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Umarme deinen Schatten – Live Talk – Folge 74

Beim folgenden Text handelt es sich um automatisch generierte Zeilen des von Veit Lindau eingesprochenen Podcasts. Diese wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz korrigiert, sodass sie weitgehend korrekt sind. Für etwaige Fehler entschuldigen wir uns. Den Originalpodcast kannst du über die untere Player-Leiste hören.

Hey ihr Lieben, einen wunderschönen Tag für euch und herzlich willkommen zum Podcast **Seelengevögelt**. Wie du vielleicht weißt, verfolge ich in meiner Arbeit einen integralen Ansatz, der Körper, Geist, Seele und unsere äußere Welt vereint.

Deswegen ist es mir wichtig, in meinem Podcast auch immer wieder Gäste vorzustellen, die tiefer in das Thema Ernährung eingestiegen sind. Ich freue mich ganz, ganz doll, dir heute mit Nico Rittenau einen der wahrscheinlich führenden Spezialisten für vegane Ernährung vorzustellen.

Und bitte, all die passionierten Fleischfresser unter euch, nicht gleich wegschalten. Es lohnt sich wirklich zuzuhören, nicht um dich zu bekehren, sondern um vielleicht ein paar kleine Feinjustierungen in deiner Nahrung vorzunehmen, die gravierenden Einfluss auf deine Seele, deinen Geist und auf unsere Umwelt haben.

Ich wünsche dir spannende Erkenntnisse beim Hören, dein Veit.

Hey ihr Lieben, ich grüße euch und heiße euch herzlich willkommen zu meinem Podcast **Seelengevögelt**. Wir wissen, wir gehen integral an das große Thema Glück heran, das heißt, da gehört natürlich die Ernährung mit dazu. Und ich freue mich deswegen besonders, heute einen ganz besonderen Gast hier zu haben: Nico Rittenau. Herzlich willkommen.

Vielen herzlichen Dank für die Einladung, ich freue mich, hier zu sein. Vegan ist ja mittlerweile, wir können fast schon sagen, wieder altmodisch. Es ist auf jeden Fall ein Wort, das in aller Munde ist. Es wird viel diskutiert, immer mehr Menschen entscheiden sich dafür und gleichzeitig gibt es auch immer noch viele, die zögernd oder dagegen sind. Also es entzündet die Geister, sagen wir mal so. Und ich habe mich entschlossen, hier auf meinem Podcast-Kanal mehrere Stimmen zu Wort kommen zu lassen, also richtig starke Pro-Stimmen wie dich zum Beispiel, aber auch Kontrastimmen, weil ich gerne den Zuhörer*innen und Zuschauer*innen die Möglichkeit geben möchte, sich ihre eigene Meinung zu bilden.

Fangen wir erst mal an, Nico. Wie kommst du überhaupt zu diesem Thema?

Ja, also grundsätzlich komme ich aus einem ganz anderen Bereich. Ich bin eigentlich Tourismuskaufmann, wie man hört, aus Österreich, lerne aber fleißig Deutsch, wird auch immer besser. Aber der eigentliche Plan war es damals, als Tourismuskaufmann irgendwann auf den Cayman Islands oder einer anderen karibischen Insel ein schönes Luxushotel zu managen und mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Das war der eigentliche Plan. Aber dann kam alles anders. Ich habe dann Unternehmensführung studiert, nach meiner Ausbildung zum Tourismuskaufmann und bin dann in Berührung mit der veganen Idee gekommen.

Mit der ich davor wenig Kontakt hatte. Es war damals in Österreich einfach kein großes Thema und als man mir erklärte, was die ethischen und ökologischen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung, also einer veganen Ernährung sind, war das für mich eine relativ einfache Sache. Es hat Klick gemacht, ich habe es verstanden und es gab für mich keinen Grund, es nicht zu tun, obwohl ich den Geschmack tierischer Produkte mochte und den sicher heute auch noch mögen würde. Aber, und da kommt der Bogen zu meinem heutigen Beruf: ich war mir unsicher, was den gesundheitlichen Aspekt angeht, denn zu der Zeit gab es wenig von den Veröffentlichungen, zumindest im populärwissenschaftlichen Bereich, die wir heute haben. Wir hatten, wie du sagst, die Fürsprecher und die Gegenstimmen, aber beide konnten nicht wirklich mit fundierten Argumenten punkten. Und weil ich Dinge nicht nur glauben, sondern auch wissen wollte, war das für mich der Zeitpunkt, wo ich Ernährung studiert habe.

Bachelor in Ernährungsberatung, jetzt den Master in Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin. Ich wollte also wirklich die Datenlage kennen, um bestmögliche Ernährungsentscheidungen zu treffen. Und wie sich herausgestellt hat, sehen wir anhand der Daten, dass man keinen Kompromiss machen muss zwischen Ethik, Ökologie und Gesundheit, sodass man mit jeder einzelnen Mahlzeit mehrmals täglich mit Messer und Gabel eine gute Entscheidung für die Gesundheit und, wenn man sich pflanzlich ernährt, auch für Mitlebewesen treffen kann. Also das war der Bogen vom eigentlichen Hotelmanager zum heutigen Ernährungsfachmenschen sozusagen.

Cool, wie alt bist du?

Ja, ich wurde vor kurzem 28 Jahre alt.

Cool. Ich möchte gleich mal Werbung machen für dein Buch, das werden wir auch ganz sicher darunter verlinken, weil das ist der Grund, warum ich dich angesprochen habe. Weil ich ein Buch gesucht habe, in dem es nicht nur um die ethischen Gründe geht, sondern wirklich auch um richtig profunde wissenschaftliche Fakten. Und da hast du einfach eine kolossale Arbeit geleistet. Also erst mal Respekt dafür.

Danke.

Meine Empfehlung für jeden, der sich dazu echt bilden will und nicht einfach nur auf irgendwelche Vorurteile reinfallen möchte. Nico, lass uns dennoch einfach mal so tun, als hört jetzt gerade jemand zu, der sich noch nicht wirklich tief mit dem Thema beschäftigt hat. Was sind denn die ethischen und ökologischen Vorteile an der veganen Ernährung?

