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Starkes ICH. Starkes WIR | Die 4 Entwicklungsstufen unserer Beziehungen| Folge 343

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Starkes ICH. Starkes WIR | Die 4 Entwicklungsstufen unserer Beziehungen
| Folge 343

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns.

Hey, du lieber Mensch da draußen, ich wünsche dir einen wundervollen Tag und hoffe, dass du in diesen wilden und verrückten Zeiten Ruhe, Klarheit und Liebe in deinem Herzen fühlst. Herzlich willkommen zu einer weiteren Episode meines Podcasts „Seelengevögelt“ für die Rebellen und Rebellinnen des Geistes.

Bevor ich dir verrate, worum es heute geht, habe ich eine persönliche Bitte an dich. Du hast es wahrscheinlich mitbekommen: Ich war gerade vier Monate in einer Auszeit, und das hat mich innerlich ordentlich umgekrempelt.

Ich habe das Gefühl, ich werde gerade wieder neu zusammengesetzt. Das fühlt sich sehr, sehr spannend an und einige Prioritäten in meinem Leben verschieben sich. Das heißt, ich werde ganz sicher auch einige Dinge in meiner Arbeit verändern, und ich bin gerade am Lauschen, wohin es mit diesem Podcast gehen soll, wie oft ich ihn senden möchte, an wen ich ihn senden möchte, mit welchen Inhalten.

Und du würdest mir dabei helfen, wenn dieser Podcast für dich etwas bedeutet, wenn du dir kurz die Zeit nimmst, ein oder zwei Minuten, und einfach hier drunter, egal wo du ihn hörst, einen kurzen Kommentar schreibst. Was bedeutet dir dieser Podcast „Seelengevögelt“?

Wenn du Lust hast, kannst du auch gerne konkreter werden. Wenn er etwas in deinem Leben verändert hat oder irgendein Highlight für dich hatte, so bekomme ich noch mehr Gefühl für euch da draußen. Denn mein Interesse ist es definitiv, meine und deine kostbare Lebenszeit nur noch mit dem zu verbringen, was für uns beide wirklich wesentlich ist.

Das heißt, ich möchte gerne herausfinden, ob ich wirklich wesentlich für dich bin, und ich möchte herausfinden, wie wir das hier so effektiv wie möglich gestalten können. Darüber würde ich mich sehr freuen.

Ich möchte heute gern einen Ausschnitt aus dem Hörbuch zu meinem neuen Buch „Co-Creation“ mit dir teilen. Erst einmal an dieser Stelle vielen, vielen Dank an die Menschen da draußen, die so positiv reagiert haben und dem Buch so eine wunderbare Startwelle beschert haben.

Das freut mich ganz, ganz doll, weil ich weiß, dieses Buch ist eine Herausforderung. Das ist kein oberflächliches Juchhe, lass uns hier mal zusammen ein bisschen rumtüdeln, sondern da steht tiefgehender Stoff drin.

Und wenn man Co-Creation so versteht, wie ich es verstehe und wie ich es auch versuche, in dem Buch zu vermitteln, dann wird relativ schnell klar, es hat auch etwas mit Arbeit zu tun und es hat auch seinen Preis.

Co-Creation ist etwas Wundervolles. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir uns alle danach sehnen und dass wir auch alle Referenzerfahrungen davon haben, das heißt, dass wir schon Momente erlebt haben in unseren Beziehungen, wo unsere Egos so weit gedroppt waren und wir so tief verbunden waren in einem gemeinsamen großen Anliegen, dass wir automatisch in Co-Creation eingetreten sind.

Aber die eigentlich spannende Frage ist natürlich, wie können wir das kontinuierlich in unseren Beziehungen kultivieren? Und weil Co-Creation mittlerweile auch ein Modewort geworden ist und weil man so vieles Verschiedenes darunter verstehen kann, habe ich mir gedacht, ich teile heute einfach einen Ausschnitt mit dir aus dem Hörbuch, in dem ich die drei Entwicklungsstufen davor kurz erkläre: Ausbeutung, Konkurrenz, Kooperation. Ich finde, im Vergleich dazu kann man am besten verstehen, was Co-Creation uns wirklich bringen kann und auch bringen muss, wenn wir die Herausforderungen unserer Zeit lösen wollen.

Ich wünsche dir ein aufmerksames Lauschen. Ich hoffe, es macht klick, klick, klick und dann natürlich vor allen Dingen ein praktisches Umsetzen. Und bitte denk an den Kommentar. Ich wünsche dir einen wundervollen Tag.

Was genau ist also Co-Creation? Die These für dieses Kapitel lautet: Co-Creation ist die universelle Beziehungsform des Lebens. Sie überwindet innere und äußere Grenzen und erschafft bisher unbekannte Möglichkeiten.

Bevor wir in die Praxis eintauchen, würde ich mich gern mit dir auf ein gemeinsames Verständnis von Co-Creation einigen. Manche von dem, was du gleich lesen wirst, mag eventuell seltsam für dich klingen, falls du ein stark rational veranlagter Mensch bist.

Wenn du am Ende des Kapitels gar nichts damit anfangen kannst, vergiss es wieder. Es ist für die praktische Umsetzung von Co-Creation nicht notwendig. Aber vielleicht möchtest du ja irgendwann noch einmal zu diesem Kapitel zurückkehren.

Im Internet wird Co-Creation meist etwas sperrig definiert. Als Autor mag ich es gerne blumiger. Deshalb definiere ich Co-Creation in meiner Arbeit folgendermaßen: Co-Creation ist die Fähigkeit zweier oder mehrerer Systeme, sich in einem Anliegen zum Wohle aller zu verbinden, dabei ihre Verschiedenartigkeit zu nutzen und so Wunder möglich zu machen.

