nicht bereit. Meine Lektion ist: Wann immer ich denke, jetzt habe ich etwas verstanden, kommt das Leben und sagt: Komm, ich bringe dir mal noch einen netten Menschen in dein Leben, der dir einfach ganz klar zeigt, wo die Grenzen deiner Liebesfähigkeit sind.
Und Liebesfähigkeit mit Klammer “Selbst” vorne dran, wahrscheinlich, oder? Ja, da ist es ja wieder. Also, perfider Trick des Egos, eine Vermeidungsstrategie. Ist zum Beispiel interessanterweise, mittlerweile habe ich das Gefühl, eine beliebte Ausrede von Männern, die Angst haben, sich auf Frauen wirklich einzulassen, und höre ich ganz oft von Frauen. Die ersten Dates sind noch cool, solange es um Sex geht. Wenn die Frau sagt: Ich habe Bock auf eine tiefere Beziehung, dann sagt der Mann: Ja, ich bin gerade in der Selbstfindungsphase. Deswegen kann ich mich nicht verbinden. Das ist für mich wirklich ein Trigger.
Das ist ein sehr gutes Beispiel, weil hier Selbstfindung sogar Beziehung als Ausschlusskriterium wahrnimmt. Was ja eigentlich scheinbar das Gegenteil ist, so wie ich dich verstehe und wie ich es auch sehe. Wenn wir diese Tricks betrachten: Das ist ja eigentlich supertraurig. Es ist sehr schade, dass Menschen sich so lange selbst aufhalten, in der eigenen Soße weiterkochen, aus der vielleicht drunter liegenden Angst, die dahinter steckt. Also, vermeiden tun wir ja in der Regel nur, wenn wir Angst vor etwas haben. Etwas, was mir da auch häufig begegnet, ist dieser ganz tief liegende Glaubenssatz: Ich bin gar nicht gut genug für eine Beziehung. Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden. Das ist vielleicht auch ein Satz des Egos, aber damit verbunden ist eine, glaube ich, sehr tief erlebte Gefühlsstruktur. Hast du vielleicht ein liebes Wort für Menschen, die dieses Gefühl so tief in sich tragen, dass sie glauben, sie seien nicht liebenswert genug, um Beziehung zu leben? Oder ein erweckendes Wort vielleicht?
Erst mal möchte ich all diesen Menschen sagen, dass ich sie total gut verstehe, weil auch wenn ich jemand bin, der erst mal oft mit einer sehr großen Klappe kommt und scheinbar sehr selbstbewusst wirkt – also gerade das ist meine Abwehrstrategie. Lange, lange Zeit gewesen, um zu verhindern, dass ich überhaupt fühle, wie wertlos ich mich fühle. Also, ich bin zwar jemand, ich bin in Beziehung immer reingegangen mit: Ich muss Leistung bringen. Ich muss bestimmte Werte oder Maßstäbe erfüllen. Und weil ich die nie wirklich erfüllt habe, konnte ich mich natürlich auch immer wieder minderwertig fühlen. Also, ich glaube, das sind eher die Ausnahmen von Menschen, die das Glück hatten, in ihrer Kindheit wirklich bedingungslos genährt zu werden in dem Glauben daran, dass du einfach so grundlos gut bist. Ich glaube, dass die meisten von uns diese Macke mitbekommen haben, und das ist gut, wenn sie rauskommt, wenn der Eiter fließen kann und wenn wir in Beziehungen sind, wo wir so vertrauen können, das macht uns ja auch nackt, wo wir so vertrauen können. Zum Beispiel habe ich immer so gespürt: Ich liebe meine Tochter, ich liebe meine Frau so sehr, aber in dieser Liebe gab es etwas drin, das die beiden auf einen Sockel gehoben hat und mich so nach dem Motto: Wer bin ich, was habe ich für ein Glück, mit diesen beiden Menschen zusammen zu sein? Und das überhaupt erst mal auszusprechen, war echt peinlich. Es ist ein Weg, das langsam raus, den Eiter abfließen zu lassen. Das ist für mich das vielleicht schönste Geschenk von Beziehung, dass wir gerade, wenn jemand nicht funktioniert, wenn jemand gerade unbequem ist, wenn wir wachsend ihm das Gefühl geben können: Ich liebe dich immer noch. Also, kein Mensch, der das fühlt, ist allein, und wir alle sind auf dem Weg, genau diese Wunde zu heilen.