Ja, also wie du richtig gesagt hast, Veit, mein Buch beschäftigt sich ja überhaupt nicht mit der Ethik, überhaupt nicht mit der Ökologie. Ich bin ja von meinem Beruf her einfach Ernährungsfachkraft. Das heißt eigentlich, wenn ich jetzt nicht gerade mit dir über vegane Ernährung spreche, sondern insgesamt über Ernährung, dann habe ich die Veganbrille des Privatmenschen auch unten und schaue einfach objektiv auf die Datenlage. Wenn man aber den Privatmenschen Nico Rittenau fragt oder generell fragt, ist denn unsere Ernährung auch noch mehr als nur das Zuführen von Nährstoffen und der Genuss an der lecker schmeckenden Speise, dann würde ich schon die Frage in den Raum stellen, ob wir zukünftige Generationen in unsere Essensentscheidungen mit einbringen sollten. Sprich, sollten wir unsere heutigen limitierten Ressourcen so klug verwenden, dass zukünftige Generationen immer noch die Möglichkeit haben, den gleichen Planeten oder vielleicht sogar noch einen besseren vorzufinden.

Und wenn wir bei der Ökologie bleiben, erneut, mein Fachbereich sind die Ernährungswissenschaften, aber wir haben eine ganze Reihe an anderen Fachkräften wie Dr. Schmiedinger, Dr. Kubiela, Dr. Oppenländer, deren Veröffentlichungen ich natürlich auch gelesen habe und von daher nur hier aus zweiter Hand zitieren darf. Aber grundsätzlich sind es vier große Punkte, die ich nennen würde. Zum einen wissen wir, dass die industrielle Tierhaltung mit der ganzen Kette in der Produktion der weltweit größte Verursacher von CO2-Emissionen ist.

Noch mehr als der Transportsektor zusammen. Alle Schiffe, alle Autos, jedes Fortbewegungsmittel der Welt verursacht, je nach Hochrechnung, irgendwo zwischen 12 bis 14 Prozent und je nach Hochrechnung sind es bei den Tieren 14,5 bis sogar 20 Prozent, wenn man die CO2-Senken, die versäumt wurden, mit einrechnet. Das heißt, CO2-Äquivalente, CO2-Emissionen sind ein großer Punkt. Natürlich, es ist schön, wenn wir Elektroautos haben, schön, wenn wir andere fossile Brennstoffe verbannen, aber wenn wir keinen Fokus auf die Tierhaltung haben und auf die industrielle, vor allem Nutztiere, dann verpassen wir großes Potenzial für unsere Umwelt.

Dann, je nach Tierart, je nach Fütterung, auch hier gibt es riesige Schwankungen, aber die Menge an Kalorien, die man in einen Organismus reingeben muss, um tierische Produkte, Fleisch, Milch, Käse, Eier zu bekommen, ist wirtschaftlich nie ein guter Tausch. Im Sinne von, wir brauchen viel mehr Kalorien, die wir reingeben, als Kalorien, die wir rauskriegen. Natürlich, man kann eine Kuh auf die Weide stellen und dann macht sie aus Gras Milch, das ist ein guter Tausch. Allerdings können wir so nicht zehn Milliarden Menschen ernähren, die wir 2050 sein werden, und vor allem nicht dreimal täglich mit tierischen Produkten, wie wir es heute tun. Wir können viele von den Tierfuttermitteln, Mais, Soja, Getreide, was durchaus für den Menschen auch verwertbar wäre, direkt essen und das Mitteltier rausstreichen. Und somit würden wir im Schnitt ungefähr 7 zu 1, was das weltweite Verhältnis von Kalorien, 7 Kalorien Futtermittel, 1 Kalorie Fleisch, das können wir umwandeln und direkt das essen, was wir eigentlich verwenden können.

Und wenn man mich fragt, Nico, ist jetzt Veganismus die Antwort für die Welt, würde ich sagen, es ist meine Idee für die Welt, aber es gibt ja verschiedene Konzepte, also niemand muss aus dem Interview rausgehen und sagen, okay, entweder bin ich Veganer oder Teil des Problems. Es gibt die Möglichkeit, weniger tierische Produkte zu essen, es gibt die Möglichkeit, das Tier aus dem Produktionsprozess rauszugeben und über Zellkulturfleisch, vielleicht sprechen wir auch später darüber noch, einfach effizienter und auch ethischer Fleisch zu essen, Vegetarier zu werden, also es gibt viele Varianten.

Also die zwei Punkte CO2 und die Futtermittel und dann natürlich Land. Wir brauchen ungefähr zwei Drittel der weltweiten eisfreien, wasserfreien Masse auf unserem Planeten für die industrielle Tierhaltung mit den Tieren und den Futtermitteln, die wir für die Tiere anbauen. Und auf dem restlichen Drittel machen wir alles andere. Und natürlich ist es eine immense Fläche an Regenwäldern, die gerodet werden, um Futtermittel anzubauen, die wir dann vom anderen Ende

 der Welt nach Deutschland und Europa karren, wobei wir Regenwald niederbrennen.

Wir haben ein Problem, dass wir einfach riesengroße Flächen für nichts anderes benutzen können und die eigentlich effizienter nutzen können, um die Welternährung sicherzustellen. Und Punkt Nummer vier, die Sache, wobei hier scheiden sich viele Geister, aber grundsätzlich muss man auch über Wasserverbrauch sprechen. Natürlich, es gibt einen Wasserkreislauf und das Thema ist viel komplexer, als es oft gemacht wird. Aber Trinkwassersicherheit ist ein Punkt und natürlich, wie Dr. Mark Post auch sagt, vielleicht eine der größten Gefahren: antibiotikaresistente Keime aus der industriellen Massentierhaltung.

Die Möglichkeit, dass irgendwann Antibiotika nicht mehr wirksam sind, weil wir weltweit viel mehr Antibiotika in der Tierhaltung geben als in die menschliche Gesundheitsvorsorge, weil wir es präventiv geben und nicht nur therapeutisch. Das sind für mich die vier Punkte, die sagen, okay, Geschmack steht auf der einen Seite, all diese Punkte stehen auf der anderen. Und ich finde Geschmack wirklich lecker. Aber rechtfertigt für mich der Geschmack das? Für mich nicht.

Und ethisch brauchen wir, glaube ich, nicht lange darüber sprechen. 70 oder je nach Hochrechnung 60 bis 80 Milliarden Nutztiere befinden sich Jahr für Jahr auf unserem Planeten, werden geboren, werden schlecht gehalten, geschlachtet und sterben. Und das wiederholt sich Jahr für Jahr, plus die Milliarden Tonnen an Fischen und anderen Meerestieren, die wir gar nicht zählen, weil es schon so viele sind. Und all das nur für unsere Ernährung. Wir zerstören die Weltmeere, unsere eigene Lebensgrundlage damit.