Auch die Wirtschaft und die Wissenschaft sind seit geraumer Zeit auf der heißen Spur der Co-Creation unterwegs. Die einen mit dem Bedürfnis, erfolgreichere Produkte zu kreieren, die anderen mit dem Anliegen, schneller wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Da ich einige dieser Teams entweder als Zeuge oder als begleitender Coach erlebt habe, ist mir aufgefallen, dass die Ansätze an der Oberfläche verpuffen, wenn wir Co-Creation einfach nur als die nächste Managementmethode verstehen.

Wir müssen uns eben nicht nur intellektuell, sondern auch emotional und tatsächlich auch körperlich (dazu später noch mehr) auf den Prozess einlassen. Unser Universum ist der reinste Co-Kreationsprozess. Alles – wirklich alles, was du mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst, inklusive deines eigenen Körpers – ist das Ergebnis von Co-Creation, die ihren Ursprung im Urknall hatte. Die Atome, aus denen dein Körper zusammengesetzt ist, dienten zuvor unzähligen Tieren, Pflanzen und Steinen sowie tausenden anderen Menschen als Daseinsform.

Das ist ganz schön spooky. Statistisch gesehen trägst du tatsächlich auch Atome von Hitler und Gandhi in dir. Unsere Atome sind über vier Milliarden Jahre alter Sternenstaub, der sogenannten dritten Generation.

Sie entstanden bei der Geburt unserer Galaxie. Deren Ursprung geht noch viel weiter zurück, mindestens auf den Urknall vor 13,5 Milliarden Jahren. Weiter zurückschauen können wir derzeit noch nicht.

Die gesamte Fülle unseres Lebens ist also einem unvorstellbar potenten Nichts entsprungen. Alles, was seitdem daraus entstanden ist, ist für immer auf vielen, zum großen Teil für uns noch nicht einsehbaren Ebenen miteinander verbunden und bewirkt sich gegenseitig.

Was hat das mit Co-Creation zu tun? Schau, die Wurzel aller Beziehungsprobleme der Menschheit ist die Erfahrung der Trennung. Aus Trennung entstehen Angst und Mangel und daraus wiederum Kampf. Weil wir uns getrennt voneinander fühlen, stellen wir unsere Interessen über die eines anderen Menschen, einer Bevölkerungsgruppe oder des gesamten Planeten.

Weil wir uns getrennt fühlen, müssen wir Recht haben und uns über andere erheben oder sie ausbeuten. Doch der große Witz ist, dass wir niemals wirklich voneinander getrennt waren und niemals sein können.

Wenn wir unsere Geschichte konsequent bis zu ihrem Ursprung verfolgen, sind wir kosmische Geschwister. Unsere gemeinsame Mutter ist die potente Stille des ersten Augenblicks dieses Alls. Und unser gemeinsamer Vater ist das Licht, das sich seit dem Urknall weiter und weiter ausdehnt und dabei eben nicht nur alle physischen Formen von Sternen über Steine bis zu unserem Körper, sondern auch Bewusstsein entwickelt hat.

Auch wenn es verrückt klingt, es ist nur eine logische Schlussfolgerung. Es ist der Kosmos selbst, der in jedem Menschen einzigartig erwacht und sich dabei seiner selbst immer bewusster wird. Ob wir beide wollen oder nicht, ob wir uns hassen oder lieben, wir beide sind auf immer und ewig miteinander verbunden.

Es ist der Kosmos, der jetzt gerade spricht, und es ist der Kosmos, der jetzt gerade zuhört. Selbst wenn wir uns nie persönlich begegnen, beeinflusst jede deiner Entscheidungen und Handlungen mein Leben und umgekehrt genauso.

Ich bin mir bewusst, dass ich dir möglicherweise gerade einen eher ungewöhnlichen Gedankengang zumute. Du musst dies nicht glauben, damit Co-Creation praktisch für dich funktioniert. Doch diese Perspektive kann dir einen Blick hinter die Kulissen deiner Beziehungen ermöglichen.

Das wiederum kann es dir gestatten, dich noch tiefer auf den gemeinsamen Prozess einzulassen. Du kannst dich dem auch spielerisch nähern und dir einfach bei deinem nächsten Gespräch vorstellen, dass es der Kosmos höchstpersönlich ist, der durch zwei verschiedene Körper mit sich selbst spricht.

Was ist sein Ziel in diesem Gespräch? Ich vermute, er will sich selbst erkennen und in der Begegnung neue Möglichkeiten erschaffen. Wenn alles miteinander verbunden ist, kann es im Endeffekt nicht darum gehen, dass eine Partei über die andere Partei siegt.

Kampf blockiert Co-Creation. Sie kann ihre schöpferische Power erst freisetzen, wenn wir unsere einzigartige Individualität feiern und gleichzeitig das größere Wir erkennen. Wenn wir die Illusion der Trennung auflösen, dann sehen und dann fühlen wir, dass wir Teil einer gewaltigen Co-kreativen Sinfonie des Kosmos sind.

Wir beginnen, die Melodie herauszuhören. Im Rhythmus der Jahreszeiten, im Wechselspiel von Sonne und Mond, in unserem eigenen Herzschlag oder im Flow eines Arbeitsmeetings. Wenn wir bereit sind, unsere menschlichen Vorstellungen von richtig und falsch zu entspannen.