Ich kann dazu noch sagen, ich finde, diese Wunde ist ein absolutes Politikum für mich, weil ich glaube, sie ist die Basis
unserer Leistungsgesellschaft. Anders lässt sich nicht erklären, dass sich so viele Menschen versklaven lassen für Rhythmen, die nicht natürlich sind, die uns nicht guttun, um am Ende des Tages zu sagen: Ich spare Geld für die Rente zusammen. Das machst du, weil du dich nicht vollständig fühlst. Du kaufst einen Haufen Sachen, weil du dich nicht vollständig fühlst. Du lässt dich von anderen Leuten behandeln, weil du dich nicht vollständig fühlst. Du gehst als Frau in würdelose Beziehungen, weil du dich nicht vollständig fühlst. Also, wenn wir mal da ankommen, das wirklich zu adressieren und bereits in der Kindheit aufzupassen, dass wir Kindern diesen Raum nicht weggeben, dann haben wir eine Revolution. Dann haben wir eine Revolution, weil Menschen, die sich selbst lieben, spielen einfach nicht mehr mit. Ja, auf keiner dieser Ebenen.
Ja, und diese Falle ist ja immer noch da, selbst wenn sie einem bewusst ist. Und sie wird uns ständig wieder freundlich angeboten, also gestellt, habe ich den Eindruck. Und selbst wenn man schon lange in Beziehung ist und wenn man eine Beziehung führt, die vielleicht auch eben Wachstumspotenziale erfüllt oder zur Verfügung stellt. Und deswegen habe ich auch eine Frage an dich als Langzeit-Ehemann und Lernender und Lehrender in diesem Beziehungsfeld. Etwas, was ich häufig beschrieben bekomme, ist, dass Menschen, die lange zusammen sind, zu irgendwelchen Punkten in der Beziehung unterschiedlich entwickeln. Das ist ja fast manchmal schon ein Klischee: Die Frau begibt sich auf einen spirituellen Weg, und der Mann hat da beispielsweise gar keinen Zugang. Worauf ich hinaus will, ist: In einer langen Beziehung die unterschiedliche Art, sich zu entwickeln, und die Herausforderung in solchen Phasen, wo man sich vielleicht fremder anfühlt als in den Zeiten, wo man sich selbst gerade nicht so stark entwickelt. Wie kann man in solchen Phasen Verbundenheit aufrechterhalten? Wenn man zum Beispiel merkt, man spricht nicht mal die gleiche Sprache. So etwas kann ja passieren. Oder man entwickelt unterschiedliche Bedürfnisse. Häufig wirkt das sehr entfremdend in meiner Wahrnehmung, kann aber vielleicht auch ein Schlüssel sein. Hast du da Impulse, wie man Verbundenheit halten kann?
Also, ich würde immer erst mal mit der ehrlichen Frage beginnen: Wollt ihr das eigentlich überhaupt? Weil unter dem Strich muss man einfach mal ganz ehrlich sagen: Es gibt auch viele Leute, die wollen einfach eine Beziehung zu einem Objekt, ein Objekt, das warm ist, das neben ihnen im Bett liegt, das sich mit um die Kinder kümmert. Und zu sagen: Ich will eine echte Verbundenheit, das ist für mich auch Arbeit. Das heißt, ich übernehme Verantwortung dafür, Kontakt zu deinem geistigen Feld zu halten, und zwar jeden einzelnen Tag. Also, wenn ich zum Beispiel höre, wie häufig Männer – leider sind es oft wirklich Männer – wenn Frauen zum Beispiel aus einem Seminar kommen und ein Buch gelesen haben und sagen: Ich würde gerne mit dir zweimal die Woche sprechen, einfach sprechen. Wie häufig Männer einfach sagen: Nee. Und ich kann das verstehen aus der Geschichte, wo wir herkommen, dass das beängstigend ist. Unter dem Strich muss man einfach ganz klar sagen: Ich sage damit aus: Ich bin nicht an einer geistigen Verbundenheit interessiert. Ich will, dass du hier bist. Ich will, dass du deine Sachen machst, dass du funktionierst, dass wir füreinander da sein können. Aber ich bin nicht daran interessiert, mich mit deinem geistigen Feld zu verbinden. Weil das würde bedeuten, ich komme mit dir zusammen. Und ich glaube gar nicht, dass es so lange braucht. Also, bei Andrea und mir kann ich sagen: Wenn wir eine halbe Stunde wirklich füreinander da sind, passiert so viel. Und da muss man gar nicht einer Meinung sein. Wir haben auch Phasen, in denen ich gerade in der Krise bin und sie geht super gut oder andersherum. Aber wenn wir anfangen zu lauschen, wenn wir anfangen, ehrlich darüber zu sprechen, findet immer ein Austausch statt. Also, wenn ihr euch vorstellt, wie zwei Seen, da ist ein Verbindungskanal und es fließt Wasser. Und es geht gar nicht anders, als dass der Prozess von Andrea mich beeinflusst und andersherum. Also, ich glaube wirklich nicht, dass ein Paar, das diese Arbeit macht, jemals an einen Punkt kommt, wo sie plötzlich aufwachen und denken: Wow, wir haben uns total auseinanderentwickelt. Das ist ein langer Prozess. Und meist ist es so, dass lange Zeit kein Austausch zwischen diesen Seen stattgefunden hat. Nur weil wir am Wochenende Minigolf miteinander spielen, heißt das nicht, dass sich unsere Felder austauschen.