Wir zerstören unsere Regenwälder und andere CO2-Senken, die das CO2 aus der Atmosphäre nehmen können, um Futtermittel anzubauen, produzieren riesige Mengen an Gülle, die wir nicht nutzen können und Fleisch, das uns halt lecker schmeckt. Und wie gesagt, es gibt viele Möglichkeiten drumherum, aber das Tier, so wie wir es heute machen, dass wir ein ganzes Huhn züchten, nur um Hühnerbrust und Schenkel zu essen. Das hat Winston Churchill schon 1932 als eine der größten Absurditäten unserer Menschheit betitelt. Und er sagte damals schon, in 80 Jahren von jetzt werden wir diese Absurdität erkennen und die Teile separat in einem Medium züchten für alle, die es essen wollen. Lange Rede, kurzer Sinn, es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, tierische Produkte zu minimieren oder aus der Ernährung zu streichen.

Also erst mal Respekt für deine Zusammenfassung, ich gucke gerade noch auf die Uhr. Ich glaube, das waren acht Minuten, die kürzeste prägnanteste Zusammenfassung der Argumente. Verstehe jetzt, warum das Buch aus dir herausgekommen ist. Also ich möchte einmal für alle, die jetzt gerade zuhören, einwerfen: das ist ja oft etwas, wo man sich als Fleischesser das moralische Antlitz führt, schlechtes Gewissen hat, deswegen ganz oft in die Gegenreaktion geht. Also das, was du schon angedeutet hast, es geht ja vielleicht einfach mal darum zu sagen, okay, ich steige jetzt nicht komplett aus, sondern zum Beispiel mal damit zu beginnen, zu sagen, okay, ich probiere es einfach mal mit einem Tag, vielleicht mit zwei Tagen, mit drei Tagen, das wäre ja schon mal was.

Lass uns mal über so weit verbreitete Gegenargumente sprechen. Also das, was du aufgezählt hast, ist ja unumstritten, das ist total logisch. Lass uns anfangen mit Mangelerscheinungen, die Veganer erleiden.

Also ich habe heute morgen gerade ein Interview geführt mit einer Ärztin, die ich sehr schätze, also für ihr medizinisches Wissen Dr. Kathrin Kochenz, und jetzt sei ethisch gesehen versteht sie das total, das Problem, was sie sieht, also vegan, wenn man sich nicht drum kümmert, führt zwangsläufig zu Mangelerscheinungen.

Ja, also da hat sie recht, aber sie hätte vielleicht noch dazu sagen sollen, dass jede Ernährungsweise, in der man sich nicht um seine Nährstoffe kümmert, in den überwiegenden Fällen zu einem Mangel führt. Der große Unterschied ist, grundsätzlich muss man mich stoppen, wenn ich zu weit aushole, aber grundsätzlich muss man sagen: Nährstoffe, egal ob wir an die Vitamine denken, egal ob wir an die Mineralstoffe denken, an die Omega-3-Versorgen, an die Proteine, also alles, was wir als überlebensnotwendige Nährstoffe ansehen, dass all diese Nährstoffe nicht aus dem Tier kommen.

Vitamine werden von Pflanzen gebildet oder von Bakterien. Mineralstoffe kommen aus dem Boden über die Pflanze in das Tier in den Menschen oder direkt von der Pflanze in den Menschen und die Omega-3-Versorgen, für die wir den Lachs so schätzen, die kommen aus der marinen Alge, die der Fisch gefressen hat und die sich auch nur in der Nahrungskette ansammeln.

Das heißt im Umkehrschluss, tierische Produkte haben kein Monopol auf Nährstoffe. Wir finden jeden Nährstoff, den wir in einem Tier finden, auch in Pflanzen bzw. in bakteriell fermentierten Pflanzen, wie zum Beispiel Sauerkraut, Kimchi, Sojajoghurt etc. Wenn wir hier die richtigen Fermentationstechniken anwenden, dann können wir teilweise 10 Mal mehr B12 in das Sojajoghurt bringen oder in das Sauerkraut, als in der Rinderleber, die immerhin als das B12-Reichste der Lebensmittel angesehen wird.

Aber, und da gebe ich der Frau Dr. vollkommen recht, wir haben aktuell ein System, das absolut nicht auf veganes Leben der Menschen ausgerichtet ist. Man muss sich vorstellen, wir supplementieren den Tieren 500 Mikrogramm Selen pro Kilogramm Futtermittel, damit Fleisch, Milch, Käse, Eier in Deutschland genügend Selen haben, weil unsere Böden zu arm an Selen sind.

Damit übernimmt die Politik und die Lebensmittelwirtschaft das Denken für die Mischköstler. Großartig. Aber nicht für die Veganer. Dabei sollten wir eigentlich es wie Finnland machen und direkt die Böden anreichern, damit Pflanzen Selen haben. Dann hätten wir nämlich alle genug davon. Oder die Anreicherung des Jodsalzes, was auf Mischköstler abgestimmt ist und nicht auf Veganer. Die Menge B12, die wir eben nicht in den Sauerkraut und Kimchi-Produkten finden, weil die Techniken falsch sind, das heißt, sie hat vollkommen recht.

Wenn sie sagt, heute, stand jetzt, muss eine vegan lebende Person sich etwas mehr mit ihrer Ernährung auseinandersetzen als ein Mischköstler oder eine Mischköstlerin. Aber ich denke, auf der anderen Seite, die Vorteile sind es vollkommen wert. Zum einen sehen wir in Studie nach Studie nach Studie, Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, vegetarisch, vegan, flexitarisch, pesketarisch, schneiden im Schnitt auf den allermeisten Gesundheitsparametern besser ab.

Natürlich haben sie insgesamt ein höheres Gesundheitsbewusstsein, was auch eine schöne Nebenerscheinung ist, und sie leben allgemein. Natürlich, wenn sie jetzt die ganze Zeit nur importierte Südfrüchte essen, so Flugobst und weitergeholte Mandeln aus Kalifornien, also es gibt auch unnachhaltige Ernährungsformen, die gar nicht nachhaltig sind.