Erkennen wir selbst im größten Chaos verborgene Muster einer höheren Ordnung. Alles co-kreiert miteinander. Die Blüte mit der Biene, der Apfelkern mit der Erde, dein Ausatmen mit dem Einatmen der Bäume.

Doch du musst gar nicht so weit schauen. Nimm deinen Körper. Er ist eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der für uns noch unvorstellbar komplexen Intelligenz der Co-Creation. Dein Körper entstand durch das ko-kreative Aufeinandertreffen von nur zwei Zellen.

Heute besteht er aus ca. 30 Billionen Zellen mit einzigartigen Spezialisierungen: Muskelzellen, Hautzellen, Blutzellen, Neuronen, Knochenzellen und viele andere. Diese wiederum bilden zahlreiche Organe.

Dein Gehirn, dein Herz, die Lunge, die Leber, die Nieren, der Magen-Darm-Trakt, die Bauchspeicheldrüse, die Milz, die Bauchhöhle, die Haut und deine Fortpflanzungsorgane. Stell dir vor, all diese Organe hätten alle ein Ego und würden sich jetzt in diesem Augenblick getrennt voneinander fühlen.

Du wärst nicht überlebensfähig. Stattdessen erfüllen sie unbewusst, während du mir lauschst, das Hauptprinzip der Co-Creation. Sie verbinden sich in einem Anliegen zu deinem Wohl. Sie nutzen dabei ihre Verschiedenartigkeit und machen so das Wunder deines Lebens möglich.

Während du diese Zeilen liest, sterben pro Minute etwa 37 bis 50 Millionen Zellen ab, werden gleichzeitig neu geboren und eingearbeitet. Krass, du bist im wahrsten Sinne gelebte Co-Creation am eigenen Leib.

Wenn du mit diesem staunenden Blick durch die Welt gehst, siehst du Co-Creation überall. Nur einer scheint herauszufallen und es sich schwer zu machen: der Mensch. Ich schreibe bewusst, scheint herauszufallen, denn ich bin überzeugt, dass auch unser Ringen und unser Versagen im Endeffekt keine Fehler sind.

Unser Ego macht uns auch besonders. Ja, es ist die Wurzel von Trennung und der daraus resultierenden Angst und Gier. Es hat uns erst einmal aus dem Paradies der unbewussten Co-Creation vertrieben. Noch irren wir umher, noch verletzen wir uns selbst und andere aus Ignoranz.

Doch ist dies wirklich ein Fehler der Schöpfung oder ein Schachzug, den wir nur noch nicht verstehen? Werden wir weiterhin gegen die große Sinfonie kämpfen, bis das Experiment unserer nervenden Spezies für beendet erklärt wird?

Oder werden wir nun mit der Schöpfung, den auf unseren Egotrips errungenen Gaben und Erkenntnissen, mutig, neugierig und bewusst in das Gesamtspiel der Co-Creation zurückkehren? Ich vermute, die Antwort auf diese Fragen fällt in dir und in mir.

Die vier Stufen von Beziehungen Bevor wir uns der Zukunft widmen, lasst uns noch einmal die bisherigen Beziehungsformen reflektieren, die die Menschheit hervorgebracht hat. Eine kleine Vorwarnung an alle unter euch, die Details sehr lieben.

Ich gehe ja ausgesprochen praktisch und empirisch an das Thema ran. Deshalb bitte ich, die folgende Zusammenfassung auch nicht als wissenschaftliche Abhandlung, sondern als eine kompakte These zu sehen.

Lass uns davon ausgehen, dass Lebensformen ohne Bewusstsein schon seit jeher auf eine unbewusste Art miteinander ko-kreiert haben. Lass uns weiter annehmen, dass sich auch die Vorfahren des Homo sapiens instinktiv in diesen Tanz eingegliedert haben.

Die Entwicklung des Bewusstseins bei Menschen ist ein komplexes und weitgehend noch unerforschtes Thema. Es ist schwer zu sagen, wann genau der Homo sapiens ein Bewusstsein für sich selbst entwickelt hat, da es keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt.

Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass sich das Bewusstsein des Menschen im Laufe der letzten paar Millionen Jahre allmählich entwickelt hat. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung könnte der Übergang zu einer größeren Gehirnkapazität gewesen sein, der es den Menschen ermöglichte, abstrakte Konzepte und Ideen zu entwickeln und ihre eigenen Gedanken und Emotionen zu reflektieren.

Es wird angenommen, dass diese Fähigkeit zur Bewusstheit und zur Selbstreflexion vor ca. 50.000 bis 90.000 Jahren noch einmal einen Sprung gemacht hat. In dieser Zeit entstanden die ersten religiösen Rituale, Handwerk und Kunst, die entwickelte Sprache und Vorstellungsvermögen.

Es gilt als gesichert, dass sich der Homo sapiens gegenüber dem körperlich wesentlich stärkeren Neandertaler durchsetzen konnte, weil es ihm gelang, sich in Teams zu vernetzen. Sich seiner selbst bewusst zu werden, bedeutete, ein Gespür für das eigene Ich zu bekommen.

Wurde die Welt davor als eine intuitive Einheit wahrgenommen, gab es nun plötzlich mich und die Welt. Wahrscheinlich war dies die Geburtsstunde der Erfahrung von Trennung. Wir haben uns jetzt daran gewöhnt, doch ich stelle mir dieses erste Erwachen eines Ich-Bewusstseins berauschend und zugleich verstörend vor.