Ja, und auch da in dem Bild finde ich schön, dass da drinsteckt, dass wenn der eigene See nicht bewegt ist, dann fließt auch nichts woanders hin. Das geht gar nicht anders. Und das ist dann schmerzhaft. Also, wenn einer der Seen plötzlich starken Input bekommt von anderen Seiten und da verändert sich was, aber hier ist der Kontakt nicht da, dann kann ja gar kein echter gemeinsamer Prozess stattfinden. Das geht gar nicht. Also, diese Frage: Wollt ihr das? Dieses Wir zu befragen, ist dann ganz essenziell. Und das wiederum hängt für mich ganz viel mit der Frage zusammen: Wo will denn jeder einzeln auf seinem Lebensweg hin? Zwischen Andrea und mir funktioniert es nur, weil wir im Kern ein gemeinsames Ziel haben. Sie will erwachen und ich will erwachen. Punkt. Und dadurch ist ein natürliches Bedürfnis da, diese Seen immer wieder miteinander zu verbinden. Wenn Andrea jetzt eine Frau wäre, die sagt: Hey, Schatz, wir verdienen gut Geld, wir sind bekannt, lass es jetzt mal gut sein, dann hätten wir jetzt ein sehr schnelles Problem.
Offensichtlich. Also, die Bereitschaft, voneinander zu lernen, klingt da für mich auch heraus wie ein Schlüssel. Und sich zu interessieren. Lernen ist ja leider so schulmäßig negativ besetzt. Sich gegenseitig befruchten zu lassen. Auch wenn die Themen des anderen manchmal kommen. Andrea hat manchmal Themen, bei denen ich denke: Oh, da habe ich gerade keinen Bock drauf, das verkompliziert meine Welt. Wenn ich denke, ich muss von ihr lernen, höre mich das eher ab. Wenn ich aber sage: Das ist das Leben, der Staudamm ist gebrochen und ich lasse mich von diesem Thema berühren. Dann befruchtet das meinen Prozess. Das geht eigentlich gar nicht anders. Dann erweitert das und es sind oft die Themen, die der andere einbringt, von denen wir erst mal denken: Nee, darauf habe ich jetzt echt keinen Bock. Das sind im letzten Endes die größte Bereicherung.
Da sprichst du aus Erfahrung. Einen Punkt haben wir schon berührt und den würde ich gerne noch mal aufgreifen: Das Thema unerfüllte Bedürfnisse. Wir waren da schon vorhin bei der Verantwortung und bei diesem, wie wichtig es ist, sich selbst zu kennen oder die eigenen inneren Baustellen, sage ich mal, zu kennen, wenn man nicht weiß, wie man ein Bedürfnis erfüllen kann, außer über einen anderen. Ich glaube, das geht vielen Menschen so. Dann stößt man ja an so ein Gefühl von vielleicht Unzufriedenheit oder auch Not und Einsamkeit in der Verbindung, in der Beziehung. Hast du vielleicht irgendeinen Impuls, eine Inspiration, wie wir uns öffnen können für eine Idee von: Ich kann es doch. Es gibt eine Möglichkeit.