Aber wenn wir uns gut saisonal, regional, überwiegend oder rein pflanzlich ernähren, können wir unseren CO2-Fußabdruck, generell unseren ökologischen Fußabdruck stark reduzieren, wie wir schon seit mehr als 13 Jahren anhand der Daten wissen, chronischen Erkrankungen vorbeugen, in vielen Fällen sie stoppen und wie wir seit 1990 von Dr. Dean Ornish im sogenannten Lifestyle-Heart-Trial gesehen haben, sogar Herzerkrankungen reversieren, also umkehren. Immerhin die häufigste Todesursache der Welt, wäre wert darüber zu sprechen. War die Ernährungsweise rein vegan? Nee, die hatte ein paar Prozent tierische Produkte. Es geht mir persönlich in erster Linie um diese 85% der Ernährung. Wenn wir auf die achten, haben wir schon viel gewonnen. Ob das jetzt dann die letzten 10% sind, wichtig ist, dass die Menschheit versteht, dass sich die Richtung ändern sollte.

Und das heißt, summa summarum, was wir haben wollen, ist eine Ernährungsweise, die die Nährstoffbedürfnisse des Menschen deckt, egal ob mit Tieren oder mit Pflanzen, wenn man die Ethik und das Ökologische außen vor lässt, rein ernährungsphysiologisch. Gleichzeitig aber auch keine Stoffe zuführt, die im Überfluss gesundheitlich abträglich wirken. Und im Schnitt schneiden wir da vegan besser ab. Warum? Weil Veganer mehr Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen essen. Diese fünf Gruppen, Nüsse, Samen, Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte, haben insgesamt in so gut wie jeder einzelnen Meta-Analyse und systematischen Übersichtsarbeit gezeigt, dass sie Gesundheitsparameter verbessern können.

Und egal, wie wir uns ernähren, diese Lebensmittel sollten die Basis sein. Und ich denke, da wird die Frau Doktor auch zustimmen, denn jede Fachgesellschaft auf dem Planeten empfiehlt eine mindestens 75 Prozent rein pflanzliche Ernährung. Über die anderen 25 Prozent können wir diskutieren, lange Debatten führen, aber über die 75 Prozent nicht.

Cool. Lass uns zwei essentielle Stoffe aufgreifen, die dann in

 dem Zusammenhang immer wieder fallen. Also einmal, was Katrin Koch erwähnte, Omega-3.

Ja.

Also jetzt von dir, also das möchte ich gerne nochmal sagen, das ist der große Wert deines Buches, dass du wirklich sehr, sehr tief einsteigst und wirklich coole Alternativen, aber eben Studien bietest dafür, okay, wie kann man das als Veganer oder auch als Vegetarier erreichen? Wo kommt es her, wenn ich auf Lachs verzichte?

Gerne. Also wie du schon gesagt hast, das Buch spiegelt überhaupt nicht meine Meinung oder mein Weltbild wieder, sondern wir haben anhand von mehr als 1.000 primärwissenschaftlichen Daten gezeigt, was die wissenschaftliche Literatur zu den Themen sagt und das bieten wir einfach nur an. Leute können das nehmen oder können es sein lassen.

Meine ursprünglichen Produzenten sind marine pflanzliche Quellen, zum Teil auch marine Pilze, die synthetisieren, also bilden, jene Omega-3-Fettsäuren, für die wir den Lachs so schätzen, EPA und DHA, Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure. Von denen wissen wir, die sind gut fürs Gehirn, DHA, die sind gut fürs Herz, EPA. Aber es ist ja ein Trugschluss zu denken, dass der Fisch der Produzent davon ist. Sondern die Nahrungskette beginnt ja bei den marinen Mikroalgen, zum Beispiel der Schizochytrium.

Krill, kleiner Fisch, großer Fisch, noch größerer Fisch, Lachs und dann der Mensch. Und natürlich sammeln sich im Laufe der Nahrungskette diese Nährstoffe an. Aber wenn wir uns die Gesundheit unserer Weltmeere aktuell ansehen, dann sammeln sich da Mikroplastik, Dioxine, PCBs und andere persistente Schadstoffe ebenso an. Plus in den meisten Zuchtlachsproben sehen wir, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte die Menge an diesen wertvollen Omega-3-Fettsäuren graduell sinkt, weil wir wollen ja günstigen Fisch haben, sodass wir ihn immer essen können. Und wir zahlen damit aber am Ende des Tages mit schlechterer Qualität.

Das heißt, ich würde rein egoistisch, rein gesundheitlich den Fischkonsum in den allermeisten Fällen aus gesundheitlichen Gründen sein lassen. Natürlich, es gibt diese großen, hochwertigen Fische, die wir noch finden, die unbelastet sind. Und dagegen ist aus gesundheitlicher Sicht, rein gesundheitlich, aus meiner Sicht nichts zu sagen. Die mediterrane Ernährungsweise, die Blue Zone Diet in Okinawa, in Ikaria, in Nikoya, die essen alle Fisch und die werden sehr alt und sind sehr gesund damit. Aber der Hauptgrund, warum wir Fisch essen, sind die Omega-3-Fettsäuren, die ja ursprünglich woanders herkommen. Und erneut, unsere Wirtschaft, unsere Lebensmittelwirtschaft hinkt etwas hinterher.

Was wir brauchen, sind diese Mikroalgenöle, aber nicht in Kapselform, wie wir sie heute haben, weil dann nimmt sie niemand, sondern als Teil von Produkten. Das heißt, in der Pflanzenmilch etwas Mikroalgenöl, das schmeckt man kaum, in dem Joghurt ein bisschen Mikroalgenöl und das wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kommen. Und dann kriegen vegan lebende Menschen über solche Produkte ihr DHA. Viele vegan, viele nicht vegan lebende Menschen kriegen auch zu wenig EPA und DHA, denn wie viel Lachs in hoher Qualität essen die Durchschnittsmischköstler? Mischköstlerinnen? Zu wenig.

Aber wichtiger Punkt, ich bin der Meinung, wir sollten ja in unsere 7 bis 10 Milliarden Menschen denken. Es ist rein rechnerisch unmöglich, dass wir 7 bis 10 Milliarden Menschen mit Lachs und anderen Fettfischen ernähren können, ohne dabei unser Ökosystem komplett zu ruinieren. Zwei-Klassen-Gesellschaft: der reiche Teil kriegt den DHA-Teil aus dem Fisch, der Rest kriegt gar nichts. Oder meine verrückte Empfehlung: wir gehen auf den Weg, dass wir den Mittelfisch rausstreichen, die DHA und EPA-Quellen aus der Alge bekommen und damit 10 Milliarden Menschen nachhaltig ernähren können.

Weil die wachsen auch am Land, das sind Röhrensysteme, das kann man in der Wüste machen. Wir können in der Wüste Mikroalgen züchten und können unsere Weltmeere in Ruhe lassen.