Diese Erfahrung von Trennung war ebenfalls der Ursprung von Angst. Auch Tiere kennen natürlich instinktive, auf den Moment bezogene Furcht. Doch wir waren nun in der Lage, darüber nachzudenken, was passieren könnte. Ist der andere auf meiner Seite oder nicht? Was, wenn er mir etwas Böses will? Was, wenn mich der Zorn Gottes bestraft? Was, wenn ich krank werde? Herausgeworfen aus der unbewusst erlebten Einheit entstand auch die uns seither quälende Erfahrung von Mangel.

Wir begannen, uns unvollständig zu denken und zu fühlen. Wir entwickelten Gier. Wie viel Leid, Drama, Kriege, wirtschaftliche Ungerechtigkeiten und Konsumterror sind diesem dunklen Dreieck aus Angst, Mangel und Gier entsprungen.

Eine logische Konsequenz dieser Perspektive war die Beziehungsform der Ausbeutung. Die erste Beziehungsstufe: Ausbeutung. Ausbeutung bedeutet die Ausnutzung einer Person, einer Gruppe oder eines anderen Wesens durch eine andere Person oder Gruppe, um einen Vorteil zu erlangen.

Ausbeutung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden: körperlich, emotional, ökonomisch oder politisch. Weil der Mensch sich ängstlich, bedürftig und gierig fühlte, begann er seine Umgebung auszubeuten.

Im Gegensatz zu einer nachhaltig sinnvollen Co-Creation basiert Ausbeutung auf purer Egozentrik. Was habe ich von dir? Wie kann ich dich für meine Zwecke nutzen? Lieber bin ich der Stärkere und beute dich aus, denn sonst machst du es mit mir.

Oder auch: Lieber lasse ich mich von dir ausbeuten, als dass mir noch Schlimmeres geschieht. Gerhard Hüther spricht in diesem Zusammenhang von Objektifizierung. Jeder Mensch ist natürlicherweise ein Subjekt mit einer inneren Wahrheit, Gefühlen und Bedürfnissen.

Wenn du mit einer eigenen Subjekthaftigkeit in Kontakt bist, dann nimmst du dich auf eine gesunde Weise wichtig. Du lebst von innen nach außen. Du gestehst dir das Recht zu, deiner inneren Wahrheit zu folgen, deine Wünsche und Grenzen ernst zu nehmen und dich frei auszudrücken.

Wenn du andere ebenfalls als Subjekte erkennst, billigest du ihnen dasselbe Recht zu. Doch was, wenn du durch gesellschaftliche Strukturen und Erziehung den Zugang zu deiner Subjekthaftigkeit verloren hast?

Zum Beispiel, weil du bereits als Kind wie das Eigentum eines anderen Menschen behandelt wurdest. Dann lernst du, dich selbst als ein Objekt zu betrachten und erlaubst es anderen, dich auszubeuten.

Du lebst dann von außen nach innen, du gestattest es der äußeren Welt, über dein Leben zu entscheiden. Du wirst dann auch andere Menschen eher als Objekte sehen und wie Gegenstände in deinem Spiel betrachten und in deinem Interesse ausbeuten wollen.

Wie solltest du es auch anders tun? So hast du es gelernt zu sehen. Um uns bewusst und liebevoll aufeinander zu beziehen, braucht es zwei Subjekte. Da wir aus der Objektperspektive keine Verbindung zu dem ausgenutzten Wesen verspüren, fällt es uns auch nicht schwer, keine Rücksicht zu nehmen.

Diese primitive und begrenzte Perspektive macht es möglich, dass Menschen ohne jeden Gewissensbiss andere Menschen als Sklaven hielten oder sie zur Unterhaltung gegeneinander kämpfen ließen.

Die dunkelste Form dieser Erhebung über ein anderes Wesen haben wir Deutschen im Dritten Reich erfahren. Es ist leider nicht so, dass Ausbeutung als Beziehungsform in der heutigen Zeit ausgestorben wäre.

Die Art, wie wir Tiere halten und für unsere Bedürfnisse töten, ist auch eine Form von Sklaverei. Viele Strukturen des Kapitalismus sind nach wie vor zutiefst ausbeuterisch. Reiche beuten Arme aus. Menschen mit Macht nutzen Menschen ohne Macht aus.

Viele unserer Lieferketten beginnen mit ausbeuterischen Verhältnissen in Schwellenländern. Unternehmen wie Facebook geben zwar vor, an unserem Wohlergehen interessiert zu sein, doch in Wahrheit manipulieren sie schamlos unser Bewusstsein, um noch mehr Geld mit unseren Daten verdienen zu können.

Viele Kirchen und Sekten nutzen ihre gläubigen Anhänger und Anhängerinnen aus. In „Genesis“ gehe ich ausführlich auf die sexuelle, soziale und ökonomische Ausbeutung der Frau durch den Mann im Patriarchat ein.

Und ja, auch in scheinbar aufgeklärten Beziehungen beuten wir uns manchmal immer noch gegenseitig aus, ohne es zu merken. Unser altes Schulsystem stammt noch aus den Anfangszeiten der Industrialisierung.

Es wurde nicht geschaffen, um unsere Kinder frei in ihrer Entwicklung zu fördern, sondern um sie in systemkompatible Elemente einer Leistungsgesellschaft zu verwandeln. Das absurde Ergebnis dieser Maschinerie sind Erwachsene, die durch Schule und Erziehung gelernt haben, sich selbst als Objekte zu betrachten und die deshalb kein Problem damit haben, sich ihr Leben lang selbst auszubeuten, um das Hamsterrad der Leistungsgesellschaft am Laufen zu halten.