Super, super spannendes Thema. Also, ich glaube, dass wir Menschen noch total primitiv und fantasielos sind, was das Thema Bedürfnisbefriedigung betrifft. Und das hat viel damit zu tun, dass wir oft gar nicht wissen, welches Bedürfnis gerade nicht erfüllt ist. Also, ich kann zum Beispiel sagen: Hey, mir fehlt Sex. Aber das sagt noch gar nichts über mein wirkliches Bedürfnis aus, weil mein wirkliches Bedürfnis kann Spannung abbauen sein, mein wirkliches Bedürfnis kann Ekstase sein, ich will Nähe. Also, ich kann mit demselben Wort so viele verschiedene Bedürfnisse meinen. Also, erst mal sich hinzusetzen und zu sagen: Es ist cool rauszufinden, was ist denn eigentlich mein Bedürfnis? Was ist wirklich mein Bedürfnis? So wie wenn du dir ein teures Auto kaufst und da geht eine Warnlampe an, sagst du ja auch nicht: Ich weiß nicht, was das ist, das wird sich schon wieder regeln. Du nimmst dir das Handbuch raus, liest nach oder fährst in die Werkstatt. Also, ich muss das lernen, und ich lerne es auch heute noch. Ich spüre nur einen Unmut, einfach nur einen Unmut, und ich weiß im ersten Moment häufig nicht: Was ist jetzt gerade das Problem? Ist es, weil ich den Menschen nicht mag, weil wir über ein Thema reden, das mich nicht interessiert, oder ist es noch etwas, das eine halbe Stunde zurückliegt? Also, erst mal Bedürfnis-Intelligenz zu entwickeln und das rauszubringen, was ich wirklich als Bedürfnis habe. So, und dann sagt der andere: Toll, ich habe ein ganz anderes Bedürfnis. Und an der Stelle sind wir echt fantasielos, weil wir meistens denken, einer gewinnt und einer verliert. Also, einer muss verzichten, anstatt zu sagen: Okay, wir haben eine These, wir haben eine Antithese, und wir schmeißen jetzt unsere zweimal 100 Milliarden Nervenzellen zusammen und sagen: Wir geben nicht eher auf, wir machen so lange Brainstorming, bis wir eine völlig neue Möglichkeit gefunden haben, die beide Bedürfnisse voll erfüllt. Und ich bin hundertprozentig überzeugt davon, wenn Menschen, die sehr intelligent sind, zusammenkommen und sagen: Wir gehen nicht eher auseinander, bis dein Bedürfnis und mein Bedürfnis erfüllt ist, dann kommen wir auf Ideen, die einfach vorher nicht da waren. So sind alle innovativen Produkte entstanden.
Das ist genial, das auf Beziehungen zu übertragen, weil es so zugewandt ist, sich selbst und dem anderen, und weil es so synergiestiftend ist. Also, weil da dann mehr entsteht, als wir alleine hinbekommen würden, aber auch als wir hinbekommen würden, wenn wir nur ein Bedürfnis erfüllen wollten.
Ja, und ich finde das auch in einem kreativen Sinne total sexy. Das ist etwas, was mich zum Beispiel in der Beziehung mit Andrea absolut anzieht. Ich habe, glaube ich, noch nie von ihr gehört: Das geht nicht. Sondern wir ziehen manchmal eine Fresse, wenn der eine kommt und ein Bedürfnis hat, das scheinbar erst mal überhaupt nicht zu unserem passt. Wir streiten uns auch manchmal, aber wenn wir merken, das Bedürfnis ist essenziell, gibt es eine grundsätzliche Bereitschaft, zusammen zu sagen: Wir setzen uns jetzt hin und wir wissen, irgendwo da draußen ist eine Möglichkeit, dass wir beide auf unsere Kosten kommen, von der wir noch nichts wissen. Es ist doch bescheuert, eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich wertschätzen, auseinandergehen zu lassen, nur weil wir zu doof sind, eine gute Antwort zu finden. Und das Gehirn, wenn du Gehirn A und B vorlegst, denkt immer erst mal, es müsste sich zwischen A und B entscheiden. Es kommt nicht auf die Idee zu sagen: Ich zeichne einen Kreis um A und B und entwickle daraus C.