Schöne Idee. Gibt es ganz spezielle Algen, die du empfehlen kannst?

Ja, also es gibt eine Reihe. Die mit Abstand am weitesten verbreitetste ist die sogenannte Schizochytrium. Die findet man, die bildet große Mengen an DHA, moderate Mengen an EPA und die findet man in den meisten Supplements.

Man sollte nicht den Fehler machen und denken, dass jede Alge viel EPA und DHA enthält. Also wenn ihr jetzt Sushi esst mit Nori oder Wakame oder Dulse, Meeresspaghetti, die haben andere Nährstoffe, die haben Ballaststoffe, zum Teil viel Eisen.

Aber wir haben kaum Fettgewebe und insofern auch kaum EPA und DHA. Das müssen diese Mikroalgen sein.

Sprechen wir aber über Vitamin B.

Ja, welches denn?

B1 und B12.

B1 und B12? Ja, nein. Vitamin B1, Thiamin, Vitamin B12, Cobalamin. Ehrlich gesagt ist das Vitamin B1 kein kritisches Vitamin in der veganen Ernährung, wenn, wäre es eher das B2, das Riboflavin. Aber beide müssen es nicht sein.

B12 ist es durchaus. Sprechen wir gleich, aber B1, Thiamin, B2, Riboflavin, B9, Folat und auch die anderen sind in einer gut zusammengestellten pflanzlichen Ernährung absolut kein Problem. B2 hat den großen Vorteil, wir finden es in fast allen Pilzen, in einigen Nüssen wie Mandeln, in Hefeflocken, Lebensmittel, die Menschen eh mehrmals die Woche essen, wenn sie sich pflanzlich ernähren. Und B2 ist ja hitzestabil, das war ja eigentlich kein Problem. B12, das Cobalamin wiederum, ist ein ganz besonders spannendes Vitamin. Also ich könnte, nicht nur könnte, ich halte ganze mehrstündige Vorträge über B12. Habe ja auch 40 Seiten in die „Vegan-Klischee-ade“ geschrieben, weil es so spannend ist.

B12 ist ein relativ komplexes Molekül, zentral ein Atom Kobalt, rundherum dann noch eine Seitengruppe, die bestimmt, um welche Art von B12 es sich handelt. Und B12 ist das letzte Vitamin, das wir in der Ernährungswissenschaft entdeckt haben.

1948 zum ersten Mal die Struktur geklärt, also noch keine 100 Jahre, seitdem wir wissen, wie wichtig B12 für den Körper ist. Und B12 ist ein bakterielles Produkt. Kein Tier auf diesem Planeten, keine Pflanze auf der Planeten kann Vitamin B12 bilden.

Warum finden wir in der Rinderleber B12 oder im Muskel B12? Weil Wiederkäuer, Schafe, Ziegen, Rinder diese B12-produzierenden Bakterien in ihrem Pansen haben, in ihrem Verdauungstrakt. Diese Bakterien bilden B12 und dieses B12 kann die Kuh dann in der Leber in anderen Organen speichern.

Können wir machen, ist halt aus meiner Sicht so ein bisschen 80er Jahre, sein B12 daraus zu kriegen. Die würden heute den Zwischenschritt weggeben. Denn wenn wir zum Beispiel ein selbst ernahrungsagentusmittel mit B12 nehmen, wo viele sagen, das ist unnatürlich und das ist synthetisch, es ist genau dasselbe Bakterium, was unter kontrollierten Bedingungen genau dasselbe B12 bildet, was wir am Ende des Tages auch im Muskel finden.

Oder wie schon zu Beginn gesagt, wenn es doch von Bakterien kommt, warum fermentieren wir nicht mit diesen Bakterien und plötzlich hätten wir weit mehr B12 in Sauerkraut, Kimchi, Joghurt, also Pflanzenjoghurt und weiteren. Und da kommen wir hin, das dauert noch etwas.

Wichtig ist aber, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es drei Gruppen an Menschen und davon ist nur eine Gruppe, die vegan leben: Menschen, die B12 dringend supplementieren müssen. Vegan lebende Menschen, weil sie kriegen in der klassischen Ernährung kein B12, weil es nur von Mikroorganismen gebildet wird, die in unserer Nahrungskette kaum vorkommen. Und weil die EU-Bio-Verordnung verbietet, dass biologischen Produkten Vitamine beigesetzt werden.

Was absurd ist. Denn B12 sollte ein dringender Bestandteil der Biopflanzenwahl sein oder des Biopflanzenjoghurts, so wie in vielen anderen Teilen der Welt.

Nummer zwei, daran denken wenige: Vegetarier. Warum? Milch ist ein relativ guter B12-Lieferant. Teile des B12-Haushaltes der Mutterkuh zum Beispiel kommen über die Milch ins Kalb oder in den Menschen, wenn er sich dafür entscheidet, artfremde Milch zu trinken.

Aber Eier sind zwar mengenmäßig gute Lieferanten, man müsste aber ungefähr vier Dutzend Eier pro Tag essen, um seinen B12-Bedarf zu decken, weil die Bioverfügbarkeit unfassbar gering ist. Das heißt, Vegetarier nehmen im Schnitt nur die Hälfte der B12-Menge von Mischköstlern auf.

Und Nummer drei: Mischköstler über 50 bis 60, da scheiden sich die Geister. Denn im tierischen Lebensmittel ist B12, das ist Molekül, an Protein gebunden. Und erst, wenn wir diesen Komplex lösen, kann der Körper B12 aufnehmen.

Mit dem Alter wissen wir aber, zum Teil medikament

enbedingt, zum Teil altersbedingt, haben wir weniger starke Magensäure, wir nehmen vielleicht Säureblocker, Protonenpumpenhemmer und ähnliches, die können die B12-Aufnahme verhindern. Oder wir sind Diabetiker und nehmen Metformin oder wir haben Narkosen mit Lachgas oder, oder. Eine ganze Reihe an Medikamenten kann den B12-Haushalt der Leute stören und es würde mich nicht wundern, wenn wir das flächendeckender kontrollieren würden, dass ein großer Teil der Alterserscheinungen in Richtung Vergesslichkeit, Nährstoffstörungen, nichts anderes ist als ein nicht diagnostizierter, aber eigentlich relevanter B12-Mangel, der auch zum Teil in der Mischköstler-Bevölkerung ab einem gewissen Alter vorkommt.

Krass.