Wir tragen zwar Anzüge und benutzen Computer, die Mechanismen der Ausbeutung mögen nicht mehr so offensichtlich sein. Doch wenn du aufmerksam hinschaust, erkennst du, dass sie immer noch omnipräsent sind.

Diese Beziehungsform war so lange unser Standard, dass es Zeit, Entschlossenheit und viel innere Arbeit aller Beteiligten brauchen wird, um sie völlig aufzulösen. Hier einige Fragen zur Reflektion für dich:

Wo in deinem Leben beutest du dich selbst aus? Für wen oder für welche Ansprüche tust du das? Wo fühlst du dich von anderen Menschen oder Systemen ausgebeutet? Und wo und wie nutzt du Privilegien, um andere Menschen auszubeuten?

Stufe 2: Konkurrenz. Aus der Ausbeutung heraus entwickelte sich die schon etwas zivilisiertere Beziehungsform der Konkurrenz. Menschliches Bewusstsein entwickelte sich von einer egozentrischen zu einer ethnozentrischen Perspektive.

Man lebte nun nach dem Motto: Ich kann andere, die mir durch Verwandtschaft, Nation, Kultur oder Status nahestehen, als zu mir gehörig betrachten und ich setze mich für sie ein. Ich verstehe auch, dass rein theoretisch jeder das Recht auf Glück und Erfolg hat und dass es nicht okay ist, andere schamlos auszunutzen.

Aber wenn ich ehrlich bin, empfinde ich mich auf dieser Stufe von den meisten Menschen immer noch als getrennt und ich glaube an Mangel. Da ich davon ausgehe, dass nicht genug für alle da ist, betrachte ich die meisten anderen als Konkurrenz.

Konkurrenz bezieht sich auf den Wettbewerb oder sogar den Kampf zwischen Personen, Gruppen oder Unternehmen, um tatsächlich oder scheinbar begrenzte Ressourcen wie Kunden, Arbeit, Geld, Prestige oder Anerkennung.

Konkurrenz entspringt also immer einem Mangelgefühl. In einer konkurrierenden Situation verbünden wir unsere Kräfte nicht in einem gemeinsamen Anliegen, sondern versuchen einander zu überholen oder zu besiegen. Dabei herrscht gleichzeitig die Überzeugung vor, dass uns Konkurrenz beflügelt und die Entwicklung anregt.

Das mag in einem bewusst spielerisch gesetzten Rahmen wie dem Sport zutreffen, wobei es auch hier – etwa im Leistungssport – schnell zu destruktiven Auswüchsen kommen kann. Ich glaube, wir können auch gar nicht wissen, wie wir uns ohne jeglichen Wettbewerbsdruck entwickeln würden.

Konkurrenz führt meistens zu Rivalität und Spannung zwischen den Parteien. Die Angst, nicht auf dem Siegerpodest zu landen, bringt Sportler und Sportlerinnen dazu, ihren Körper mit Doping zu zerstören.

Wirtschaftlich treibt diese Angst ein wahnwitziges Wettrennen an, in dem es überhaupt nicht mehr darum geht, sinnvolle und notwendige Produkte und Dienstleistungen für alle zu kreieren, sondern das Mögliche auszureizen und die Konkurrenz zu übertrumpfen.

Ich erwähnte zu Beginn des Buches Künstliche Intelligenzen. Ohne Zweifel können sie auch von großem Nutzen sein. Doch sie wurden aus Wettbewerbsdenken, von großen Unternehmen wie Microsoft oder Google, völlig übereilt und unfertig in die Welt entlassen.

Die Menschheit ist ethisch und psychologisch nicht darauf vorbereitet. Und auch hier stoßen wir im privaten Bereich immer noch bei näherem Hinschauen auf Anzeichen von Konkurrenz. Zum Beispiel, wenn zwei um die Liebe eines Dritten buhlen.

Oder wenn wir es nicht aushalten, wenn unser Partner oder unsere Partnerin beruflich mehr Erfolg hat als wir oder auf einer Party im Mittelpunkt steht. Hier wieder einige Fragen zur Reflektion für dich:

Wo erlebst du dich privat und beruflich in Konkurrenz zu anderen? Was macht das mit dir? Wie fühlt sich das an? Und wo bringt Konkurrenzdenken dich dazu, deine eigentlichen Werte zu verraten? Stufe 3: Kooperation.

Auf diesem dritten Beziehungslevel verläuft alles schon wesentlich fairer. Wir haben nun verstanden: Okay, wir sitzen in einem Boot. Es macht Sinn, dass wir gemeinsam in eine Richtung rudern. Lasst uns unsere Kräfte vereinen, um so unsere Ziele effektiver zu erreichen.

Kooperation ist die Basis eines angenehmen Arbeitsklimas und einer stabilen, relativ zufriedenen Ehe. Das klingt im Vergleich zu den vorhergehenden Beziehungsformen schon gut, oder? Ist es auch. Wenn sich die gesamte Menschheit in Kooperation aufeinander beziehen würde, dann hätten wir auf jeden Fall Frieden.

Doch reicht Kooperation aus, um die anstehenden Herausforderungen und Mega-Krisen meistern zu können? Sehr wahrscheinlich nicht. Denn dieses Level tendiert immer noch zu starren Beziehungsrollen und Regeln.

Menschen begegnen sich hier mit einem festen Bild davon, wer sie sind und was sie können. Um es in einer Metapher auszudrücken: Man glaubt zu wissen, was für ein Zahnrad man ist. Und man sucht sich ergänzende Zahnräder, um sich zu einem stabilen Getriebe zusammenzufügen.