Das ist so plastisch, das ist total inspirierend. Schön. Etwas fällt mir auf, so Richtung Ende unseres Gesprächs, dass wir die ganze Zeit über Beziehung sprechen, aber ich habe noch gar nicht das Wort Liebe verwendet, weil wir irgendwie über alles sprechen, was vielleicht darunter, unter diesem Dach Liebe oder umhüllt von dieser Energie Platz hat. Ich würde dir so gerne diese vielleicht ganz rosaklingende Frage stellen: Wie würdest du aus deinem heutigen Bewusstsein Liebe beschreiben? Die Art von Liebe, die Beziehung zum Gelingen bringt.
Für mich hat es einen Grund, warum du bei mir in meiner Arbeit relativ selten das Wort hören wirst, weil es aus meiner Sicht neben dem Begriff Gott das am meisten missbrauchte Wort überhaupt ist. Also, ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir in 99 Prozent aller Fälle, wenn wir von Liebe sprechen, eigentlich etwas ganz anderes meinen. Ich sage: Ich liebe dich, und was ich eigentlich meine, ist: Ich fühle gerade etwas Schönes, wenn ich an dich denke. Ich liebe dich, weil ich gerade froh bin, dass du mir die Arbeit abnimmst. Also, ich liebe dich, weil es cool ist, dass wir zusammen durch das Leben gehen und dafür bin ich sehr dankbar. Das sind für mich alles andere Sachen.
Für mich unterscheide ich zwischen “lieben” und “Lieben”. Lieben ist für mich eine bewusste Wahl und eine Arbeit. Lieben heißt: Ich komme von dem Punkt, dass alles in diesem Universum eins ist, und ich sehe meine Aufgabe darin, mein Bewusstsein zu weiten, zu weiten, zu weiten, zu weiten, dass ich das wirklich erfahre und nicht nur denke, sondern erfahre und anfange, die Dinge, die scheinbar außerhalb von mir existieren, mit demselben Respekt zu behandeln wie mich. Das ist der Akt des Liebens, und das Schöne am Akt des Liebens ist, dass der so viele sehr verschiedene konkrete Facetten hat, was wir tun können. Wir können einander zuhören. Wir können uns berühren. Ich kann dich fragen: Wie kann ich dich in deinem Weg unterstützen? Und das sind alles Facetten des Liebens.
Wenn du mich fragst, was die Liebe ist, dann kann ich nur sagen, dass ich ohne einen Beweis dafür zu haben, aber aufgrund von bestimmten direkten Erfahrungen davon ausgehe, dass es eine Quelle gibt, dieses Universums, und dass diese Quelle unermessliche Liebe ist. Eine so große Liebe, dass jedes Mal, wenn ich Kontakt damit hatte, das Gefühl hatte, ich kann es eigentlich kaum ertragen, weil diese Liebe alle Grenzen sprengt. Und ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass wir Geschöpfe dieser Liebe sind, dass es Ausdruck dieser Liebe, dieser Quelle ist, dass sie uns die Wahl lässt, ob wir in die Trennung gehen oder ob wir uns zurückerinnern. Und dass, wenn wir unsere Arbeit machen bzw. eigentlich anfangen, alles wegzunehmen und alles zu entspannen, was nicht Liebe ist, dass das dann hervorkommt. Und das passiert dann eben nicht nur in der sogenannten romantischen Liebesbeziehung, sondern im Gegenteil: Wenn eine romantische Liebesbeziehung gut läuft, dann solltest du die Liebe überall tiefer sehen können.
Wunderschön. Also, das liebevolle Leben und Tun bringt uns zurück zu dieser Quelle. Schön. Ich finde, das ist ein schönes Schlusswort. Danke dir ganz herzlich.
Ich dir auch. Danke, dass du diese Folge aus dem Podcast “Seelengevögelt” für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes gehört hast. Merkst du auch, dass da noch viel, viel mehr möglich ist in deinen Beziehungen? Und hast du Lust, dich mit uns gemeinsam für 22 Tage auf den Weg zu machen und deine Beziehungsfähigkeiten auf ein völlig neues Level zu heben? Dann sei herzlich willkommen im liebeswerk. Wir widmen uns gemeinsam für 22 Tage dem Zauber der lebendigen Beziehungen. Du findest alle Informationen direkt in der Textbeschreibung, und wir freuen uns sehr, wenn du dabei bist, beim brandneuen Online-Kurs “liebeswerk”. Bis gleich!