Nico, sorry.

Nee, das ist cool. Du hast vorhin was erwähnt, was ja wahrscheinlich für viele leidenschaftliche Fleischfresser wie die große Hoffnung am Horizont klingt: künstlich hergestelltes Fleisch.

Wo steht da die Wissenschaft, wo steht die Industrie, gibt es das bereits ernsthaft?

Ja, wichtiges Thema, ich versuche mich kurz zu halten. Mal gucken. Falls ihr noch nie von diesem ganzen Thema gehört habt, und ich glaube viele haben noch nie davon gehört, man benennt diesen ganzen Themenbereich als sogenannte Cellular Agriculture, also zelluläre Landwirtschaft.

Und die Idee ist, wie es Winston Churchill so in den 1930ern gesagt hat, wir umgehen diesen unwirtschaftlichen, unethischen, unökologischen und zum Teil gesundheitlich abträglichen Weg, dass wir für Muskelfleisch, Eier und Milch ein ganzes Tier brauchen. Denn das Tier oder auch wir, wie viel Kalorien isst ein Mensch pro Tag, je nachdem wie groß er ist, 1800, 2000, 2500, 3000, wie viel Kalorien von diesem Futtermittel speichern wir denn in Form von Fleisch, in Form von Fett? Ein geringer Teil, denn das meiste brauchen wir für unsere Vitalfunktionen.

Und so ineffizient wie wir sind, so ineffizient ist auch das Nutztier. Das heißt, wir schleudern Kalorien in den Organismus rein und kriegen relativ wenig raus. Bei den Wiederkäuern kriegen wir jede Menge Methan raus, ein ziemlich klimaschädliches Gas. Und die Idee ist folgendes, wir springen vielleicht mal die drei Gruppen durch. Was ist mit Menschen, die bis jetzt große Milchfans waren oder Käsefans waren?

Wie zum Beispiel ich dachte, ein Leben ohne Parmesan ist nicht lebenswert. Wie sich gezeigt hat, es ist einfach ein Produkt mit sehr viel Fett und sehr viel Salz und wir können unsere Geschmackssinne umgewöhnen.

Aber ich dachte, es sei zeitlang. Und wie wird heutzutage Insulin produziert? Warum Insulin? Früher mussten wir barbarisch die Bauchspeicheldrüsen von Schweinen nehmen, die Schweine dafür umbringen, um daraus Insulin zu synthetisieren.

Für so viele Diabetiker, wie wir heute haben, würde das gar nicht funktionieren. Deswegen hat der Mensch gesagt, okay, wir wissen ja, dass gewisse Bakterien Insulin produzieren können. Und heute, jeder Diabetiker nimmt dieses Insulin von Bakterien oder Hefen, meistens auch Hefen, produziert.

Wir wissen mittlerweile, dass ähnliche Hefen nicht nur Insulin produzieren können, sondern auch Kasein, das Milcheiweiß, was wir so schätzen, weil es einer der wichtigen Faktoren ist, warum Käse am Endeffekt Käse ist.

Und erneut können wir also sagen, wir umgehen den Weg, dass eine Kuh zwangsgeschwängert werden muss, was in den allermeisten Fällen natürlich funktioniert, sondern in dem der Zwangsbesamer den männlichen Bullen Samen einpflanzt, sie dann schwanger wird, ihr Kalb ihr ziemlich bald nach der Geburt weggenommen wird, das Kalb wird geschlachtet, weil das darf ja die Milch nicht trinken und wir dann nur für den Konsum und den Genuss von Milch eben diese Kuh bis an ihr Lebensende ausbeuten.

Die wird nicht einmal halb so alt, wie sie eigentlich werden würde. Durch die Überzüchtungen sind ihre Euter riesengroß, entzündet und schmerzhaft. Die müssen also wirklich gemolken werden. Und sie sind einfach das Arbeitstier schlechthin.

Und ich verstehe, ich liebe den Käse und würde ihn heute noch lieben. Aber wenn wir die Möglichkeit haben, den exakt gleichen Käse mit der gleichen Proteinstruktur, mit dem gleichen Fettsäurespektrum tierleidfrei zu produzieren, weil es aus der Zeit einer Hefe kommt, warum sollten wir das nicht tun?

Fleisch. Ich mochte Fleisch sehr gerne. Wenn es Buletten gab bei mir zu Hause, ich habe so lange gegessen, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Aber wenn wir die Möglichkeit hätten, das exakt selbe Muskelfleisch zu produzieren, indem wir nicht ein Tier füttern, Kalorien verschwenden, Kot produzieren, in der Massentierhaltung 99% des Fleisches, Antibiotika verwenden müssen, sondern eine Zelle entnehmen, ungefähr eine halbe Zentimeter große Biopsie. Und aus dieser kleinen Biopsie können wir 10.000 Kilogramm hochwertiges Fleisch produzieren. Das heißt, anstatt ungefähr 70 Milliarden Nutztiere brauchen wir nur noch wenige hundert, um die Spezies aufrecht zu erhalten.

Kein Tier muss mehr dafür sterben, man piekst dem Huhn nur in den Hintern, holt eine Zelle raus und lässt diese Zelle, ähnlich wie wir heute Bier brauen, in einem Fermenter wachsen. Deswegen auch das Wort Cultured Meat.

Und dadurch brauchen wir kein Antibiotikum. Wir brauchen keine Futtermittelverschwendung. Wir haben 90 Prozent weniger CO2, 90 Prozent weniger Wasser, 90 Prozent weniger Fläche und je nach Hochrechnung zwischen 6 und 45 Prozent weniger Energie.

Das heißt, plötzlich, gute Nachrichten an alle Fleischliebhaber: wir können dreimal täglich, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr Fleisch essen, so viel wir wollen. Es wird günstiger, es wird ethischer, es wird ökologischer und es wird gesünder.

Denn wir wissen, dass gewisse Fettsäuren für unsere Gesundheit abträglich sind. Es gibt Skeptiker, die haben aber einige valide Punkte, aber grundsätzlich ist die Wissenschaft sehr klar, dass wir die Menge an gesättigten Fetten und Transfetten in unserer Ernährung reduzieren sollen.

Dass Cholesterin nicht der größte Feind unserer Gesundheit ist, wissen wir schon lange. Da haben Cholesterinskeptiker einen validen Punkt. Dass gesättigte Fette alleine auch nicht das Problem sind, haben sie auch vollkommen recht, aber nichtsdestotrotz.