Eine kooperative Ehe basiert auf klarer Rollenverteilung in der inneren Arbeit. Zum Beispiel: Ich übernehme die Gefühle und du die Logik. Und im Alltag: Ich kümmere mich um die Kinder und du kümmerst dich um das Auto.

Ein so eingespieltes System kann sich für die Beteiligten durchaus bequem anfühlen, denn es bedient unser elementares Bedürfnis nach Sicherheit. Weil die eine Partei die unterentwickelten Seiten der anderen kompensiert, entsteht jedoch eine Koabhängigkeit.

Es fehlt hier der Anreiz, uns um unsere vollständige Selbstentwicklung zu kümmern. In einer traditionellen heterosexuellen Kleinfamilie bleiben wir dann in begrenzten Klischeevorstellungen von Frau und Mann hängen.

Die zweite Schwäche kooperativer Systeme liegt in ihrer Inflexibilität. Ein gut geschmiertes Räderwerk kann eben nur dann wirksame Dienste leisten, wenn auch die Umgebung relativ stabil bleibt. Sobald Turbulenzen auftreten, erreicht es schnell das Limit seines Adaptionsvermögens. Es ist schlicht nicht ausreichend agil, um sich den komplexen, schnellen, zum Teil extrem disruptiven Dynamiken unserer Zeit anzupassen.

Wir sehen dies zum Beispiel in Kleinfamilien, die unfähig sind, die Impulse der jüngeren Generationen willkommen zu heißen und sich mit deren Hilfe sogar weiterzuentwickeln. Es fällt ihnen schwer, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Und wir sehen das bei den typisch weißen Patriarchen der alten Schule, die nicht verstehen können, wenn ihre Frauen mit 60 Jahren plötzlich gegen die Tristesse aufbegehren und sich zu einem Yoga-Seminar oder gar einem Tantra-Kurs anmelden.

Leider müssen wir auch mit ansehen, wie ein einst so starkes Land wie Deutschland in vielen Bereichen den Anschluss verpasst, weil wir die anstehenden Probleme viel zu bürokratisch und konservativ angehen.

Auf einer tieferen Ebene betrachtet, basiert Kooperation immer noch auf einem großen Missverständnis. Menschen sind eben keine festen Objekte und Wandel ist die einzige Konstante. Kooperation lässt uns im mentalen Zustand des fixen Mindsets einschlafen.

Die Begriffe Fixes Mindset und Wachstums-Mindset wurden von der Psychologin Dr. Carol Dweck eingeführt, einer angesehenen Forscherin und Professorin an der Stanford University. Das fixe oder auch statisch genannte Mindset basiert auf der tiefen Überzeugung, dass unser Ich fest ist und unsere persönlichen Fähigkeiten und Talente unveränderlich sind.

Es geht davon aus, dass sich diese Eigenschaften nicht sonderlich weiterentwickeln lassen. In diesem Mindset suchen wir dann verständlicherweise nach festen Formen für unsere Beziehung und halten auch im Sturm krampfhaft daran fest, selbst wenn das Boot bereits auseinanderbricht.

Im Gegensatz dazu steht das dynamische Mindset, das mit Wachstumsdenken einhergeht und an ein im Grunde genommen unendliches Potenzial für Entwicklung und Kreativität glaubt. Hier sehen wir Menschen eher als lebendige Prozesse.

Das Ich kann bis ins hohe Alter immer wieder ein Upgrade erfahren, indem wir kontinuierlich reifen, unsere Fähigkeiten verfeinern oder sogar neu entdecken. Menschen mit einem Wachstums-Mindset sehen Herausforderungen als Möglichkeiten zur persönlichen Evolution und betrachten Fehler als Gelegenheiten zum Lernen.

Sie betrachten auch Beziehungs- oder Arbeitsstrukturen als temporäre Lösungen, die immer wieder angepasst werden können und sehr wahrscheinlich auch müssen. Die Gehirnforschung geht davon aus, dass wir noch lange nicht das volle Potenzial unserer kognitiven und kreativen Möglichkeiten erschöpft haben.

Wir stecken also alle noch voller Überraschungen. Wenn wir im kooperativen System bleiben, laufen wir Gefahr einzuschlafen. Menschen auf dem Level der Kooperation erschaffen jeden Tag Replikationen des vorhergehenden Tages mit nur leichten Variationen.

Denn ihre Entscheidungen entspringen nicht einer freien Wahl, sondern der Erinnerung an das, was in der Vergangenheit, also gestern, für sie möglich war. Deshalb kann eine kooperative Beziehung auch nur Probleme lösen, die sich auf demselben Komplexitätslevel befinden wie das eigene Bewusstsein.

Doch fehlt die neugierige Offenheit und auch die transformative Kraft, um die großen Herausforderungen anzugehen, vor denen wir derzeit stehen. Außerdem tendieren kooperative Systeme immer noch zu einer subtilen Haltung der Trennung.

Hier sind wir und da sind die – uns nichts an. Oder um es auf die Arbeitswelt zu übertragen: Wenn unser Unternehmen floriert und unsere Kunden happy sind, was interessiert uns dann der Rest der Welt? Indem wir uns auf unsere eigene Blase konzentrieren, verhindern wir es, uns von den vielen anderen Elementen und Perspektiven im Spiel berühren zu lassen.

Wir fallen dadurch aus der Resonanz mit allem. So bauen sich mächtige Blindspots im Schatten auf, die irgendwann meist als sehr unangenehme Überraschung in unsere heile Welt einbrechen. Wirklich kreative, zeitgemäße Lösungen können wir als Paar, als Team oder Unternehmen nur empfangen, wenn wir mit dem großen Ganzen in aktualisierter Verbindung stehen.

Hier wieder einige Fragen für dich: Wo erlebst du kooperative Beziehungen? Und welche Vorteile bringen diese mit sich? Zum Beispiel Sicherheit oder eine praktische Rollenverteilung? Und welche Nachteile nimmst du wahr?

Zum Beispiel eine gewisse Starrheit, Bequemlichkeit oder vielleicht auch Langeweile? Stufe 4: Co-Creation. Um die bisherigen Beziehungsformen noch einmal in einer Metapher zusammenzufassen: Stell dir vor, du sitzt mit guten Freunden und Freundinnen an einem Tisch.

Darauf steht ein Kuchen, der höchstwahrscheinlich nicht für alle reichen wird. Im Zustand der Ausbeutung ist es für dich selbstverständlich, dass andere diesen Kuchen für dich backen und dass er allein dir gehört.

Du kreist um die Gruppe zu und nimmst dir alles. Im Zustand der Konkurrenz weißt du, dass jeder und jede am Tisch ein Recht auf den Kuchen hat, doch wenn du schneller zugreifst, ist das für dich völlig okay, wenn andere zu kurz kommen.

So ist das Leben. Im Zustand der Kooperation realisiert ihr, dass der Kuchen nicht für alle reicht. Ihr beratschlagt miteinander, was wohl die fairste Lösung ist. Letztendlich teilt ihr den Kuchen gerecht auf.

Niemand von euch wird vollständig satt, doch alle bekommen ein kleines bisschen und die Harmonie ist gewahrt. Im Zustand der Co-Creation erkennt ihr an, dass im Augenblick zu wenig Kuchen da ist. Doch ihr akzeptiert diese Idee formal nicht.

Ihr wisst, dass immer noch mehr möglich ist. Also findet und formuliert ihr ein gemeinsames Anliegen. Es könnte zum Beispiel lauten: Jeder und jede an diesem Tisch wird vollständig satt. Wir haben zudem eine Menge Freude an der Herausforderung und wir werden etwas Neues beim kreativen Prozess lernen.

Wir werden eine verblüffende Lösung finden. Dann reist ihr in einer kurzen Visualisierung in die Zukunft, in der ihr das gewünschte Ergebnis bereits materialisiert habt, und schaut von dort, welcher Weg euch dahin bringen könnte.

Ihr kommt dabei auf überraschende Ideen, die euch bereits inspirieren, wenn ihr sie nur aussprecht. Erst einmal werft ihr alle Geistesblitze in die Runde und dann wählt ihr die besten aus. Das Endergebnis ist für euch alle überraschend.

Es bringt euch nicht nur körperliche Sattheit, sondern ihr hattet eine Menge Spaß, ihr habt viel über euch gelernt und habt auf dem Weg dahin vielleicht sogar ein innovatives Café gegründet, in dem es immer leckeren Kuchen für alle gibt.

Das ist natürlich nur ein Gleichnis, aber ich hoffe, du kriegst den Punkt. Es soll dir Lust auf Co-Creation machen. Ich wiederhole noch einmal unsere Definition: Co-Creation ist die Fähigkeit zweier oder mehrerer Systeme, sich in einem Anliegen zum Wohle aller zu verbinden, dabei ihre Verschiedenartigkeit zu nutzen und so Wunder möglich zu machen.

Ich möchte dir ja noch ein Symbol für diesen Entwicklungsprozess hin zur Co-Creation anbieten. Du kennst sicher den Hermesstab. Er hat viele verschiedene Bedeutungen. Für mich steht er für die Evolution unserer Beziehungen.

Falls du ihn noch nicht kennst: Es ist ein Stab mit zwei Flügeln am oberen Ende, der von zwei Schlangen umschlungen wird. Direkt bei den Flügeln wenden die Schlangen ihre Köpfe einander zu. Die zwei Schlangen symbolisieren für mich die Bewusstseinströme zweier Menschen, die sich immer wieder auf einer neuen Beziehungsebene begegnen, um sich letztendlich gegenseitig zu beflügeln und zu befreien.

Je weiter wir uns entwickeln, desto größer wird unser Perspektiv- und Handlungsspielraum. Unsere Fähigkeit, uns selbst und unserem Gegenüber Autonomie zu gewähren, wächst. Auf jeder neuen Ebene sind wir in der Lage, komplexere Zusammenhänge zu verstehen und größere Herausforderungen zu lösen.

Obwohl ich besonders die Schattenaspekte von Ausbeutung, Konkurrenz und Kooperation betont habe, glaube ich, dass die Evolution unseres Bewusstseins immer in eine Richtung folgt: zu mehr Ganzheit und Freiheit. Ich mag den Hermesstab auch deshalb, weil er uns daran erinnert, dass Co-Creation kein Einheitspreis ist.

Denn die Schlangen hängen ihm nicht dicht umschlungen miteinander, sondern sie gehen auch immer wieder auseinander, um dann wieder neu zusammenzukommen. Wir brauchen für ein starkes Wir starke Ichs. Um uns im Zentrum bewusst und kraftvoll begegnen zu können, müssen wir auch bereit sein, allein zu sein und uns um unsere eigene Entwicklung zu kümmern.

Ich sehe es als ein wunderbarer Zufall in Anführungsstrichen an, dass es der Legende nach die Schlange war, die uns durch den Biss in einen leckeren Apfel in die Bewusstheit verführte und uns aus dem Paradies der Unschuld vertrieb.