Was wir haben wollen, ist zum Beispiel, sagen wir mal, ein Stück Kotelett mit einem Fettsäurespektrum voller Omega-3-Fettsäuren wie ein Fisch. Fettsäuren schmecken nämlich nach gar nichts. Das heißt, wir würden es gar nicht merken, wenn wir plötzlich ein richtig schönes Steak hätten, das voller Omega-3-Fettsäuren steckt und anstatt unseren Cholesterinspiegel hochzutreiben, den sogar senkt und Entzündungen hemmt und plötzlich gesünder ist.

Und das ist die Zukunft unserer Welt und wir sehen es. Richard Branson, der Gründer von Virgin Records. Elon Musk, Tesla, SpaceX, Bill Gates, Microsoft. Viele Fleischkonzerne, Tyson, der weltweit größte Fleischproduzent. Diese Menschen investieren Venture Capital in Milliardenhöhe, um genau diese Entwicklungen zu fördern.

Und ob man das gut findet oder nicht, sei jetzt einmal dahingestellt. Aber ich frage dich, wenn das unnatürlich ist und das ist unnatürlich. Ist es natürlich, die Nutztierhaltung weltweit mit 70 Milliarden Nutztieren aufrechtzuerhalten?

Plus ist Natürlichkeit überhaupt ein Faktor für gut oder schlecht? Wir sitzen gerade vor dem Laptop, du bist ganz woanders, wir können trotzdem skypen oder zoomen. Wir haben Kleidung, wir haben Schulbildung, wir haben Wohnräume.

Alles sehr unnatürlich, aber sehr gut. Und weil uns nichts Besseres einfällt, fragen wir: Wie haben sich die Menschen der Altsteinzeit ernährt? Würden wir niemals fragen bei irgendetwas anderem? Wie haben die Menschen der Altsteinzeit gewählt oder ihr Toilettengeschäft verrichtet?

Nein, würden wir niemals fragen und bei der Ernährung schon, weil wir einfach vor 20 oder 40 Jahren noch so waren. Und ich verstehe es, aber es wird Zeit, dass wir da mehr Konsens bringen. Und wenn wir wirklich achten, das ist auch der letzte Satz, dann sehen wir, dass die Frau Doktor, ich, die meisten Fachkräfte, im überwiegenden Teil ihrer Ernährungsempfehlung ohnehin übereinstimmen.

Das Problem ist, ich habe das Gefühl, gerade so in unserer schönen Social Media-Welt werden diese paar Prozent der Uneinigkeit oft so hochgespielt, dass man denken könnte, es gibt gar keinen Konsens. Und das ist eigentlich nie der Fall.

Langer Monolog, sorry.

Nee, das ist cool, danke. Ich bin dir wirklich dankbar. Ich finde es sehr, sehr schön, wie du immer wieder die Brücke schlägst. Lass uns jetzt an der Stelle eine Brücke schlagen zu den Menschen, die das jetzt gerade sehen und die sagen: Hm.

Ich habe bis jetzt viel Fleisch gegessen, aber es berührt mich. Ich habe Bock, mich vorsichtig in diese Richtung zu entwickeln. Was sind deine Tipps? Wie kann man anfangen, ohne vielleicht gleich ganz radikal Veganer werden zu müssen?

Ja, also wenn man mit der engl

ischen Sprache vertraut ist und sich damit wohlfühlt, wäre aus meiner Sicht eine der einfachsten und besten Wege auf pcrm.org zu gehen. PCRM – Physicians Committee for Responsible Medicine, die haben das sogenannte 21-Day Vegan Kickstart-Programm, da kann man sich kostenlos registrieren und bekommt über 21 Tage hinweg Rezepte, Informationen, Anleitungen, Motivation, Inspiration, um einfach mal 21 Tage das Ganze für sich auszuprobieren und dann festzustellen, was sich verändert hat. Hat sich etwas verändert? Wenn man noch dazu sich geistig fordern möchte, das gibt es auf Mandarin, auf Indisch, auf Spanisch, aber leider noch nicht auf Deutsch. Ich hoffe bald. Und insgesamt, bevor man überhaupt so etwas anfängt, wäre mein Tipp, sagt auch Dr.

Pannemann und viele weitere, im ersten Moment einmal gar nichts zu ändern. Denn wir wollen uns jetzt noch nicht dem Stress aussetzen. Wir wollen sagen, okay, ich erlaube mir selbst, genau das weiterzumachen, was ich bis jetzt gemacht habe, auch wenn ich vielleicht jetzt schon spüre, dass das meinen eigentlichen ethischen Überzeugungen widerspricht.

Aber ich habe es die letzten Jahrzehnte gemacht, niemand wird das stören, wenn ich es jetzt noch ein paar Tage oder Wochen weitermache, einfach um es mir selbst gut gehen zu lassen. In dieser Zeit, haltet ihr die Augen aber offen.

Das heißt, wenn ich in meiner Betriebskantine esse, gucke ich, auch wenn ich heute noch das esse, was ich immer esse, was gäbe es denn für pflanzliche Alternativen? Was gibt es am Salatbuffet? Was gibt es für schöne Beilagen, die man mit anderen Gerichten kombinieren kann, um pflanzlich zu essen?

Was gibt es in meinem Lieblingsrestaurant? Was gibt es im Bioladen, Reformhaus, Discounter oder Supermarkt um die Ecke zu kaufen? Welche Rezeptblogs inspirieren mich? Was kann ich eigentlich kochen?

Was sind meine Lieblingsspeisen und wie könnte ich die vielleicht rein pflanzlich gestalten? Und das kann man dann mal eine Woche machen und dann wird man einen schönen Überblick haben und kann sich aufschreiben.

Diese zwei, drei Dinge gibt es bei mir zum Frühstück, die sind rein pflanzlich. Das könnte es zum Mittagessen geben und das könnte es zum Abendessen geben. Und dann gehen wir zum Beispiel in diese 21 Tage des Vegan Kickstart Programs und sind mit unseren Rezepten plus der neuen Inspirationsvielfalt bestens gewappnet, um ohne Stress zu sagen: Okay, 21 Tage zieh ich es durch und danach kann ich machen, was ich möchte.

Weil dieser Stress, okay, ab heute und dann nie wieder, der macht verständlich vielen Leuten Angst. Wir werden aber merken, wenn wir entspannt rangehen, dass wir mehr gewinnen, als wir verlieren. Ich habe mehr Lebensmittel kennengelernt, seitdem ich mich rein pflanzlich ernähre, als ich weggelassen habe.