Das Geschenk dieser Ursünde war das Ego, das sich nun, symbolisiert durch die zwei Schlangen, über Stufen weiterentwickeln darf, bis es in seiner vollen Reife bewusst wieder in die Einheit zurückkehren wird.

In manchen spirituellen und religiösen Kreisen wird das Ego leider regelrecht verdammt. Dabei wird ausgeblendet, dass es für unsere noch so junge Spezies in diesem verwirrenden, riesigen, multidimensionalen Universum eine lebensnotwendige Basis für die Verarbeitung unserer Erfahrungen darstellt.

Wir sollten dankbar für diesen psychologischen Fixpunkt sein. Unser Ego ist nicht das Problem. Leid entsteht erst, wenn wir unserem Ego den inneren Chefsessel überlassen. Dann fallen wir aus der Co-Creation raus, denn es liegt in der Natur des Egos, sich getrennt zu fühlen.

Doch wenn sich unser kleines Ich in Ausbeutung, Konkurrenz und Kooperation die Hörner wund gestoßen hat, wird es uns in seiner Schöpfung möglich machen, uns hinzugeben. Dann sind wir in der Lage, einer weiseren Instanz in uns die Führung zu überlassen.

Unsere Seele, symbolisiert durch die zwei Flügel. Es ist unsere Seele, die uns auf dem Höhepunkt unserer individuellen Entwicklung abholt und in die Gesamtsinfonie der Co-Creation zurückführen wird. Sie hat es nicht nötig, unser Ego zu bekämpfen.

Sie wird seine Fähigkeiten und Erfahrungen souverän und entspannt nutzen. Deshalb wiederhole ich noch einmal, weil es wirklich wichtig ist: Ein starkes Wir braucht starke, bewusste Ichs. Sonst brauchen wir die Idee der Co-Creation für eine koabhängige Symbiose.

Um Co-Creation zu entfalten, müssen wir von bewusstem Ich zu bewusstem Wir umschalten können. Dafür brauchen wir den sogenannten Switch und um den wird es in diesem Buch oft gehen. Ich las diese äußerst passende Formulierung zum ersten Mal in dem Buch „Stealing Fire“ von Steven Kotler.

Der Autor beschreibt damit die Fähigkeit von Mitgliedern militärischer Eliteeinheiten, im Gefecht das Ego komplett loslassen und als eine Einheit agieren zu können. Mit anderen Worten, der Switch beschreibt die Kunst, uns mit anderen Wesen zu synchronisieren, um so gemeinsam in den Zustand des Flows zu kommen.

Diese Erfahrung ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration, begleitet von einem Empfinden von körperlicher und emotionaler Leichtigkeit, einer gesteigerten Kreativität und einem Gefühl von tiefem Einklang mit der Umgebung.

Du wirst später viele konkrete Hinweise bekommen, wie du den Switch trainieren kannst. Um den Switch besser zu verstehen, lass uns noch einmal einen Blick in die heutige Arbeitswelt werfen. Ein professionelles Team auf der Ebene der Konkurrenz entwickelt Produkte hauptsächlich, um sich im Wettbewerb zu behaupten und die Mitbewerber zu schlagen.

Auf der Ebene der Kooperation designt dasselbe Team Produkte, die aktuell gut zu den Kunden passen. Es kann jedoch sein, dass sich beim Launch der Produkte herausstellt, dass das Bedürfnis nicht genau getroffen wurde oder sich bereits wieder verändert hat.

Co-kreative Teams erkunden den Markt erstmal gründlich, gehen nicht nur in Resonanz mit ihrer Zielgruppe, sondern mit dem Gesamtsystem der Gesellschaft und sogar mit dem gesamten Kosmos. Sie lassen sich nicht nur von der Vergangenheit beraten, sondern auch aus der Zukunft heraus inspirieren.

Die so entstehenden Lösungen sind oft ihrer Zeit voraus. Wenn die Zielgruppe dann in der Zukunft ankommt, steht das Team bereits mit der dann aktuell besten Lösung parat. Im Rahmen von Co-Creation erschaffen wir jedoch nicht nur miteinander.

Vielmehr heilen wir gemeinsam. Ein Heilungsbiotop ist ein Feld, in dem sich alle Beteiligten sicher fühlen und deshalb natürlich erblühen. Viele unserer derzeit existierenden Strukturen basieren auf Angst und Kontrolle.

Sie setzen uns auf eine subtile oder offensichtliche Weise unter Stress. Haben wir uns so sehr daran gewöhnt, nicht mehr vollständig zu vertrauen, halten wir das für die Norm und die Möglichkeit einer Beziehung ohne jegliche Angst erscheint uns vielleicht wie eine naive Utopie.

Co-kreative Partnerschaften lassen diese Utopie jedoch Wirklichkeit werden. Sie basieren auf Ehrlichkeit, Respekt und Empathie. Neben ihrem gesteigerten kreativen Output werden sie so zu einem Heilungsbiotop für alle Beteiligten.

Wir lernen wieder, einander zu vertrauen. Und die in unseren Zellen über Jahrtausende gespeicherte Angst darf sich behutsam lösen. Hier wieder einige Fragen für deine Reflexion: Bist du schon einmal mit co-kreativen Beziehungen in Berührung gekommen?

Wenn ja, wie hat sich das für dich angefühlt? Was glaubst du, was war euer Geheimnis? Und welche Bedingungen haben euch dabei geholfen?

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Episode 294