Und ich glaube, wir unterscheiden uns von Mensch zu Mensch etwas, aber für mich persönlich war es eines der besten, befreiendsten und schönsten Gefühle, dass ich mit meinen täglichen Entscheidungen, die ich alle treffe, noch immer schlechte Entscheidungen treffe. Klar, aber die überwiegende Anzahl meiner Entscheidungen heute, vor allem Essensentscheidungen, die wir ja drei, vier Mal pro Tag treffen.

Ich weiß, dass meine Essensentscheidung im Rahmen meiner Möglichkeiten den geringsten, nicht keinen, aber den geringsten negativen Einfluss auf meine Mitwelt hat und ich damit meine Bedürfnisse nicht zwangsläufig über die Bedürfnisse aller anderen Lebewesen stelle.

Nico, zum Abschluss, also das eine Buch haben wir schon erwähnt, aber ich möchte gerne noch auf dein zweites Buch eingehen, das du jetzt gerade schreibst. Worum wird es darin gehen?

Ja, also ehrlich gesagt schreiben wir gerade an zwei Dingen parallel und drehen zwei Dokumentationen, die zeitversetzt innerhalb von neun Monaten dann rauskommen werden, nächstes Jahr.

Das kommende Buch, das erscheinen wird, wird im Februar erscheinen, 2020, Februar, März und es wird eine Art erweitertes Kompendium, Rezeptebuch, Praxisbuch, wie man es nennen möchte, zu „Vegan-Klischee ade“.

Denn „Vegan-Klischee ade“ stellt die Frage zum Nährstoffbedarf und zur Nährstoffbedarfsdeckung, zur Lebensmittelauswahl, aber es ist ein Ernährungsbuch, es fehlt ein wichtiger Teil, nämlich die Rezepte.

Und ich wollte nicht ein Kochbuch machen mit Rezepten, die so komplex sind, dass man sie eh nicht nachmacht oder mit so ausgefallenen Zutaten, dass man sie eh nicht zu Hause hat, sondern mit Hilfe vom Vegan-Koch Sebastian Copien ein Rezeptebuch machen, das ernährungsphysiologisch optimiert ist, alltagstauglich praktikabel mit Zutaten, die man überall findet, in einer zeitschaffbaren Zeit ohne großes Kochniveau.

Das ist das Ziel, das kommt Februar, März 2020 raus. Dann wird im Herbst noch ein ergänzendes Buch rauskommen, das ebenso wie „Vegan-Klischee ade“ mit den Mythen über pflanzliche vegane Ernährung aufräumt.

Aber „Vegan-Klischee ade“ hatte einen reinen Gesundheitsfokus. Das neue Buch, zusammen mit „Die Artgenossen“, einem YouTuber, der sehr gute Videos macht, kann man gerne auch reingucken, wird es um die ökologischen, philosophischen und ethischen Fragestellungen geben, ein bisschen auch, was wir heute gemacht haben, aber noch wesentlich tiefer und umfassender. Weil wir alle werden ja mit, oder zumindest ich und alle Menschen, die sich pflanzlich ernähren, konfrontiert mit Aussagen wie: Hey Veganer, dein Soja zerstört den Regenwald. Der Löwe isst doch auch Fleisch, das ist doch natürlich und so weiter und so weiter. Und all diese Dinge wollen wir Punkt für Punkt durchgehen.

Parallel, weil ich verstehe, dass nicht jede Person lesen möchte, machen wir zwei Dokus, die völlig kostenlos als Service für die Community auf meinem YouTube-Kanal „Nico Rittenau“ sein werden. Eine Dokumentation zum Thema cultured meat, cellular agriculture, wo wir also im Herbst im Silicon Valley sein werden und in Israel, also Kalifornien und Israel, und dort mit all diesen Pionieren drehen werden und zeigen,

wie eben die Zukunft unserer Welternährung aus der Sicht dieser Experten aussehen kann. Und parallel machen wir noch eine Doku zu „Vegan-Klischee ade“, wo wir die Kerninhalte aus dem Buch für alle, die nicht lesen wollen, schön anders medial aufbereiten und in einer kurzen, knackigen, 45- bis 60-minütigen Doku filmisch aufbereiten, sodass man sie ansehen kann.

Das sind so die Projekte. Ansonsten YouTube, jede Woche ein neues Ernährungsvideo, völlig kostenlos. Ich bin überall auf Tour, gebe Ernährungsseminare, unterrichte an mehreren Hochschulen und tue alles, was ich kann, um die Frage zu beantworten, die brennende Frage: Wie können wir zehn Milliarden Menschen gesund und nachhaltig ernähren?

Also ich hoffe sehr, und ich bin mir auch sicher, dass du gerade viele, viele inspirierende Samen in vielen Geistern gesetzt hast. Ich möchte mich sehr bei dir bedanken und möchte an der Stelle erwähnen, dass wir auch mehr von dir in Kombination mit Fasten, dass du auch Teil unserer Frei- und Leicht-Kur bist.

Weil das ist für mich immer, Fasten, das ist für mich ein super Einstieg, um überhaupt Dinge in Frage zu stellen und neu zu starten. Also wer mal richtig runterkommen will und dann vielleicht vegan starten will, herzlich willkommen zur Frei-und-Leicht-Kur.

Nico, ich bin mir ganz sicher, wir machen noch mehr zusammen. Für mich sind immer Menschen, die sachlich argumentieren und nicht mit der Moralkeule kommen, unglaublich wertvoll. Also vielen, vielen Dank für deine Arbeit und viel Erfolg.

Sehr, sehr gerne, danke für die Einladung. Es war mir eine große Freude und auch für dich alles Gute und viel Erfolg. Ciao.

Wow, was für ein intensiver Ritt durch ein spannendes Thema. Danke dir fürs Zuhören.

Falls du dich tiefer auf das Thema Ernährung und Gesundheit einlassen möchtest, dann empfehle ich dir von Herzen unsere Frei-und-Leicht-Online-Detox-Fasten-Kur. Du findest den Link dazu unter diesem Podcast.

Ich wünsche dir einen wundervollen Tag und ein glückliches Leben. Das war ein Kapitel aus dem Podcast **Seelengevögelt**, die Rebellen des Geistes von Veit Lindau. Ich würde mich sehr freuen, wenn du meinen Podcast abonnierst und wenn ich so die Möglichkeit hätte, in deinem Leben einen kleinen, guten Unterschied zu bewirken.

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